Der Wüstensklave. J. D. Möckli
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»Entschuldige, ich …« Tief atmet er durch. »Du bestimmst, wie wir weiter vorgehen und …« Weil ihm die Stimme versagt, bricht Yari mitten im Satz ab.
Dies lässt Kai sofort hellhörig werden. »Yari, lass uns jetzt weitermachen. Ich werde dich ganz sicher nicht … na ja, du weißt schon.« Hilflos fährt er mit seiner rechten Hand durch die Luft, ehe er sie auf die Schulter seines Liebsten legt.
Erst jetzt hebt Yari den zuvor gesenkten Blick wieder an. »Ja, lass uns weitermachen.« Nur mit Mühe bringt er ein leichtes Lächeln zustande. »Es tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht herumkommandieren, aber irgendwie ist wohl mein Temperament mit mir durchgegangen.«
Noch immer hat er Mühe, in Kais Augen zu blicken. Als er dann in ihnen aber nur Wärme erkennen kann, schlingt er die Arme um seinen Sharik, nur um ihn gleich wieder loszulassen und sich den nächsten Ballen zu schnappen, der in einem falschen Fach liegt.
Das alles geht so schnell, dass Kai gar nicht wirklich reagieren kann, weshalb er sich nun auch wieder daran macht, die falsch eingelagerten Stoffballen an die richtigen Plätze zu verfrachten.
Als sie es schließlich geschafft haben, ist wieder deutlich mehr Platz in den Regalen. Nun bleiben nur noch die neuen Stoffballen.
»Hilfst du mir, sie auszuwickeln? Ich lege sie dann in eines der Fächer und sage dir, was du aufschreiben sollst.«
Sofort kommt Yari der Aufforderung nach und mit vereinten Kräften wickeln sie den ersten Ballen aus. Dies ist schon beinahe wie Geschenke auszupacken, denn durch das Leinen können sie nicht erkennen, welchen Stoff sie gerade vor sich haben.
»Also, das ist weinrote Winterbaumwolle«, erklärt Kai nach einem Moment und trägt dann den Ballen zu den anderen roten Baumwollstoffen. »Die weinrote Winterbaumwolle kommt ins Fach C5.« Er faltet sorgfältig das Öltuch zusammen, in das der Ballen eingewickelt war, schließlich kann er diese Tücher selbst noch einmal zuschneiden und zum Einpacken der kleineren Stoffballen benutzen.
Nachdem Yari den Stoff auf der Tafel eingetragen hat, hilft er Kai mit dem zweiten Ballen.
So Hand in Hand arbeitend, kommen sie gut voran, obwohl Yari zwischendurch nach den Pferden sieht. Diese Momente nutzt Kai dazu, die Stoffballen auch in das Buchhaltungsbuch einzutragen. Schließlich muss für die Steuern alles seine Richtigkeit haben.
Am frühen Abend haben sie es endlich geschafft. Sogar die Tücher haben sie noch sortiert und nach Farben geordnet in die Regale geräumt.
Vollkommen geschafft lässt sich Kai auf den Stuhl fallen, während sich Yari neben ihm auf die Tischplatte setzt.
»Ich wusste gar nicht, dass du so viel gekauft hast«, kommentiert er die wieder deutlich volleren Regalfächer und lässt dabei seine Beine entspannt hin und her baumeln.
Stöhnend lehnt sich Kai auf dem Stuhl zurück. »Das ist noch gar nichts. Der Markt in Wladiwostok ist noch viel größer und wenn es so läuft, wie in den letzten Jahren, dann werde ich dort mindestens doppelt so viel kaufen wie in Edo.« Nun grinst er Yari schelmisch an. »Und du darfst dir schon mal überlegen, wo du die Ballen dann unterbringen wirst, wenn dir die Ordnung hier drin so wichtig ist.«
Sofort bekommt er einen kleinen Schlag gegen die Schulter.
»Hey!« Entrüstet steht Kai auf und stellt sich direkt vor Yari. »Fängst du mir jetzt auch noch so an wie Yu?« Mit dem ausgestreckten Finger wedelt er direkt vor dem Gesicht seines Liebsten herum.
