Erzählungen aus 1001 Nacht - 5. Band. Anonym

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Erzählungen aus 1001 Nacht - 5. Band - Anonym

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Eitelkeiten; er schickte also den Boten mit seiner Huldigung und seinem erkenntlichen Dank zurück, indem er bat, man möge ihn in der Einsamkeit und im Verzicht auf die weltlichen Dinge seinem Leben überlassen.«

      Als nun die Königin Schahrazad ihre Geschichte beendet hatte, sprach der König Schahryar, da die Nacht noch nicht verstrichen war, zu ihr und sagte: »Diese deine Geschichte war wunderbar und erstaunlich, und sie hat mich aufs höchste entzückt; deshalb bitte ich dich, erzähle uns noch eine andere, bis die letzten Stunden dieser unserer Nacht vergangen sind.« Versetzte sie: »Es sei, wie du willst, o glücklicher König: ich bin deine Sklavin und tue, was du befiehlst. Doch ich will dir jetzt Geschichten von großmütigen Männern erzählen, o glücklicher König, denn ihrer sind viele, und unter ihnen ist

      Man erzählt, daß Hatim vom Stamme Taij nach seinem Tode begraben wurde auf einem Bergesgipfel, und man stellte über seinem Grabe zwei Tröge auf, die aus zwei Felsen gemeißelt waren, sowie zwei steinerne Mädchenbilder mit gelöstem Haar. Am Fuße des Berges aber strömte ein Wasser, und wenn die Wanderer dort lagerten, so hörten sie nachts vom Einbruch des Dunkels bis zum Tagesgrauen lautes Weinen und Klagen; wenn sie sich aber morgens erhoben, so fanden sie nichts als die aus Stein gemeißelten Mädchen. Als nun Zu'l-Kura'a, der König von Himjar, seinen Stamm verließ und in jenes Tal kam, machte er Halt, um dort die Nacht zu verbringen. – –«

      Und Schahrazad bemerkte das Grauen des Tages und hielt inne in der verstatteten Rede. Doch als die Zweihundertundsiebenzigste Nacht da war, fuhr sie also fort: »Ich vernahm, o glücklicher König, als Zu'l-Kura'a durch das Tal kam, habe er dort genächtigt; und als er sich dem Berge näherte, da hörte er das Klagen und sprach: ›Welches Klagen klingt von jenem Berg herab?‹ Und man erwiderte ihm: ›Wahrlich, dies ist das Grab Hatim al-Taijis, über dem sich zwei steinerne Tröge und zwei steinerne Mädchengestalten mit gelöstem Haar befinden; und alle, die nachts an dieser Stelle lagern, hören dies Weinen und Klagen.‹ Da sprach er scherzend: ›O Hatim von Taij, heute abend sind wir deine Gäste, und wir sind schwach vor Hunger.‹ Dann kam der Schlaf über ihn, aber bald darauf erwachte er voller Schrecken, schrie auf und rief: ›Zu Hilfe, ihr Araber! Seht nach meinem Tier!‹ Und als seine Leute herbeieilten, fanden sie seine Kamelstute am Boden liegend, wo sie sich wälzte, denn sie war niedergeschlagen worden; da stachen sie sie in die Kehle, brieten ihr Fleisch und aßen. Und sie fragten ihn, was geschehen sei, und er erwiderte: ›Als ich die Augen schloß, sah ich im Schlafe Hatim von Taij; das Schwert in der Hand trat er auf mich zu und sprach: Du kamest zu uns, wir aber haben nichts hier. Und er traf meine Kamelstute mit dem Schwerte, und sie wäre sicherlich gestorben, wäret ihr auch nicht gekommen, sie zu schlachten.‹ Als nun der Morgen dämmerte, stieg der König auf das Tier eines seiner Begleiter, und indem er den Besitzer hinter sich nahm, brach er auf und ritt bis Mittag dahin. Da sahen sie einen Mann auf sich zukommen, der auf einem Kamel saß und ein zweites am Halfter führte; und der König sprach zu ihm: ›Wer bist du?‹ Versetzte er: ›Ich bin Adi, der Sohn Hatims vom Stamme Taij; wo ist Zu'l-Kura'a, der Emir von Himjar?‹ Versetzten sie: ›Es ist dieser‹; und er sprach zu dem Fürsten: ›Nimm diese Kamelstute an Stelle deines Tieres, das mein Vater für dich schlachtete.‹ Fragte Zu'l-Kura'a: ›Wer hat dir davon gesagt?‹ Und Adi erwiderte: ›Mein Vater erschien mir im Traum letzte Nacht und sprach: Höre, Adi; Zu'l-Kura'a ersuchte mich um das Gastrecht, und da ich ihm nichts zu bieten hatte, so schlachtete ich seine Kamelstute, damit er essen konnte; also bringe du ihm eine Kamelstute, auf der er reite, denn ich habe nichts.‹ Und Zu'l-Kura'a nahm sie und staunte ob des Edelmutes Hatims vom Stamme Taij im Leben und im Tode.

