Fürstin des Nordens - Trilogy. Juryk Barelhaven

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Fürstin des Nordens - Trilogy - Juryk Barelhaven

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kann seine Arbeiter nicht bezahlen!“

      So ging es drunter und drüber. Francesco bedeutete zu warten, holte Schreibmaterial und einen Sack Münzen, trat wieder vor den Schuldnern und griff zu einem Federkiel.

      „Kann losgehen“, sagte er gedämpft und begann.

      Schweratmend kam Claudile an der Burg an. Sie witterte Veränderung in der Luft, konnte aber nicht sagen, woher und vor allem was sich veränderte. Der Wald war alt, aber etwas war dort gewesen, erinnerte sie sich. Eine Präsenz, die sich nicht klar definieren ließ. Etwas war im Gange und schien sie zu beobachten. Sie drehte sich um die eigen Achse und schnupperte probeweise. Nichts. Und doch war da etwas.

      Ein Frösteln durchlief ihren Körper. Das war neu.

      Sie kam nicht weiter. Der Baron war in dem Loch gewesen, aber die Spur verlor sich. Und sie musste schnell handeln, bevor sich die Spur verflüchtigte.

      Sie brauchte Hilfe.

      Wer wäre besser geeignet als die Stadtwache?

      Sie nickte sich selbst zu ihrem Entschluss zu, betrat ihre Burg auf dem gleichen Weg wie sie gegangen war und zog sich eiligst um. Kurz zuvor betrachtete sie das auffällige Rüschenkleid und die Hose von Francesco. Das Kleid war unnatürlich. Es engte sie ein und ließ sie aussehen, als wäre sie eine Menschenfrau mit einem viel zu breiten Becken. Zum Teufel, damit!

      Ohne den Tumult im Saal beachtend kletterte sie auf die Mauer und sprang geduckt in den Graben, wo sie wenig später an der Wache ankam. Zu ihrem Glück trat Korporal Axel gerade aus der Tür.

      „Einen schönen Abend, Herrin.“

      „Ich habe ein Problem“, begann sie und erklärte ihm alles auf dem Weg. „Darf ich dich kurz begleiten?“

      Axel nickte. „Es ist nur der übliche Rundgang. Es könnte eher langweilig werden.“

      „Nein, schon gut.“

      „Wie Ihr wollt.“

      „Hast du denn keine Angst?“ fragte sie ihn, als sie durch die Düsternis des aufkommenden Abends durch die Gassen schlenderten.

      „Nein.“

      „Aber es könnten überall Schurken und Halunken auf der Lauer liegen.“

      „Oh, ja. Aber ich bin schon seit einer ganzen Weile nicht mehr belästigt worden.“

      „Fürchtet man vielleicht deine Uniform?“

      „Möglich“, räumte Axel ein.

      „Vermutlich haben die Leute gelernt, Respekt davor zu haben. Ich finde Gefallen an Männerhosen. Könnte ich mir ein paar Hosen von euch leihen?“

      „Nicht die von Gaver, oder?“

      Beide lachten ungezwungen. Claudile schüttelte den Kopf. „Wie lange bist du schon hier?“

      „Ich kam erst vor einem Jahr hier an.“

      „Vor einem Jahr verschwand auch Alexandra Häberlein“, erwiderte sie beiläufig und blickte interessiert in ein Schaufenster, das frischen Wolfspelz anbot.

      Er zuckte leicht zusammen.

      „Äh… entschuldigt bitte, aber… Ihr kamt mit einem Problem zu mir?“

      „Schön, dass du fragst“, sie lächelte knapp. „Ich bin der Spur des Barons gefolgt, so gut es ging. Sie verliert sich in einem alten Silberstollen. Nur, damit ihr von der Wache Bescheid wisst. Er wird seiner Strafe nicht entgehen.“

      „Das… ist gut zu wissen.“

      „Mir wurde heute gewahr, dass sich wohl eine kleine Religionsgemeinschaft gebildet haben könnte“, erklärte sie wie beiläufig. „Du weist nicht zufällig etwas darüber?“

      „Nein.“

      Sie forschte in seinem Blick und fand nichts anderes als Aufrichtigkeit. „Gut, dann belasse ich es dabei. Wo wohnst du?“

      „Ich wohne bei meinem Onkel“, sagte Axel.

      „Man braucht einen Ort, wo man sich selbst entfalten kann. Wie ist es da so?“

      „Ach, nicht sehr gemütlich. Mein Onkel ist Gerber und redet von nichts anderem. Vom Geld machen und so.“

      „Ich dachte, Menschen lieben Gold.“

      Axel verharrte kurz und suchte offensichtlich nach Worten. Dann erklärte er: „Nicht alle. Ruhe und Frieden sind auch sehr wichtig.“

      „Familie, möchte ich meinen.“ Sie lächelte kokett ihm zu. „Es muss schön sein, eine Familie zu haben. Aber es gibt bestimmt auch interessantere Themen wie Familie und Geld.“

      „Zum Beispiel?“ fragte er lauernd und blickte sich um. „Wo sind wir?“

      Sie standen beide am Scheideweg einer kleinen Kreuzung.

      Claudile hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und blickte vielsagend zu einem Schild, das an der Mauer eines Hauses genagelt war.

       Tuchmüllenstraße.

      Axel starrte sie an und sagte kein Wort.

      „Wie tragisch. Es muss schlimm gewesen. Eine große Familie stirbt in den Flammen. Vor einem Jahr.“ Claudile schaute nach links und rechts und witterte kurz. Sie waren allein. Kein Zweifel. „Seltsam, dass ein Stadtwächter diese Straße nicht kennt“, bemerkte sie höflich. „Wir könnten auch über Frisuren reden. Oder Kleidung. Ver…kleidung.“

      Axel Gesicht gefror zu einer starren Maske. Langsam erschlafften seine Schultern.

      „Mich stört es nicht. Du beweist Einfallsreichtum.“

      „Das habt Ihr extra gemacht!“

      „Ja, das wollte ich geklärt wissen“, meinte sie jovial und trat näher heran. „Es liegt am Geruch, musst du wissen. Den Baron Mattes Lyren konntest du täuschen, wahrscheinlich weil er die meiste Zeit betrunken und seine feine Nase schon fast taub war von dem billigen Fusel.“

      Axel errötete und nahm seine Mütze ab. „Alexandra Häberlein, Euch zu Diensten.“

      Hauptmann Gaver starrte auf die Menge vor sich im Saal. Auf der Liste der Dinge, die er besonders gut konnte, kam Starren an zweiter Stelle, direkt nach reglosem Hocken. Er brachte immer die besten Leistungen, wenn es darum ging, nichts zu tun. Einfach wie erstarrt dasitzen – das war seine größte Stärke. Er war auf eine besondere Art Dumm, die eine gewisse Faulheit voraussetzte. Zu seinem Glück gab es unter den Leuten keine nennenswerten Verbrechen.

      Als die Menge sich nach und nach lichtete, und die meisten mit Säcken voller Geld verschwanden, trat er vor und versuchte sein Glück.

      Francesco sah ihn fragend an.

      Gaver

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