Shamela. Henry Fielding
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Ich wünsche Euch, Sir,
aufrichtig das Beste,
Ihr selbst.
John Puff, Esq., an den Herausgeber.
Sir,
ich habe Eure Shamela immer wieder durchgelesen und gefunden, dass diese Darstellung ganz unvergleichlich ist. Wer ist es und was ist er, der ein solch exzellentes Buch zu schreiben vermag? Er muss seiner Zeit und auch Seine Gnaden selbst zweifellos Wohlgefallen bereiten, denn er vermag alles in vollkommener Weise darzustellen, nur nicht die Tugend. Wer immer der Autor ist, er besitzt eines der schlechtesten und zeitgemäßesten Herzen in der Welt, und ich würde ihm für seine nächste Arbeit empfehlen, die Lebensgeschichte von Seine Gnaden zu schreiben. Denn er, der den Charakter von Pfarrer Williams entworfen hat, ist dieser Aufgabe gewachsen, ja, er hat wohl kaum mehr zu tun als dem Pfarrer sein Gewand wegzunehmen sowie das, was Shamela an ihm begehrt, und der Deckel passt.
Ich bin, Sir,
Euer demütiger Diener,
John Puff.
Der Leser möge beachten, dass weitere kommentierende Briefe und Kopien von Versen für die nächste Auflage vorbereitet werden.
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Pfarrer Tickletext an Pfarrer Oliver.
Verehrter Sir,
hiermit übersende ich Euch eine Kopie der süßen, lieben, schönen Pamela, ein kleines Buch, das dieser Winter hervorgebracht hat. Ihr habt von einem Geistlichen in Eurer Nachbarschaft darüber sicher schon reden hören, denn wir haben es hier zu unserer Sache gemacht, das Werk nicht nur hochzujubeln, sondern auch in höchsten Tönen darüber zu predigen: Die Kanzel wie auch das Kaffeehaus hallen von seinem Lobpreis wider, und in Kürze ist zu erwarten, dass seine Lordschaft es in seinem Hirtenbrief unserer ganzen Gemeinde empfehlen wird.
Ich bin zuversichtlich, dass alle Geistlichen in diesem Land diesem Beispiel folgen werden. Denn es wird nicht nur, durch den Charakter des Pfarrer Mr. Williams, ein Bruder in ein gutes Licht gestellt, sondern auch die nützliche und wahrhaft religiöse Lehre der Gnade überall eingeprägt.
Dieses Buch ist die „Seele der Religion, der guten Erziehung, des Anstandes, der Güte, des Esprits, der Phantasie, des vornehmen Denkens und der Moralität. Es hat eine Leichtigkeit, eine Natürlichkeit, eine würdige Schlichtheit und eine maßvolle Fülle in sich, die dem Leben selbst gleicht, ja es noch überstrahlt. Der Autor hat das Gefällige mit dem Zweckmäßigen versöhnt; der Gedanke ist überall in den präzisesten Ausdruck gekleidet und passt in dieses Kleid so gut hinein wie Pamela in ihr ländliches Gewand. Dieses verkleidet sie aber nicht, denn Schönheit, ist sie bescheiden, legt den Stolz der Zierde ab und stellt sich ganz unverhüllt dar“, wie es in diesem bewundernswerten Werk häufig geschieht, wenn dem Leser Bilder vor Augen gestellt werden, die der kaltherzigste Eiferer nicht ohne Rührung lesen kann.
Ich für meinen Teil (und ich kann wohl das Gleiche für alle Geistlichen in meinem Bekanntenkreis sagen) „habe nichts anderes getan, als es anderen Leuten vorzulesen, und höre es andere wiederum mir vorlesen, seit mir das Werk in die Hände kam. Mir kommt es so vor, als könne ich gar nichts anderes mehr tun, denn ein Ende ist nicht abzusehen. Immer wenn ich das Buch beiseite lege, verfolgt es mich. Habe ich den ganzen Tag davon reden hören, dann nimmt es die Nacht über Besitz von meiner Phantasie. Auf jeder Seite ist Hexenzauber am Werk.“ — Ach! Ich fühle mich sogar jetzt gerührt, wenn ich das berichte: Mir scheint, dass ich Pamela in diesem Augenblick sehe, entblößt von aller stolzen Zierde.
