Fürstin des Nordens - Trilogy. Juryk Barelhaven
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Читать онлайн книгу Fürstin des Nordens - Trilogy - Juryk Barelhaven страница 18
Der Pater wollte etwas erwidern, verstummte aber als sie ein Kartenspiel auf den Tisch legte. „Bei einem Spiel?“ Er betrachtete sie nachdenklich. „Wie soll das gehen?“
„Wir beginnen mit einer Goldmünze. Ich lege euch das Kapital aus. Was ihr gewinnt, behaltet ihr und verfügt frei darüber. Ich habe genug dabei.“ Als Unterstreichung wurde der Sack auf den Tisch gelegt. Feine Ohren hörten es verdächtig klimpern.
Ihre Blicke trafen sich. Pater Brain lachte laut auf. Claudile lächelte. Die anderen Männer, die dringend lachen wollten, lachten ebenfalls. Na bitte, wir sind alle Freunde. Nichts schlimmes wird passieren.
Schlagartig wurde Brain ernst. „Das bringt mir meine Familie nicht wieder zurück.“
„Habe ich nie behauptet. Aber die Genugtuung“, erklärte Claudile laut und setzte sich ungefragt hin. „Die Genugtuung, einem Werwolf bei einem einfachen Kartenspiel zu besiegen.“ Sie wandte den Kopf zu den anderen Männern. „Machen wir es doch spannender: Ihr spielt für diese Männer. Wenn ihr gewinnt, bekommt jeder in diesem Raum eine Münze.“
„Pro Spiel?“
„So ist es.“
Francesco, der sich die ganze Zeit ruhig im Hintergrund gehalten hatte, klappte der Kiefer nach unten. „Was?“ gellte er laut auf.
„Und der Wirt führt Buch. Er ist unparteiisch.“
„Einen Moment, Eure Ladyschaft.“
Alle Blicke wechselten zwischen der Fürstin und ihrem Vertrauten.
„Das ist ein Trick“, bemerkte Brain zweifelnd. „Das könnt Ihr nicht ernst meinen!“
Sie zuckte mit den Achseln und lehnte sich zurück. „Ich kann auch gehen und nehme den Sack wieder mit. Dann hast du deine Chance verpasst. Und die Männer gehen leer aus. Es ist deine Wahl. Geht als reiche Männer nach Hause, oder tretet mir nie wieder unter die Augen.“
Stille.
Alle blickten sich verwundert an. Konnte das wahr sein?
„Eure Ladyschaft!“ Francesco beeilte sich nach vorne zu gelangen. „Ich habe im Kopf mal eben überschlagen, wie viele Leute hier sind. Das geht über unsere Finanzen. Ich bitte euch!“ Er hob flehend die Arme und wollte den Sack an sich nehmen. „Wir sollten darüber schlafen. Bitte…“
Pater Brain betrachtete ihn wie ein Insekt, dass sich zu nahe an seine Fliegenklatsche wagte. „Du, Bursche. Verpfeif dich!“
Claudiles Hand hielt den Sack fest, während sie unverwandt Brain anstarrte. „Ja, genau. Verpfeif dich!“
„Hohe Herrin“, Francesco schien einer Ohnmacht nahe. „Ich flehe Euch an…“
„Mein Geld“, stellte sie klar. „Meine Regeln.“
Der Geistliche und die Fürstin starrten sich an. Taxierten einander.
Die Menge hielt den Atem an.
Langsam wuchs ihm ein diabolisches Grinsen im Gesicht, bis Claudile meinte, einer Teufelsfratze gegenüberzusitzen. „Poker, sage ich. Ihr legt aus. Den Einsatz zuerst!“
Claudile malte mit dem Kiefer und nickte ernst. „Abgemacht.“
Die Menge schnaufte vor Begeisterung.