      Und unter den Beispielen der Großmut ist auch

      Man erzählt von Ma'an bin Saidah, als er eines Tages zu Jagd und Hatz ausgeritten wäre, da sei er durstig geworden, doch seine Leute hätten kein Wasser bei sich gehabt. Und während er also litt, siehe, da kamen ihm drei Mädchen entgegen, die drei Wasserschläuche trugen. – –«

      Und Schahrazad bemerkte das Grauen des Tages und hielt inne in der verstatteten Rede. Doch als die Zweihundertundeinundsiebenzigste Nacht da war, fuhr sie also fort: »Ich vernahm, o glücklicher König, daß ihm drei Mädchen entgegen kamen, die drei Wasserschläuche trugen; und er bat sie um einen Trunk, und sie gaben ihm zu trinken. Dann verlangte er von seinen Leuten etwas, was er den Mädchen geben könnte; doch sie hatten kein Geld; so schenkte er denn einem jeden der Mädchen zehn Pfeile aus seinem Köcher, deren Spitzen aus reinem Golde waren. Sprach eine von ihnen zu ihrer Freundin: ›Seht da! Solche Lebensart findet sich bei keinem als Ma'an bin Saidah! Also möge eine jede von uns zu seinem Preise ein paar Verse sprechen.‹ Sprach die erste:

      Seine Pfeile versieht er mit Spitzen aus Gold – Und erweist sich dem Feind, den er schießt, noch hold:

      Verwundeten gibt er die Mittel zur Kur – Und den Toten des Leichenbestatters Sold!

      Und die zweite sprach:

      Als Krieger zeigt er die offenste Hand – Seine Huld so Freunde wie Feinde umschließt:

      Die Pfeile versieht er mit Spitzen aus Gold – So daß aus der Schlacht seine Güte noch sprießt!

      Und die dritte:

      Goldspitzige Pfeile streute er über die Feinde – Und siehe, es zahlten alle, in denen sie staken:

      Die er verwundet, den Wundarzt damit – Und die er getötet, das Totenlaken.

      Und man erzählt auch

      Eines Tages zog Ma'an bin Saidah mit seiner Gesellschaft auf die Jagd hinaus, und sie trafen eine Herde Gazellen; bei der Verfolgung trennten sie sich, und Ma'an blieb allein, während er eine von ihnen jagte. Als er sie erbeutet hatte, stieg er ab und schlachtete sie; und während er noch damit beschäftigt war, erspähte er jemanden, der auf einem Esel aus der Wüste kam. Er saß wieder auf, ritt auf den Ankömmling zu, grüßte ihn und fragte: ›Woher kommst du?‹ Sprach der: ›Ich komme aus dem Lande Kusa'ah, wo wir zwei Jahre lang Dürre hatten; aber dieses Jahr war ein Jahr der Fülle, und ich säte frühe Gurken. Sie sind früh gereift, daher habe ich die geerntet, die mir die besten schienen, und jetzt bin ich auf dem Wege, sie dem Emir Ma'an bin Saidah zu bringen, denn er ist bekannt ob seiner Großmut und seiner unbestrittenen Freigebigkeit.‹ Fragte Ma'an: ›Wieviel hoffst du von ihm zu erhalten?‹ Versetzte der Badawi: ›Tausend Dinare.‹ Sprach der Emir: ›Und was, wenn er sagt, das sei zu viel?‹ Erwiderte der Badawi: ›Dann werde ich fünfhundert fordern.‹ ›Und wenn er sagt, zu teuer?‹ ›Dreihundert dann.‹ ›Und wenn er wieder sagt, zu teuer?‹ ›Zweihundert dann.‹ ›Und wenn er nochmals sagt, zu teuer?‹ ›Einhundert dann.‹ ›Und wenn er wiederum sagt, zu teuer?‹ ›Fünfzig.‹ ›Und wenn er noch einmal sagt, zu teuer?‹ ›Dreißig.‹ ›Und wenn er immer noch sagt, zu teuer?‹ fragte Ma'an bin Saidah. Versetzte der Badawi: ›So will ich meines Esels vier Füße in seiner Ehren Haus hineinsetzen und enttäuscht und mit leeren Händen zu meinem Volke zurückkehren.‹ Da lachte Ma'an über ihn und trieb sein Roß weiter, bis er sein Gefolge erreichte und in seinen Palast heimkehrte, wo er zu seinem Kämmerling sprach: ›Wenn ein Mann mit Gurken kommt, der auf einem Esel reitet, so laß ihn zu mir herein.‹

      Bald darauf kam der Badawi, und er wurde vor Ma'an geführt. Aber er erkannte in dem Emir nicht den Mann, dem er in der Wüste begegnet war, denn er war würdig und majestätisch anzuschauen, viele Eunuchen und Diener umgaben ihn, und er saß auf seinem Staatssessel, während seine Würdenträger in Reihen

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