CHILL. Thomas Werk

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jungen Kinder sind ja selbst in einer so genannten Umbau-Phase, in der sie manchmal nicht wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind – nicht Fisch, nicht Fleisch. Sie sind in einem schwierigen Entwicklungsprozess vom Kind zum Erwachsenen – mit körperlichen Veränderungen und hormonellen Umstellungen, die sie selbst – oft mit Erstaunen – an sich plötzlich erkennen. Ihr Körper baut sich eben vom Kind zum Erwachsenen um.

      Probleme in der Erziehung haben viele andere Gründe: Schwierigkeiten in der Schule, mit Mitmenschen/Klassenkameraden, Lehrern, schlechter Umgang, gesundheitliche Schwierigkeiten, erste Freunde/Freundinnen, Probleme der Eltern mit Alkohol, Drogen, aber auch durch Jobverlust und Trennung, finanzielle Sorgen, Existenzängste, Verlust naher Angehöriger und vieles mehr. Hieraus können Probleme erwachsen.

      Und jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit – introvertiert oder extrovertiert – ruhig oder wild – klug oder dumm – psychisch labil oder energiegeladen. Es gibt wenig kommunikative Kinder, die den Frust in sich hineinfressen. Und es gibt die sprichwörtlichen Sonnyboys, denen alles einfach zufliegt. Natürlich hat das auch etwas mit dem Aussehen zu tun: sympathische Beautys oder eher graue Mäuse. Der eine hat´s schwerer im Leben, die andere eben leichter. Sympathie spielt hier eine große Rolle.

      

      Wir alle sind geprägt

      Kinder werden vielfältig geprägt, vor allem natürlich von den eigenen Eltern. Sie sind am nächsten dran und die ersten Bezugspersonen. Insbesondere Kleinkinder schauen sich dabei eine ganze Menge ab. Man muss sie nur mal reden hören – manche Sätze sind 1:1 die eigenen Eltern, negative wie positive. Später übernehmen mehr und mehr Kindergärtnerinnen, Lehrer, Ausbilder und Professoren diese Funktionen. In den ersten Jahren ist die Prägung eines Kleinkindes am intensivsten. So gesehen nehmen Kinder also in Kindergarten und Schule am meisten mit.

      Prägungen müssen aber nicht immer positiv sein. So können negative Einflüsse unsere Entwicklung beeinträchtigen, was sich dann unmittelbar in der späteren Erziehung bemerkbar macht – bis hin zur Schwer-Erziehbarkeit. Kinder können geschlagen oder missbraucht werden, wenig Gehör für ihre Sorgen finden oder auf völlig überforderte Eltern mit eigenen Problemen treffen.

      Mütter oder Väter reagieren falsch, fahren schnell aus der Haut, wenn der Nachwuchs anhaltend schreit oder sich gegen irgendetwas beharrlich wehrt. Sie stopfen den Kindern das Essen hinein, obwohl diese längst satt sind oder es einfach nicht mögen. Schreiende Kinder bekommen dann schon mal einen Schlag aufs Hinterteil. Völlig genervte Väter schütteln schreiende Babys bis zur Bewusstlosigkeit. Ähnliche und andere Fälle sind durch die Presse gegangen – bis hin zu Kleinkindern mit Blutergüssen und Knochenbrüchen.

      Viel subtiler sind aber psychische Schmerzen wie Demütigungen oder ständige Verbal-Attacken. Das verkraften die Kleinen nicht. Es prägt sie für ein Leben lang. Missbrauchte Kinder finden oft erst im späten Erwachsenenalter ein Ventil, über solche Erlebnisse zu reden, weil sie darüber psychisch krank geworden sind. Missbrauchte Kinder zum Beispiel können unter einem ständigen Waschzwang leiden, weil sie sich permanent von der „Beschmutzung“ reinwaschen wollen. Kinder schweigen, weil sie sich dabei noch schuldig fühlen und nicht riskieren wollen, dass sich Eltern trennen wollen.

      Sie sehen also, wie Prägungen direkte Auswirkungen auf Probleme in der Erziehung und hier vor allem während der Pubertät haben können.

      Glaubenssätze

      Erziehung wird oft auch von falschen Glaubenssätzen geprägt und damit quasi in falsche Bahnen gelenkt. Wir übernehmen Sprüche wie „Ein Klaps auf den Po hat noch keinem Kind geschadet“ von unseren Eltern und wenden Sie dann in der Erziehung der eigenen Kinder an.

