Bambis Kinder. Felix Salten

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Bambis Kinder - Felix Salten

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lauter Donnerschlag unterbrach Faline. Sie zuckte ein wenig. Aber die Kinder sprangen in die Höhe und standen bebend da.

      Endlich stammelte Geno: »Wenn ... jetzt ... der Vater getroffen ist ...«

      Gurri fing an zu wimmern.

      »Seid ruhig, Kinder«, beschwichtigte Faline, »sorgt euch nicht um den Vater; den kriegt Er nie! Jetzt ist der Vater dahier im Wald der Fürst.«

      Ringsum herrschte nach dem kurzen Donner tiefes Schweigen.

      Die Kinder legten sich wieder zur Mutter. Sie vergaßen das Erschrecken sehr rasch.

      Das Eichhörnchen kam herbeigesaust und jubelte: »Den Marder hat Er vom Baum geholt! Den Marder, den blutgierigen, den unbarmherzigen Marder!«

      Im Einschlafen vernahmen es die Kinder, und Faline flüsterte: »Gut, daß es keiner unserer Verwandten war.«

      Es wurde immer lichter, es wurde hell.

      Mit berstendem Schrei flatterten, schwingenknatternd, die Fasane von ihren Schlummerplätzen zu Boden.

      Auf den höchsten Spitzen der Baumwipfel flöteten, trillerten die Amseln ihr Morgenlied.

      Der Kuckuck rief nah und fern und ließ ein leises, kehliges Lachen vernehmen.

      Die Tauben begannen ihren eintönigen, melodischen Liebesgesang.

      Der Pirol schleuderte sich wie ein goldener Ball von Baum zu Baum und wiederholte sein Jauchzen: »Ich bin so froh!«

      Die Meisen führten in den Büschen ihr lebhaftes zartes Wispergespräch.

      Der Häher schnarrte von Zeit zu Zeit jäh auf, als wäre er zornig. Eigentlich war er immer zornig.

      Lustig schmetterten Finken und Rotkehlchen.

      Der Specht trommelte an den Baumstämmen und stieß oft ein gellendes Lachen aus.

      Geschäftig schäkerten die Elstern.

      Am Boden raschelten die Mäuse.

      Hoch in den Lüften scholl kühner Falkenruf, sauste schwirrender Entenflug.

      Faline und die Kinder schliefen friedlich. Der Wald war erwacht.

      Ein sachter Wind strich durch die Bäume, daß sie leise rauschten. Feurig stieg die Sonne empor, eine am Himmel lodernde, aber wohltuend zärtliche Flamme.

       * * *

      II

      In der abendlichen Dämmerstunde gingen die Kinder mit ihrer Mutter auf die Wiese.

      Gurri wollte vorauseilen, doch Faline rief sie zurück.

      »Ich habe dir streng verboten, so allein hinauszurennen! Du mußt warten, bis ich draußen bin. Halte dich an deinen Bruder; er ist folgsam, und er bleibt artig hinter mir. Denke doch an die Gefahr!«

      »Ich bin sehr hungrig«, entschuldigte sich Gurri.

      »Oh, wenn sie Hunger hat, vergißt sie alles«, spottete Geno, »da wird meine Schwester sogar tapfer.«

      »Die einzige Tapferkeit, die sich für uns schickt, ist wachsame Angst«, erklärte Faline.

      Sie stand und prüfte die Gerüche mit witternder Nase, ließ die Augen überall umherschweifen, fragte die Elster, die zum Nest flog, ob etwas Bedrohliches im Anzug wäre.

      »Nichts! Weit und breit nichts«, antwortete die Elster und verschwand.

      »Weit und breit nichts«, wiederholte das Eichhörnchen, das von oben, von den höchsten Zweigen herunterturnte, auf einem breiten Ast saß, die Fahne aufgepflanzt hatte und die Vorderpfoten beteuernd an die weiße Brust drückte. »Ich habe mich genau umgeschaut – keine Gefahr!«

      Trotzdem blieb Faline, ohne sich zu rühren, wo sie stand. Nur ihre Lauscher spielten, ihre Nase zog immer Witterung ein. Im Gitter des Laubes war ihr Gesicht kaum wahrnehmbar.

      Die Amsel beendigte ihr Abendlied. Der Kuckuck ließ einen letzten Ruf vernehmen; dann wechselte er auffällig den Platz, um nächtliche Verfolger zu täuschen, flog bald dorthin, bald dahin und setzte sich schließlich irgendwo, dicht an einen Baumstamm gedrängt, zur Ruhe.

      Der Specht schlief schon. Selbst der mißtrauische Häher barg den Kopf unter die Schwinge. Die Meisen, die Tauben verstummten.

      Durch die Luft brauste Entenflug. Ein Reiher zog mit ausgebreitetem Fittich, die langen, dünnen Ständer stramm nach hinten gestreckt, im erblaßten Firmament dahin. Er glich einem Schwimmer; die Menschen erinnerte er an ein Flugzeug.

      Vom Dickicht der Holunderbüsche her tönte jetzt das holde Singen der Nachtigall.

      »Ist Tante Rolla mit den Kindern schon draußen?« erkundigte sich Gurri ungeduldig.

      »Nein«, sagte Faline.

      »Na eben«, meinte Gurri, »wir gehen immer viel zu früh weg von der Wiese und manchmal zu früh hinaus.«

      »Du aber redest viel zu viel«, tadelte Geno.

      Faline trat Schritt vor Schritt auf die Wiese, sicherte noch eine kleine Weile, kehrte sich dann zur grünen Wand des Dickichts und rief leise: »Jetzt kommt!«

      Die Kinder sprangen hinaus.

      Geno fing sogleich zu äsen an.

      Plötzlich hob er das Haupt, lief zur Mutter und erkundigte sich: »Bist du auch ganz gewiß, daß keine Gefahr droht?«

      Ehe Faline antworten konnte, meldete Gurri: »Da sind sie ja! Tante Rolla und Boso und Lana!«

      Die drei spazierten mitten über die Wiese. Sorglos hielt Rolla ihre Mahlzeit, während die Kleinen miteinander spielten, auch hie und da ein wenig naschten.

      Gurri rannte ihnen entgegen; possierlich unbeholfen, doch anmutig wie alle diese Rehkinder.

      Etwas langsamer folgte ihr Geno; seine schüchternen Sprünge, sein oftmaliges Innehalten und sein rasches, altkluges, sicherndes Aufwerfen nahmen sich noch drolliger aus. Er hatte die vollendete Grazie der Unschuld.

      Boso und Lana stürmten heran, so heftig, daß sie die zarten Läufe spreizen mußten, als sie stehenblieben.

      »Da ist ein merkwürdiger Geselle«, berichtete Boso atemlos.

      »Ihr müßt ihn euch anschauen«, fügte Lana hinzu, »wir führen euch zu ihm.«

      »Er wird schon auf und davon sein«, zögerte Geno.

      Aber Lana versicherte: »Oh, der marschiert nicht so schnell.«

      »Ist es kein Feind?« erkundigte sich Geno.

      »Ein Freund ist er gerade nicht«, sagte Boso heiter.

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