Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer - Alfred Bekker страница 17
Ihr Hafen war die gesamte Küste der Welt...
"Ich dachte, dass Ihr ein König seid, Kryll", keuchte Yakurul bitter.
"Das bin ich", erwiderte Kryll, nicht ohne verletzten Stolz. Er hatte sich inzwischen ebenfalls erhoben. Jetzt kam er neben den Remurier ans Fenster.
"Wenn Ihr hier der König seid, weshalb könnt Ihr dann nichts gegen die Piraterie Eurer eigenen Flotte tun?"
"Auch einem König sind Grenzen gesetzt!"
"Jedem König sind Grenzen gesetzt, aber diese Grenzen dürfen auf keinen Fall im eigenen Land liegen!"
Kryll zuckte mit den Schultern.
"Die Lords haben in diesem Land zu viel Macht, als dass ich ihnen die Piraterie verbieten könnte..."
Yakurul wandte seinen Blick den Langschiffen zu, die an der Küste festgemacht hatten.
Ihre Schiffe sind gefährlich, dachte der Graf. Remur täte gut daran, die Praganier nicht zu unterschätzen.
"Ich fürchte, es wird zum Krieg kommen, wenn Ihre Flotten die Räuberei weiter fortsetzen", meinte Graf Yakurul dann. "Wir haben bereits ein Bündnis mit Dagarien geschlossen."
Kryll zuckte die Achseln.
"Ich werde Euch nicht daran hindern können, gegen mein Land zu Felde zu ziehen!"
Er amüsiert sich über mich, dachte Yakurul.
Der Graf wandte sich von Kryll ab und lief ein paar Schritte hin und her.
Als er dann den Blick wieder auf Kryll richtete, sah er er, dass das Gesicht seines Gegenübers jetzt nicht mehr so gelöst wirkte.
"Ihr müsst auch unsere Seite verstehen, Graf! Wovon sollen die Praganier leben? Unser Land ist karg. Oben im Norden taut der Boden nur für wenige Monate im Jahr einige Zentimeter tief auf. In den letzten Jahren sind die großen Fischschwärme ausgeblieben, so dass viele Menschen bei uns in wirkliche Bedrängnis gekommen sind. Bei Euch in Remur kann man sich so etwas vielleicht nicht vorstellen. Schon gar nicht in den Palästen, in denen Euresgleichen zu wohnen pflegt, Graf Yakurul! Ihr habt Euch über meine Kleidung gewundert! Wäre mein Land fruchtbarer, die Fischschwärme beständiger, so könnte ich hohe Steuern erheben und mich auch mit solcher Pracht umgeben, wie man es dem König von Remur nachsagt! Aber dieses Land ist arm. Und die Armut macht auch vor seinem König nicht Halt!"
Yakurul schwieg eine Weile. Er schien zu überlegen, wie er weiter vorgehen sollte.
"Ihr schweigt, Graf Yakurul?"
Der Graf atmete tief durch.
"Was soll ich darauf noch erwidern? Ich habe alles gesagt, was zu sagen war. Meine Pflicht ist somit getan. Wie Ihr Eure Lords dazu bewegen könnt, die Räuberei aufzugeben, ist Euer Problem, nicht das meinige. Falls es Euch allerdings nicht gelingen sollte, die Lords zu überzeugen, nun... Dann wird es eben Krieg geben! Und Ihr könnt Euch sicherlich an zwei Fingern abzählen, dass Pragan in einem solchen Kampf nicht den Hauch einer Chance hätte! Nicht eine Schlacht würde an die Praganier gehen!"
Der König gewann sein altes Lächeln zurück.
"Wenn die Praganier wirklich so leicht zu schlagen sind, wie Ihr behauptet, dann verstehe ich nicht, warum Ihr Euch so sehr vor ihren Überfällen fürchtet!"
Der Graf antwortete nicht.
Stattdessen fuhr Kryll fort: "Höchstwahrscheinlich hat man in Remur große Angst vor uns, denn sonst hätte Euer König es nicht für nötig befunden, sich mit Dagarien gegen uns verbünden zu müssen! Was Ihr sagtet, hat weder Hand noch Fuß! Ihr wollt mir Angst machen, aber das soll Euch nicht gelingen! Ich lasse mich nicht auf die gleiche Weise einschüchtern, wie Ihr dies vielleicht von Euren dagarischen Verbündeten gewohnt seid!"
Graf Yakurul trat an den König heran und baute sich vor diesem auf. Sein Herzschlag musste ihm vor Erregung bis zum Hals gehen. Er war rot angelaufen.
Gut, dass er sein Schwert abgelegt hat, dachte der König unwillkürlich.
Deutlich sah er die nackte Wut im Gesicht des Grafen.
"Wagt es nicht noch einmal, uns und unsere Verbündeten zu beleidigen. Ihr verspielt Eure letzten Sympathien, die Ihr noch bei uns genießt."
Kryll verzog das Gesicht.
"Sympathien? Wer würde uns schon in Remur Sympathien entgegenbringen? Reden wir doch nicht von Dingen, die es nicht gibt und die es in den nächsten hundert Jahren auch nicht geben wird!"
Plötzlich hielt Kryll inne.
Es ist unsinnig, dass wir gegenseitig Beleidigungen austauschen, dachte er. Der König bedachte den Grafen mit einem nachdenklichen Blick und erschrak über den Grimm, der ihm aus den Augen des anderen entgegenschlug. "Wenn die hohen Lords von Pragan nicht einsehen, dass sie mit dem Rauben aufhören müssen - nun, dann wird es eben Krieg geben. Genau, wie Ihr sagtet, Graf Yakurul." Ein kurzes Schulterzucken folgte, so als wäre dies eine unumstößliche Tatsache, etwas, dass mit aller Gewissheit eintreten würde, ganz gleich, was man auch immer dagegen unternähme.
"Ihr nehmt das mit einer erstaunlichen Gleichgültigkeit", stellte Yakurul nicht ohne Bitterkeit fest. Die Augen des Grafen waren zu schmalen Schlitzen geworden, als er dann mit vor Hohn triefender Stimme sagte: "Euer Volk wird Euch dafür bis in alle Ewigkeit hinein dankbar sein, König Kryll!"
Aber Kryll antwortete keineswegs in derselben Schärfe.
"Alles, was ich tun kann ist folgendes: Ich kann den Rat der Lords in Wallana einberufen. Dazu habe ich das Recht. Sie werden dann entscheiden, was geschieht - ob es Krieg oder Frieden geben wird!"
Kryll sah die Enttäuschung im Gesicht seines Gegenübers und so setzte er noch hinzu: "Mehr kann ich nicht tun!"
Er hasst mich, durchfuhr es den König in diesem Moment, als das Blitzen in Graf Yakuruls Augen sah.
Kryll fragte dann nach einer kurzen Pause den Grafen: "Wie lange werdet Ihr noch mein Gast sein, Graf Yakurul?"
Yakurul hob sein finster gewordenes Gesicht.
"Ich werde Euch nicht länger als unbedingt nötig belästigen. Morgen früh reise ich mit meinem Gefolge ab!"
Kryll nickte.
"Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Graf Yakurul", sagte er dann, bevor er sich zum Gehen wandte. Mit weiten Schritten verließ er dann den Raum, ohne sich noch einmal umzuwenden.
Graf Yakurul verharrte schweigend.