Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Frank Rehfeld страница 31
"Nun, mir scheint, er ist zumindest ein sehr mächtiger Magier, und die Art seiner Zauberei ist uns fremd", entgegnete Maziroc vorsichtig. "Aber das allein bedeutet noch nicht, dass er von den Göttern geschickt wurde."
Für einen kurzen Moment klärte sich Charalons Blick, und ein fast zorniger Ausdruck huschte über sein Gesicht. "Denkst du, das wüsste ich nicht ebenfalls? Hältst du mich plötzlich für ein leichtgläubiges kleines Kind?" Erneut schüttelte er den Kopf, heftiger diesmal. "Nein, Maziroc, ich sage dir, dieser Mann ist nicht von dieser Welt. Er besitzt ein Wissen ... Es ist einfach unglaublich. Du weißt, dass ich normalerweise nicht leicht zu beeindrucken bin, aber allein das, was wir gerade besprochen haben, könnte Arcana in ein beispielloses Chaos stürzen, wenn alles öffentlich bekannt würde."
"Ein guter Grund, es mir zu erzählen", behauptete Maziroc mit einem erzwungenen Lächeln.
Charalon schüttelte ein drittes Mal den Kopf. "Nein, mein Freund, nicht einmal dir. Irgendwann einmal ja, wenn meine Zeit abgelaufen ist und du meine Nachfolge antreten wirst, aber nicht heute", antwortete er und rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. "Nur so viel: Die Welt ist nicht annähernd so, wie sie uns oft erscheint, und sie gehorcht ganz anderen Regeln und Kräften, als wir uns bislang auch nur vorstellen können." Er räusperte sich. "Etwas anderes jedoch kann ich dir verraten, nämlich was wir als nächstes unternehmen. Wir werden einen Ausfall machen."
"Einen Ausfall? Aber das ist ..."
"Unsere einzige Chance", fiel Charalon ihm ins Wort. Er trat einen Schritt vor, sodass er nun direkt neben Maziroc stand, legte die Hände auf die Mauerbrüstung und starrte auf die Ungeheuer hinab. "Diese Damonen", sagte er. "Sie stammen nicht von dieser Welt."
"Ich dachte es mir schon, als ich sie erstmals erblickte", murmelte Maziroc. "Ein solcher Schrecken kann seinen Ursprung nicht auf Arcana haben. Aber woher kommen sie dann? Und wie sind sie hierhergekommen?"
"Sie stammen aus einer fremden, lebensfeindlichen Welt, die für uns tatsächlich so etwas wie die Hölle sein muss", erklärte Charalon bedächtig. "Möglicherweise handelt es sich sogar wirklich um genau den Ort, den die Priester und Prediger so bezeichnen, das ist jetzt nicht wichtig. Wie Kenran'Del berichtete, hat sich eine Art Bresche zwischen ihrer Welt und Arcana geöffnet." Er legte Maziroc eine Hand auf den Arm, als dieser etwas sagen wollte. "Ich kann es dir nicht besser erklären, als ich es selbst verstanden habe", murmelte er. "Auch Kenran'Del konnte uns nichts Genaueres über diese Weltenbresche sagen. Aber er behauptet, dass es außer unserer und ihrer noch zahllose andere Welten gibt, und die Damonen auf diesem Wege bereits über viele davon hergefallen sind. Solange die Bresche existiert, können die Damonen nach Belieben Nachschub in unsere Welt herüberbringen."
"Dann müssen wir sie zerstören", stieß Maziroc impulsiv hervor. "Wir können unmöglich gegen einen Gegner Krieg führen, der über unbegrenzten Nachschub verfügt. Erst wenn diese Weltenbresche vernichtet ist, haben wir eine Chance, dieser Bedrohung Herr zu werden."
"Grundsätzlich hast du recht", stimmte Charalon ihm zu. "Aber ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Damonen hatten monatelang Zeit, hier einzufallen und ihre Position zu sichern. Wir hatten noch Glück im Unglück, dass sich die Weltenbresche ausgerechnet in den Barbarenländern geöffnet hat. Die Barbaren haben ihnen erbitterten Widerstand entgegengesetzt, und anfangs ist es ihnen mehrfach gelungen, die Eindringlinge zu schlagen. Aber da immer neue Damonen durch die Weltenbresche herüber kamen, mussten auch die Barbaren sich schließlich geschlagen geben und immer weiter zurückziehen. Ohne ihren heldenhaften Widerstand jedoch wären wir alle von den Damonen wahrscheinlich schon überrannt worden, bevor wir die Gefahr überhaupt erkannt hätten. Wie Eibon vermutet hat, haben sie tatsächlich versucht, Boten zu schicken, um die übrigen Völker zu warnen und um Hilfe zu bitten, doch keiner von ihnen ist durchgekommen."
