In der inneren Welt (Band 2). Hero Leander
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„Das ist ja irre! Das kann ich dann wirklich?“
Diane nickte. „Du kannst das auch jetzt gleich Herbert oder Hermann fragen. Wir sind am Ziel.“
Der Transporter verlor immer mehr an Höhe und landete sanft auf der Wiese vorm Wohntrichter des Bergkristall-Clans. Gespannt sah Diana auf die Mitglieder des Clans, die sie erwarteten und suchte unter ihnen ihre beiden Brüder, die sie doch an den dunkleren Haaren erkennen sollte. Doch als sie diese nicht sah, sagte sie enttäuscht: „Heute ist ja Donnerstag. Hermann und Herbert sind bestimmt gar nicht zu Hause.“
Lächelnd antwortete ihr Diane: „Sie sind ganz sicher hier, denn sie sind auf dich genau so gespannt, wie du auf sie. Außerdem ist nur auf der äußeren Erde heute Donnerstag. Bei uns hier ist Mittwoch.“
„Und wo sind sie?“, fragte Diana nun wieder völlig ungeduldig.
Da kamen die beiden jungen Männer schon auf sie zu. Je näher sie kamen, umso höher ging Dianas Blick. Als sie dann vor ihr standen, entfuhr es ihr: „Aber ihr seid ja noch viel größer als eure Mutter.“ Ehrfürchtig blickte sie nach oben, wo die beiden nach etwa 2,10 Meter endeten. Beim Vergleichen stellte Diana allerdings fest, dass die anderen Atlanter noch etwas größer waren.
„Liebe Schwester, wir begrüßen dich in deiner neuen Heimat.“ Hermann, der sie fast um einen halben Meter überragte, kniete sich und reichte ihr die Hand. Seine Mutter hatte ihm und seinem Bruder erklärt, dass man sich auf der äußeren Erde so begrüßt. Herbert begrüßte seine neue Schwester jetzt auch so auf Augenhöhe. Während Wolfgang und Diane über die drei schmunzelten, sagte Diana vorsichtig: „Hey!“
Die Zwillinge sahen nun ihre Mutter fragend an. Mit dieser Begrüßung konnten sie nichts anfangen. Da Diane es auch nicht kannte, klärte Wolfgang sie lächelnd auf. „So begrüßen sich die jungen Menschen auf der äußeren Erde.“
Ruckartig standen beide nun auf, gingen vor ihrem Vater leicht in die Hocke und umarmten ihn abwechselnd. Etwas verstohlen, aber auch etwas traurig sah Diana zu, wie ihr Papa doch so ganz anders begrüßt wurde. Ihre neue Mama merkte sehr schnell, dass sie etwas bedrückte. „Was hast du?“
„Papa wird ganz anders begrüßt als ich. Viel herzlicher. Habe ich denn irgendetwas falsch gemacht, dass mich meine Brüder ablehnen?“, fragte Diana ängstlich.
„Um Gotteswillen, nein! Ich habe ihnen nur gesagt, dass dir unsere normale Begrüßung noch fremd ist. Ich glaubte, dass sie dich vielleicht etwas verwirrt.“ Dann wandte sie sich an ihre Söhne und sagte lachend:
„Eure Schwester möchte so begrüßt werden, wie es hier üblich ist. Sie glaubt, dass sie sonst nicht richtig willkommen ist.“
„Was?“, rief Hermann, kam noch einmal auf sie zu, fiel auf die Knie und umarmte sie jetzt genau so, wie ihren Papa. Als er sie aber küsste, kam das für sie so überraschend, dass sie es starr vor Schreck zuließ. Blitzartig gingen ihr Gedanken wie Inzucht durch den Kopf. Doch das verwarf sie gleich wieder. Schließlich war es ja nur ein Kuss. Herberts nochmalige Begrüßung blieb bei der Umarmung. Er hatte ihren Schreck beim Kuss bemerkt und wollte sie nicht noch mehr verwirren. Dafür war ihm Diana wiederum dankbar. Irgendwie fühlte sie dabei, dass Herbert wahrscheinlich einfühlsamer war als sein Bruder.
Dann wurden sie vom übrigen Clan begrüßt und Diana wurde nun mit Umarmungen und Küssen überhäuft. Aber ihr entging dabei nicht, dass ihr Papa nur von den Frauen geküsst wurde. Deshalb fragte sie ihre neue Mama danach.
