Ein undurchsichtiger Gentleman.. Catherine St.John

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Ein undurchsichtiger Gentleman. - Catherine St.John

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ihrer Mutter zu und gelobte Besserung, aber wenige Minuten später betrachtete ihre Mutter kopfschüttelnd das Schaufenster von Mademoiselle Rosalie´s Paradise. „Wie außerordentlich – äh – rosa“, äußerte sie dann schwächlich. „Willst du dich in diesem Laden wirklich umsehen?“

      „Oh bitte, Mama!“

      Drinnen musste sie aber zugeben, dass das Sortiment nicht so recht überzeugen konnte; die Schals waren direkt fadenscheinig, das Rosa zu grell, die Stickereien nachlässig gemacht – und das kleine Hutsortiment wenig kleidsam und dafür recht überladen. Unzufrieden reichte sie der Inhaberin, einer auch etwas zweifelhaft aufgemachten Frau in mittleren Jahren, den letzten Hut, den sie aufprobiert hatte, zurück und bedankte sich.

      „Du hattest Recht, Mama“, gab sie draußen zu, halb aus ehrlicher Überzeugung, halb, um ihrer Mutter zu zeigen, dass sie geläutert war. Lady Horbury reagierte darauf auch mit dem verdienten Unglauben, schließlich kannte sie ihre Jüngste seit nunmehr gut zwanzig Jahren und wusste, wann sie taktierte. Ob sie damit bei ihrem Zukünftigen wohl Erfolg haben konnte? Oder hatte sie dort ein solches Verhalten nicht nötig?

      In der Hotelhalle verkündete sie, sie sei erschöpft und werde sich bis zum Dinner zurückziehen; ihrer Tochter empfehle sie das gleiche.

      „Und heute Abend beim Dinner wirst du dich tadellos benehmen!“

      „Gewiss, Mama.“

      „Du wirst nicht dauernd den Kopf drehen, um die übrigen Gäste zu inspizieren!“

      „Gewiss nicht, Mama.“

      „Du wirst nur mit Leuten sprechen, die sich mir oder deinem Bruder vorgestellt haben!“

      „Gewiss, Mama.“

      „Und deine Konversation wird nicht derartig monoton sein!“

      „Gew- natürlich nicht, Mama.“

      Annabelle erntete noch einen scharfen Blick, dann wurde sie in ihr Zimmer geschickt, wo sie aufs Bett sank und sich ärgerte. Nichts durfte man als Mädchen, außer sich nach strengen Regeln zu verhalten und so sterbenslangweilig zu sein. Ein Wunder, dass man so überhaupt einen Mann finden konnte!

      Bestimmt hatte es Stephen vor allem gefallen, wenn sie nicht ganz so brav gewesen war! Sie erinnerte sich an seine Küsse und spürte, wie das wohlige Gefühl dabei ihre Wangen warm werden ließ.

      Ach, jetzt das Hotel verlassen und sich ein wenig die Umgebung ansehen! Völlig unmöglich, natürlich – jenseits des gemeinsamen Wohnzimmers ruhte Mama in ihrem Schlafzimmer und wahrscheinlich räumte auch Mary irgendwo herum…

      Wie waren wohl die anderen Gäste in diesem Hotel? Lohnte es sich, ein besonders schönes Kleid anzuziehen und die dunkelbraunen Löckchen nach der neuesten Mode zu frisieren? Würde Mama ihr Mary dafür überhaupt zur Verfügung stellen?

      Welches Kleid? Mary hatte immerhin auch ihre Garderobe schon eingeräumt und Annabelle schwankte zwischen einer weißsilbernen Abendrobe und blassrosa besticktem Musselin. War das Weißsilberne nicht ein wenig übertrieben, eher in einen Ballsaal passend als in einen Speisesaal? Dann eben das rosa Gewand, es war schließlich auch sehr hübsch… oder das cremeweiße mit der grünen Stickerei? Ach, sie würde wohl noch mehrmals im Hotel essen, dann konnte sie doch alle ihre Kleider ausführen. Heute – rosa.

