Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke. Hans Christian Andersen

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Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen

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Seiner siebenundzwanzigjährigen Gefangenschaft wollen wir gedenken, wenn wir seine Blutschuld nicht leugnen können.

      Ein Schiff segelt ab und verläßt die dänischen Strande; am Mastbaume lehnt ein Mann, zum letzten Male einen Blick auf die Insel Hveen werfend: – es ist Tycho Brahe; er hob den Namen Dänemarks bis in die Sterne, und man lohnte ihn mit Kränkungen, mit Schaden und Verdruß – er zieht nach einem fremden Lande: »Der Himmel wölbt sich überall über mir, was will ich mehr!« spricht er, und segelt dahin, der berühmte Däne, geehrt und frei in einem fremden Lande!

Illustration: Hutschenreuter/Petersen

      »Ach frei, wenn selbst nur für die unleidlichen Schmerzen des Leibes!« seufzt es durch die Zeiten und dringt an unser Ohr. Welches Bild! – Griffenfeld, ein dänischer Prometheus an die Felseninsel Munkholm gefesselt.

      Wir befinden uns in Amerika am Ufer eines der grüßten Ströme; eine zahllose Menschenmenge hat sich versammelt, ein Schiff, heißt es, soll gegen Wind und Wetter, den Elementen trotzend, segeln können; Robert Fulton nennt sich der Mann, welcher diese Aufgabe zu lösen glaubt. Das Schiff beginnt die Fahrt; plötzlich aber bleibt es stehen – der Haufe lacht auf, pfeift und zischt, der eigene Vater des Mannes pfeift: »Hochmut! Tollheit! Jetzt kommt es, wie er's verschuldet,« heißt es, »hinter Schloß und Riegel mit dem wahnsinnigen Kopfe!« – Da bricht ein kleiner Nagel, welcher auf Augenblicke die Maschine hemmte, die Ruder schwingen sich wieder, die Schaufeln brechen auf's Neue die Gewalt der Wässer, das Schiff setzt seine Fahrt fort – –! Der Webebaum des Dampfes kürzt die Stunden in Minuten zwischen den Ländern der Welt! Menschengeschlecht, erfassest Du die Seligkeit einer solchen Minute des Mitwissens, dieses Durchdrungensein des Geistes von seiner Mission, diesen Augenblick, in welchem alle Verzweiflung, jede Wunde, die der Dornenpfad der Ehre schlug – selbst diejenige der eigenen Schuld, – sich in Heil, Kraft und Klarheit verwandelt, die Disharmonie sich in Harmonie, gestaltet, diesen Augenblick, in welchem die Menschen die Offenbarung der göttlichen Gnade gewahr werden durch den Einzelnen und es empfinden, wie dieser sie ihnen Alles darbringt!

      So zeigt der Dornenpfad der Ehre sich als eine Glorie, die Erde umstrahlend; dreimal glücklich hier zum Wanderer auserkoren zu sein, und ohne Verdienst durch die Gnade zwischen den Baumeister der Brücke, zwischen Gott und das Menschengeschlecht gestellt zu werden!

      Auf mächtigen Flügeln schwebt der Geist der Geschichte durch die Zeiten und zeigt – ermuthigend und tröstend, milde Gedanken erweckend – auf nächtlich finsterm Grunde in leuchtenden Bildern den Dornenpfad der Ehre, welcher nicht, wie in dem Märchen, in Glanz und Freude hier auf Erden, sondern über dieselbe hinaus in Zeit und Ewigkeit endet!

