Der Wüstensklave. J. D. Möckli
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Wüstensklave - J. D. Möckli страница 4
Ohne auf Großvater zu achten, steht er auf und geht um den Tisch herum, bis er neben Kai in die Hocke gehen kann. Sanft legt er ihm die Hand auf die Wange und zwingt ihn so, ihm in die Augen zu sehen. »Kai, das ist gut, weil die Leute nun nicht mehr so sehr darauf achten werden, wie du dich mir gegenüber verhältst, wenn ich im Laden bin. Denn dann denken sie einfach nur, dass du deine wahre Strenge vor ihnen nicht zeigen möchtest.« Weil er in dieser Position kleiner als sein Sharik ist, zieht er ihn leicht zu sich runter, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. »Das Wichtigste ist doch, dass wir drei und unsere Freunde wissen, wie es wirklich ist. Also nimm dir die Gerüchte nicht so zu Herzen.«
Es dauert einen Moment, doch dann nickt Kai. »Du hast ja recht, es ist nur so, dass mich deine Worte gerade ziemlich schockiert haben.« Zärtlich fährt er über Yaris Wange. »Na komm, wenn wir nicht langsam mit dem Essen anfangen, wird mein Wochenrückblick noch kalt.«
Erleichtert, dass sein Sharik wieder lächelt, steht Yari auf.
Stumm hat Ren alles beobachtet und wartet jetzt darauf, dass sich Yari wieder setzt. Erst dann greift er nach dem Topf und verteilt das Essen auf die Teller, die er sich einfach nimmt und dann gut gefüllt wieder vor den Jungs hinstellt. »Also dann, ich wünsche euch einen guten Appetit.«
Weil er die Kochkünste seines Enkels kennt, nimmt Ren extrem vorsichtig den ersten Bissen, stellt dann aber erleichtert fest, dass das Essen weder versalzen noch zu fad ist. »Kai, das hast du wirklich gut gekocht«, lobt er ihn.
Kai strahlt. Wenn sein Großvater so ein Lob ausspricht, dann ist das Essen wirklich lecker. »Danke, aber Yari hat mitgeholfen, er hat mehr Salz verlangt.«
Als Yari nun den Kopf in die Hand stützt und diesen leicht schüttelt, fangen beide Mutsuos an zu lachen, schließlich ist Yari der wohl schlechteste Koch, den es gibt. Aber rausschmecken, wenn etwas Salz fehlt, kann er hervorragend.
Nach dem Essen verschwindet Yari in den Stall, weshalb Kai und Ren gemeinsam die Küche aufräumen.
»Yari hat sich in der einen Woche ja massiv verändert. Er wirkt viel ausgeglichener als vorher.«
Kai nickt. »Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Dabei hat er wirklich viel aushalten müssen, denn die Tochter seines ersten Besitzers ist zu allem Übel auch noch aufgetaucht und hat ihn bedrängt und die Frechheit besessen, am nächsten Tag wiederzukommen! Die hat mir doch tatsächlich hundert Goldmünzen für ihn geboten! Kannst du dir das vorstellen!? So eine Frechheit, als würde ich Yari einfach so verkaufen – noch dazu an sie!«
Weil Kai mit dem Teller in der Hand wild herumfuchtelt, nimmt ihm Ren diesen sicherheitshalber ab und bringt ihn in Sicherheit. »Tja, damit musst du leider immer wieder rechnen, dass du solche Angebote bekommst.« Beruhigend legt er seinem Enkel die Hand auf die Schulter und sieht ihn ernst an. »Also reg dich nicht zu sehr auf und lehne diese Angebote freundlich aber bestimmt ab.«
Widerwillig nickt Kai. »Trotzdem muss es mir nicht gefallen. Yari ist ja schließlich kein Gegenstand, den man einfach mal so verkauft, weil man ein gutes Angebot bekommt. Außerdem ist er unbezahlbar!« Noch immer gereizt schnappt er sich den nächsten Teller und beginnt ihn heftig abzutrocknen.
Seufzend widmet sich Ren wieder dem Abwasch. Dabei schielt er immer wieder zu seinem Enkel und hofft, dass das Geschirr die harte Behandlung überlebt.
Wie durch ein Wunder geht tatsächlich nichts zu Bruch.
Als Yari wieder in die Küche kommt, beginnt Kai verliebt zu lächeln. Vergessen ist sein ganzer Ärger, als er die Arme um seinen Liebsten schlingt und ihn in einen Kuss verwickelt.
