Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke. Hans Christian Andersen

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Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen

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kleiden! Wie herrlich sie sitzen!« sagten Alle. »Welches Muster, welche Farben! Das ist eine köstliche Tracht!«

      »Draußen stehen sie mit dem Thronhimmel, welcher über Ew. Majestät in der Procession getragen werden soll,« meldete der Oberceremonienmeister.

      »Seht, ich bin fertig!« sagte der Kaiser. »Sitzt es nicht gut?« Und dann wendete er sich nochmals zu dem Spiegel, denn es sollte scheinen, als ob er seinen Schmuck recht betrachte.

      Die Kammerherren, welche die Schleppe tragen sollten, griffen mit den Händen nach dem Fußboden, gerade als ob sie die Schleppe aufhöben; sie gingen und thaten, wie wenn sie Etwas in der Luft hielten; sie wagten nicht, es sich merken zu lassen, daß sie nichts sehen konnten.

      So ging der Kaiser in Procession unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: »Gott, wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich; welche Schleppe der am Kleide hat, wie schön das sitzt!« Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sehe, denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht, wie diese.

      »Aber er hat ja nichts an!« sagte endlich ein kleines Kind. »Herr Gott, hört des Unschuldigen Stimme!« sagte der Vater; und der Eine zischelte dem Andern zu, was das Kind gesagt hatte.

      »Aber er hat ja nichts an!« rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn es schien ihm, als hatten sie Recht; aber er dachte bei sich: »Nun muß ich die Procession aushalten.« Und die Kammerherren gingen noch straffer und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.

Illustration: Hutschenreuter/Petersen

      Auf dem letzten Hause in einem kleinen Dorfe saß ein Storchnest. Die Storchmutter saß darin bei ihren vier Jungen, welche die Köpfe mit den spitzigen schwarzen Schnäbeln, denn diese waren noch nicht roth geworden, hervorstreckten. Eine kleine Strecke davon stand auf dem Nachrücken, stramm und steif, der Storchvater; er hatte das eine Bein in die Höhe gezogen, um doch nicht ganz müßig zu sein, wahrend er Schildwache stände. Man sollte glauben, er wäre aus Holz geschnitzt gewesen, so still stand er. »Es sieht gewiß recht vornehm aus, daß meine Frau eine Schildwache beim Neste hat!« dachte er. »Sie können ja nicht wissen, daß ich ihr Mann bin. Sie glauben sicher, daß ich commandirt worden bin, hier zu stehen. Das sieht so nobel aus!« Und er fuhr fort, auf einem Beine zu stehen.

      Unten auf der Straße spielte eine Schaar Kinder; und als sie die Störche gewahrten, sang einer der muthigsten Knaben, und später alle zusammen, den alten Vers von den Störchen. Aber sie sangen ihn nur so, wie er sich dessen entsinnen konnte:

      »Storch, Storch, fliege heim,

      Stehe nicht auf einem Bein;

      Deine Frau im Neste liegt,

      Wo sie ihre Jungen wiegt.

      Das eine wird gehängt,

      Das andere wird versengt,

      Das dritte man erschießt,

      Das vierte wird gespießt.«

      »Höre nur, was die Knaben singen!« sagten die kleinen Storchkinder; »sie singen, wir sollen gehängt und versengt werden!«

      »Daran sollt Ihr Euch nicht kehren!« sagte die Storchmutter. »Hört nur nicht darauf, so schadet es gar nichts!«

      Aber die Knaben fuhren fort, zu singen, und sie ätschten den Storch mit den Fingern aus; nur ein Knabe, welcher Peter hieß, sagte, daß es eine Sünde sei, die Thiere zum Besten zu haben, und wollte auch gar nicht mit dabei sein. Die Storchmutter tröstete ihre Jungen: »Kümmert Euch nicht darum, seht nur, wie ruhig Euer Vater steht, und zwar auf einem Beine!«

      »Wir fürchten uns sehr!« sagten die Jungen und zogen die Köpfe tief in das Nest zurück.

