Das Domino-Prinzip. Stefan Frädrich

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Das Domino-Prinzip - Stefan Frädrich

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Sie stellen unsere psychische Grundausstattung dar. Wie funktionieren unsere Wahrnehmung und unsere Gefühle? Was haben innere Werte und Verhaltensmuster mit Glück zu tun? Wie erlangen wir durch unsere Einstellung die besten Voraussetzungen fürs Leben?

      Annika (28) macht sich Sorgen. Erst streikt im Hotel bei ihrer Kreditkarte das Lesegerät, dann baut ihre Freundin Susanne (27) auf dem Weg zum Flughafen fast einen Unfall, und jetzt hat der Flieger auch noch zwei Stunden Verspätung. So eine Pechsträhne! Ob die beiden lieber doch nicht einsteigen sollten?

      Susanne hingegen freut sich: Mit ihrer Kreditkarte konnte sie Annika helfen, ihre Rechnung zu begleichen, den Unfall verhinderte sie durch ihre hellwache Reaktion, und dank der Verspätung kann sie am Flughafen noch Souvenirs einkaufen. Bei so viel Glück bekommen sie im Flugzeug heute sicher die besten Plätze!

      Rolf (51) hadert mit seinem Job: Sein Chef ist schwierig, die Verhältnisse sind chaotisch, und die Kollegen haben innerlich gekündigt. Zwar kennt sich Rolf mit positivem Denken aus: „Alles halb so wild!“, sagt er sich selbst. Und: „Ich liebe meine Arbeit!“ Doch seine Familie sorgt sich: Rolf wirkt so unglücklich.

      Achtung, Stolperstein:

      Unser Gehirn scannt vor allem Gefahren

      Beim Lebensdomino gibt es zweierlei Spielsituationen: solche, die wir verändern können, und solche, auf die wir keinen Einfluss haben. Wichtig ist, das eine vom anderen zu unterscheiden: Beeinflussen wir veränderbare Spielstände zu unseren Gunsten — und machen wir aus unveränderbaren Situationen das Beste.

      Doch leichter gesagt als getan! Wer weiß schon immer, wann es sich noch zu kämpfen lohnt, und ab wann wir uns besser in unser Schicksal fügen? Und: Wie schaffen wir es dann, uns nicht runterziehen zu lassen?

      Wir alle nehmen unsere Domino-Welt unterschiedlich wahr. Wo Annika Probleme und Gefahren wittert, sieht Susanne Chancen. Susanne interpretiert auch anscheinend Negatives als gutes Zeichen für die Zukunft und liebt es, Probleme zu lösen. Sie begegnet schwierigen Situationen mit Ehrgeiz und optimiert sie. Rolf wiederum bildet sich nur ein, seine Situation zu verbessern, indem er sie sich schöner denkt, als sie ist. In Wirklichkeit steckt Rolf in einem Konflikt mit seinen inneren Werten (siehe Domino-Stein 1.4): Sein Job bereitet ihm Dauerstress — und das leugnet er. Armer Rolf!

      Wir denken in Mustern

      Und Sie? Wie würden Sie sich in einer solchen Situation verhalten? Vermutlich hängt das davon ab, welche Erfahrungen Sie in ähnlichen Situationen gemacht haben und wie mutig oder vorsichtig Sie Ihr Lebens-Domino daher spielen. Warum? Weil wir Menschen dazu neigen, Dinge nach gewohnten Mustern zu tun. Weil wir aber alle unterschiedliche Denkmuster gewöhnt sind, beurteilen verschiedene Menschen gleiche Situationen unterschiedlich. Unsere Realität entsteht im Gehirn!

      Doch Gehirne sind etwas höchst Subjektives: Wirklich jeder hat sein eigenes — samt seiner eigenen Geschichte. Und das bedeutet, dass es gar keine objektive Realität gibt, sondern nur unterschiedliche Wahrnehmungen dessen, was wir für Realität halten. Unsere Betrachtungsweise ist also eine Interpretation! Und zwar eine, die uns nützen oder schaden kann.

      Und warum interpretieren wir dann ein Glas mal als halb voll und mal als halb leer? Ganz einfach: Das hängt davon ab, was wir sehen wollen — und auch davon, was wir zu sehen gewohnt sind, weil wir es bereits kennen.

      Übereinstimmungen oder Unterschiede?

