Erinnerungen aus galanter Zeit. Giacomo Casanova

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Erinnerungen aus galanter Zeit - Giacomo Casanova страница 14

Автор:
Серия:
Издательство:
Erinnerungen aus galanter Zeit - Giacomo Casanova

Скачать книгу

meiner Schönen. Kaum hatte ich mich in Rom umgesehen, als ich mich ganz römisch kleidete, ließ mich rasieren und überraschte so die Damen und den Advokaten. Ich suchte einen möglichst günstigen Eindruck auf Donna Cäcilia zu machen, und erreichte es auch, daß mir beim Weggehen der Advokat mitteilte, seine Schwiegermutter wünsche, daß ich Hausfreund bei ihnen würde. In Rom gewann ich mir bald die besten Beziehungen im hohen Klerus, und besonders leutselig nahm sich der Kardinal Acquariva meiner an. In dem Pater Georgi fand ich einen ausgezeichneten Mentor, der mir die sichersten Wege wies, mich durch die Intrigen und Gefahren des römischen Hofes durchzufinden. Überrascht war ich, als er von meinem Besuche bei Donna Cäcilia ganz genau unterrichtet war und mich belehrte, daß ich dies Haus nicht zu häufig besuchen dürfe. Da ich seufzte setzte er hinzu: »Bedenken Sie, daß die Vernunft keinen größeren Feind hat als das Herz.«

      Ich war fast zu Tode getroffen, denn ich liebte Lucrezia. An einem der nächsten Tage ging ich abends zu ihr. Man wußte alles und wünsche mir Glück. Sie sagte mir, ich schiene traurig, und ich antwortete ihr, ich feierte das Begräbnis meiner Zeit, deren Herr ich nicht mehr wäre. Ihr immer spaßhafter Mann sagte, ich wäre verliebt in sie, und seine Schwiegermutter riet ihm, nicht so sehr den Unerschrockenen zu spielen. Nachdem ich eine einzige Stunde im Kreise dieser liebenswürdigen Familie zugebracht, entfernte ich mich, die Luft mit der mich verzehrenden Glut entflammend. Als ich nach Hause gekommen war, beschäftigte ich mich mit Schreiben, und in der Nacht dichtete ich eine Ode, welche ich am folgenden Morgen an den Advokaten schickte, da ich sicher sein konnte, daß er sie seiner Frau geben würde, weil diese die Poesie sehr liebte und nicht wußte, daß dies meine Leidenschaft. Am Morgen sah ich den ehrlichen Advokaten in mein Zimmer treten, welcher mir sagte, ich würde mich täuschen, wenn ich ihm durch das Einstellen meiner Besuche zu beweisen glaubte, ich wäre nicht in seine Frau verliebt, und er lud mich für den folgenden Tag zum Frühstück mit der ganzen Familie in Testaccio ein.

      »Meine Frau«, fügte er hinzu, »weiß Ihre Ode auswendig; sie hat sie dem Bräutigam Angelicas hergesagt, welcher vor Sehnsucht stirbt, Sie kennen zu lernen.«

      Ich versprach ihm, am bezeichneten Tage mit einem zweisitzigen Wagen zu kommen. Wohl kam ich beim Heimweg von diesem Ausflug mit meiner angebeteten Lucrezia allein in einem Wagen zu sitzen, aber da wir nur eine halbe Stunde zu fahren hatten, so konnte sich unsere Zärtlichkeit kaum ergehen, als wir schon zu Hause waren. Um nun dieses Glück ganz auskosten zu können, lud ich die Gesellschaft zu einem Ausflug ein, den ich bestreiten wollte, und zwar nach Fraskati. Wir verabredeten einen nahen Tag, und um sieben Uhr fand ich mich bei Donna Cäcilia ein. Mein Phaeton und mein zweisitziger Wagen, ein so weicher und in so guten Federn hängender Visavis, daß Donna Cäcilia ihn lobte, standen vor der Tür.

      »An mich«, sagte Donna Lucretia, »kommt die Reihe bei der Rückfahrt nach Rom.«

      Ich machte ihr eine Verbeugung, wie um sie beim Worte zu halten. So forderte sie den Argwohn heraus, um ihn zu zerstreuen. Da ich sicher war, glücklich zu werden, überließ ich mich meiner ganzen natürlichen Heiterkeit. Nachdem ich ein gewähltes Mittagessen bestellt, begaben wir uns nach der Villa Ludovisi, und da es möglich war, daß wir uns verirren konnten, gaben wir uns ein Stelldichein um ein Uhr im Gasthofe. Die rücksichtsvolle Witwe nahm den Arm ihres Schwiegersohns, Angelica den ihres Zukünftigen, und Lucrezia wurde mein köstlicher Anteil. Ursula, die kleine Schwester und ihr Bruder jagten sich, und in weniger als einer Viertelstunde war ich allein mit meiner Schönen.