„Du kleines Buch, bezaubernde Pamela, mach dich auf den Weg, geh in die Welt, in der es deinesgleichen nicht gibt.“ Was für ein Glück wäre es für die Menschheit, wenn alle anderen Bücher verbrannt würden und wir nichts anderes mehr täten als dich zu lesen und von dir die ganze Nacht zu träumen. Du vermagst uns ganz alleine so viel Moral zu lehren, wie wir brauchen. Lehrst du uns nicht zu beten, Psalmen zu singen und den Klerus zu ehren? Besteht darin nicht die ganze Pflicht des Menschen? Vergebt mir, o Autor der Pamela, dass ich den Namen eines Buches nenne, der dem Eurem nicht gleichkommt: Doch jetzt, da ich daran denke, wer ist der Autor, wo ist er, was ist er, der bisher imstande war, einen dermaßen allumfassenden, alles beherrschenden Geist zu verbergen, „er, der jede Qualität besitzt, mit der Kunst zu verzaubern mag: Und doch hat er sie in den Dienst des Natürlichen gestellt. Der Reichtum seiner Vorstellungskraft muss wahrhaftig wunderbar sein! Sie lässt dieses winzige bloße Senfkorn wie jenen Himmel erscheinen, mit dem das Beste aller guten Bücher es verglichen hat.“
Kurz, dieses Buch wird noch das Alter der Patriarchen erreichen und wie diese für viele Jahrhunderte sein gutes Werk für unsere Nachwelt fortführen, die nicht anstehen wird, das Buch unter Vorbehalt zu hochzuschätzen. Wenn die Römer große Männer, die nur wenige Kinder für die Republik erzeugten, von manchen Pflichten freistellten, mit welcher Auszeichnung (wenn wir denn jemals zum wahren Anstand zurückfinden werden) sollten wir diesen Vater von Millionen belohnen, die der zukünftigen Wirkung seines Einflusses ihre Entstehung verdanken. — Ich habe jetzt gerade auch ein anderes Gefühl.
Sobald Ihr das fünf oder sechs Mal durchgelesen habt (was innerhalb einer Woche möglich ist!), gebt es bitte meiner kleinen Patentochter als Geschenk von mir. Das ist die einzige Bildung, die wir fortan unseren Töchtern zukommen lassen wollen. Und gebt es bitte Euren Dienstmägden zu lesen, oder lest es ihnen vor. Ihr und der benachbarte Pfarrer müsst Euch für Eure Predigten von den Buchhändlern mit der vierten Auflage versorgen, sobald diese erschienen ist. Ich bin,
Sir,
Euer demütigster Diener,
Tho. Tickletext.
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Pfarrer Oliver an Pfarrer Tickletext.
Verehrter Sir,
ich habe Euer freundliches Schreiben mit dem beigelegten Buch erhalten und muss wirklich mein Bedauern darüber bekunden, dass der Bericht über einen jetzt in der Stadt wütenden epidemischen Wahn von meinem Freund bestätigt wird.
Hätte ich nicht Eure Handschrift wiedererkannt, dann würde ich, in Anbetracht der im Brief zum Ausdruck kommenden Empfindungen und seines Stils, annehmen müssen, dass er vom Autor der berühmten Apologie stammt, die mir im letzten Sommer zugesandt wurde. Als ich ihm den bemerkenswerten Absatz über die ´maßvolle Fülle´ vorlas, die dem Leben nicht nur gleicht, sondern es noch überstrahlt, schrie ein junger Baronet: Colly Cibber, bei Gott! Mir ist aber inzwischen klar geworden, dass dies, wie so viele andere Ausdrücke in Eurem Brief, von jenen bemerkenswerten Episteln geborgt ist, die der Autor oder der Herausgeber der zweiten Auflage vorangestellt hat, von der Ihr mir dieses Buch zugesandt habt.
Kann es wirklich sein, dass Ihr oder irgendein anderer mit Eurem Amt ernsthaft denkt, dass die Sache der Religion oder Moralität einer so dürftigen Unterstützung bedarf? Gott verhüte, dass es so wäre. Zu Ehren der Geistlichen bedaure ich, wie begeistert sie sich davon zeigen. Was weltliche Ehre betrifft, so haben Ihre Vorgänger in der unverfälschten frühen Zeit sie niemals gehabt oder danach gestrebt. Tatsächlich waren die zufriedene Gewissheit eines guten Gewissens, der Beifall der Weisen (die nie die Mehrzahl der Menschheit ausmachten oder ausmachen werden) und ihre ekstatische Freude,