Stein. Sabine Korsukéwitz

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Stein - Sabine Korsukéwitz

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Chrysopras, Rhodonit oder einfach aus Glas. Man ist also gut beraten, wenn man ein wirklich teures Stück erwirbt, sich auf der Kaufquittung versichern zu lassen, dass es sich um echte Jade handelt, so dass man den Kaufpreis reklamieren kann, wenn es sich als Fälschung herausstellt. Bei Groschenartikeln, wie man sie in vielen Steinläden und auf Flohmärkten findet, lohnt sich dieser Aufwand sicher nicht.

      In der Antike war ‘Grünstein’ sehr beliebt. Er wurde von den Ägyptern, den Griechen und später den Römern abgebaut. Plinius der Ältere, General und Naturforscher, beschreibt ihn in seinen Steinbüchern so:

      “Im Morgenland soll man den Jaspis, welcher dem Smaragd ähnlich ist, und der mitten querdurch mit einer weißen Linie gezeichnet ist, auch Monogrammos heißt, oder wenn er mehrere solcher Linien enthält und dann ‘der Vielbeschriebene’ heißt, als Amulett tragen.”

      Die Stämme Israels lernten ihn wahrscheinlich in der ägyptischen Gefangenschaft kennen. Anschließend trug der Hohepriester der Juden in seinem Brustschild einen als ‘Jaspis’ bezeichneten Stein, der wahrscheinlich Nephrit war. Für das wichtige Ritual der Knabenbeschneidung wurden Messer aus Nephrit verwendet. In Persien wurde dieses Mineral als yeschem bezeichnet – Sprachforscher machen daraus den ‘hebräischen Jaspis’. Im alten Assyrien galt der Nephrit als geburtsfördernder Stein. Eine Keilschrift von Ischtars Höllenfahrt erwähnt einen Gebärgürtel aus Nephrit. Man kann sich allerdings auf die Übersetzungen nicht unbedingt verlassen, weil es im Altertum mit den Bezeichnungen und Einordnungen für Steine und Minerale bunt durcheinander ging. Die Wertschätzung für milchig-grüne Steine war allerdings bei allen Völkern der Frühzeit hoch, viel höher als die für alle Edelsteine, die im Westen heute Frauenherzen und Kapital in Bewegung setzen.

      Laut singhalesischer Überlieferung soll sich Gautama, als er zum Buddha wurde, auf einen Thron aus durchscheinendem grünem Stein gesetzt haben. Der Thron stand im Himalaya-Gebirge und soll bis in den Himmel gereicht haben. Ob es sich dabei um Nephrit gehandelt hat?

      Einzig Chinesen wussten offenbar schon immer genau den feinen Unterschied festzustellen. Der chinesische Philosoph Kvan Chung (7.Jh vor unserer Zeitrechnung) erklärte die überragende Bedeutung dieses Steins so: “In seiner glänzenden Glätte erkennt man das Sinnbild des Wohlwollens (der Götter), in seinem leuchtenden Schliff ist das Wissen verkörpert, in seiner unbiegsamen Festigkeit die Gerechtigkeit.” Sein chinesischer Name ist auch yu , ‚Edelstein der Edelsteine‘ oder ‚hohe Wahrheit‘.

      Diese Steine sind so einzigartig, weil aus märchenhaften und zauberischen Vorzeiten stammen. Eine Schöpfungsgeschichte:

      In der frühesten Zeit kämpften zwei mächtige Anführerinnen um die Herrschaft über das Reich der Mitte. Nach langem Streit besiegte endlich die Gute die Schlechte. Aber leider wurde bei dem heftigen Kampf eine der vier Säulen des Himmels beschädigt, so dass ein Teil des Firmaments einstürzte. Die neue Herrscherin war darüber traurig und sehr bestürzt und bat ihre Untertanen ihr aus allen Teilen des Landes Steine von höchster Qualität zu bringen, aber was man ihr brachte war nicht schön genug. Da verbrachte sie viele Tage damit, sie so zu verfeinern, dass sie der Farbe und Beschaffenheit des Himmels gleich kamen. Als endlich die Reparatur beendet war, freute sich das Volk daran und feierte das große Werk. Es waren aber einige von den Steinen übrig geblieben. Die verstreute die Herrscherin über das ganze Reich, damit sie von späteren Generationen gefunden und zu Kunstwerken von angemessener Schönheit verarbeitet werden konnten. Seither ist eine Bezeichnung für Jade auch ‘Stein des Himmels’.

      Und tatsächlich, wenn man lange genug in so ein milchiges Stück helle Jade blickt, mit ihrem weichen Glanz, soviel angenehmer und ruhiger als ein funkelnder, grellbunter Edelstein – ist es nicht so, als ob man eine kleine Wolke in Händen hält? Das taktile Erlebnis, wenn man ein geschliffenes Stück Nephrit oder Jadeit in der Fingern hält ist ausgesprochen luxuriös; sie fühlt sich fein an und weich wie Seide, fest und doch nicht hart. Jade erwärmt sich in der Hand, ohne ein gewisses Gefühl von beruhigender Kühle zu verlieren. Man muss es selbst ausprobieren. Die Empfindung lässt sich nicht mit Worten teilen. In der Steilheilkunde soll Jade jähzornige Menschen besänftigen.

