Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld
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"Glaub nicht, dass mir das gefällt", pflichtete Miranya ihm widerstrebend bei. "Aber das ist ihre Entscheidung. Sie haben das Recht, sich ihren eigenen Weg zu suchen."
"Den sie niemals finden werden, weil sie keinen haben. In gewisser Hinsicht sind sie fast wie diese Damonen, auch ihr einziger Existenzzweck scheint der Krieg zu sein. Eine unglaubliche Verschwendung von Zeit, Energie und Ressourcen. Sie plündern diese Welt aus, aber statt eine konstruktive Entwicklung voranzubringen, hemmen sie sie nur oder werfen sie gar zurück. Und dabei sollen wir sie noch als demütige Helfer unterstützen, wie es sich die Ishar und Vingala auf ihre Fahnen geschrieben haben? Unter der Führung von uns Magiern würde Arcana einen beispiellosen Aufschwung erleben. Was soll daran falsch sein? Eure und unsere Ziele liegen gar nicht so weit auseinander, wir wollen sie nur auf unterschiedlichen Wegen erreichen."
"Wenn es vom Schicksal so vorgesehen ist, dann wird die Verantwortung für diese Welt einst auf unseren Schultern lasten", beharrte Miranya. Sie fühlte sich immer weiter in die Ecke gedrängt, hatte seinen Argumenten kaum noch etwas entgegenzusetzen. "Aber noch ist es nicht so weit", wiederholte sie.
"Und es wird auch nie so weit sein, wenn wir das Heft des Handelns nicht übernehmen. Die Elben, sogar die Zwerge und all die anderen alten Völker, die vor den Menschen einst das Antlitz dieser Welt geprägt haben, haben erkannt, wann es für sie Zeit war zu gehen. Sie sind heute fast ausgestorben und haben sich schon lange weitgehend zurückgezogen. Aber die Menschen verstehen nur die Sprache der Gewalt. Sie werden niemals freiwillig abtreten, wenn wir sie nicht zwingen. Dieses Volk stellt nur eine unbedeutende Zwischenstufe in der geschichtlichen Entwicklung dar. Wie unbedeutend es ist, zeigt sich schon darin, dass es das kriegerischste uns bekannte Volk ist, dass es einer Bedrohung wie der durch die Damonen aber fast hilflos gegenübersteht. Schon damals hatten die Menschen den geringsten Anteil daran, sie zurückzuschlagen. Damals haben die Elben, die Zwerge und die Magier die Hauptlast dieses Krieges tragen müssen. Heute gibt es nur noch wenige Elben und Zwerge, und wieder ruhen alle Hoffnungen hauptsächlich auf uns. Aber nur wir Caer-Sharuun sind in unserem Vorgehen stark und entschlossen genug, diesen Hoffnungen auch gerecht zu werden. Die Vingala sind zu schwach und die Ishar zum größten Teil zu selbstgefällig, und beide seid ihr viel zu friedliebend, um euch dieser Herausforderung mit der nötigen Härte zu stellen."
"Aber Kenran'Del ..."
"Ist nur ein einzelner Mensch", fiel Scruul ihr sofort ins Wort. "Er mag große Macht besitzen, aber es ist reines Wunschdenken, darauf zu vertrauen, dass er allein diese Gefahr bannen kann. Gerade deshalb brauchen wir sein Wissen und seine Machtmittel, und zwar gerade jetzt, begreifst du das denn nicht? Freiwillig wird er sie uns nicht geben, deshalb müssen wir sie uns nehmen. Möglicherweise hängt unser aller Überleben davon ab. Du siehst, ich denke nicht nur eigennützig, und es kann keinen besseren Zeitpunkt für mein Handeln geben."
Miranya schwieg und schüttelte nur leicht den Kopf, weil sie nicht wusste, was sie erwidern sollte. Seine Worte verwirrten sie mehr und mehr. Hinzu kam, dass ihr Kopf immer noch schmerzte und es ihr mit jeder Minute schwerer fiel, sich zu konzentrieren. Sie spürte, dass Scruul Unrecht hatte, aber er verstand es so geschickt, Tatsachen, Vermutungen und Halbwahrheiten in seinem Sinne miteinander zu vermischen und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen, dass sie kaum noch erkennen konnte, wo das eine aufhörte und das andere anfing. Wenn man sich einmal auf seine Argumentation einließ, klangen seine Folgerungen auf eine schreckliche Art einleuchtend, obwohl sie genau wusste, dass sein Weg der falsche war.
