Fürstin des Nordens - Trilogy. Juryk Barelhaven

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Fürstin des Nordens - Trilogy - Juryk Barelhaven

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Freund hält sich nicht mit Zahlen auf, sondern redet sich um Kopf und Kragen. Denkst du, ich wüsste nicht, dass die Stadtwache nutzlos ist? Den letzten Handtaschenräuber habt ihr vor einem Jahr gehängt. Du bist eigentlich nur da, um das Stadttor zu bewachen. Ich möchte den Tag erleben, an dem es nicht mehr da sein wird. Und dein Gesicht dann sehen.“

      Bettina stellte den Teller ab. „Eine kleine Stärkung, Herr.“

      Gaver grinste blöd und langte zu.

      Sie schlug ihm blitzschnell auf die Hand. „Nicht für dich, Gaver“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Es klang wie das Fauchen einer sehr gereizten Leopardin. Schnell wandte sie sich wieder Francesco zu und trug wieder ein sorgenfreies Lächeln zur Schau. „Herr, ich würde Euch kurz sprechen wollen.“

      Er nickte widerwillig und ließ sich von ihr mitziehen. Hinter einer Säule flüsterte sie ihm ins Ohr: „Das ist Gaver! Er ist nicht ganz richtig, der Arme. Seid er als Kind vom Kutschbock gefallen ist, ist er etwas langsam. Außerdem trinkt er. Und viel. Eigentlich ist es kein Trinken mehr, sondern ein Saufen. Wir lassen ihn glauben, dass er für Recht und Ordnung sorgt.“

      Francesco hörte geduldig zu und nickte ernst. „Ja, verstehe. Eine Frage nur: warum?“

      „Könnt Ihr euch vorstellen, wie er auf dem Feld arbeitet oder wie er Lachse fängt? Wir haben alles versucht. Glaubt mir“, sie faltete die Hände und machte ein trauriges, sehr trauriges Gesicht.

      „Aber…“

      „Bitte. Es ist besser so.“

      „Na schön“, stöhnte Francesco und blickte in Gavers Richtung, wie er langsam, ganz langsam sich eine Gurke vom Teller nahm und sie sich in die Hosentasche steckte.

      Widerwillig setzte er sich wieder. „Na schön. Du bekommst das Gehalt von vier Monaten plus eine Pfanne aus der Küche. Das ist mein letztes Angebot.“

      „Und den Stuhl.“

      „Welchen Stuhl?“

      „Den Stuhl.“ Gaver zeigte in die Ferne.

      „Gaver“, Francesco verbarg den Kopf in seine Hände „das ist ein Thron.“

      Das uralte Spiel

      1

      „Waren viele hier?“ fragte Claudile und sah sich um. Schlammbespritzte Schuhe hatten dutzende Spuren auf dem Parkett hinterlassen, sowie auf dem Läufer, der vom Eingang des Saals bis zum großen Eichentisch führte. Es mussten dutzende gewesen sein.

      Francesco sah sie an. Dunkle Ringe hatten sich um seine Augen gebildet. „Die Rechnungen wurden bezahlt. Vergebt mir, Herrin, aber ich möchte nicht darüber sprechen.“

      Claudile starrte Korporal Axel an und zuckte mit den Achseln. „Na schön. Das sollte die Leute etwas beruhigen.“ Sie trat vor und deutete mit einem Nicken zu ihrer Begleitung. „Das ist Korporal Axel. Sie… Er würde gerne eine Nacht hierbleiben.“ Sie scharrte mit den Füßen. „Ich wollte mich nicht an dir vorbeischleichen.“

      Francesco blickte sie an. Langsam verarbeitete er die Information und sah zum Korporal. „Eure Ladyschaft“, begann er etwas betrübt. „Ihr seid etwas zu jung, um jungen Männern eine Bleibe anzubieten. Das könnt Ihr doch verstehen? Eine Dame ist stehts um Ihren Ruf bemüht. Also wirklich.“

