WOLLUST ACH - Uwe, der Student. Gerhard Ebert
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In der Tat. Marie-Luises Einspruch nach dem zweiten Bier plus Wodka war gut terminiert. Alle waren prompt zu einem Themenwechsel bereit. Und ausgerechnet die als ein wenig prüde geltende Gabriele lancierte alsbald eine Idee, die zwar zunächst überraschte, aber schließlich immer verführerischer erschien: Nämlich aufzubrechen und die Buden der Junggesellen zu besichtigen. Allein die Frage, wessen Zimmer sie aufgeräumt und wessen Zimmer sie verlottert antreffen würden, erwies sich als geradezu abendfüllend.
Es hatte ja im Ratstannenweg eine erfreuliche Änderung gegeben. Da beim Schauspiel ein paar Männer den künstlerischen Anforderungen nicht hatten gerecht werden können, war Platz geworden im Männerhaus auf Belvedere und vom älteren Semester waren Jochen Hottas und Heinz Diestel vom Ratstannenweg ins Kavaliershaus gezogen. Was zur Folge gehabt hatte, dass Heiner, Erich und Uwe nun jeweils ihr eigenes Zimmer bewohnten. Sturmfreie Bude! Ob das die drei Weiber wussten? Selbstverständlich hatte keiner der Männer Einwände gegen Gabrieles Vorschlag. Alsbald zogen die sechs angenehm alkoholisiert Arm in Arm in breiter Reihe durch das dunkle Weimar hinaus zum Ratstannenweg. Und diesmal schien Uwe die Strecke, sonst durchaus eine echte Herausforderung, überraschend kurz.
Finsternis im Ratstannenweg, spärliche Laterne, dunkel das Haus, nur bei Dieter noch Licht. Eigentlich herrschte schon Nachtruhe, klar, aber die wurde erst einmal ausgesetzt. Die ursprüngliche Idee, nämlich die Zimmer zu inspizieren, war längst vergessen. Man beschloss, im großen Eckzimmer, in dem ursprünglich die drei Männer gemeinsam campiert hatten, noch ein bisschen zu tanzen. Es war dies eigentlich gar kein Beschluss, es ergab sich einfach aus der schönen Gelöstheit, mit der die sechs alkoholselig auf den drei Betten gelandet waren, die da noch standen. Dieter von nebenan, der natürlich noch überm Selbststudium gesessen hatte, brachte bereitwillig sein Radio. Und schon tanzten die Paare.
Uwe spürte sofort, dass er mit Gudrun eine fabelhafte Tänzerin erwischt hatte. Und was das Erregendste war: Sie ließ sich fest zum Körper heranziehen, so dass ihre Brüste spürbar wurden. Als Erich überraschend noch eine Flasche bulgarischen Rotwein anschleppte, die sofort von Mund zu Mund wanderte, verknüpfte sich die Zeremonie aus heiterem Himmel mit einer allgemeinen Kuss-Orgie.
Plötzlich wanderte die Flasche mit Kuss von Mund zu Mund. Gabriele, von der Uwe die Flasche bekam, küsste kurz und scheu, Gudrun hingegen, der er die Flasche weiter gab, küsste inbrünstig in bester Laune. Das konnte ja heiter werden! Uwe wurde für einen Moment unsicher, fragte sich, ob er irgendwie bremsen müsste. Heinrich agierte bereits im Unterhemd, Erich hatte die Hosenträger abgestreift. Und die Weiber hatten nicht nur ihre Jacken längst abgelegt, auch ihre Blusen luftig gemacht. Uwe fand, dass er hier nicht der Tugendwächter zu sein hatte. Außerdem war äußerst spannend, wie sich das jetzt hier entwickeln würde.
Nachdem die Weinflasche geleert war, zog Heinrich Marie-Luise zum Küssen an sich und ließ sich langsam aufs Bett niedersinken, wo beide küssend liegen blieben. Prompt rief Erich, „wir gehen mal nebenan“ und verduftete mit seiner Gabriele, die zwar offenbar überrascht war, aber ebenso wenig abgeneigt. Und Gudrun schaute Uwe groß an.
„Komm“, sagte er, „das können wir auch!“, fasste um ihre Taille und zog sie nebenan in sein Zimmer. War Uwe dieser ungewöhnlichen Herausforderung gewachsen? Wie ihm schien, durchaus. Nur nicht reflektieren jetzt, sondern tun! Maßvoll, aber tun!
Gudrun hatte sich nicht gleich aufs Bett gelegt, sondern sich erst einmal artig gesetzt. Er nahm neben ihr Platz, sagte: „Das ist mein Reich“ und entschloss sich, mit Küssen fortzufahren. Was sie erfreulicherweise nicht verweigerte, sondern erwiderte. Der Alkohol hatte ihn mutig gemacht und löste weitere Hemmschwellen. Schon tastete er nach ihrem Busen, einem griffigen Fleisch unter der Bluse. Sie ließ ihn geschehen, schob jetzt ihre Zunge vor beim Küssen. Uwe war im Rausch. Langsam zog er Gudrun nieder, lag jetzt neben ihr und versuchte, zur nackten Brust vorzudringen.