"Warum sträubst du dich?", fragte er mit nun sanfter, einschmeichelnder Stimme. "Das alles ist neu und verwirrend für dich, weil man dir von Kindheit an beigebracht hat, dass wir Caer-Sharuun so etwas wie Ungeheuer sind. Obwohl du es dir nicht eingestehen willst, hast du tief in deinem Inneren jedoch bereits erkannt, dass ich recht habe."
"Nein!", presste sie mühsam hervor und versuchte, den in ihr tobenden Aufruhr unter Kontrolle zu bekommen. "Das ist ... nicht wahr."
"Oh doch, das ist es. Noch ist es nicht zu spät, deinen Irrtum zu erkennen, noch kannst du dein falsches Bild von uns und all die Lügen, mit denen man dich über uns vollgestopft hat, abwerfen und dich auf unsere Seite stellen. Glaub mir, ich möchte dich nicht töten. Ich verlange nicht einmal von dir, dass du den Orden der Vingala verlässt oder sogar dem Dunklen Bund beitritt. Unterstütze uns nur bei diesem einen Vorhaben. Nicht nur in deinem oder meinem Interesse, sondern um mitzuhelfen, diese ganze Welt zu retten und ihre Zukunft zu sichern."
"Niemals", keuchte sie.
"Ich erwarte jetzt keine Entscheidung von dir", erklärte Scruul. "Dir bleibt noch Zeit, bis Maziroc und Kenran'Del in Therion eintreffen werden. Denk bis dahin in Ruhe über alles nach, was ich dir gesagt habe."
Er lächelte ihr zu, dann erhob er sich, drehte sich um und verließ den Raum.
"Niemals", stieß Miranya noch einmal hervor, doch vermutlich hörte er es nicht einmal mehr.
Der Drachenreiter
Die Stunden, die er in Ravenhorst verbrachte und auf die Entscheidung der Zwerge wartete, schienen sich für Maziroc zum längsten Tag seines Lebens zu dehnen. Insgesamt sechs Drachenreiter waren bereits früh am Morgen aufgebrochen. Trotz der Schnelligkeit, mit der die Drachen zu fliegen vermochten, war mit ihrer Rückkehr erst am späten Nachmittag oder frühen Abend zu rechnen, doch das Warten fiel Maziroc so schwer wie selten zuvor.
Von früheren Besuchen her wusste er, dass es fast unmöglich war, sich in Ravenhorst zu langweilen. Wer einmal hier als Gast geduldet wurde, dem fiel es auch nicht schwer, selbst mit wildfremden Zwergen ins Gespräch zu kommen. Man musste sich sogar schon regelrecht anstrengen, um nicht von ihrer Geselligkeit angesteckt und mit in ihr fröhliches Treiben verwickelt zu werden. Scheinbar jeder, der nicht innerhalb der Stadt gerade einer Arbeit nachging oder sie zur Jagd, zur Wache, zum Abbau von Erzen oder aus sonst einem Grund verlassen hatte, nutzte jede sich bietende Gelegenheit für eine Plauderei. An allen Ecken und Enden wurde der neueste Tratsch ausgetauscht, wurde diskutiert, gelacht und natürlich getrunken. Die zahlreichen Gasthäuser waren selbst am Tage schon gut besucht.
Immer wieder wurde Maziroc angesprochen, wurde auf einen Krug Wein oder Bier eingeladen und gebeten, von seinen Erlebnissen zu erzählen. Unter anderen Umständen wäre er der Bitte nur zu gerne nachgekommen, aber nicht an diesem Tag. Er hatte am vergangenen Abend nur wenig Alkohol getrunken und sich früh hingelegt, doch hatte er nur äußerst unruhig geschlafen und war früh am Morgen schon wieder auf den Beinen gewesen. Seither verspürte er eine fast fieberhafte innere Unruhe.
Von einem Fenster des ihm zugewiesenen Quartiers aus hatte er den Aufbruch der Drachen beobachtet. Leider waren sie nicht über die Stadt hinweggeflogen, sondern direkt in die entgegengesetzte Richtung, sodass er die gewaltigen Tiere nur von Weitem hatte sehen können. Er hätte das