      „Er kann ja unten schlafen.“

      Francesco beugte sich vor. „Gewisse Dinge werden hier nicht vorkommen! Wisst Ihr was? Ich hatte einen recht anstrengenden Tag. Es dürfte euch freuen zu hören, dass wir die Glückliche Bettina zu unseren Inventar begrüßen dürfen. Ich meine, Personal. Vergebt mir.“ Er massierte sich die Schläfen. „Das Fürstentum im Norden bedauert Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir heute geschlossen haben.“

      „Fein, fein.“ Claudile scharrte mit den Füßen. „Ich… gehe dann nach oben.“

      „Aber ohne Korporal Axel!“

      „Was? Nein.“

      „Eure Ladyschaft! Es reicht!“

      Claudile malte mit den Kiefern und gab klein bei. „Wer ist hier eigentlich die Fürstin? Schön, ist ja gut.“ Sie wandte sich ihrer Begleitung zu. „Du hast es gehört. Wir sehen uns morgen.“

      Beide sahen sich an. Ein Kuss wurde ausgetauscht. Dann verschwand Korporal Axel und winkte ihr lächelnd zu.

      „Es freut mich, dass Ihr wenigsten Freude an diesem ereignisreichen Tag hattet.“ Francesco trat näher heran und legte seinen Arm um sie. „Hütet Euch vor der Liebe. Sie kann verbrennen oder erkalten.“

      Sie setzen sich an den Kamin.

      „Fassen wir zusammen“, begann Francesco nach einer Weile. „Der Baron verliebt sich in ein Mädchen, wird krank vor Liebe und tötet die Familie des Mädchens. Weil er sie in den Flammen umkommen sieht, wird er beinahe verrückt vor Kummer und betrinkt sich. Er trinkt viel, unser Baron. Er wird übellaunig, ungerecht und tyrannisiert die Bewohner. Er kümmert sich nicht mehr um den Wald und die Leute. Rechnungen werden nicht bezahlt. Er verfällt in eine trübsinnige Stimmung. Er wird wahnsinnig vor Kummer und lässt alles hinter sich. Versteckt sich in eine Silbermiene, was gewiss schmerzhaft ist. Habe ich etwas vergessen?“

      Claudile starrte in die Flammen. „Nein, das ist alles.“ Alexandra Häberlein bleibt tot. Vergib mir, mein Freund, aber ich habe es versprochen.

      „Ihr habt Ihn nicht erwischt?“

      „Die Spur führte zur Silbermiene, aber nicht von dort fort. Ich konnte nicht runtergehen und nachschauen.“

      „Aus offensichtlichen Gründen. Gut gemacht.“

      „Es ging eben nicht.“

      „Schon gut, das war keine Kritik. Vergessen wir ihn.“

      Sie blickte auf, holte ihr Notizbuch hervor und schlug es auf. „Von jetzt an sollte es einfacher werden. Hast du Fritz gesehen?“

      Bei dem Gedanken an den kleinen Mann zog Francesco seine Stirn in Falten. „Ich habe ihn nicht mehr seit heute Mittag gesehen. Er sagte, er wolle seine Tante besuchen.“

      Sie nickte ernst. „Hast du sein Gesicht gesehen? Er kennt das Buch, das der Baron gelesen hat.“

      „Da wäre noch eine Kleinigkeit, Eure Ladyschaft“, begann Francesco ernst. „Ich habe es bislang nicht für nötig erachtet, Euch darauf hinzuweisen, aber es gibt gewisse Dinge, die ich ansprechen muss. Ich habe Verpflichtungen nicht nur Euch gegenüber, sondern auch Eurer Mutter. Sie würde es nicht gutheißen, wenn die Dinge ungesagt im Raum stehen würden. Wir sind allein in einem Land, das uns nicht braucht. Das ist Fakt. Sind wir uns da einig?“ Er blickte streng zu ihr. „Wir müssen von nun an wirklich zusammenhalten und das Reich ganz im Sinne des Khans regieren. Fehler, wie sie Baron Lyren beging, sollten Euch nicht passieren.“

      Mucksmäuschenstill saß sie da und knabberte unruhig an ihren Fingernägeln. Feine Schweißperlen breiteten sich auf ihrem Gesicht aus. Er weiß es. Oh, ich Schaf! Natürlich weiß er es. Er ist Francesco de Palma,

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