Anna Q und das Erbe der Elfe. Norbert Wibben
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»Mutters Kette. Wo ist sie?« Bevor Ainoa antworten kann, spürt Anna, wie das Schmuckstück auf ihre geballte rechte Faust gelegt wird.
»Entschuldige, dass ich sie genommen und betrachtet habe. Ich wollte und werde sie nicht stehlen. Jetzt versuche, deine Augen zu öffnen. Ich habe dich und Ainoa nach diesem Beinaheunglück mit magischen Sprüchen versorgt, bevor ich euch in einen heilenden Schlaf versetzte.« Anna folgt der Aufforderung. Erleichtert stellt sie fest, dass ihr nicht erneut schwarz vor Augen wird. Sie blickt um sich, erkennt, weshalb ihr das Aufrichten derart schwerfiel. Sie liegt halb unter einer wärmenden Decke, die an den Rändern festgesteckt gewesen sein muss. Anna schaut in Ainoas lächelndes Gesicht und dann in das einer fremden Elfe, die sich sofort vorstellt.
»Hallo Q. Ich bin Beryl und habe euch gefunden. Ich musste euch ausziehen, um die Kleidung trocknen zu können. Dabei fiel mir die Kette auf, die ich vorsichtshalber von deinem Hals nahm, damit sie beim Trockenrubbeln nicht zerreißen würde.«
»Wie, trockenrubbeln? Und was meintest du mit Beinaheunglück?«
»Ich habe glücklicherweise einen leichten Schlaf. Na ja, für mich ist das nicht immer positiv, aber für euch in diesem Fall schon. – Ich wachte auf, weil ich von draußen ein dumpfes Geräusch hörte. Mir war sofort klar, es musste etwas Schlimmes passiert sein, so laut rumpelte es. In der hellen Winternacht fand ich schnell die Stelle, wo die Spitze einer riesigen Fichte unter der Schneelast gebrochen und zu Boden gestürzt war. Ich dachte noch, das ist zum Glück in der Nacht passiert, sonst hätte der Baum womöglich eine Elfe treffen können. – Ihr müsst wissen, dass dort der Hauptweg zu meiner Schule herführt. – Ich wollte mich schon wieder ins Haus begeben, als ich ein Stöhnen hörte. Sofort nutzte ich magische Sprüche, um den Schnee und die Spitze des Baumes zu entfernen. Ich staunte nicht schlecht, als ich euch zwei entdeckte. Ich brachte euch mehr tot als lebendig in meine Wohnstube und habe euch die nasse Kleidung ausgezogen und dann versorgt.«
»Dafür danke ich dir, Beryl. Aber wieso habe ich jetzt meine Klamotten an, zumindest bis auf die dicke Jacke?«
»Ich habe sie separat getrocknet und euch angezogen, nachdem ich eure Haut mit dicken Handtüchern warm gerieben hatte. Mit Magie ist das alles schnell erledigt.« Während des Gesprächs legt Anna die Kette wieder um und streicht beruhigend mit einer Hand darüber. Sie bemerkt dabei, wie sowohl Ainoas als auch Beryls Blicke darauf ruhen.
»Woher hast du dieses schöne Artefakt?« Die Frage der Freundin irritiert das Mädchen etwas.
»Die habe ich von meinem Vater zum Geburtstag bekommen. Hatte ich dir das nicht gesagt?«
»Nein, nur dass er dich besuchte. Weißt du, wie er in den Besitz der Kette gelangte?«
»Sie gehörte meiner Mutter, die sie …«
»… mit zwölf Jahren von ihrer Mutter bekam«, ergänzt völlig unerwartet Beryl. Die zwei Freundinnen schauen sie erstaunt an.
»Woher? Ich meine, wie kannst du das wissen?« Anna wartet genauso gespannt wie Ainoa. Dann fügt sie erklärend hinzu: »Großmutter hat die Kette meiner Mutter geschenkt, das ist richtig.«
»Ist euch nicht aufgefallen, was für eine besondere Arbeit das ist? Der Anhänger wurde von Elfen gefertigt, genauso wie die feine, aber unzerreißbare Kette. Dass sie unzerstörbar ist, sah ich aber erst, als ich sie genauer betrachtete und feine Runen auf dem Anhänger entdeckte.«
»WAS?« Anna verschlägt es die Sprache. »Das ist unmöglich!«
»Nicht unbedingt«, beginnt ihre Freundin. »Das könnte einiges erklären.«
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