Schnell hatte es sich im ganzen Dorf herumgesprochen. Selbst zur nachtschlafenden Zeit beeilten sich Frauen wie Kinder eilig zur Kaschemme zu gelangen, um etwas von dem Wettbewerb mitzubekommen. Fenster wurden weit geöffnet, damit auch jeder zusehen konnte. Verschlafene Kinder starrten durch den Zigarrennebel verstört zu einem ungleichen Kampf der Klassen: Werwolf gegen Bürger. Und es gab etwas zu gewinnen. Für jeden, der nur zuschaute, gab es eine Münze. Das war mehr als ein Tagessold im Sägewerk. Einzig und allein Francesco blickte niedergeschlagen in die Runde – sehr zum Vergnügen der Menge. Ihr Grinsen wuchs besonders in die Breite, wenn er sich mit einem Taschentuch über die Stirn fuhr.
Karten wurden gemischt und verteilt.
Das erste Spiel.
Brain gewann, und Francesco verteilte den Gewinn unter den Leuten.
Das zweite Spiel.
Claudile gewann. Sie bekam eine Münze.
Und so weiter.
Pater Brain sah auf seinen Stapel mit fast sechzehn Münzen und ihren Stapel mit fast vier Münzen. Es konnte ewig so weitergehen. Die einzig wahren Gewinner waren die Schaulustigen, die sich gegenseitig auf die Schultern klopften und stolz die Münzen zeigten. Sechszehn Gewinne. Es waren fast achtzig Leute zugegen und jeder bekam eine Münze pro gewonnenes Spiel. Rechnet es selbst aus.
Die Menge wurde mutiger, je voller ihre Geldbeutel wurden. Fast stoisch ließen sich die Fürstin und ihr Berater die hämischen Bemerkungen über sich ergehen. Zum ersten Mal fühlten sich die Menschen von Blaqrhiken erhaben.
Pater Brain achtete im Moment aber weder auf das Gedränge rings um ihn herum noch auf den sichtlich nervösen Mann hinter der Fürstin. Er konzentrierte sich voll und ganz auf das Blatt in seiner Hand.
Es war ein Full House. Dazu das schönste Full House, das er seit Jahren gesehen hatte. Drei Asse und zwei Könige, die er auf die Hand bekommen hatte, ohne ein einziges Mal tauschen zu müssen: eine Eins-zu-einer-Million-Chance. Im Übrigen schienen ihm die Karten Hold zu sein. Er war kein Narr und betrachtete sie mit einem bohrenden Blick, der ihm in anderen Landen einen Kopf gekostet hätte.
Sein Gegenüber schien etwas in dieser Art zu befürchten, denn die Blicke, mit denen sie ihn durchbohrte, waren in den letzten Minuten immer nervöser geworden.
Die Menge beobachtete das stumme Duell gespannt. Einen Einsatz wie diesen erlebte man hier nicht jeden Tag. Claudile selbst hatte den Überblick verloren, wie viele Münzen sie an diesem Abend verlieren würde. Einmal wechselte sie einen verzweifelten Blick zu Francesco, der fast schon apathisch die Münzen verteilte, als wären sie Bonbons. Sehr zum Vergnügen der Leute grummelte er Verwünschungen.
Claudiles Augen hatten sich geweitet, auf ihrer Stirn perlte Schweiß, und die Hände, mit denen sie ihre Karten hielt, zitterten. Sie lächelte sogar nicht, als der Wirt mit einem Schnapsglas herüberkam und es ihr hinstellte. Ihre langen Fingernägel kratzten nervös über das furnierte Holz. Niemanden entgingen diese kleine Gesten.
Und dann… Dann hatte es sie wohl beide erwischt, wie man so schön sagt.
Dieses eine Spiel dauerte fast zwei Stunden, und sie hatten sich gegenseitig hochgeschaukelt. Aus dem erbitterten Ringen war ein freundschaftlicher Zweikampf geworden. Keiner von ihnen hatte ein Wort gesprochen, aber die Spannung war beinahe ins Unerträgliche gestiegen.
Claudile legte die Karten aus der Hand und griff in den Beutel, um noch Münzen zu holen. Das hatte sie in der letzten halben Stunde immer häufiger getan, und der Beutel war immer dünner geworden, bis sie die letzte Münze herausfischte. Sie betrachtete das nicht ohne Sorge. Die Menge kommentierte dies mit einem „Oh“.
„Ihr