Fremd- oder Selbstbestimmung?. Frank Föder

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Fremd- oder Selbstbestimmung? - Frank Föder

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aber steht das Umfeld im Visier.

      Nun waren für Staat und Gesellschaft die Möglichkeiten, bezüglich des Kinderwunsches auf ihre Angehörigen einzuwirken, noch nie so reichhaltig wie heute.

      Nach dem Willen der Vereinten Nationen, ausgedrückt erstmals auf der Bevölkerungskonferenz 1994 in Kairo, soll „reproduktive Gesundheit“ die Gebärfreudigkeit eindämmen. Mann und Frau sollen ihre Familienplanung so einrichten, daß es zum Stillstand der Bevölkerungsvermehrung kommt. Mit anderen Worten: Es gilt, jungen Menschen die Kenntnis der Möglichkeiten zur Verhütung einer Schwangerschaft zu vermitteln sowie ihren Willen zu wecken, eines dieser Mittel anzuwenden, spätestens sobald das dritte Kind ins Haus steht.

      Gerade dort aber, wo Armut herrscht, machen die Paare davon zu wenig Gebrauch. Deshalb versuchen die Regierungen, auf andere Weise auf sie einzuwirken. In Indien verspricht ein Bundesstaat Frauen und Männern, die sich kostenfrei sterilisieren lassen, ein Auto. Der Club of Rome schlägt vor, jede Frau, die nur ein Kind bekommen hat, an ihrem fünfzigsten Geburtstag mit 80 000 Dollar zu belohnen.

      China greift zur Gewalt. Es erlaubt den Familien nur mehr die Aufzucht eines Kindes. Zwangsmaßnahmen indessen zeitigen selten, was sie bewirken sollen. Das Bevölkerungswachstum in der Volksrepublik beträgt trotz der Aktion noch fortlaufend 1,5 Prozent. Im übrigen leidet das Land jetzt unter einem Männerüberschuß.

      Was die Politik unternimmt, bleibt ohne die nötige Wirkung. Und die naheliegende Erwägung, das Unmaß hier und den Mangel dort auszugleichen, stiftet gerade in jüngster Zeit mehr Unheil als Erleichterung. Diese Begebenheit wird an anderer Stelle noch gesondert zu beleuchten sein.

      Nach alledem ergibt sich folgender Sachverhalt: Junge Menschen haben nicht das welt­geschichtliche Erfordernis im Auge, wenn sie kopulieren. Und die Bemühung, ihnen das gebotene Bewußtsein beizubringen, etwa durch Belehrung und verbesserte Bildung oder durch Belohnung, erbringt nicht den nötigen Erfolg. Druck andererseits hat überwiegend negative Auswirkungen.

      Achtsamkeit, so scheint es, verdienen die sozialen Verhältnisse. Gebraucht wird ein Umfeld, das Paare dazu bewegt, sich Kinder zuzulegen, aber eben nicht im Unmaß. Utopie? Mit diesem Urteil sind wir schnell bei der Hand. In Ermangelung eines erfolgversprechenden anderen Wegs indes lohnt es sich vielleicht, diesen Aspekt im Auge zu behalten.

      Die bedrohliche Beschädigung der Natur, was führt sie herbei?

      Nach Berechnungen des World Wide Fund For Nature (WWF) stehen jedem Menschen 2,1 globale Hektar zur Verfügung. Die Deutschen brauchen mit 4,2 Hektar doppelt so viel. Die Bürger der USA benötigen jeder 9,4 Hektar. Allein die USA beanspruchen ein Zehntel der weltweiten Ressourcen. Unter dem Wohlstandsvermehrer Trump wird sich dieser Tatbestand wahrscheinlich noch um einiges verschärfen

      Der indische Ökonom Pavan Sukhdev erklärt in seiner 2008 vorgestellten Studie „Die Ökonomie von Ökosystemen in der Biodiversität“: „Während sich der Verlust an der Wallstreet auf eine bis eineinhalb Billionen US-Dollar beläuft, verliert die Welt jedes Jahr zwei bis fünf Billionen Dollar in Form von Naturkapital. Das ist nicht nur mehr, sondern auch noch fortlaufend. Es passiert jährlich, Jahr für Jahr.“

      Besserung ist nicht in Sicht. Nun stellt sich erneut die Frage, warum der gemeine Zeitgenosse mehr oder weniger bewußt der Umwelt Schaden zufügt.

      Es ist ja keineswegs so, daß der Gegenwärtige nicht informiert wäre über das, was in der Natur vorgeht. Und wenn er sich von seinem Wissen beeindrucken ließe, könnte er viel zur Linderung des Raubbaus tun. Nichts hinderte ihn, seinen Verbrauch an elektrischer und chemischer Energie einzudämmen. Er könnte sich darauf beschränken, nur ökologisch hergestellte Lebensmittel und Kraftformen zu verwenden. Er könnte überhaupt vom „Konsumismus“ lassen, wie dies Hans-Wolff Graf in seiner kleinen Schrift „Geißel der Menschheit“ eindringlich fordert.

