Fremd- oder Selbstbestimmung?. Frank Föder

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Fremd- oder Selbstbestimmung? - Frank Föder

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ist vor der Tatsache zu sehen, daß die Menschheit über mehrere Möglichkeiten verfügt, bewußt oder versehentlich, rasch oder in Raten, das höhere Leben auf der Erde auszulöschen.

      Ächzende Umwelt, zur Neige gehende Ressourcen, verbreitete Vermessenheit der bestimmenden Bewohner, absehbar steigende Konflikte zwischen ihnen, das, bei erbötiger absoluter Tötungsmacht. So etwa müßte ein Außerirdischer die gegenwärtige innere Situation auf dem Wirtsplaneten der Menschen beschreiben. Wer Augen hat zu sehen und wer sich den Blick für Realitäten nicht verstellt, dem muß auch von seinem irdischen Standort aus mit hinlänglicher Deutlichkeit aufschließen, daß die Menschheit im Begriff steht, ihre Lebenschance zu überreizen.

      Sollten Fakten das Geschehen bestimmen, steht zweifelsfrei fest, ausrechenbar, daß die Menschheit enden wird, wenn sie fortfährt in dem, was sie vollführt. Sie überschreitet die Grenze dessen, was ihr Heimatgestirn erträgt. Es kann schwerlich zehn Milliarden Menschen einen zuträglichen Lebensraum bieten, wenn schon sieben Milliarden nicht ausreichend Nahrung auf ihm finden, dazu die Wüsten vergrößert, die Äcker vergällt, die Gewässer verseucht und die Luft verpestet wird.

      Und es kann keinen Frieden geben, wenn ein Teil der Menschheit in Saus und Braus lebt, während ein großer anderer Teil darbt.

      Wenn sich fortsetzt, was geschieht, ist eine Endzeit-Katastrophe so gewiß wie der unvermeidliche Zusammenbruch eines Kartenhauses.

      An Mahnern gibt es denn auch genug. Doch was sie bewirken, muß den aufgeschreckten Geist erst recht befremden. Die tonangebende Mehrheit wirft ihnen modisches Krisengewinsel vor und macht sie als „Propheten des Weltuntergangs“ verächtlich. Auch das blasseste und hohlste Argument ist sonst klugen Köpfen nicht zu fade, gegen die unangenehmen Aufrüttler ins Treffen geführt zu werden. So wird unverdrossen auf die wohlfeile Begebenheit verwiesen, daß seit jeher in der Geschichte Bedenkenträger vor dem drohenden Weltuntergang gewarnt hätten.

      Auf der anderen Seite treten immer wieder Futurologen auf, die in all der Finsternis nur Licht sehen wollen. Und da der Mensch sich dem Angenehmen bereitwilliger aufschließt und sich dort, wo es ihm gut geht, in dem, was er tut, gern bestätigen läßt, findet der Verkünder des Heils stets ein gefälligeres Echo. Wer der Menschheit für die nahe Zukunft das „Goldene Zeitalter“ verheißt und darüber hinaus versichert, daß es sich automatisch einstellen werde, im wesentlichen als Folge der angestoßenen Entwicklung, der darf nicht nur bei Einfaltspinseln, sondern auch bei allen denen des Beifalls sicher sein, die bei einem realistischeren Blick in die Zukunft dazu aufgerufen wären, ihrer Verantwortung gemäß zu handeln.

      Gefordert wären die Regierungen der maßgebenden Staaten. Diese jedoch zeigen sich alles andere als als besonnen und bedenklich. Sie sind mit „Apokalypseblindheit“ geschlagen, wie Günther Anders konstatiert. Ihre Weitsicht reicht gerade bis zur nächsten Legislaturperiode.

      Wo es um Gegenwartsbeurteilung geht, da verlegen auch gemeinhin recht diesseitig Veranlagte sich gern aufs Glauben: „Es wird schon nicht so schlimm kommen“. Gar zu außerordentlich, zu unfaßbar, zu aussichtslos ist, was die unverfälschte Betrachtung der Sachverhalte offenlegt.

      Von dem afro-amerikanischen Schriftsteller James Baldwin wird überliefert: „Menschen, die ihre Augen vor der Wirklichkeit verschließen, beschwören schlicht ihre eigene Vernichtung herauf.“

      Gleichwohl gibt es Zeitzeugen, denen seit langem das unbekümmerte Schwelgen in den gewonnenen Gelegenheiten Sorge bereitet. Dazu gehören die Mitglieder des Club of Rome und die Angehörigen der Union of Concerned Scientists [UCS]). Auch einige Nichtregierungsorganisationen (NGO) gehen gegen besonders gefährliche Auswüchse an. Den Mitgliedern der Weltorganisationen bleibt die Bedenklichkeit der Lage zwangsläufig nicht verborgen. Sie machen darauf auch reichlich aufmerksam.

