DIE REICHE VON ITHOR. Martin Cordemann

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DIE REICHE VON ITHOR - Martin Cordemann

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war, hat er von den Göttern gesprochen.“

      Also ein Verrückter, seufzte Ron Schwert innerlich. Halb verhungert und halb erfroren im Wald verirrt. Es war wohl kaum eine Aussage, auf die man viel geben konnte – wie er vermutet hatte.

      „Er trug am Körper eine Verbrennung, wie sie den alten Schriften entspricht. Das Feuermahl der Götter.“ Der König legte den Kopf schief. „Und Ihr wisst, dass Abt Gläubiger mich nicht unterrichtet hätte, wenn er nicht wirklich besorgt wäre.“

      Schwert nickte. Vielleicht war doch mehr dran an der Sache.

      „Ihr müsst noch heute abreisen. Ich möchte, dass Ihr mit dem Abt sprecht und wenn möglich mit dem Mann.“

      „Ich werde mein Bestes versuchen“, nickte Ron und die beiden reichten sich die Hand. Er hatte eine lange Reise vor sich. Erst an der Küste entlang bis nach Sillgur, der Hauptstadt, dann weiter zur großen Mauer und dann durch Nogland bis hinauf in die Kargen Berge. Er würde Wochen unterwegs sein, Monate, bis er wieder hier war. Gerüchte schienen schneller zu reisen als Menschen.

      Sie gingen über die Zinnen der Festung, während sie die warme Brise vom Meer genossen.

      „Wie geht es Eurer Schwester?“

      „Gut, mein König.“ Seine Schwester war, wie er, als Kind eines Mühlers geboren. Er war als Ron Mühlerssn aufgewachsen, doch mit der Entscheidung für seinen Lebensweg war er zu Ron Schwert geworden. Ella Mühlerstotta, seine Schwester, hatte seinen alten Freund aus Kindertagen, Stef Bäckerssn, geheiratet und war nun schon seit vielen Jahren eine ehrbare Ella Bäckerfru. „Sie haben drei Kinder und sind sehr glücklich.“

      „Es freut mich, das zu hören.“

      Bevor sich Ron Schwert auf seine lange und beschwerliche Reise in den Norden begab, würde er noch in der Hauptstadt bei seiner Schwester einkehren, die ihn bestimmt mit jeder Menge Proviant und guten Wünschen versorgen würde.

      „Hat es noch keine Einladung zu einer Zusammenkunft der Botschafter gegeben?“ war das letzte, was er den König vor seiner Abreise gefragt hatte. Dieser hatte nur den Kopf geschüttelt. Was Schwert einmal mehr an der Glaubhaftigkeit dieser Geschichte zweifeln ließ. Wahrscheinlich war es nur ein geschicktes – und brillantes! – Ablenkungsmanöver des Seevolkes, das ihre Aufmerksamkeit auf ein weit entferntes Ziel lenken wollte, während es an anderer Stelle zum Angriff überging. Bevor er davon ritt, setzte er noch die Armeen an der Küste in Alarmbereitschaft – nur für alle Fälle.

      Gemächlich ritt das Schwert Seiner Majestät die Küstenstraße entlang. Es würde lange dauern, bis er das warme Klima hier wieder genießen konnte. Er würde es vermissen, soviel stand fest.

      Kurz bevor ihn sein Weg landeinwärts führte, bemerkte er etwas am Horizont, undeutlich, in dem vor Sonne spiegelndem Meer. Mochten ein paar Schiffe sein, dachte er bei sich, wahrscheinlich aus dem Inselreich. Wahrscheinlich würden sie die Mull hinauffahren, um in der Hauptstadt ihre Waren feilzubieten. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er seinen Weg fort. Hätte er noch ein wenig verweilt und den Augenblick genossen, hätte er gemerkt, dass er sich geirrt hatte. Und er hätte etwas sehen können, das in diesen Breiten seit rund 1200 Jahren niemand mehr gesehen hatte: Möwenförmige Segel, das Erkennungszeichen des Seevolkes. Es war ein Anblick, der gleichermaßen beeindruckend wie erschreckend war und der in der kriegerischen alten Zeit viele Feinde in die Flucht geschlagen hatte. Das war, bevor Kelldor in die Kriege verwickelt wurde. Es war lange her, sehr lange.

      Schwert gab seinem Pferd die Sporen. Er hatte noch eine lange Reise vor sich.

      Kapitel 2

      „Bist du sicher, dass du genug zu Essen hast?“ fragte Ella Bäckerfru, Rons Schwester, und musterte ihren Bruder besorgt.