„Mann“, sagte sie jetzt fast vorwurfsvoll, setzte sich auf, zog rasch ihre Bluse aus und löste den Büstenhalter. Uwe verschlug es den Atem.
„Weib!“ keuchte er, ihren strotzenden nackten Busen bewundernd. Schon griff er wie hypnotisiert nach diesen atemberaubenden Hügeln, die sich ihm lüstern entgegenstreckten. Zunächst noch scheu zwar, doch da Gudrun ihn gewähren ließ, kostete er die Gelegenheit aus und knetete immer kräftiger. Zum allerersten Mal in seinem Leben ergötzte er sich an einer nackten Weiberbrust! Fast überforderte es seine Sinne.
Plötzlich warf sich Gudrun ruckartig zurück auf Bett und machte die Beine breit; dabei straffte sie den Rücken, so dass sich ihre Brüste keck aufreckten. Uwe erstarrte gebannt. Ihm schoss ein wilder Gedanke durch den Kopf, aber er verwarf ihn sofort. Was da soeben geschehen war, konnte eine Einladung gewesen sein, eine Aufforderung. Aber er musste, hol’s der Teufel, er musste sie übersehen! Nicht nur, weil die Tür seines Zimmers nicht verschlossen war. Vor allem, weil er keinen Gummi parat hatte!
Und gar ein Kind für geile Sekunden? Nein, kein Kind! Und schon gar nicht mit Gudrun! Er war zwar besoffen, ziemlich besoffen, aber das bewältigte er noch. Er behielt klaren Kopf. So tat er denn, als habe er diese möglicherweise eindeutige Geste gar nicht wahrgenommen, warf sich mit Leidenschaft auf die liegende Gudrun und küsste und knutschte, dass sie stöhnte. So viel nackte Brust auf einmal und ganz und gar aus heiterem Himmel, das war ohnehin mehr, als Uwe sich für diesen Tag hatte träumen lassen.
Jetzt fing Gudrun an, an seiner Hose zu nesteln, nicht irgendwo, sondern ganz gezielt dort, wo eigentlich ein Strammer auf Erlösung warten müsste. Weit gefehlt! Da unten spielte sich nichts ab. Uwe registrierte es mit Verwunderung, als sie mit einem Finger schon bei seinem guten Stück angelangt war. Sein Penis hatte keine Lust! Uwe verstand das nicht. Und offenbar war auch Gudrun irritiert, denn sie hörte auf, den schlappen Kerl zu suchen. In dem Moment kam Uwe auf die ihn berauschende Idee, eine ihrer prallen Brustwarzen in den Mund zu nehmen. Gudrun ließ es geschehen, Uwe spürte aber, dass sie gleichsam als Kommentar ihre Beine zusammenpresste. Irgendwie war eine kritische Situation entstanden.
Da klopfte es an die Tür. Sie schreckten auf. Marie-Luise rief mit kräftiger Stimme: „Wir müssen los!“
Nebenan war man also am Ziel gewesen. Jedenfalls war das jetzt Uwes erster Gedanke. Er ließ ab von Gudrun, sie erhob sich und ordnete ihre Kleidung. Auch Uwe stopfte sein Hemd wieder ordentlich in die Hose. Man traf sich im Flur. Erich wartete bereits mit Gabriele, die arg ernüchtert schien. Heinrich, noch immer in Schwung, forderte emphatisch, die drei Frauen bis Belvedere zu begleiten. Uwe und Erich schauten sich erschrocken an, und Marie-Luise lachte los.
„Du bist total närrisch“, sagte sie und beteuerte, sie seien emanzipiert und fänden ihren Weg allein. Woraus Uwe schlussfolgerte, dass deren Beziehung soeben denn doch so ganz innig nicht gewesen sein konnte. Also Verabschiedung an der Tür, mäßiges Hallo. Vorbei! Auch kein Bedarf, sich noch auszutauschen. Total müde verkroch sich jeder der drei Herren in sein Zimmer.
Uwe fand keine Ruhe. Was eigentlich war da abgelaufen? Er hatte ein ausgesprochen erotisches Abenteuer mit einer Frau gehabt, ohne sie zu lieben! Es war auch keinerlei Liebe entstanden! Alle Knutscherei war rein körperliche Ergötzung gewesen. Er hatte sich an einem immerhin außergewöhnlich geeigneten Objekt einem emotionalen Rausch hingegeben, hatte tolle Brüste bestmöglich ausgekostet. Zwar hatte er keinen Sex gehabt, und das war bitter, zweifellos; aber das war bei solch einer allerersten Runde wahrscheinlich auch nicht zu erwarten gewesen. Seltsamerweise hatte sein Penis ja überhaupt nicht mitgespielt. Möglicherweise verübelte der allzu viel Alkohol. So erfolgreich der Abend verlaufen war, der offenbar lose Zusammenhang von Lust und Liebe gab neue Rätsel auf.
Worauf