      Die Besessenheit mit diesem Stein kannte im Alten China keine Grenzen. Ganze Städte wurden für ein gutes Stück Jade eingetauscht, ungefähr so, als ob man Berlin und Potsdam für einen einzigen schön geschnittenen Löwen aus Jade verschenkt hätte, mit all seinen Einwohnern darin.

      Die besten Fundstücke hatten den Herrschern ausgeliefert zu werden und deren Sucht danach lässt sich mit simpler Prunksucht überhaupt nicht erklären. Und mit Gewinnstreben schon gar nicht, denn sie war kein gewöhnliches Zahlungsmittel. Der Jade wurden alle möglichen wundertätigen Eigenschaften zugeschrieben. Unter anderem sollte sie den Körper von Toten unverwest erhalten. Prinz Liu Sheng aus der Han-Dynastie wurde in einem Jadegewand begraben, das mit 2156 rechteckigen Stücken besetzt war, von Golddrähten zusammengehalten. Die Arbeitszeit zu diesem Kleidungsstück soll 12 Jahre betragen haben. In der Zeit der Han-Dynastie (206 v.Ch. – 220 n.Ch.) wurde der Taoismus von der Philosophie zur Religion erhoben. Unsterblichkeit wurde zum Hauptziel aller menschlichen Bemühungen – so erklärt sich der Aufwand für das Begräbnisgewand aus Jade.

      Erst in späterer Zeit wurde der Edelstein profaniert und begann dem individuellen Schmuck zu dienen. An den Fürstenhöfen kam eine Weile lang die Mode auf, ‘singende Steine’ zu tragen, Gürtel, die durch die Anordnung der Jadestücke angenehme musikalische Tonfolgen erzeugten. So wollte man höflicherweise seine Annäherung ankündigen, damit Anwesende Gelegenheit hatten, eventuell peinlichen Klatsch über die sich nähernde Person zu beenden.

      Wir kennen Jade hauptsächlich grün, aber es gibt sie auch in rosé, weiß und gelb. Die am meisten geschätzte Farbe auch von Jade war ‘imperial yellow’, weil alle Chinesen sich als Nachkommen des legendären gelben Kaisers sehen, der 2698 – 2598 v.Ch. die Größe Chinas begründete.

      Die feierlichste Zeremonie, die je ein Regierender auszuführen die Ehre hatte, war das Jadeopfer für Himmel und Erde auf dem heiligen Berg Tai. Sie konnte nur stattfinden, wenn die Nation wohlhabend und in Frieden lebte und keine Naturkatastrophen irgendwelche Teile des Reiches verwüstet hatten.

      Naturgemäß kam solch eine Gelegenheit nur selten, insgesamt acht mal vom ersten König/Kaiser 221.v.Chr bis Sung Chen Tsung 1008 n.Chr. Er war der Letzte, der die Zeremonie ausführte. Vorher musste er sieben Tage fasten und meditieren und trug dann zwei Sets von Jadebüchern (oder Tafeln) auf den Berg Tai. Sie enthielten Danksagungen und Bitten an die Geister von Himmel und Erde. Ein Set verblieb vergraben auf dem Berg, das zweite wurde wieder mit heruntergebracht und im kaiserlichen Palast aufbewahrt. Nur zwei solcher Tafeln wurden nach langer Zeit wiedergefunden und 1933 von General Ma Hung-kuei außer Landes geschafft. Er deponierte sie als seinen persönlichen Besitz in der Bank von Los Angeles. Seine Witwe gab sie 1971 der chinesischen Republik zurück.

      Heutzutage existieren nur noch sehr wenige von den wunderbaren antiken Jadeschätzen in Rot China und das ist wirklich eine Schande, gemessen an der einzigartigen Bedeutung, die Jade für Chinesen hat. Jeder kennt wohl die Geschichte der Eroberung Chinas durch die vereinigten Kolonialmächte, die Geschichte einer einzigartigen konföderierten Strafexpedition gegen ein Reich der Mitte, das sich weigerte, sich in ein Volk von Süchtigen verwandeln zu lassen. Vielleicht wäre die Sache anders ausgegangen, hätten die Herrscher dieses alten Kulturvolks – ebenso wie die jüngeren Nationen – Waffen höher geschätzt als Schönheit.

      Man erzählt sich, dass die Kaiserin-Witwe Cixi wie alle Bewohner der Verbotenen Stadt vor ihr, nach ihrem persönlichen Geschmack und ohne Rücksicht auf die Kosten, luxuriöse Umbauten und Verschönerungen vornehmen ließ. Entgegen dem Rat ihrer Beamten befand Cixi, dass ihr himmlisches Reich gegen eine Handvoll stinkender Barbaren keine Flotte benötigte und zog das Silber aus der Kriegskasse ab. Als die Umbauten im Vergnügungsgarten des Sommerpalastes beendet waren, lud sie die Edlen des Reiches zu einem Fest und präsentierte ihnen

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