Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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Sabine von der Wellen
Das Vermächtnis aus der Vergangenheit
Teil 4 Die Sucht
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Inhaltsverzeichnis
Sehnsucht
Marcel und ich genießen den Nachmittag auf unserer Terrasse in der Sonne liegend. Ich soll mich von der anstrengenden Woche erholen, in der ich zwei ganze Nachmittage angeblich Ellen gepflegt hatte.
Ich bin wirklich völlig fertig. Aber nicht wegen Ellen, sondern wegen ihrem Bruder Erik. Er hatte sich vier Tage in seiner Panikwohnung mit einem Berg Drogen eingesperrt und stand schlimm zu, als er mich endlich zu sich ließ. Und ich war die einzige, die er bei sich haben wollte. Nicht mal Ellen oder Daniel wollte er sehen. Nur mich.
Und ich hatte ihm seine Wunden versorgt, die er sich im Drogenrausch zugezogen hatte, … und er hatte mich erneut in sein Bett gezogen.
Dass wir ein zweites Mal miteinander geschlafen haben, ist ein Umstand, der mich verwirrt. Denn bisher kam das in Eriks Leben so gut wie nie vor, dass er eine Frau nochmals zu sich mitnahm.
Erik will keine Gefühle und er will keine Beziehung. Das weiß jeder und er sagt es auch jedem. Er hatte das auch zu mir schon gesagt. Und dennoch wollte er mich ein zweites Mal und verlangte, dass ich heute noch einmal zu ihm kam und nach seinen Wunden sah. Und er hatte mir viel von sich erzählt und mir viel erklärt, als wäre ihm wichtig, dass ich sein konfuses Leben verstehe. Und er hatte mich nach Hause gefahren und ich hatte ihn zum Abschluss geküsst …
Marcel ahnt das alle nicht. Er glaubt, ich bin einfach nur von einer anstrengenden Woche geschafft und müde. Aber das ist nicht mein Problem. Mein Problem ist meine Beziehung und Liebe zu Marcel … und dass Erik in mir Gefühle auslöst, die falsch sind. Und obwohl ich das weiß, kann ich mich ihm nicht entziehen.
Marcel achtet an diesem Nachmittag strickt darauf, dass ich mich nicht zu viel aus dem Liegestuhl erhebe. Er holt Trinken, Essen, versorgt unser Katzenbaby Diego und deckt mich zum Abend hin zu, als es etwas kühler wird.
Ich schlafe fast die ganze Zeit und werde höchstens durch Diego geweckt, der mir auf den Bauch springt, um es sich dort gemütlich zu machen.
Es ist schon spät, als Marcel mich weckt und mich bittet, ins Haus zu kommen. Als ich ihm folge, von seiner Hand mitgezogen, erwartet mich ein Essen bei Kerzenschein und Wein. Er zieht mir den Stuhl zurück und grinst mich schelmisch an. „Jetzt noch ein gutes Essen, frisch vom Italiener geholt und du wirst für eine heiße Nacht gewappnet sein.“
Mir vergeht augenblicklich der Appetit, den ich eben noch hatte. Aber mir ist klar, dass ich mir das auf gar keinen Fall anmerken lassen darf. Ich werde mir diese schöne Nacht mit Marcel machen … irgendwie.
Erik würde es freuen, wenn er über meinen wirklichen Sex-Elan bei Marcel informiert wäre.
Marcels Handy meldet eine ankommende SMS, die er schnell ausdrückt.
„Schaust du nicht rein?“, frage ich ihn und drehe mir die Spagetti auf die Gabel.
„Kann nichts Wichtiges sein“, raunt er und isst weiter.
Nachdem wir die Flasche Wein ausgetrunken haben und Marcel mich ins Bett trägt, wird der Abend doch noch ganz schön. Er lässt sich Zeit und seine zärtlichen Berührungen und heißen Küsse verfehlen irgendwann auch nicht mehr ihre Wirkung. Da draußen langsam ein Gewitter aufzieht, legt sich eine schnelle Dämmerung über den Ort, die uns in eine seichte Dunkelheit hüllt und mich nur kurz den Atem anhalten lässt, als Marcel mein T-Shirt über meinen Kopf zieht.
Aber Eriks Mahnmale sind von Ellens Abdeckstift genügend verdeckt und in dem wenigen Licht nicht auszumachen und Marcel zeigt keine Reaktion. Ich gebe mich seinen Lippen auf meinem Körper hin.
In der Nacht schlüpfe ich erneut in mein T-Shirt und mir wird wieder bewusst, wie geschickt Erik sich mit seinen Küssen auf meinem Halsansatz, und den sichtbaren Beweis dafür, dass ich mich ihm nicht entziehen kann, immer wieder in mein Gedächtnis ruft.
Marcel zieht mich sofort wieder in seinen Arm und murrt nur verschlafen, als er den Stoff fühlt.
Ich kann nicht sofort einschlafen und frage mich, was Erik wohl gerade macht. Es ist Freitagnacht und er kann jede haben, die er will.
Am Samstag geht es mir etwas besser und ich mache mich daran, die Wohnung etwas auf Vordermann zu bringen, während Marcel mit seinem Auto zur Tankstelle fährt, um Öl zu kontrollieren und den Reifendruck zu messen. Zumindest hat er mir das gesagt und ich bat ihn, auch gleich einzukaufen. Da wir wenig zu Hause sind brauchen wir nicht viel. Das meiste ist für unseren Kater Diego.
Am Nachmittag fährt Marcel zum Training. Er hatte mich angefleht, ihn zu begleiten. Aber ich ließ mich nicht erweichen.
Ellen ruft mich an und versucht mich zu überreden, mit ihr am Abend durch die Stadt zu ziehen, weil Erik und Daniel geschäftlich unterwegs sein werden. Doch ich wimmele sie ab. Ich fühle mich schon wieder so, als hätte ich mein ganzes Pulver verschossen und möchte lieber einen ruhigen Abend daheim verbringen. Ob Marcel da sein wird, weiß ich nicht mal. Aber Diego wird es freuen, wenn jemand zu Hause bleibt.
Marcel kommt vom Training zurück und springt sofort unter die Dusche.
Ich habe einen Auflauf im Ofen und setze mich an meinen Laptop, um etwas für meine Hausaufgaben zu recherchieren, als mein Handy eine SMS meldet.
Mein Herz schlägt sofort einen anderen Rhythmus an, als ich Ellen2 lese.
„Mir geht es gut. Danke der nicht gestellten Nachfrage. Ich hoffe, der Elan hält sich in Grenzen. Sichere