Ein undurchsichtiger Gentleman.. Catherine St.John

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Ein undurchsichtiger Gentleman. - Catherine St.John

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sein, Schwesterchen! Bist du müde?“

      „J-ja, ja. Wir waren heute in der Oxford Street und haben Handtücher bestellt.“

      „Und das hat dich so erschöpft?“, fragte er neckend.

      „N-nein. Es ist nur schon recht spät. Zu Hause gehe ich um die Zeit schon schlafen, oder?“

      „Das sind eben die Stadtsitten. Daran gewöhnst du dich.“

      „Nicht in zwei bis drei Tagen“, warf Lady Horbury sofort ein.

      „Das werden wir sehen“, widersprach John, „morgen wollt ihr doch zu den Modistinnen, nicht wahr? Und abends gehen wir ins Theater. Ich bin sicher, wir finden auch für übermorgen noch etwas Hübsches.“

      „Den Pantheon Bazaar!“, rief Annabelle sofort. „Und Astley´s Amphitheater!“

      John grinste und seine Mutter seufzte geschlagen, erholte sich aber sehr schnell wieder: „Du wirst eine standesgemäße Wäscheausstattung benötigen, die werden wir übermorgen oder auch schon morgen besorgen.“

      Annabelle nickte mäßig begeistert – Hemden und Nachhemden, wie aufregend konnte das schon sein? Noch mehr langweiliges weißes Leinen mit einer kleinen Spitzenkante am engen Kragen. Wie es sich für eine anständige Dame ziemte – hatte sie nicht genügend solcher Nachthemden?

      „Brauche ich auch Häubchen?“

      „Du meinst, weil du dann unter denselben sein wirst?“, frotzelte John.

      „Nein, du Schäfchen, das hat noch Zeit. Wenn dein erstes Enkelkind unterwegs ist, vielleicht. Oder hast du mich schon einmal mit einem Häubchen gesehen?“

      Das musste Annabelle zugeben.

      Ihre Mutter tätschelte ihr die Hand. „Morgen werden wir schon etwas Nettes für dich finden, da musst du keine Angst haben!“

      Kapitel 4

      Tatsächlich ließ sich der nächste Vormittag recht erfreulich an, als Mutter und Tochter nach dem üppigen Frühstück, in ihren besten Vormittagskleidern, ihren besten Hüten und mit einem hübschen Retikül am Handgelenk, sich auf den Weg machten – heute nicht zu Fuß!

      In der Conduit Street gab es bei Madame Lacroix eine große Wäscheauswahl, von der sich Annabelle zunächst nicht allzu viel versprach, weil sie an ihre Überlegungen vom Vorabend, öde Leinenhemden betreffend, dachte.

      Madame Lacroix begrüßte die Damen – deren untadelige Herkunft und Aufmachung sie mit unfehlbarem Blick sofort erkannt hatte – sehr herzlich, ohne kriecherisch zu wirken, und nickte, als Lady Horbury ihr ihre Wünsche auseinandersetzte.

      „Leib- und Nachtwäsche für eine junge Braut also… ich denke, da werden wir rasch das Passende finden.“ Ihr Blick streifte die skeptische Miene Annabelles. „Sie haben Zweifel, Miss Horbury?“

      Annabelle bestritt dies etwas lahm und Madame Lacroix klatschte in die Hände, woraufhin zwei junge Mädchen erschienen, sehr hübsch in rosa Kleider mit weißen Schürzen und weiß-rosa Häubchen gekleidet. All dieser Aufwand für Leinenhemden? Hätte man so etwas nicht gleich mit diesen Massen von Handtüchern erwerben können?

      „Jeanne, Marie, bringt bitte die Nachtgewänder in…“ - sie warf Annabelle einen taxierenden Blick zu – „in Blau und Lavendel.“

      Jeanne und Marie knicksten. „Bien sur, Madame!“

      Annabelle, deren Gouvernante ihr ein recht erträgliches Französisch beigebracht hatte, verbiss sich mit Mühe ein Kichern. Wie konnten zwei junge Französinnen denn einen so abscheulichen Akzent haben?