      Kritisch hinterfragt wird das erst gar nicht, weil wir es ja so gewohnt sind. Es hat sich in unserem Kopf eingefressen – als falscher Glaubenssatz. So wie wir auch unseren kirchlichen Glauben – an wen oder was auch immer – gar nicht erst hinterfragen, werden diese fatalen Sprüche angewendet – und sie sind oft absolut falsch. Glaubenssätze können auch von Vorgesetzten und aus Tradition vermittelt werden wie beispielsweise der Spruch in jeder traditionellen chinesischen Familie „The blood must go on“, was nichts anderes bedeutet als: Das Kind muss heiraten und wieder ein Kind in die Welt setzen, erst dann hat es seine Pflicht gegenüber der Erzeugerfamilie erfüllt, damit der Fortbestand der Familie gesichert ist. Mit fatalen Folgen: Kinder werden massenhaft in unglückliche Ehen getrieben, die Hochzeit wird zum Geschäft, Ehen zerbrechen schnell wieder und der Nachwuchs wächst entweder alleinerziehend auf oder bei Oma und Opa. Weitere Folgen sind Gewalt in der Ehe, Rückzug vor allem der Väter in Alkohol und Spielsucht bis hin zur Verschuldung und schnellen Trennung. Das sind jetzt Auswüchse falsch verstandener Glaubenssätze in einem anderen Kulturkreis, aber ähnlich kann es auch bei uns passieren. Immer wenn wir ungeprüft solche Sprüche blind übernehmen, hat es fatale Folgen in der Erziehung – und Kinder werden dadurch dann zu Problemfällen. Deshalb sollte man jeden Glaubenssatz kritisch überprüfen, denn es gibt sicher auch solche, die gut sind und ihren Zweck erfüllen. „Jungen weinen nicht“ ist längst überkommen, denn auch Männer dürfen heute Gefühle zeigen und ihre menschliche Seite offenbaren. Kinder müssen nicht essen, was ihnen vorgesetzt wird. Seien Sie also vorsichtig mit Glaubenssätzen und Sprüchen; Erziehung hat handfeste Fundamente und ist nichts für Emotionen.

      

      Pubertät

      Jede Phase, die ein Kind vom Baby zum Heranwachsenden durchmacht, hat ihre speziellen Eigenarten. Kleinkinder äußern sich durch Weinen und Schreien, weil sie anders nicht mitteilen können, was ihnen gerade fehlt. Hier ist es oft rein körperliches Unwohlsein, und es sind die typischen täglichen Befindlichkeiten wie nasse Windeln oder juckende Haut, Schlaflosigkeit oder Hunger/Durst.

      Ganz anders dagegen in der Pubertät – das ist die Zeit der hormonellen Umstellung des Kindskörpers zum Erwachsenen. Bei dem einen beginnt es früher, bei der anderen später, Mädchen sind in der Regel hier schneller als Jungen. Es gibt Kinder, die damit schon mit elf Jahren anfangen, andere erst mit 13, 14 oder 15. Rein äußerliche Zeichen sind der Stimmbruch (die Stimme entwickelt sich bei Jungen hin zu tieferen Tönen), der Haarwuchs unter Achseln, im Schambereich und bei Jungen im Gesicht (Bart), sowie bei Mädchen neben wachsenden Brüsten die erste Periode und bei Jungen der erste Samenerguss. Die Kinder selbst bemerken teils offen, teils betroffen die körperlichen Veränderungen, zumal dann, wenn sie unvorbereitet darauf zugehen. Im Körper finden enorme Veränderungen statt, was bei Mädchen vor allem zur Folge hat, dass sie oft tagelang wegen ihrer Monatsbeschwerden mit Kopf- und Magenschmerzen sowie Schwindelgefühl ausfallen. Wenn Eltern und Erzieher darauf nicht vorbereitet sind, dann reagieren sie oft verständnislos und falsch. So schaukelt sich der Konflikt schnell hoch.

      Aber viel schlimmer sind die emotionalen Ausbrüche Pubertierender. Sie wissen oft selbst nicht, wer sie sind und was sie eigentlich wollen. So benehmen sie sich dann auch, provozieren, treiben Eltern und Lehrer zur Weißglut. Da ist enormes Konfliktpotenzial.

      Wohl dem, der hier gute Nerven zeigt und das mit Gelassenheit erträgt und durchhält. Hier ist enormes Stehvermögen gefragt. Wer sich hier provozieren lässt und den Streit mitmacht, hat schon verloren. Oft enden solche Wutausbrüche in Aggressionen, und

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