Von Blut & Magie. Melanie Lane

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Von Blut & Magie - Melanie Lane

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großen Sofa ein wenig gemütlicher zu machen. Ich hatte Antworten gewollt und jetzt würde ich sie bekommen. Auch, wenn dieses Gespräch bis jetzt etwas anders verlief, als erwartet, hatte ich nach wie vor nicht das Gefühl, mich in unmittelbarer Gefahr zu befinden.

      »Ich bin in der Anderswelt aufgewachsen. In Arcadia, um genau zu sein, der Hauptstadt von Alliandoan. Umgeben von Magie, werden wir frühzeitig darauf trainiert, sie zu kontrollieren und zu nutzen. Dir hat das niemand beibringen können«, fügte er leise hinzu, »bis vor ein paar Jahren wussten wir nicht einmal von deiner Existenz. Ohne die Aktivierung deiner Magie stellte die Suche nach dir eine, sagen wir mal, Herausforderung dar.«

      Das erklärte, warum mein angeblicher Bruder erst vor zwei Wochen aus dem Nichts aufgetaucht war.

      »Wie alt bist du?«

      Nick schenkte mir ein schelmisches Grinsen. »Knappe fünfzig.« Das konnte nicht sein. Er sah nicht älter aus als ich. »Das ist unmöglich«, beharrte ich.

      »Nicht in unserer Welt.«

      »Wie?«

      »Wir werden unsterblich geboren«, erklärte er mir, »aber unsere wahre Unsterblichkeit, den Punkt, an dem wir wirklich und wahrhaftig resistent gegenüber Krankheiten werden, unser Alterungsprozess weitestgehend stoppt und wir verdammt schwer zu töten sind, ist jener, wenn wir am stärksten sind und unsere Magie vollkommen kontrollieren können.«

      »Wie alt warst du?«, fragte ich ihn, gegen meinen Willen fasziniert von seinen Worten.

      »Einunddreißig.«

      »Dann bist du fünf Jahre älter als ich, also ich meine … eigentlich ja über fünfundzwanzig Jahre, aber …«

      Lachend unterbrach er mich. »Ich weiß, was du meinst.«

      Ich hatte einen großen Bruder. Wow. So irre das alles hier auch klang … wow. Ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und fast gequält sah Nick mich an.

      »Ich werde eine harte Zeit damit haben, deine Ehre zu verteidigen, Schwesterherz.«

      Ich brauchte niemanden, der meine Ehre verteidigte. Was ich brauchte, waren Antworten und kein Möchtegern Macho-Gehabe.

      »Wenn du der Ältere von uns bist, wieso bin ich dann angeblich die Thronerbin?«

      Allein es auszusprechen, fühlte sich an, als wäre ich in einem Traum gefangen. Nick seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die bereits zerzausten Haare.

      »Das ist kompliziert. Und eine etwas längere Geschichte.« Entschlossen stand er auf. »Wie wäre es, wenn wir in der Küche weiterreden, wo wir etwas essen und trinken können?«

      Ich hatte keinen Hunger, aber ich wollte, dass Nick weitersprach, also erhob ich mich ebenfalls. Einen Kaffee könnte ich sicherlich vertragen. Oder einen Schnaps.

      Auf noch immer leicht zittrigen Beinen folgte ich Nick, als er die Bibliothek verließ und schnellen Schrittes die große Eingangshalle durchquerte. Vor der gewaltigen Eingangstür bog er rechts ab und stieß eine weitere unscheinbare Tür mit der Schulter auf.

      »Willkommen in meinem Lieblingsraum.«

      Einladend breitete er die Arme aus und aufmerksam betrat ich die großzügige Küche. Ein großer Tresen trennte den Kochbereich von einem massiven Echtholztisch. Um den Tisch herum standen mindesten zehn Stühle und hinter der Fensterfront konnte ich einen mittlerweile dunklen Wald erkennen.