      Doch was immer da nötig und möglich ist, es sind zu wenige, die davon Gebrauch machen. Was hält die Mehrheit ab? Herrscht ein Mangel an Verantwortungsbewußtsein vor? Der Papst scheint dies zu vermuten, wie eines seiner jüngsten Rundschreiben nahelegt (Enzyklika „Laudato si“ vom 24. Mai 2015).

      Nach allgemeinem Dafürhalten sind entsprechende Gesetze nötig und die strenge Kontrolle ihrer Einhaltung. Demnach wäre die obwaltende Obrigkeit gefordert.

      Staatlichkeit jedoch verträgt sich schlecht mit Mäßigung. Die Demokratie besonders braucht Innovation und Wachstum. Nur Aufschwung hält sie am Leben. Deren Regierungen regen deshalb den Konsum an. Ihn zu drosseln, bekäme ihnen schlecht.

      Der Sachverhalt läßt sich wie folgt beschreiben: Jeder Mensch erlebt vor seiner Haustür, wie sehr die Natur leidet. Auch wie schlimm die Lage insgesamt ist, bleibt niemandem verborgen. Jedes längere Gespräch hat die Belastung der Umwelt, die Vernichtung der Arten, die Veränderung des Klimas zum Inhalt. Dennoch verrichten die Besorgten nicht, zumindest nicht ausreichend, was sie zur Behebung der Bedrohung vollziehen müßten.

      Vielleicht ist nicht ganz falsch zu vermuten, daß der Mitmensch so etwas wie einen allgemeinen Aufbruch braucht. Möglicherweise will er erleben, daß nicht er allein sich aufgerufen fühlt und sich die erforderlichen Einschränkungen auferlegt.

      Erneut stellt sich die Frage, ob die Einwirkung auf den einzelnen das geeignete Mittel darstellt. An Informationen fehlt es ihm nicht, auch Belehrung findet reichlich statt. Und Druck, wie man weiß oder wissen sollte, erbringt nicht, was er bewirken soll.

      Vielleicht ist auch in dieser Hinsicht das Augenmerk auf das Umfeld zu richten. Wieder geraten die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den Blick. Muß möglicherweise ein Miteinander das Mitmachen herausfordern?

      Zerstörung und Krieg, was beschwört sie herauf?

      Gemeinhin wird unterstellt, daß neben der Leichtfertigkeit, unter der die Mäßigung leidet, der unselige Drang zur Gewaltanwendung im einzelnen Menschen angelegt sei. Er, der Mitmensch, der Nachbar, sei unbesonnen und streitsüchtig veranlagt. Er lasse sich zu leicht zu Ausfällen hinreißen. Folgerichtig müsse es darauf ankommen, die Erzihung und Bildung zu verbessern. Dem Menschen müsse beigebracht werden, an sich zu halten. Ihm müsse die Neigung ausgetrieben werden, auf unliebsame Begebenheiten bösartig, mit Ingrimm zu reagieren.

      Mit hohem Pathos werden Friedenspreise verliehen. Sie werden Damen und Herren zuteil, die in ihrem Umkreis Zeitgenossen dazu veranlaßt haben, davon abzulassen, aufeinander einzuschlagen, oder die in ihren Publikationen eine Lanze für die Friedfertigkeit brechen.

      Ohne Zweifel ist verdienstvoll, den Angehörigen der weltbewegenden Spezies anschaulich zu machen, daß Krieg verwerflich ist, unerfreulich und für den einzelnen selten bis nie von Nutzen. Unbestreitbar ist ehrenwert, dem Nachwuchs dieser Gattung zu verdeutlichen, wie schlimm die Auswirkungen von Wut und Waffen sind.

      Der erhobene Zeigefinger hat seine Berechtigung. Doch weist er in die richtige Richtung? Sind es die Mitmenschen, die von sich aus auf Hieb und Stich aus sind? Etwa, weil sie mangelhaft unterrichtet oder schlecht erzogen sind? Oder steckt jemand oder etwas anderes dahinter?

      Gefeiert werden Friedensaktivisten wie der Politologe Andreas Buro. Er fordert den „Aufbau ziviler Konfliktlösungsmuster“ und „kooperative Verhaltensweisen“ (In seinem Buch „Gewaltlos gegen Krieg. Lebenserinnerungen eines streitbaren Pazifisten“, Brandes & Apsel, Frankfurt a. M., 2011). Sein Appell richtet sich zwar in erster Linie an die Politikerin und den Politiker, läßt aber auch den Mann und die Frau auf der Straße nicht aus. Am Ende dringt auch er darauf, daß seine Mitbürger

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