      welche von dem Spiegel und den Scherben handelt. Seht! nun fangen wir an. Wenn wir am Ende der Geschichte sind, wissen wir mehr, als jetzt, denn es war ein böser Kobold! Er war einer der allerärgsten, er war der Teufel! Eines Tags war er recht bei Laune, denn er hatte einen Spiegel gemacht, welcher die Eigenschaft besaß, daß alles Gute und Schöne, was sich darin spiegelte, fast zu Nichts zusammenschwand, aber Das, was nichts taugte und sich schlecht ausnahm, hervortrat und noch ärger wurde. Die herrlichsten Landschaften sahen wie gekochter Spinat darin aus, und die besten Menschen wurden widerlich oder standen auf dem Kopfe ohne Rumpf; die Gesichter wurden so verdreht, daß sie nicht zu erkennen waren, und hatte man eine Sommersprosse, so konnte man überzeugt sein, daß sie sich über Nase und Mund ausbreitete. Das sei äußerst belustigend, sagte der Teufel. Fuhr nun ein guter frommer Gedanke durch einen Menschen, dann zeigte sich ein Grinsen im Spiegel, sodaß der Teufel über seine künstliche Erfindung lachen mußte. Die, welche die Koboldschule besuchten, – denn er hielt Koboldschule – erzählten überall, daß ein Wunder geschehen sei; nun könnte man erst sehen, meinten sie, wie die Welt und die Menschen wirklich aussähen. Sie liefen mit dem Spiegel umher, und zuletzt gab es kein Land und keinen Menschen mehr, welcher nicht verdreht darin gesehen wäre. Nun wollten sie auch zum Himmel selbst auffliegen, um sich über die Engel und den lieben Gott lustig zu machen. Je höher sie mit dem Spiegel flogen, um so mehr grinste er; sie konnten ihn kaum festhalten; sie flogen höher und höher, Gott und den Engeln näher; da erzitterte der Spiegel so fürchterlich in seinem Grinsen, daß er ihren Händen entfiel und zur Erde fiel, wo er in hundert Millionen, Billionen und noch mehr Stücke zersprang. Und nun gerade verursachte er weit größeres Unglück, als zuvor, denn einige Stücke waren kaum so groß als ein Sandkorn; diese flogen nun in die weite Welt, und wo Jemand sie in das Auge bekam, da blieben sie sitzen, und da sahen die Menschen Alles verkehrt, oder hatten nur Augen für das Verkehrte bei einer Sache; denn jede kleine Spiegelscherbe behielt dieselben Kräfte, welche der ganze Spiegel besessen hatte. Einige Menschen bekamen sogar eine Spiegelscherbe in das Herz, dann aber war es ganz entsetzlich; das Herz wurde einem Klumpen Eis gleich. Einige Spiegelscherben waren so groß, daß sie zu Fensterscheiben verbraucht wurden; aber durch diese Scheiben taugte es nicht, seine Freunde zu betrachten; andere Stücke kamen in Brillen, und dann ging es schlecht, wenn die Leute diese Brillen aufsetzten, um recht zu sehen und gerecht zu sein; der Böse lachte, daß ihm der Bauch wackelte und das kitzelte ihn so angenehm. Aber draußen flogen noch kleine Glasscherben in der Luft umher. Nun, wir werden's hören!

      Drinnen in der großen Stadt, wo so viele Menschen und Häuser sind, daß dort nicht Platz genug ist, damit alle Leute einen kleinen Garten besitzen können, und wo sich deshalb die Meisten mit Blumen in Blumentöpfen begnügen müssen, waren zwei arme Kinder, die einen etwas größeren Garten, als einen Blumentopf, besaßen. Sie waren nicht Bruder und Schwester, aber sie waren sich eben so gut, als wenn sie es wären. Die Eltern wohnten einander gerade gegenüber in zwei Dachkammern. Da, wo das Dach des einen Nachbarhauses gegen das andere stieß, und die Wasserrinne zwischen den Dächern entlang lief, war in jedem Hause ein kleines Fenster; man brauchte nur über die Rinne zu schreiten, so konnte man von dem einen Fenster zu dem andern gelangen.

      Beider Eltern hatten draußen einen großen hölzernen Kasten, und darin wuchsen Küchenkräuter, die sie gebrauchten, und ein kleiner Rosenstock; in jedem Kasten stand einer; die wuchsen herrlich! Nun fiel es den Eltern ein, die Kasten quer über die Rinne zu stellen, sodaß sie fast von dem einen Fenster zum andern reichten und zwei Blumenwällen ganz ähnlich sahen. Erbsenranken hingen über die Kasten herab, und die Rosenstücke schössen lange Zweige, die sich um die Fenster rankten und einander entgegen bogen; es war fast einer Ehrenpforte von Blättern und Blumen gleich. Da die Kasten sehr hoch waren und die Kinder wußten, daß sie nicht hinauf kriechen durften, so erhielten sie oft die Erlaubniß, zu einander hinaus zu steigen und auf ihren kleinen Schemeln unter den Rosen zu sitzen; da spielten sie dann prächtig.

      Im Winter hatte dieses Vergnügen ein Ende. Die Fenster waren oft ganz zugefroren; aber dann wärmten sie Kupferschillinge auf dem Ofen und legten den warmen Schilling gegen die gefrorene Scheibe; dadurch entstand ein schönes Guckloch, so rund, so rund; dahinter blitzte ein lieblich mildes Auge, eins vor jedem Fenster; das war der kleine Knabe und das kleine Mädchen. Er hieß Kay und sie hieß Gerda. Im Sommer konnten sie mit einem Sprunge zu einander gelangen, im Winter mußten sie erst die vielen Treppen herunter und die Treppen hinauf; draußen stob der Schnee.

      »Das sind die weißen Bienen, die schwärmen,« sagte die alte Großmutter.

      »Haben sie auch eine Bienenkönigin?« fragte der kleine Knabe, denn er wußte, daß unter den wirklichen Bienen eine solche ist.

      »Die haben sie!« sagte die Großmutter. »Sie fliegt dort, wo sie am dichtesten schwärmen! Es ist die größte von allen, und nie bleibt sie still auf der Erde; sie fliegt wieder in die schwarze Wolke hinauf. Manche Mitternacht fliegt sie durch die Straßen der Stadt und blickt zu den Fenstern hinein, und dann frieren diese so sonderbar und sehen wie Blumen

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