      So finden sich zunehmend Menschen, die das Geschehen beunruhigt. Sie bleiben aber eine Minderheit. Obendrein besteht unter ihnen Uneinigkeit über die Möglichkeiten und Verfahren, den bedrohlichen Entwicklungen Einhalt zu gebieten.

      Henry Kendall, amerikanischer Umweltexperte und Nobelpreisträger, ist gemeinsam mit einer Vielzahl weiterer Wissenschaftler der Auffassung, daß der Menschheit nur mehr wenige Jahre bleiben, um das Steuer herumzureißen.

      Da gibt es eine Spezies, die über einen kleinen Körper im All gebietet. Sie überfüllt und überfordert ihn. Zur Massentötung fähig, läßt sie ihre Alphatypen ungehemmt ihrem Eigensinn frönen und jedes Maß verlieren. Sie führt sich auf, wie einst Zeus und seine Sippschaft. Deren Himmel immerhin hat der Orkus verschlungen.

      Die Geschöpfe des Prometheus schlagen in den Wind, was er sie einst lehrte. Hat er ihnen doch dringend empfohlen, sein Feuer auf kleiner Flamme zu halten.

      Die Ursache der Wirkung.

      Die Erdzivilisation droht zusammenzubrechen. Verantwortlich dafür ist der Mensch, das steht außer Frage. Doch schlägt sich hier seine Veranlagung nieder? Muß es darum gehen, ihn zu ändern oder ihn zu disziplinieren?

      Die bedrohliche Bevölkerungsvermehrung, was ruft sie hervor?

      Nach Robert Malthus vermehren sich Völker immer in besonderem Maß, wenn es ihnen wirtschaftlich gut geht. Demnach müßte es rosig aussehen auf dem Wirtsplaneten der Menschen.

      Vielerorts fehlt es den Bewohnern tatsächlich an nichts. Aber just dort werden zu wenig Kinder geboren. Offensichtlich kommen seit neuestem günstige wirtschaftliche Verhältnisse der Familienplanung bei jungen Menschen nicht mehr entgegen.

      Der alten Weisheit zum Trotz schrumpft die Bevölkerung, wo Wohlstand herrscht, und sie wächst, wo er ausbleibt. Neuerdings scheinen eher Armut und Ausweglosigkeit den Fortpflanzungstrieb anzuregen.

      Die Gegenwart leidet unter der Begebenheit, daß hier zu wenig und dort zu viel Geburten verzeichnet werden. Beide Erscheinungen sind bedenklich. Dennoch ist die Übervölkerung für die Situation auf der Erde das gefährlichere Übel. Was ruft sie hervor?

      An dieser Stelle drängt sich die Betrachtung einer Begebenheit auf, wie dieser: Vor achthundert Jahren „einte“, wie es in platthistorischer Diktion heißt, Dschingis Khan alle Mongolenstämme. Kaum hatte er dies vollbracht, verlangte die Macht, die er nun innehatte, nach mehr. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, daß ihm dafür unversehens viel Volk zur Verfügung stand.

      Noch heute gibt es in Arabien, in Afrika, im fernen Osten, Nomadensippen, die ungeachtet der mittlerweile vorhandenen Staatsstruktur sehr selbständig auf ihrem gegen andere Sippen abgegrenzten Gebiet ein Eigenleben führen. Das dürfte in den Jahrhunderten vor der Geburt des Großkhans im Inneren Asiens ebenso der Fall gewesen sein. Was also führte dazu, daß es jählings Mongolen zu Hauf gab? Und was regulierte, nachdem der Spuk vorbei war, die Fortpflanzung wieder auf ein normales Maß?

      Es macht wenig Sinn, diesen Vorgang zu vertiefen. Aber merkwürdig ist es schon, daß munter darauf los geschwängert wird, sobald die Eigenverantwortung aufhört und ein Mächtiger nach Masse ruft. Tüchtige Volksverführer haben einen hohen Verschleiß an Personal. Auch die Deutschen zeugten in ihren „großen Zeiten“ reichlich Nachwuchs.

      Unverkennbar haben äußere Umstände Einfluß auf das Geburtsgeschehen. Deshalb kommt die Frage nach der Ursache dafür, daß die Vermehrung eines Volks hin und wieder überhandnimmt, an den jeweils gegebenen Verhältnissen nicht vorbei.

      Wohlstand scheidet heute als Beweggrund aus. Er hemmt eher. Dagegen könnte Volksverführung nach wie vor nicht ganz unbeteiligt sein. Die meisten Geburten jedoch

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