      Ansonsten wirkten sie durchaus fähig; im Handumdrehen waren sie zurück und schleppten zwischen sich eine gewaltige – passend mit hellblauem Stoff bezogene – Truhe, die sie auf einen niedrigen Tisch wuchteten, bevor sie sie mit großer Geste öffneten.

      „Oh!“, hauchte Lady Horbury entzückt und zog einen lavendelfarbenen Traum heraus, über und über mit cremefarbener Spitze besetzt.

      „Mama?“

      Lady Horbury lächelte ihre entrüstete Tochter an. „Hübsch, nicht? Würde dir das nicht gefallen?“

      „M-mir? Ich dachte, so etwas kommt nur ehrwürdigen verheirateten Frauen zu. Wolltest du das nicht für dich kaufen?“

      „Nun, vielleicht – aber du bist doch in wenigen Wochen auch eine verheiratete Frau, also werden wir für dich bestimmt keine Kindernachthemden aus rauem Leinen mehr aussuchen.“

      Nun war es an Annabelle, entzückt „Oh…!“, zu hauchen, bevor sie vorsichtig einen Finger über den zarten Stoff gleiten ließ: „Wie weich…! Ist das – Seide?“

      „Aber gewiss, Miss Horbury. Für eine junge Braut genau das Richtige!“

      Annabelle strahlte, warf aber doch ihrer Mutter einen fragenden Blick zu. Als diese gnädig nickte, begutachtete sie mit wachsender Verzückung alle blauen Nachtgewänder in der Kiste und legte die vier schönsten beiseite. „Ein Dutzend wirst du gewiss brauchen, meine Liebe“, zeigte Lady Horbury sich großzügig.

      Madame Lacroix nickte bestätigend. „Das ist das Übliche für eine Brautausstattung. Und dazu wenigstens drei Negligés!“

      Überwältigt von dieser Großzügigkeit wandte Annabelle sich wieder der Kiste mit den blauen Träumen aus Seide, Spitze und Stickereien zu und schwankte längere Zeit: „Sie sind alle so wunderschön…!“

      Schließlich hatte man sich auf ein Dutzend Nachthemden geeinigt, drei Negligés, zwei Dutzend Hemden und zwei Dutzend Unterhosen mit Spitzenkante am Knie und einem blassblauen Taillenband, wie es gerade der letzte Schrei war, wie Madame Lacroix nicht müde wurde zu erklären: „Sie wissen ja, Mylady, dass die so tragisch verstorbene Prinzessin Charlotte sie in Mode gebracht hat!“

      Lady Horbury nickte und wechselte das Thema – so aufregend war Leibwäsche nun auch wieder nicht, fand sie. „Ich denke, einige Unterröcke wären auch noch vonnöten…“

      Als sie endlich davonfuhren, im Bewusstsein, dass ein gewaltiges Paket seinen Weg nach Kent nehmen würde, war es bereit hoher Nachmittag und beide Damen verspürten Appetit, also begab man sich auf Annabelles Betteln hin zu Gunter´s am Berkeley Square, um sich mit Eiscreme und feinem Gebäck zu erfrischen.

      Als sie Gunter´s hochzufrieden wieder verließen, kamen sie kaum bis zum Wagen, bevor sich ihnen ein junger Mann in den Weg stellte und schwungvoll den Hut zog. „Lady Horbury! Miss Horbury! Einen wunderschönen Tag wünsche ich!“

      Annabelle war verdutzt; ihre Mutter fing sich schneller wieder: „Ach, Sir – Ernest, nicht wahr?“

      „Oh, Mylady! Welch ein Kompliment, dass sie sich an mich erinnern! Ergebenster Diener!“ Erneut verbeugte er sich so tief, als wollte er Lady Horbury die eleganten Stiefelchen küssen. Annabelle kicherte unwillkürlich: Waren die Männer in London denn alle so übertrieben? Konnten die Damen in der Stadt das wirklich ernstnehmen?

      Hübsch war dieser Sir Ernest ja schon, fand sie – aber Stephen sah männlicher aus, fand sie. Und er war bei weitem nicht so albern!

      „Darf

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