Erstaunt erwidert Yari den Kuss und die Umarmung, blickt seinen Sharik dann aber fragend an, als sie sich wieder ein wenig voneinander lösen.
Seufzend lehnt Kai die Stirn an die Schulter seines Liebsten. »Es ist nichts, ich habe mich nur ein wenig aufgeregt, das ist alles.«
Weil Yari merkt, dass Kai nicht mehr sagen möchte, sieht er zu Ren, der mit verschränkten Armen an die Arbeitsplatte gelehnt dasteht. »Er hat mir von dem Kaufangebot von dieser Frau erzählt. Mach dir also keine Sorgen.« Er streicht sich das Hemd glatt. »Ich gehe jetzt wieder in den Laden und hoffe, dass ich bald die neuen Stoffe zu Gesicht bekomme.« Yari zuzwinkernd geht er aus der Küche.
Kurz darauf ist die kleine Ladenglocke zu hören. Offenbar hat Ren die Tür geöffnet, um ein wenig frische Luft reinzulassen.
»Na komm, lass uns die Stoffe ins Lager räumen«, sagt Kai schließlich. »Darum bist du doch wieder reingekommen, oder?« Den Kopf leicht zur Seite neigend, sieht er in die himmelblauen Augen seines Liebsten.
»Du hast mich ertappt.« Schmunzelnd beugt sich Yari ein wenig vor. »Ich muss nur ab und zu raus, um die Pferde zu füttern und ihnen zwischendurch frisches Wasser geben, aber sonst habe ich schon alles erledigt. Nur der Mistkarren muss noch auf die Straße gestellt werden, also achte bitte mit mir zusammen darauf, dass ich nachher nicht zu spät dran bin.« Schnell haucht er seinem Sharik einen Kuss auf die Nasenspitze, ehe er nach dessen Hand greift und ihn zum Lager zieht.
Zum ersten Mal, seit über zwei Wochen betritt Yari das Lager und kann es kaum glauben: Was für ein Chaos! »Sag mal, warum haben wir das Lager überhaupt sortiert? Soviel ich weiß, gehört das Leinen nicht in Regal E, sondern in Regal A! Und da, da auch.« Er zeigt auf die falsch einsortierten Ballen. Mit der Fußspitze auf den Boden tippend, sieht er Kai an, der unwillkürlich den Kopf einzieht.
»Entschuldige, aber ich war an dem Freitag in Eile und habe den Ballen einfach in das nächste freie Fach gestopft, ohne auf die Nummer zu achten.«
Die Hände in die Seiten gestützt, schüttelt Yari den Kopf. »Kai! Wenn ihr euch nicht an die Lagerordnung haltet, dann ist die ganze Mühe umsonst! Wir räumen jetzt als erstes die Stoffe wieder an die richtigen Plätze und erst dann werden die neuen Stoffe ausgepackt. Egal, wie neugierig Großvater auf deine Einkäufe ist!« Noch bevor Kai etwas darauf sagen kann, holt Yari den falsch einsortierten Leinenballen hervor. Kurz blickt er dann an die Tafel neben der Tür und legt den Ballen dann in das Fach A2. Da gehört der schließlich hin!
Ergeben geht Kai nun auch zu den Regalen und beginnt die Ballen, die er vor ihrer Reise nach Edo einfach irgendwo reingelegt hat, wieder in die richtigen Lagerfächer zu packen. Dabei murrt er leise vor sich hin: »Pingeliger Korinthenkacker …«
»Kai, ich kann dich hören! Es ist wichtig, die Ordnung beizubehalten! Wie willst du sonst wissen, was hier an Werten rumliegt und wie viel Platz du noch hast?« Die Arme vor der Brust verschränkt steht Yari direkt hinter Kai, was diesen erschrocken herumfahren lässt.
»Erschreck mich doch nicht so! Verdammt, wegen dir kriege ich noch einen Herzschlag!« Die Hand auf seinen Brustkorb drückend, sieht er Yari an, der lachend wieder zum Regal auf der anderen Seite geht.
»So schnell kriegst du keinen Schlag. Hör auf zu murren und räum auf, damit wir Platz für die neuen Stoffe haben.«
Die Arme in die Seite stemmend, baut sich Kai vor ihm auf: »Hör auf, mich rumzukommandieren! Ich bin nicht dein