      Wie lange würden sie denn wohl in London bleiben? Nachdem das Leinen bestellt war, gab es doch gar nichts Dringendes mehr zu tun? Wollte Mama ihr wirklich einen Bummel durch die Modegeschäfte erlauben oder sie möglichst schnell nach Kent zurück schaffen? Andererseits hatte sie ihr den Pantheon Bazaar doch beinahe sicher versprochen – und Mama nahm Versprechungen nie zurück!

      Sie ließ sich zurückfallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Was könnte sie in diesem Bazaar denn erwerben? Ihr Nadelgeld hatte sie zwar mitgenommen, aber das waren gerade einmal sechs Guinees. Aber musste Mama nicht bezahlen, was für die Ausstattung nötig war?

      Ach herrje – nötig? Darüber würde es noch endlose Diskussionen geben und wenn die anderen Kundinnen dort auf sie aufmerksam wurden, hieße es bestimmt wieder, sie habe sich nicht so benommen wie es einer Miss Horbury zukam.

      Der Kronleuchter war eigentlich recht hübsch. Sie seufzte: Sogar wenn sie im Dower House einen eigenen Haushalt einrichten durften, gab es garantiert schon in jedem Raum eine traditionsreiche Beleuchtung – ohne Gas natürlich, auf dem Land? Hier in London gab es bestimmt schon Gaslicht!

      Auf dem Kaminsims stand eine Uhr, deren Zeiger halb fünf anzeigten. Zuhause gäbe es jetzt Tee… sie spürte, wie ihr Magen knurrte (was man natürlich nicht laut sagen durfte, wenn man nicht als vulgär gelten wollte) – aber vor dem Dinner war wohl nichts Essbares zu erwarten…

      Sie schloss die Augen und fühlte das Wegdämmern, ohne sich dagegen zu wehren: Was sollte sie hier denn auch anderes anfangen?

      „Miss?“

      Sie öffnete unlustig ein Auge und erkannte Mary.

      „Miss, es ist Zeit, sich zum Dinner umzukleiden. Sie möchten das Rosafarbene tragen? Und einen Schal dazu?“

      „Ja… ja. Herrje, hab ich einen Hunger. Oh, schon fast acht? Du lieber Himmel, wie spät isst man denn in der Stadt?“

      „Es ist sehr vornehm, spät zu essen, Miss“, wusste Mary. „Die feinen Herrschaften gehen ja danach noch auf Bälle, die halbe Nacht lang, und stehen am nächsten Morgen erst kurz vor dem Lunch auf.“

      „Furchtbar“, murmelte Annabelle und erhob sich, herzhaft gähnend.

      „Miss!“

      „Keine Angst, das mache ich doch nicht in der Öffentlichkeit. Also, rosa und Schal… haben wir den cremeweißen mit der Blumenstickerei mitgenommen?“

      „Natürlich, Miss.“

      Mary half ihr dabei, in das rosa Kleid zu schlüpfen, löste dann ihre zerzauste Frisur, bürstete die glänzenden dunklen Locken und steckte sie ordentlich wieder auf. Einige Löckchen wurden so arrangiert, dass sie Annabelles Gesicht hübsch umtanzten, dann legte Mary ihr vorsichtig den Schal um die Schultern und ging, sich um Lady Horbury zu kümmern.

      Kapitel 3

      Beim Dinner sah Annabelle auch ihren Bruder wieder, der seiner Mutter flüchtig die Hand küsste, „Siehst nett aus, Belle“, murmelte und dann zusah, wie den Damen die Stühle zurecht gerückt wurden.

      Annabelle hielt sich sehr gerade und bemühte sich, sich nicht im Speisesaal umzusehen, schließlich hatte sie ja Mama versprochen, sich untadelig zu benehmen. Immerhin schien der Speisesaal gut besucht zu sein, das lebhafte Stimmengemurmel konnte man auch bemerken, wenn man mit dem Rücken zum Saal saß.

      „Nun, John, was hast du unternommen?“

      „Ich war ein wenig in meinem Club, wo sie mich tatsächlich getadelt haben, weil ich so selten in der Stadt sei. Einige meiner Bekannten saßen dort, aber manche hatten schon zu dieser Tageszeit reichlich den Erfrischungen zugesprochen.“

      „Ist das schlimm?“, erkundigte Annabelle sich. „Darf man tagsüber nichts trinken, auch wenn man durstig ist?“ Zur Unterstreichung hob sie ihr Limonadenglas.

      „Ich

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