Der Ruf aus Kanada. Rudolf Obrea

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Der Ruf aus Kanada - Rudolf Obrea

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und von dem Empfangskomitee der beiden anderen mit: „Hallo Peter!“ begrüßt wurde, verfehlte diese Geste nicht ihre Wirkung. Sein auffälliger, schwarzer Schnurrbart ließ die beiden etwas nach oben gezogenen Mundwinkel verschwinden und damit die angenehme Überraschung erkennen, die sie bei ihm hervorriefen. Nach der Begrüßung gestand er ihnen: „Kaum zu glauben, dass ich hier von Bekannten empfangen werde. Als der Pilot unseres Flugzeuges uns ankündigte, dass er den Atlantik überquert und Kanada bei der Küste von Labrador erreicht habe, glaubte ich schon bald am Ziel zu sein. Der Flug dauerte jedoch noch einmal drei Stunden und der Blick aus dem Fenster zeigte mir eine riesige verlassene Landschaft, die von endlos vielen Seen durchsetzt war.“ Jim versuchte ihn zu beruhigen: „Hier in Toronto machen wir eine Ausnahme, damit du dich an uns gewöhnst, bevor dich Sven nach Bancroft bringt und ihr hoffentlich die Vorzüge der Abgeschiedenheit kennen und schätzen lernt.“ Peters Mundwinkel zeigten sich jetzt zu beiden Seiten seines Schnurrbartes und den ernsthaften Blick auf Jim gerichtet, erwiderte er: „Ich werde mir bald ein Auto kaufen, um damit der von dir gepriesenen Abgeschiedenheit möglichst oft zu entkommen.“ Jim und Sven sahen sich an, hatten aber keine passende Antwort und beschlossen deshalb, ihren Gast möglichst schnell zu seinem Hotel zu bringen.

      Auf ihrer Rückfahrt zum Büro erklärte Sven seinem Partner: „ Unser Montageleiter, Klaus Weinlein, erzählte mir bei Wegener in Esslingen bereits, dass Peter zwar ein ausgezeichneter Monteur ist, aber eine Mexikanerin geheiratet hat, die aus begütertem Hause stammt und deshalb besondere soziale Ansprüche geltend macht. Wir müssen ihn vor Allem privat unterstützen, wenn seine Frau nach hier kommt.“ Jim zog sein Gesicht nachdenklich in die Länge und erwiderte: „Keine leichte Aufgabe, dieser „anspruchsvollen Dame“ die andersgearteten Vorzüge von Bancroft schmackhaft zu machen.“ Jim wollte und durfte aber noch nicht aufgeben und beendete das Thema optimistisch mit dem Satz: „Wir haben doch auch etwas zu bieten. Mal sehen, wer gewinnt.“

      Nachdem Sven sich für einen längeren Aufenthalt im Norden gerüstet hatte, holte er am anderen Morgen seinen neuen Begleiter pünktlich am Hotel ab. Jims Rat befolgend, wählte er nicht die direkte Route über den Highway 401, der sie nördlich an Toronto vorbeigeleitet hätte. Stattdessen fuhr er über den Gardiner Expressway zur Innenstadt, direkt vorbei am Fernsehturm mit dem imposanten Kuppelbau des Skydoms ( Torontos neuem Footballstadium) und entlang an dem von Hochhäusern gesäumten Ufer des Ontario Sees. Peter staunte und war sichtlich zufrieden, dass ihn der Flug des Vortages nicht in Kanadas Arktis abgesetzt hatte.

      Der anschließende, langsame Übergang auf das sanfte Hügelland östlich von Toronto, bot, durch die milde Herbstsonne beschienen, zusätzlich eine Aussicht, die die zunehmende Einsamkeit zum andersartigen, aber trotzdem noch beeindruckenden Erlebnis machte. Weitere Unterstützung durch die Landschaft erhielt Sven, als sie nach dem Mittagessen in Peterborough auf dem Highway 28 nördlich von Lakefield an den zahlreichen Seen vorbeifuhren und die angrenzenden Wälder sich mit ihrer bunten Laubpracht des „Indian Summers“ von ihrer schönsten Seite zeigten. Peter vergaß seine Vorbehalte und ließ seinen Fahrer einige Male anhalten, um den Blick auf diesen besonderen Festschmuck der Natur zu genießen. Voller Bewunderung sagte er: „Du hast dir einen mächtigen Verbündeten ausgesucht, um mir deine Baustelle schmackhaft zu machen.“ Ehrlicherweise musste Sven darauf antworten: „Die Gegend verbreitet den Zauber des Ursprünglichen, verursacht mir aber auch eine gewisse Unsicherheit, weil ich einerseits genau wie du über diese Pracht staune, andererseits mich zu wenig auskenne, um die gegenteiligen , menschenfeindlichen Seiten dieser Wildnis zu meistern.“ Jetzt zeigte sich bei Peters Erwiderung der alterprobte Fahrensmann: „Wenn wir einen guten Anfang wie diesen uns möglichst lange erhalten wollen, müssten wir uns auch weiterhin gegenseitig Mut machen, damit wir uns bei schwierigen Situationen , die auf uns zukommen, stets zum Durchhalten anspornen.“ Sven erkannte, dass er mit Hilfe der abwechslungs- reichen Ausblicke auf die sich momentan in großer Vielfalt und Schönheit präsentierende, schier endlose Weite dieser Landschaft Peter wieder zu dem verführen konnte, wie er ihn zusammen mit Klaus Weinlein in der schwäbischen Wirtschaft in Esslingen erlebt hatte. Die mexikanische Frau von Peter durfte er momentan zu den schwierigen Situationen der Zukunft zählen.

