LIfe is a story. Gudrun Anders
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„29,95 mal 30 Prozent … minus … gleich ….“ Es entstand eine kurze Pause. „Oh, da scheint ja wirklich etwas falsch zu sein. Moment, ich rufe die Kollegin.“
Das tat sie dann auch. Diese kam herüber und rechnete ebenfalls noch mal nach. Sie meinte dann siegessicher: „Die Schuhe kosten jetzt 29 Euro und 5 Cent. Wollen sie die haben?“
„Nicht zu dem Preis“, warf ich ein. Ich hatte im Kopf mitgerechnet. Wahrscheinlich hatte sie bei den 30% Rabatt einfach nur die Null vergessen einzutippen, die in diesem Fall einen ganz erheblichen Preisunterschied für mich machte. Kann ja mal vorkommen ….
„Zu welchem Preis denn?“, fragte die zweite Verkäuferin dann keck.
„Zum richtigen“, meinte ich süffisant und überlegte gerade, ob ich nicht meinen Beruf wechseln und mal Verkäuferinnen ausbilden sollte.
In meiner Generation und auch während meiner Kaufmannsausbildung hatten wir noch Kopfrechnen gelernt, wenngleich wir später auch Taschenrechner und Computer nutzten. So war doch zumindest noch ein Fünkchen Preisgefühl vorhanden. Und Dienst am Kunden wurde uns auch eingetrichtert.
Verkäuferin Nummer 2 nahm sich jetzt meinen Schuhkarton und ging damit zur Kasse. Sie hielt den Karton vor den Scanner und meinte dann freudestrahlend: „Die Schuhe kosten jetzt 19,48 €. Nehmen Sie die mit?“
„Zu dem Preis ja!“, rief ich und grübelte, wie es sein konnte, dass der neue Verkaufspreis unter 20 Euro lag. Konnte ich mich tatsächlich so verrechnet haben?
Ich bezahlte und verließ den Laden. Draußen nahm ich mir mein Handy zur Hand. Was für ein Segen, dass heute in jedem Smartphone nicht nur ein Radio, sondern auch eine Taschenrechner-App enthalten ist!
29,95 Euro abzüglich 30% Räumungsrabatt waren laut meinem Telefon 20,96 Euro. Ich tippte auch den falschen Preis ein und zog den Rabatt ab – et voilá – da hatte sich das Mysterium geklärt.
Irgendjemand – wahrscheinlich war‘s mal wieder der Computer … – hatte die 30% noch einmal vom bereits falsch reduzierten Preis abgezogen.
Für einen Moment überlegte ich, ob ich reingehen und das erneut klarstellen sollte. Aber ein Blick in die Runde verschaffte mir eine neue Idee. Das on top gesparte Geld investierte ich lieber in eine leckere Kugel Eis im Laden nebenan. Die hatte ich mir jetzt auch redlich verdient.
Heiligabend in der Hundehütte
Mein alter Nachbar, für den ich öfter die Hunde ausführe, lag über Weihnachten im Krankenhaus. Gern hatte ich mich angeboten, mich während seiner Abwesenheit um seine beiden Hunde zu kümmern.
Seit einigen Tagen lag ein bisschen Schnee, aber über Nacht hatte es ordentlich geschneit. Als ich morgens zu den Hunden runter ging, war die ganze Hundehütte eingeschneit, der Zugang erschwert.
Die beiden Hofhunde waren es gewohnt, das ganze Jahr über draußen zu bleiben. Sie hatten Holzpaletten auf dem Boden, dicke Teppiche darauf und selbst ein Kopfkissen. Außerdem stand ein alter, ausgedienter Fernsehsessel in der großen Hundehütte, der mit alten Wolldecken gespickt war, in die die beiden Hunde sich oft einkuschelten.
Ich kam kaum bis zur Hundehütte und hier angekommen bekam ich die Tür nur unter Anstrengungen auf. Ich musste erst einen Schneeschieber aus dem Schuppen besorgen, um etwas von den Schneemengen vor der Tür entfernen zu können.
Die Hunde jaulten schon. Einerseits freuten sie sich darauf, endlich von mir gestreichelt zu werden, andererseits lag überall in der Hundehütte Schnee. Sogar ihr Fell war von Schnee bedeckt. In der ganzen Hütte gab es kaum einen Platz, der nicht von Schnee bedeckt war. Nur eine kleine Ecke auf einer alten Holzbank war noch frei und die beiden drängten sich zusammen genau auf dieser Stelle, damit die Pfoten noch ein wenig trocken blieben.