      »Hast Du gehört«, sagte sie, »mit welcher Unbefangenheit ich mir zwei Stunden eines süßen vis-à-vis mit dir gesichert habe?«

      »Ja, meine angebetete Freundin, die Liebe hat unsere Geister zu einem einzigen verschmolzen. Ich bete dich an und ich lebe so viele lange Tage, ohne dich zu sehen, nur um mich des Genusses eines einzigen desto besser zu versichern.«

      »Ich hielt es nicht für möglich: du, mein Freund, hast alles gemacht; du bist so klug für dein Alter!«

      »Vor einem Monat, meine Freundin, war ich nur ein unwissender Mensch, und du bist die erste Frau, welche mich in die wahren Geheimnisse der Liebe eingeweiht hat. Deine Abreise, Lucrezia, wird mich unglücklich machen, denn Italien kann nicht noch eine Frau besitzen, welche dir gleicht.«

      »Wie! Ich bin deine erste Liebe! Ach, Unglücklicher, dann wirst du nie davon geheilt werden. Warum gehöre ich nicht dir an! Auch du bist die erste Liebe meines Herzens und wirst gewiß die letzte sein. Glücklich die, welche du nach mir lieben wirst! Ich werde nicht eifersüchtig auf sie sein, aber es wird mich schmerzen, wenn ich erfahre, daß sie nicht ein Herz hat wie ich.«

      Als Lucrezia meine Augen feucht von Tränen sah, ließ sie auch den ihrigen freien Lauf; und nachdem wir uns auf den Rasen gesetzt, saugten unsere Lippen den Nektar der süßesten Küsse. Wie süß sind die Tränen der Liebe, welche unter den Ergüssen gegenseitiger Zärtlichkeit fließen! Ich habe die ganze Süße dieser köstlichen Tränen gekostet. Als ich in einem Augenblick der Ruhe ihre reizende Unordnung betrachtete, sagte ich, wir könnten überrascht werden.

      »Fürchte das nicht, uns beschützen unsere Genien«, antwortete sie, und nach einer Weile, während der wir still beieinander ruhten: »Sieh, mein Herz, habe ich es dir nicht gesagt? Ja, unsere Genien behüten uns! Ach, wie er uns betrachtet! Sein Blick sucht uns zu beruhigen. Sieh diesen kleinen Dämon. Nichts geheimnisvolleres lebt in der Natur. Bewundere ihn. Gewiß ist dein Genius oder der meinige.«

      Ich hielt sie für wahnsinnig.

      »Was sagst du, mein Herz? Ich begreife dich nicht, was soll ich bewundern?«

      »Du siehst nicht die schöne Schlange mit gestreifter Haut, welche uns mit erhobenem Haupt anzublicken scheint?« Ich folge ihrem Finger und sehe eine Schlange mit wechselnden Farben wohl eine Elle lang, und wirklich: sie betrachtet uns. Dieser Anblick machte mir kein Vergnügen, aber ich wollte mich nicht weniger unerschrocken als sie zeigen.

      »Wie kann«, sagte ich, »die Schlange dich nicht erschrecken?«

      »Ihr Anblick entzückt mich, und ich bin überzeugt, daß sie eine Gottheit ist, welche nur die Form oder vielmehr nur den Schein einer Schlange hat.«

      »Und wenn sie auf dem Rasen hingleitend und zischend auf dich loskäme?«

      »Ich würde dich fester an meinen Busen pressen und sie herausfordern, mir etwas zuleide zu tun. Lucrezia ist in deinen Armen für keine Furcht empfänglich. Siehe, sie entfernt sich. Schnell, schnell! durch ihre Flucht verkündet sie uns die Ankunft eines Ungeweihten und sagt uns, daß wir einen andern Zufluchtsort suchen sollen, um unsre Freuden zu erneuern.«

      Kaum sind wir aufgestanden und schreiten langsam vorwärts, als wir aus einer nahen Allee Donna Cäcilia mit dem Advokaten kommen sehen. Wir weichen ihnen nicht aus und beeilen uns auch nicht, als ob es sehr natürlich wäre, daß wir ihnen begegneten, und ich frage Donna Cäcilia, ob ihre Tochter die Schlangen fürchte.«

      »Trotz ihres Geistes«, antwortet diese, »fürchtet sie den Donner so sehr, daß sie ohnmächtig wird, und beim Anblick der kleinsten Schlange schreit sie laut aus. Es gibt deren hier, aber sie sind nicht giftig.«

      Vor Verwunderung sträubten sich mir die Haare auf dem Kopfe, denn ich war Zeuge eines wahren Wunders der Liebe gewesen. In diesem Augenblicke kamen auch die Kinder, und ohne Umstände trennten wir uns wieder von ihnen.

      »Sage mir, erstaunliches Wesen, entzückendes Weib, was würdest du gemacht haben, wenn statt der Schlange dein Mann und deine Mutter erschienen wären?«

      »Nichts. Weißt du nicht, daß in solchen feierlichen Augenblicken Liebende nur der Liebe angehören? Solltest du bezweifeln, daß du mich ganz besessen?«

      Indem

Скачать книгу