      »Alles sieht so … normal aus«, gab ich zu, als ich die einladenden Holztöne und modernen Accessoires der Küche bewunderte. Jemand hatte sich bei der Einrichtung dieses Anwesens viel Mühe gegeben.

      »Weil wir nicht in Arcadia sind«, erklärte Nick mir und holte zwei Weingläser aus einem der Hängeschränke. Ich setzte mich auf einen der Barhocker am Tresen und beobachtete ihn.

      »Rot?«

      Nickend sah ich ihm dabei zu, wie er eine teuer wirkende Flasche Wein vom Tresen nahm und sie öffnete. »Wir sind noch immer in der Welt der Menschen. Etwa zwei Stunden von deiner Wohnung entfernt.«

      »Ich verstehe nicht …«

      »Als unser Vater von deiner Existenz erfuhr, hat er dieses Anwesen gekauft und umbauen lassen. Er wollte einen Wohnsitz außerhalb Alliandoans, damit er besser nach dir suchen kann.«

      Ich hatte einen Vater? Wie albern … Natürlich hatte ich einen Vater, aber Annabelle hatte nie über ihn gesprochen und ich … ich hatte stets angenommen, er wäre längst tot.

      »Das ist er.«

      Nicks heisere Stimme riss mich aus meinen Gedanken und erschrocken sah ich auf. Über sein mittlerweile volles Weinglas hinweg sah er mich an. Diverse Emotionen zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Allen voran Schmerz.

      »Unser Vater ist tot, Lilly.«

      »Wie lange schon?«

      »Seit etwa fünf Jahren.«

      »Ich …« Tja, was sollte ich sagen? Natürlich war ich traurig. Ich hätte ihn gern kennengelernt, aber ich hatte Jahre gehabt, um mich an den Gedanken zu gewöhnen. Den Schmerz, den Nick allerdings verspürte, kannte ich nur zu gut. Mitfühlend legte ich meine Hand auf seine und wir beide sahen auf, als es regelrecht zwischen uns funkte. Daran würde ich mich wohl noch gewöhnen müssen, dachte ich und ergriff das Glas, das Nick mir hinhielt.

      »Ich kenne das Gefühl von Trauer und Schmerz«, sagte ich daher nur und trank einen Schluck Wein, um meine aufgedrehten Nerven zu beruhigen.

      »Deine Mutter, nicht wahr?«

      »Annabelle, ja. Sie starb vor zwei Jahren. Ein betrunkener Autofahrer hat sie auf dem Rückweg vom Flughafen erwischt.« Was er sicherlich schon wusste, dennoch tat es gut, die Tatsache auszusprechen. Es gehörte zum Heilungsprozess, die Wunde ab und an wieder aufzureißen, damit sie gleichmäßiger zusammenwachsen konnte.

      »Ich nehme nicht an, dass sie wusste, wer dein … wer unser Vater wirklich war«, gab ich zu bedenken.

      Nick schüttelte den Kopf und lehnte sich lässig an den Tresen.

      »Nein. Vor ein paar Jahren erzählte er mir von ihr, als klar wurde, dass ich nicht der Thronerbe war, den er gerne in mir sehen wollte.«

      »Hm.« Ich gab ein unbestimmtes Geräusch von mir. Das klang nicht gut. Es klang eher nach einer Menge unverarbeitetem Ballast. Aber wer war ich zu urteilen?

      »Er erzählte mir von einer wunderschönen Frau, einer Sterblichen, die ihn in der Welt der Menschen verzaubert hatte mit ihrer charismatischen, starken Art.«

      Oh ja, das klang nach meiner Mutter.

      »Ich glaube, er hätte sich gewünscht, dass sie unsterblich gewesen wäre.«

      »Und deine Mutter?« Ein Schatten legte sich über Nicks Gesicht.

      »Sie starb bei meiner Geburt.« Ah, verdammt.

      »Das tut mir sehr leid, Nick.« Das machte uns zu Waisen, dachte ich. Unsterblichkeit hin oder her, sowohl seine als auch meine

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