Ich schaue auf die beiden winselnden und jaulenden Hunde und habe das Gefühl, mir bricht gleich das Herz. Eigentlich darf man das doch keinen Wesen auf dieser Welt antun: Draußen, allein, eingesperrt und vollgeschneit in einer alten, dunklen Hütte zu leben. Alle Wesen sollten es warm, trocken und kuschelig haben, selbst wenn so mancher Hundekenner sagt, dass es den Tieren nichts ausmacht draußen zu bleiben. Ich weiß natürlich, das viele Hunde auf dieser Welt es wesentlich schlechter haben als diese beiden hier, aber weh tut es trotzdem.
Die kleine Sina ist schon seit 15 Jahren draußen, sie ist es so von klein auf gewohnt. Aber manchmal habe ich das Gefühl, sie erträgt einfach nur. Was soll sie auch anderes machen? Ihre Augen sind traurig und trüb. Sie erträgt, weil sie es nicht anders kennt. Auch sie ist dankbar für jede Art der Zuwendung. Dankbar für jede Mahlzeit, die Zuwendung und wahrscheinlich auch für ein trockenes Fell.
Ich hole ein trockenes Handtuch, um das Fell etwas zu trocknen. Früher kannte sie es nicht getrocknet zu werden, schließlich trocknen andere Hunde ja auch von selbst wieder. So zumindest war die Einstellung des alten Bauern, bei dem sie leben. Als ich sie das erste Mal trocknen wollte, hat sie in mein Handtuch gebissen und es mir dann entrissen. Heute schaute sie nicht einmal mehr auf, sie hat sich an das Trocknen gewöhnt und leckt mir anschließend dankbar meine Hand.
Ich schüttele an diesem Morgen alle Decken aus. Alles ist nass, nicht eine einzige Stelle in der Hundehütte ist trocken geblieben.
Es hat über Nacht reingeschneit. Ein anderer Nachbar hatte gestern bereits zwei Seiten der Hütte mit einigen alten Brettern vernagelt, da der heftige Schneesturm angekündigt worden war. Trotzdem hat das nicht gereicht, um allen Schnee abzuhalten, es hat nur ein wenig gemildert.
Die alte Couch in der Ecke lässt sich nicht verschieben. Zwei gemauerte Hundehütten, die von den beiden Hunden überhaupt nicht benutzt werden, stehen im Weg. So muss die alte Couch also dort bleiben, wo sie jetzt steht. Ich muss einen anderen Weg finden, es für die Hunde gemütlicher und vor allem trockener zu machen.
Die auf dem Boden aufliegenden Holz-Paletten kann ich nicht allein bewegen. Auch sie sind verkantet und etliche große, alte Teppiche machen mir ein Bewegen unmöglich. Eine dicke Schneeschicht liegt auf den Teppichen. Wenn die schmilzt, ist alles durch und durch nass.
Was tun? Ich stehe regungslos in dem alten Hundezwinger und schüttele dann erst einmal alle Wolldecken auf dem alten Fernsehsessel vor der Hütte aus.
Meine Nachbarin Iris kommt dazu und schaut sich das Malheur an. Sie hatte mich in der Hütte fluchen und arbeiten gehört und wollte sich nach den Hunden erkundigen.
„Oh Gott, das kann auf keinen Fall so bleiben!“, rief sie aus. „Wir müssen uns was einfallen lassen.“
Und dann wurden wir beiden Frauen kreativ. Fast wurden wir zu Schwerstarbeiterinnen an diesem Morgen des Heiligen Abend.
Wir hatten die Idee mit Abdeckfolie vom Malern provisorisch die anderen beiden Seiten der Hütte etwas abzudichten. Das würde zumindest ein wenig mildern. Die Hunde waren einiges gewohnt, aber keiner von uns konnte oder wollte sie zu sich reinnehmen.
Einerseits waren es Hofhunde, andererseits hatten wir Katzen, die von den beiden Hunden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gejagt und gebissen worden wären. Aber es waren weitere Schneefälle für den Tag angekündigt.
Ich