      Stellen wir uns ein Gehirn am besten als eine höchst effektive Mustererkennungsmaschine vor: Ständig gleicht diese Maschine unsere Sinneseindrücke mit unseren Erfahrungen und Gefühlen ab und sucht Übereinstimmungen und Unterschiede. Die Suchergebnisse bewertet das Gehirn auch gleich sofort: Übereinstimmungen erkennt es gerne als Bestätigung unserer Erfahrungen und Gefühle an, und Unterschiede lehnt es gerne als unbekannt ab. Dieser Abgleich hilft uns dabei, uns in der Welt zurechtzufinden und auf Dinge schnell und ohne viel nachzudenken zu reagieren. Das verhilft uns zur Routine und rettet uns sogar das Leben: Katze direkt vor uns, vierzig Zentimeter lang? Streicheln! Einen Meter siebzig lang? Flüchten! Schon für unsere Vorfahren war es im Dschungel nicht hilfreich, bei Gefahr erst mal lange zu grübeln oder sich in positivem Denken zu üben: „Ist das jetzt wirklich ein Säbelzahntiger? Na ja, der wird sicher schon zu Mittag gegessen haben!“

      Routine oder Entscheidung?

      Zugleich kann uns der routinierte Abgleich unserer Wahrnehmungen mit unseren Denkmustern auch am Glück hindern. Partner schweigsam? Muster erkannt: Er wird mal wieder mies drauf sein wie beim letzten Mal! Handlung also: streiten! Oder hinterfragen wir die Routine und denken: Partner schweigsam? Vielleicht braucht er Trost! Wir haben die Wahl.

      Wie wir Muster wahrnehmen, sie deuten und letztlich auf sie reagieren, hängt enorm davon ab, wie wir uns gerade fühlen. So betrachten wir unser Leben in schlechter Verfassung meist pessimistischer und in guter Verfassung optimistischer. Und wer entscheidet, wie wir uns fühlen, wenn nicht wir selbst? Zumindest meistens.

      Spielend weiterkommen:

      Die richtige Perspektive einnehmen

      Sind wir den Interpretationen unseres Gehirns hilflos ausgeliefert? Keineswegs! Viele Wahrnehmungen können wir steuern. Wir können uns unser Bewusstsein dabei wie eine Videokamera vorstellen: Was sie filmt, nehmen wir wahr — und was nicht im Sucher ist, blenden wir aus. Ein Beispiel: Konzentrieren Sie sich einmal auf Ihren linken Daumen! Nehmen Sie ihn ganz bewusst wahr. Jeden Zentimeter seiner Oberfläche. Dann stellen Sie sich in aller Ruhe vor, wie gut Ihr Daumen durchblutet ist, wie er immer wärmer wird und schließlich zu pulsieren beginnt. Na? Spüren Sie ihn schon? Ihr rechtes Ohr hingegen haben Sie währenddessen vermutlich nicht im Sucher Ihrer Kamera.

      Was bedeutet das? Etwas Großartiges! Durch unsere Aufmerksamkeit können wir unsere Sinneseindrücke und deren Interpretationen verstärken und abschwächen — ganz so, wie wir es wollen. Wir konzentrieren uns, worauf wir wollen: auf Probleme, Schmerz, Gefahren, Misserfolge. Oder eben auf Herausforderungen, Unversehrtheit, Spannung und neue Möglichkeiten. Die Frage ist nur: Wollen wir den Sucher unserer Videokamera von den Umständen einstellen lassen, oder wollen wir es selbst tun? Und: Worauf wollen wir unseren Sucher richten?

      Das Gute suchen und finden

      Unser Leben ist im Allgemeinen ja sehr sicher: keine frei herumlaufenden Tiger, die meisten Krankheiten sind behandelbar, wir haben genug zu essen, und an Naturgefahren erwarten uns schlimmstenfalls Aquaplaning und Glatteis. Die meisten schlimmen Sorgen werden also niemals Wirklichkeit. Unser Gefahrenscanner Gehirn allerdings wähnt sich immer noch im Dschungel: „Wo könnte der Tiger stecken?“ Und genau das verhindert oft, dass wir so zufrieden sind, wie wir es sein könnten. Also schauen wir stattdessen doch immer wieder: Was läuft gerade gut? Was gefällt mir im Moment ganz besonders? Und wann kommt die nächste schöne Überraschung? Wetten, dass wir so zu einer schöneren Perspektive (und zu besseren Gefühlen) gelangen? Glauben Sie mir: Das Leben ist schön!

      Den Tatsachen ins Auge sehen

      Was aber tun, wenn man in einer wirklich miesen Situation steckt? Dauerstress, Krankheit, Kündigung? Hier ist es nun zunächst wichtig zu unterscheiden, ob man die Situation noch positiv beeinflussen kann oder nicht. Deshalb: Sehen Sie den Tatsachen ins Auge! Wenn Sie die Situation beeinflussen können, dann handeln Sie so lange, bis alles zum Guten gewendet ist (siehe Domino-Steine 2.1 bis 2.6). Sollten Sie dagegen erkennen, dass Sie die Situation nicht mehr beeinflussen können, betrachten Sie sie positiv!

      Der unglückliche Rolf etwa kann durchaus Möglichkeiten finden, seine Job-Situation zu verbessern — er muss sie nur suchen. Und das tut

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