      Der klopfte beruhigend auf seine prall gefüllten Satteltaschen. „Du musst dir keine Sorgen machen.“ Er umarmte sie noch einmal, dann nahm er sein Pferd am Zügel. Es war ein schönes Wiedersehen gewesen, aber er hatte eine lange Reise vor sich und war deshalb nicht Herr seiner Zeit.

      „Bis bald, Onkel Ron!“ riefen die Kinder und winkten, während er langsam sein Pferd die Straße hinunter führte. Die Hufeisen klapperten auf dem Kopfsteinpflaster und das Geräusch wurde von den Wänden der Gasse zurückgeworfen.

      Er hatte seine Zeit in der Hauptstadt wohl genutzt. Im Regierungspalast hatte man ihn mit den nötigen Papieren und Karten ausgestattet, die ihm eine unbehelligte Reise sichern sollten. Es war lange her, dass er das letzte Mal so weit im Norden gewesen war. Die Mauer, ja, die besuchte er einmal pro Jahr, um dem König über ihren desolaten Zustand berichten zu können, aber darüber hinaus war er in letzter Zeit selten gekommen. Die Mauer… manchmal fragte er sich, wofür man sie überhaupt errichtet hatte. Das Volk der Nogländer war merkwürdig, um es höflich zu formulieren. Er wusste nicht, woran sie glaubten, aber Straßen und gepflasterte Wege schienen nicht dazu zu gehören. Man konnte einen Einheimischen nach einem Weg fragen, aber auch das hatte er inzwischen aufgegeben, weil die Antworten mit schwer verständlich noch euphorisch umschrieben waren. Es war kein böses Volk, nur… merkwürdig. Er bezweifelte sehr, dass vor mehr als tausend Jahren von ihm eine Gefahr ausgegangen war, die den Bau eines solchen Walls gerechtfertigt hätte, aber vielleicht hatten sie sich auch nur im Laufe der Jahrhunderte verändert, so, wie sich die Kelldorianer verändert hatten. Oder hieß es Kelldoraner? Kelldorer? Er hatte einmal ein Gespräch mit acht Philosophen zu diesem Thema geführt – und hatte 19 Antworten erhalten. Da hatte er sich gefragt, ob Philosophen vielleicht Nachkommen von Nogländern waren… und vielleicht hatte man die Mauer nur errichtet, um sich davor zu schützen, dass ihre Merkwürdigkeit auf die eigene Bevölkerung über ging?

      Mit Einsetzen der Morgensonne erreichte er die Mull. Folgte man ihr nach Süden Richtung Meer, würde man nach Hafenstadt kommen, die direkt am Großen Ozean lag, doch er musste in die andere Richtung. In den hohen Norden. Er konnte der Mull bis zur Baumgrenze folgen. Sie floss nicht nur durch ganz Kelldor, sondern auch durch ganz Nogland, auch wenn er nicht wusste, wie die Nogländer sie nannten oder ob sie sich überhaupt die Mühe gemacht hatten, sie zu benennen. Er konnte ihr folgen und in ihrer Nähe gab es immer so etwas wie einen Pfad, auf dem er reiten konnte. Ron blickte noch einmal der aufgehenden Sonne entgegen, dann ritt er gemächlich Flussaufwärts.

      „Mein König?“ Sigbert Pferdbote (geb. Schmiedssn, dann Sigbert Beobachter, Sigbert Laufbursche, Sigbert Laufbote, der erst kürzlich zum Pferdbote aufgestiegen war) trat aufgeregt von einem Bein auf das andere.

      „Ja?“ fragte dieser. Er wusste, dass etwas geschehen sein musste, aber er wusste nicht, was. Noch nicht.

      „Beunruhigende Neuigkeiten“, berichtete der Bote und man konnte in seiner Stimme hören, dass er so beunruhigt war, wie das die Neuigkeiten verlangten. „Der Kommandant Beobachter hatte am Horizont Segel ausgemacht.“

      „Das Inselreich?“

      „Nein“, schüttelte der junge Pferdbote den Kopf. „Es waren Schiffe des Seevolks.“

      Das musste, dachte der König bei sich, ein Name sein, der dem jungen Mann wie der einer Sagenfigur vorkommen musste. Allzulange war es her, dass man Schiffe dieses Volkes in ihren Breiten gesehen hatte. Niemand, der lebte, hatte sie gesehen, nicht hier, direkt vor Kelldor. Über lange Zeiten war man sich nicht sicher, ob das Seevolk überhaupt noch existierte oder ob ihre Insel im Süden nicht vielleicht von einer hohen Flutwelle hinweggespült worden wäre, über den Rand der Welt, oder ob es sich nicht vielleicht mit einem anderen Volk in eine Auseinandersetzung verwickelt hatte, das nicht so vergebend war wie

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