„Dein Papa hatte schon vor zwanzig Jahren ein Problem damit, wenn ihn Männer küssen wollten. Das hat sich bis heute nicht geändert. Die Männer im Clan wissen das und respektierten seinen Willen. Weißt du, Diana, bei uns sind alle wie Brüder und Schwestern. Irgendwann wirst du das auch verstehen. Glaube mir.“ Sie nickte ihrer neuen Tochter freundschaftlich zu.
„Dann ist es normal, dass sich hier alle küssen?“
„Ja. Weshalb nicht? Wir sind doch hier alle wie eine große Familie.“
„Hm.“ Diana nickte nachdenklich. Dann suchten ihre Augen nach Herbert. Sie ging auf ihn zu und als sie vor ihm stand winkte sie mit ihrem rechten Zeigefinger, dass er mit seinem Kopf mal runter kommen solle. Als er dies tat, umarmte Diana ihren Bruder und gab ihm nun auch einen Kuss.
Da war Herbert nicht mehr zu bremsen. Er umarmte seine Schwester jetzt ganz fest und nahm sie mit hoch, als er sich wieder gerade hinstellte. „Genau so habe ich mir meine Schwester vorgestellt“, rief er begeistert. Dann drückte er sie noch einmal ganz herzlich und setzte sie wieder sanft am Boden ab. Nun fühlte sich Diana wirklich im Bergkristall-Clan aufgenommen. Sie strahlte und alle Bedenken, die sie noch vor Minuten hatte, waren restlos verflogen. Ja, hier würde sie sich bestimmt wohlfühlen.
Nun nahmen ihre beiden Brüder sie in die Mitte und fassten sie an die Hand. Dann rannten sie so schnell Diana konnte zum Wohntrichter. Kurz davor hielten sie an und Hermann fragte: „Willst du dein Zimmer sehen? Du wohnst ab heute gleich neben Herbert.“ Diana nickte noch ganz außer Atem und sie betraten den Trichter.
Nun gingen sie die spiralförmige Treppe nach oben und blieben schon bald vor einer Tür stehen. „Du bist jetzt unser jüngstes Mitglied im Clan. Deshalb wirst du im untersten Zimmer wohnen“, erklärte Herbert ihr.
„Und die anderen Zimmer, die unter meinem Zimmer sind? Wer wohnt denn dort?“
Da klärte Hermann sie auf: „Niemand. Sie sind nur die Reserve, falls der Clan sich vergrößern sollte.“
Jetzt öffnete Diana die Tür ihres Zimmers und juxte vor Begeisterung. In dem kleinen Raum standen nicht nur ein Bett, sondern auch viele Gefäße mit Blumen. „Das war Dianes Idee. Sie glaubt, dass du dich so schneller heimisch fühlst“, meinte Hermann. „Dein Papa muss damals vor zwanzig Jahren auch Blumen in seinem Zimmer gehabt haben.“
Diana nickte bestätigend. „Ich glaube, die stehen immer noch dort. Als wir vor fünf Monaten schon einmal hier waren, standen damals Blumen in seinem Zimmer.“
„Ja, die hat Diane gepflegt, so lange wir denken können. Sie muss Wolfgang sehr geliebt haben“, meinte Herbert.
Da zogen sich auf Dianas Stirn Falten zusammen. „Sag doch bitte nicht einfach Wolfgang. Es ist doch unser Papa!“
Die beiden Brüder sahen sich an, nickten und Herbert sagte: „Gut, dann Papa.“
Erst jetzt bemerkte Diana, dass am Kopfende ihres Bettes drei Rosen in einer Reihe standen. Links und rechts standen je eine weiße und in der Mitte eine rosafarbene Rose. „Hat das etwas zu bedeuten?“, fragte Diana jetzt unsicher.
Die beiden Brüder nickten und Hermann erklärte: „Im Zimmer von … unserem Papa stehen schon immer zwei Rosen. Diane hat uns mal erzählt, was es damit für eine Bewandtnis hat. Dein … Unser Papa hat in ihnen ein Gleichnis zu einem Märchen von der äußeren Erde gesehen. Wir haben uns dann dieses Märchen von Sirai vorlesen lassen. Es war ein wunderschönes Märchen und hieß Die Schneekönigin. In diesem Märchen sind ein Junge und ein Mädchen für lange Zeit getrennt gewesen, bis das Mädchen den Jungen erlösen konnte. Wir glauben, dass unser