Grinsend schnappt sich Yari die Hand und zieht Kai an sich ran, sodass er ihn mit den Armen umschlingen kann. »Das ist ganz einfach: Gleiche Stoffe und gleiche Farbe bedeutet gleiches Lagerfach. Ich bin mir nämlich sicher, dass du hauptsächlich Stoffe kaufen wirst, die du schon hast, und nur wenige Neue. Außerdem hast du mir auch jetzt manchmal einfach nur gesagt, dass das Fach sowieso doppelt belegt ist, weil du von dem alten Ballen noch einen Rest hattest. Hast du das etwa schon vergessen?« Schmunzelnd legt er seine Stirn an Kais und sieht ihm tief in die Augen.
Kai weiß nicht wieso, aber es wird ihm immer wärmer und er glaubt zu spüren, wie sich sein Herzschlag beschleunigt, als er den Blick erwidert und die Hände auf seinen Hüften spürt. »Yari, ich …«
Er hält es nicht mehr aus. Verlangend legt er die Arme um seinen Liebsten, während er gleichzeitig ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss vereint. Vorsichtig fährt er mit seiner Zunge um Einlass bittend an Yaris Lippen entlang. Bis dieser sie mit einem unterdrückten Stöhnen öffnet. Im Zeitlupentempo dringt er in die schon vertraute Mundhöhle vor und stupst Yaris Zunge so lange mit der seinen an, bis dieser auf die sinnliche Spielaufforderung eingeht.
Während sich ihre Zungen umspielen, lässt Yari seine Hände über Kais Körper wandern, bis er sie unter dessen Shirt schieben kann. Deutlich kann er unter seinen Fingerspitzen die Schauer spüren, als er sie den Rücken hinaufgleiten lässt. Unwillkürlich zieht er ihn noch näher an sich heran, was seinem Sharik ein unterdrücktes Stöhnen entlockt.
Mit einem Keuchen unterbricht Kai ihren Kuss. »Verdammt, Yari, wenn du so weitermachst, kriege ich in meiner Hose ein Problem.« Nach Luft ringend, blickt er in die himmelblauen Augen, in denen sich zu seinem Erstaunen eine leichte Erregung widerspiegelt.
Selbst außer Atem kämpft Yari schon beinahe um seine Selbstbeherrschung. »Kai … darf ich dich etwas fragen?«
Verdutzt nickt dieser. »Natürlich, du weißt doch, dass du mich alles fragen kannst.« Sanft legt er die Hände auf Yaris Oberschenkel und lässt dann seine Finger kreisen, ohne sie dabei allerdings groß von der Stelle zu bewegen.
Um sich zu sammeln, schließt Yari kurz die Augen, öffnet sie dann jedoch gleich wieder, um in Kais Augen sehen zu können. »Ich bin zwar noch nicht so weit, dass du mich wirklich anfassen kannst, wenn wir intimer werden, aber es hat mir doch auch gefallen, als wir es … gemacht haben. Darum wollte ich dich fragen, ob wir eventuell so wie da …« Mit hochroten Wangen bricht Yari mitten in seiner Erklärung ab. Den Kopf leicht gesenkt haltend, schielt er zu seinem Sharik.
Kai braucht einen Moment, um zu verstehen, was Yari meint. Dann fängt er glücklich an zu lächeln. Sanft legt er ihm die Hand an die Wange. »Natürlich können wir es wieder so machen, wenn du das möchtest, und uns dann einfach ganz langsam steigern, wenn du soweit bist.« Hauchzart legt er seine Lippen wieder auf Yaris.
Genauso sanft wie Kai ihn begonnen hat, erwidert Yari den Kuss. Dabei fühlt er deutlich die Erleichterung in sich, dass ihn sein Sharik verstanden hat.
Plötzlich reißt er sich aus der Umarmung. »Scheiße, ich muss den Mistkarren auf die Straße stellen!« Hektisch springt er vom Tisch und rennt in den Flur.
Er ist schon durch die Hintertür getreten, als er sich noch einmal umdreht, um die Kupfermünze aus der kleinen Box zu nehmen.
Als Yari beim Mistkarren ankommt, hört er schon die entfernten Hufschläge von Monoks Pferd. So schnell er kann, schiebt er den Karren durch das Tor und will die Münze gerade in die Aussparung legen, als er die Stimme des Mistsammlers hört.
»Na, das nenne ich mal einen seltenen Anblick. Ich weiß ja gar nicht mehr, wann ich dich das letzte Mal gesehen habe.« Grinsend lässt Monok sein Pferd anhalten und mustert Yari neugierig, der sich mit steifen Bewegungen umdreht. »Also es ist schon eine Schande, dass dich Kai so versteckt hält und nicht teilen möchte.«