      Am nächsten Tage, als die Kinder wieder zum Spielen zusammenkamen und die Störche erblickten, sangen sie ihr Lied:

      »Das eine wird gehängt,

      Das andere wird versengt.« –

      »Werden wir wohl gehängt und versengt werden?« fragten die jungen Störche.

      »Nein, sicher nicht!« sagte die Mutter. »Ihr sollt fliegen lernen; ich werde Euch schon einexerciren! Dann fliegen wir hinaus auf die Wiese und statten den Fröschen Besuch ab; die verneigen sich vor uns im Wasser und singen: Koax, Koax! Und dann essen wir sie auf: das wird ein rechtes Vergnügen abgeben!«

      »Und was dann?« fragten die Storchjungen.

      »Dann versammeln sich alle Störche, die hier im ganzen Lande sind, und es beginnt das Herbstmanöver; da muß man gut fliegen; das ist von großer Wichtigkeit. Denn wer dann nicht fliegen kann, wird vom General mit dem Schnabel todt gestochen; deshalb gebt wohl Acht, etwas zu lernen, wenn das Exerciren anfängt!«

      »So werden wir ja doch gespießt, wie die Knaben sagten, und höre nur, jetzt singen sie wieder.«

      »Hört auf mich und nicht auf sie,« sagte die Storchmutter. »Nach dem großen Manöver fliegen wir nach den warmen Ländern, weit von hier, über Berge und Wälder. Nach Aegypten fliegen wir, wo es dreieckige Steinhäuser gibt, die, in eine Spitze auslaufend, bis über die Wolken ragen; sie werden Pyramiden genannt und sind älter, als ein Storch es sich denken kann. Dort ist ein Fluß, welcher aus seinem Bette tritt; dann wird das ganze Land zu Schlamm. Man geht in Schlamm und ißt Frösche.«

      »O!« sagten alle Jungen.

      »Ja! dort ist es herrlich! Man thut den ganzen Tag nichts Anderes, als essen; und während wir es dort so gut haben, ist in diesem Lande hier nicht ein grünes Blatt auf den Bäumen; hier ist es so kalt, daß die Wolken in Stücke frieren und in kleinen, weißen Lappen herunter fallen!« Es war der Schnee, den sie meinte, aber sie konnte es ja nicht anders erklären.

      »Frieren dann auch die unartigen Knaben in Stücke?« fragten die jungen Störche.

      »Nein, in Stücke frieren sie nicht; aber sie sind nahe daran und müssen in der dunklen Stube sitzen und duckmäusern. Ihr könnt dagegen in fremden Ländern umherfliegen, wo es Blumen und warmen Sonnenschein gibt.«

      Nun war schon einige Zeit verstrichen; und die Jungen waren so groß geworden, daß sie im Neste aufrecht stehen und weit umher sehen konnten; und der Storchvater kam jeden Tag mit schönen Fröschen, kleinen Schlangen und allen Storchleckereien, die er finden konnte. O, das sah lustig aus, wie er ihnen Kunststücke vormachte! Den Kopf legte er ganz zurück bis auf den Schwanz; mit dem Schnabel klapperte er, als wäre es eine kleine Knarre und dann erzählte er ihnen Geschichten, alle vom Sumpfe.

      »Hört, nun müßt Ihr fliegen lernen!« sagte eines Tages die Storchmutter; und dann mußten alle vier Jungen hinaus auf den Dachrücken. O, wie sie schwankten, wie sie mit den Flügeln balancirten; und doch waren sie nahe daran, herunter zu fallen!

      »Seht nur auf mich!« sagte die Mutter. »So müßt Ihr den Kopf halten! So müßt Ihr die Füße stellen! Eins, zwei! Eins, zwei! Das ist es, was Euch in der Welt forthelfen wird!« Dann flog sie ein kleines Stück, und die Jungen machten einen kleinen, unbeholfenen Sprung. Bums! da lagen sie, denn ihr Körper war zu schwerfällig.

      »Ich will

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