      Die Wirtin des Swordhotels, die Sven bereits von seinem ersten Besuch in Bancroft her kannte, dämpfte auch dieses Mal wieder ihre gute Laune, indem sie ihre Gäste mit demselben unpersönlichen, herben Gesichtsausdruck einer verkümmerten alten Jungfrau begrüßte. Ihre unbeeindruckte Zuversicht wurde erneut durch zwei geräumige Zimmer im Neubau mit Kochnischen und Bad belohnt. Außerdem schmeckte das Steak beim Abendessen so gut dass selbst die ungewohnte Qualität des kanadischen Bieres mehr als kompensiert wurde. Bei ihrer anschließenden Unterhaltung über die Baustelle und die einheimischen Mitarbeiter musste Sven eingestehen, dass er selbst noch nichts Genaues wusste, weil er bis auf seinen ersten Kurzbesuch nur auf die telefonischen und schriftlichen Mitteilungen von Ron Harrington, dem Baustellenleiter des Kunden, angewiesen war. Beide betraten Neuland, welches sie sich, basierend auf ihren früheren Erfahrungen und der dabei entwickelten Vorgehensweise, mit einer Mischung von selbstsicherem Auftreten und verständnisvoller Anpassung, neu erschließen mussten. Die Ausgestaltung der Einzelheiten blieb ihrer individuellen Entscheidung überlassen, da eine Rückfrage bei ihren Vorgesetzten in Deutschland ihnen kaum geholfen hätte.

      Gespannt fuhren sie am anderen Morgen zu ihrem neuen Arbeitsplatz und wurden dort von Ron erwartet. Bei ihrem Eintritt in sein Büro stand er hinter seinem mit Papieren übersäten Schreibtisch auf, ging auf sie zu und begrüßte sie mit einem kräftigen Händedruck.. An Sven gewandt, sagte er anschließend voller Stolz: „Willkommen in Bancroft! Dieses Mal bin ich gerüstet. Ihr könnt sofort anfangen. Nebenan habe ich zwei Container für euch vorbereiten lassen, einen als Umkleide- und Aufenthaltsraum, der andere für Werkzeug und Kleinteile. Ich zeige sie euch. Ihr könnt euch darin ein-richten und mir anschließend Bescheid geben, damit ich euch zu den bereitgestellten Maschinenkisten führe und wir die benötigte Montagekolonne zusammenstellen.“ Sven und Jim bedankten sich, gingen mit ihm und richteten sich in ihrer zugewiesenen Behausung ein. Ihr gewohntes Montageleben hatte begonnen und wie bei jeder Baustelle bestand die besondere Herausforderung erneut darin, den Umgang und die Zusammenarbeit mit den einheimischen Helfern und Kollegen möglichst einvernehmlich zu gestalten und für sich selbst ein erträgliches Auskommen zu sichern.

      Nach Feierabend tauschten Sven und Peter beim Abendessen ihre ersten Erfahrungen aus. Voller Neugier und gleichzeitig im Bewusstsein, dass er für die menschlichen Belange zuständig war, wollte Sven wissen: „Wie ist es dir mit deinen Leuten ergangen?“ Peter lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück, richtete nachdenklich seinen Blick in den Raum , überdachte dabei sichtlich zufrieden die Erlebnisse des Tage und antwortete gelockert: „Ich kann mich nicht beklagen. Alle meine Mitarbeiter sind sehr praktisch veranlagt, packen kräftig zu und arbeiten weitgehend selbstständig, sodass ich mich auf das zielgerechte Verteilen und Beschreiben der einzelnen Aufgaben konzentrieren kann.

      Thomas Elliot, der Schlossermeister, den sie Tom nennen, führte mich in seine Schlosserei, die mit Rücksicht auf die Abgeschiedenheit dieser Gegend so eingerichtet ist, dass in ihr schadhafte Teile autark repariert, ja sogar teilweise in Eigenfertigung nachbaut werden können. Er selbst wird allseits respektiert und beeindruckt mich mit seinen qualifizierten Fachkenntnissen.“ Sven überraschte und erfreute diese positive Aussage. Beim Überlegen seines eigenen Beitrages musste er etwas kleinlaut erwidern: „Ich bin Bürohengst geblieben und habe mir mit Hilfe von Rons lokalem Stellvertreter,Dave Pannebaker, bei den hiesigen Firmen eine Büroeinrichtung und die notwendige Telefon- sowie Computerausrüstung bestellt, ein Beitrag, damit uns die Außenwelt nicht völlig vergisst. Dave, ein etwas korpulenter, untersetzter , älterer Herr mit grauem Vollbart, gab sich zurückhaltend, hat aber Verbindung zu Allem und Jedem hier und verschaffte mir bereitwillig die notwendigen Kontakte. Ich überlege, ob wir ihn auf einen Abend einladen, damit wir mit seiner Unterstützung uns hier eine Verbindung zu den Bewohnern aufbauen. Sie sind schließlich die Einzigen, die uns nach der Arbeit einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Ausgleich bescheren.“ Peter gefiel diese Idee. Er wendete lediglich ein,, dass die Aufgabe, Dave aus der Reserve zu locken, nicht einfach wäre. Sven konterte zuversichtlich: „Wir nutzen deine bereits positiven Erfahrungen auf der Baustelle

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