Charalon atmete tief durch, ehe er weitersprach: "Und aus genau diesem Grund hätte es auch keinerlei Sinn, wenn wir versuchen würden, uns bis zu ihnen durchzuschlagen. Die Barbaren mussten bereits bis weit in den Süden zurückweichen. Alles Land zwischen uns und ihnen wird von den Damonen beherrscht, und die Weltenbresche liegt im Zentrum des feindlichen Gebietes. Wir hätten nicht den Hauch einer Chance, uns bis dorthin durchzuschlagen. Wenn überhaupt jemandem, dann kann es nur Kenran'Del gelingen. Du hast selbst erlebt, wie er gewissermaßen aus dem Nichts auftauchen und ebenso plötzlich wieder verschwinden kann. Er wird versuchen, bis zu der Weltenbresche vorzudringen und sie zu zerstören. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, selbst eine Verteidigung zu organisieren und die Damonen möglichst lange aufzuhalten, während wir darauf hoffen, dass ihm sein Vorhaben gelingt."
Maziroc zögerte ein paar Sekunden. Auch ihm fiel es schwer, alles, was er gerade gehört hatte, richtig zu verstehen und zu verarbeiten.
"Mir gefällt es nicht, dass wir uns so völlig von einem Wildfremden abhängig machen", wandte er dann ein. "Wenn man den Legenden um seine Person Glauben schenken darf, dann hat er stets nur uneigennützig geholfen, aber dennoch wissen wir so gut wie nichts über diesen Kenran'Del. Hat er wenigstens im Gespräch mit euch noch etwas mehr über sich selbst verraten?"
"Leider nicht", verneinte Charalon bedauernd. "Jede Frage in diese Richtung hat er sofort abgeblockt. Aber ich habe das Gefühl, dass wir ihm vertrauen können. Er ist sehr undurchsichtig, aber ich bin davon überzeugt, dass er uns helfen will. Was die Weltenbresche betrifft, so bin ich sogar davon überzeugt, dass tatsächlich nur er allein eine Chance hat, sich ihr unbemerkt zu nähern."
Maziroc nickte. Er wusste nicht, ob sie dem Fremden wirklich vertrauen konnten, dafür wussten sie noch zu wenig über ihn und seine Motive, aber auch er hatte das Gefühl, dass dieser Kenran'Del zumindest nicht ihr Feind war. Nachdenklich ließ er seinen Blick wieder über das Heer der Damonen wandern.
"Diese ... Kreaturen. Was sind sie? Sie haben uns eine Falle gestellt, was auf Intelligenz hindeutet, aber wenn ich mir ihr Aussehen und ihr momentanes Verhalten ansehe, dann habe ich eher das Gefühl, es mit irgendwelchen Tieren zu tun zu haben."
"Beides ist richtig", entgegnete Charalon. "Einzeln ist jeder dieser Damonen nicht nennenswert klüger als die meisten uns bekannten Tiere. Aber anders verhält es sich, wenn sie in Gruppen auftreten. Über eine kurze Entfernung hinweg existiert eine Art geistiger Verbundenheit zwischen ihnen, und je mehr von ihnen sich zusammenschließen, desto mehr gewinnen sie an Intelligenz."
Abwehrend hob er die Hände, als er den Schrecken in Mazirocs Augen bemerkte. "Keine Sorge, selbst zu tausenden können sie niemals so intelligent wie Menschen werden, aber sie allein stellen auch nicht die größte Gefahr dar. Im Grunde sind sie nur Waffen. Lebende und in begrenztem Maße sogar denkende Waffen, aber letztlich trotzdem nicht viel mehr als nur Werkzeuge."
Maziroc begann zu ahnen, worauf Charalon hinaus wollte, so unglaublich der Gedanke auch war.
Das heißt ... Du meinst ... sie sind nicht einmal unsere wahren Feinde?", hakte er ungläubig nach.
"Sie werden durch die gleiche Art geistiger Verbindung wiederum von anderen Wesen beherrscht, über die auch Kenran'Del kaum etwas sagen konnte", erklärte Charalon. "Aber es steht fest, dass diese Wesen uns lebend fangen wollen, zumindest uns Magier. Anscheinend kennen sie keine Magie. Deshalb fürchten sie gerade uns und wollen unbedingt mehr über uns herausfinden. Diesem Zweck dient diese ganze Falle. Diese Horde da draußen mag uns wie eine gewaltige Armee vorkommen, aber man will keinerlei Risiko eingehen. Noch einmal gut die doppelte Zahl Damonen ist bereits auf dem Weg hierher und dürfte in spätestens zwei Stunden hier eintreffen. Wenn wir eine Chance haben wollen, bleibt uns also gar nichts anderes