In der inneren Welt (Band 2). Hero Leander
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Читать онлайн книгу In der inneren Welt (Band 2) - Hero Leander страница 15
„Aber ihr habt doch auch Kinder!“
„Ja, aber nur sehr selten. Wir haben eine strenge Geburtenkontrolle, weil bei uns auch selten jemand stirbt.“
Marina ruckte mit einem Male zurück. „Wie meinst du das, dass kaum jemand stirbt? Wenn man alt ist, muss man doch auch sterben!“ Sie hatte das Gespräch über das Altwerden beim Clan nicht mitbekommen.
„Was glaubst du, wie alt ich bin, Marina?“
„Vielleicht dreißig?“
„Du kannst ruhig Mitte dreißig sagen. Das hast du doch gedacht.“
Marina nickte schüchtern.
„Bitte verzeih mir, wenn ich immer mal deinen Gedanken lausche. Ich tue es nur um dich zu verstehen. Ihr sprecht oft nicht aus, was ihr denkt. Aber mit dem Alter liegst du nicht richtig. Ich bin 49 Jahre alt.“
„Waas? So alt wie ich? Wie ist das möglich?“
Da erklärte ihr Wolfgang: „Doch ist es so, Marina. Als ich sie kennen lernte, war sie 29 und das ist jetzt zwanzig Jahre her.“
„Aber sieh sie dir doch an“, rief Marina ungestüm. „Sie ist doch allerhöchstens 35!“
„Marina. Ich habe dir doch von der Klasse erzählt, in der ich mit Diane gesessen habe.“
Wolfgangs Frau nickte. Sie hatte sich beim Besuch auf der Schulwiese zurückgehalten und daher das Gespräch mit Diana und Sharula nicht mitbekommen.
„Ihre Lehrerin war damals 474 Jahre alt und sah altersmäßig so aus, wie Diane heute. Du hast sie heute gesehen, als ich sie auf der Wiese begrüßte. Inzwischen müsste sie 494 Jahre alt sein.“
Diane nickte.
„Vier … Vierhundertvierundneunzig?“ Marina starrte Wolfgang an, als wäre er ein Gespenst. „Und das glaubst du?“
„Diane ist der beste Beweis dafür. Ich weiß doch, wie sie vor 20 Jahren aussah. Wenn du recht hättest, dann wäre sie ja damals höchstens fünfzehn gewesen. Glaubst du, dass ich eine Fünfzehnjährige geliebt hätte. Ich war damals immerhin 35!“
„Hm. Das geht auch nicht. Du bist wirklich schon 49 Jahre alt?“
Diane nickte. „Wir haben 12 arbeitende DNS und damit können wir unseren Körper regenerieren. Deshalb altern wir ab dem 35. Lebensjahr nicht mehr und werden auch nicht krank.“
„Da möchte ich auch für immer bei euch leben. Glaubst du, dass das geht, Diane.“
Nun lachte diese wieder. „Natürlich! Wir waren doch heute schon einmal dort. Aber für immer geht das noch nicht. Vielleicht aber schon nächstes oder übernächstes Jahr. Ich werde auf euch warten.“
„Und wenn es nicht geht?“, fragte Marina wieder ängstlich.
„Wolfgang wird wieder kommen. Das steht so in seinem Lebensplan. Dann wirst du doch und Diana auch mitkommen?“
„Ja, wenn wir dürfen?“
„Natürlich dürft ihr dann genau so. Ihr müsst nur noch die nötige Eigenschwingung erreichen. Das wird aber sehr bald sein.“
„Ach, wenn du nur recht hättest“, seufzte Marina.
Plötzlich sah Diane sie ganz intensiv an, riss die Augen auf und starrte Marina an. Diese nickte nur unmerklich. Da setzte sich Diane direkt neben Marina und umarmte sie wortlos.
„Was ist denn plötzlich in euch gefahren?“, fragte Wolfgang lachend.
Diane sah ihn an und sagte: „Ich verstehe Marina.“ Dann nahm sie ihre Hand und hielt sie ganz fest.
„Danke, Diane. Du bist eine wirkliche Freundin.“ Tränen liefen über ihr Gesicht. „Ich nehme alles zurück, was ich Schlechtes von dir gedacht habe. Du bist sehr lieb.“
Wolfgang verstand nun gar nichts mehr. Aber da die beiden schwiegen, gab er sich damit zufrieden, dass sie sich vertrugen. Wenn auch diese Einigung etwas Merkwürdiges an sich hatte.
Sie besprachen, dass Diane noch einen Tag blieb. Marina machte ihr die Couch im Wohnzimmer zum Schlafen fertig. Dann zogen sie sich zurück. Als er schon im Bett lag, fragte Wolfgang seine Frau: „Irgendetwas verschweigt ihr mir doch? Was ist es?“
„Frauensache!“, war die ganze Antwort von Marina. Mehr war aus ihr nicht herauszuholen. Also gab Wolfgang auf. Dann war es sicher auch nicht so wichtig.
Am nächsten Morgen gab es schon das erste Problem. Diana wollte ins Bad, aber dort war schon Diane. „Papa, ich will mich fertig machen. Kannst du Diane nicht sagen, dass sie das Bad räumen soll.“
„Was macht sie?“
„Sie steht unter der Dusche. Das kann dauern.“
„Dann geh einfach rein. Sie stört das ganz gewiss nicht“, riet ihr Wolfgang.
„Aber das geht doch nicht! Sie hat ja nichts an“, entgegnete Diana entrüstet.
„Es geht! Sie ist das so gewohnt. Die Menschen in Posid schämen sich nicht. Sie kennen dieses Gefühl nicht einmal“, klärte Wolfgang seine Tochter auf.
„Waaas? Hast du da etwa auch mit ihr zusammen … Na du weißt schon“, fragte sie erschrocken.
„Geduscht?“ Er nickte. „Früh stand die ganze Klasse in der Herberge im Gemeinschaftsduschraum. Das waren damals drei Jungs, sieben Mädchen und ich.“
„Was? Und das war dort normal?“, rief Wolfgangs Tochter entrüstet.
Da kam Diane in ein Handtuch gewickelt aus dem Bad und sagte zu der jugendlichen Diana: „Ja, das ist bei uns normal. So viel ich weiß, geht ihr doch hier auch nackt baden und findet das normal.“
„Na ich nicht!“, stellte Diana energisch fest.
„Wenn du zu uns kommen willst, musst du das aber noch lernen.“
„Ist das wahr, Papa?“, fragte sie jetzt erschrocken.
Er nickte. „Dort geht man nur so ins Wasser. Aber jetzt ist das Bad frei. Beeil dich!“
Diana verschwand im Bad.
„Wolfgang. Denkst du inzwischen auch so, wie deine Tochter?“, fragte Diane besorgt.
Er schüttelte den Kopf. „Sie wurde durch die Schule und die Medien so. Als Kind war sie anders. Bitte hab Verständnis für sie.“
„Was stört dich daran, dass sie ein natürliches Schamgefühl hat?“, fragte Marina ihre Tochter verteidigend.
„Nein, Marina. Natürlich ist dieses Gefühl nicht. Dann hätten es ja alle