Sophon // Vom Bild des Menschen. Helmut Lauschke
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Gewalten sind’s, die an ihnen reißen,
den Menschen zu achten und nicht zu beißen.
Die Stunden gehen weiter und das unbemerkt
durch Tag und Woche und durchs ganze Jahr.
Freud’ und Liebe haben die Jugend gestärkt,
die sich auf den Weg zur Stadt der Hoffnung macht.
Zeichen kommen, die nicht aus den Blicken weichen,
sie heben und senken, den alten Zeichen gleichen,
wenn sich der Natur die Kräfte entstülpen
und Blüten und Blumen sich stauden zu Tulpen.
Weitende Öffnungen sind’s hin zu den Taten,
was sollt’ man der Jugend noch raten,
als die Kräfte anzusetzen am stechenden Spaten,
den Boden zu wenden für neue Saaten.
So liegt, wie so oft, die Bedeutung im Morgenrot,
wenn die Welt aufs Neue zum Ganzen sich dichtet
und der Kosmos nach seinen Kräften sie richtet,
dass Quellen das Leben berauschen mit neuem Brot.
Auf den Schwingen frühmorgendlicher Flügelschläge
werden Erwartungen der ausgehenden Nacht
ins Licht an die Grenzen der Hoffnung getragen,
wo sie im Crescendo-Echo gleitend herabschallen.
Das Bild des Menschen ist verzerrt
Sophon: Das Bild des Menschen ist verzerrt,
gesplissen und verwildert ist das Bild.
Die Sicht, die Ordnung, wer will sie finden
hinter dem großen Weltenschild,
in der Dunkelheit aus den verstrickten
Bändern und Fäden lösen,
aus dem gespannten Seinsgeflecht mit den
Dichten des Guten und des Bösen,
das sich durch die Zeiten in seinen Gängen
gegenläufig wellt und streckt?
Kehat: Man wird staunen,
weil die Suche die Sprache verschlägt,
in der man zwischenzeitlich steckt.
Sophon: Was dann die Seele und den Körper betrifft,
die sich durchs Leben dehnen,
es ist unglaublich, wie sich das eine oder beide
in den Lasten zum Überleben sehnen.
Kehat: Weit sind die Asymptoten ausgelegt
und laufen dem Weg in den Nächten voraus,
dass an manchen Tagen bei hebender Dämmerung
es die Augen nicht glauben wollen,
wenn Menschen Straßen und Wege passieren,
andere dagegen warten vor dem Haus
und nicht wenige mit leeren Mägen,
die knurren, während Schmerzen schreien sollen.
Sophon: Ja, es stimmt, die Asymptoten sind ausgelegt,
doch wo führen sie bei Licht des Tages hin,
dass sie auf die Ethik zielen,
die der Mensch beim Tun als Maß
und Richtstab braucht,
damit die Dinge auf den Weg
in Ordnung kommen,
und es nicht aus Schloten wieder raucht.
Kehat: Denn das Verkehrte rast im Wahnsinn
quer durch Länder und durch Jahre,
Schluss muss damit sein auf dem wunden Planeten,
denn der Mensch ist keine Ware.
So blickt der Planet mit Trauer und Sorge
dem Leben ins Gesicht von Elend und Not,
es ist der Wendekreis des Seins,
der reißt mit seinen tausend Fragen
oftmals in den verfrühten Tod.
Sophon: Ein Teil der Frage ist die Sicherung,
wenn es eine solche in den Tagen gibt,
was ist und für die Zukunft bleiben soll,
gesagt ist auch, was sich noch dazwischenschiebt,
weil das Leben mit dem Überleben weitergehen soll
und weitergehen will
nach dem, was war und ist und kommen wird,
da werden viele Stimmen still.
Kehat: Das Wagnis, es zu denken, ist schon groß,
wieviel größer wird der Schreck dann werden,
wenn die Gedanken in der stillen Vorschau
es nicht fassen, was passieren wird auf Erden,
weil das Wagnis sich als Flammenmeer entzündet
und die letzte Brandmauer niederreißt,
wenn die Wellenwucht die Mutter erschlägt,
die das weinende Kind auf dem Rücken trägt.
Sophon: Die Heutefragen gelten dem Sein und Sollen,
was sich verbirgt im Keim und Bodenstollen
und mit den Jahren tiefer sinkt
und fester sich verklinkt
in Form von Krümmen