Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass. Alexander Merow

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Die Antariksa-Saga IV - Blinder Hass - Alexander Merow

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Warnoxherden werden immer größer. Allerdings gibt es somit auch immer öfter Streit zwischen den Stämmen, wem welche Tiere gehören. Ich habe keine Lust mehr, mich noch länger mit diesem Zeug zu befassen. Das sollen gefälligst die Monroggs in den ihnen überantworteten Gebieten regeln«, brummte der Orkkönig gelangweilt, rollte ein Stück Pergament zusammen und legte es auf einen Haufen weiterer Schriftrollen, die sich im Regal neben dem Schreibtisch auftürmten.

      »Ich kann mir schon vorstellen, dass so etwas nervt«, meinte Kulghor.

      Grimzhag erhob sich von seinem Platz. Er lächelte gequält; dann nahm er einen Tonkrug von der Fensterbank und trank einen Schluck Wasser.

      »So ist das eben. Wir sind kein kleiner Orkstamm mehr. Ein derart großes Reich benötigt eine gute Organisation. Ich habe mich viel damit beschäftigt, wie die Manchinen ihr Imperium aufgebaut und verwaltet haben. Sie haben oft gute Ideen, diese Menschlinge, das muss man ihnen lassen«, bemerkte er.

      »Und doch haben dir die Manchinen nicht widerstehen können«, antwortete Kulghor ehrfürchtig.

      Der Mazaukhäuptling hob belehrend die Klaue. »Wir haben auch viel Glück gehabt, junger Brüller. Hätten die Menschlinge ihre Heere vereinigt, dann wären die Felder von Yang-Weig zu unserem Grab geworden.«

      Grimzhags Sprössling, der mittlerweile zu einem Grauaugenork von beeindruckender Kraft, Größe und Geistesschärfe herangereift war, hatte die Geschichten vom Manchinkrieg nun schon unzählige Mal gehört. Er sagte nichts dazu.

      »Aber es ist alles gut gegangen«, fuhr sein Erzeuger fort, »und das ist die Hauptsache. Jetzt herrscht seit mehreren Sonnenzyklen Frieden, was nicht selbstverständlich ist.«

      »Also werde ich nie die Möglichkeit bekommen, auch Ruhm auf dem Schlachtfeld zu erlangen«, sagte Kulghor enttäuscht.

      »Jetzt fang nicht wieder damit an. Sei froh, dass wir nicht mehr zu Speer und Schwert greifen müssen. Die Menschlinge verhalten sich ruhig, die Zwerge ebenfalls. Und von den Elben hört man auch nichts. Wenn es keinen Grund zu kämpfen gibt, dann sollte man den Kampf auch nicht suchen.«

      »Diese Worte aus dem Maul des großen Eroberers …«, murmelte der Königssohn und schob die Unterlippe etwas nach oben.

      »Ein Reich aufzubauen, ist ebenso wichtig, wie es zu erobern, Kulghor.«

      »Ja, diese Sprüche kenne ich von Soork. Du hörst dich immer mehr wie ein Geistesbegabter an, Grimzhag.«

      Der Häuptling grinste. »Ich werde demnächst an meinem Buch weiterschreiben. Ich liebe es nämlich, meine Gedanken zu Papier zu bringen. Am liebsten würde ich für den Rest meines Lebens nur noch schreiben. Irgendwelche Kämpfe brauche ich nicht mehr, die habe ich zur Genüge gehabt.«

      Kulghor konnte der Schwärmerei seines Vaters nicht viel abgewinnen, träumte er doch tief im Inneren davon, eines Tages selbst ein gefeierter Kriegsherr zu werden. Doch in einer Zeit, in der der Herrscher des orkischen Weltreiches ganz den seltsamen Gedanken von Frieden und Ausgleich nachhing, waren die Aussichten auf epische Schlachten und strahlenden Kriegsruhm nicht gerade groß.

      »Man sagt in Karokum, dass du dich immer mehr in deinen Palast zurückziehst und nicht mehr so gerne mit den einfachen Grünhäuten sprichst. Außerdem wundern sich viele über das ganze Gerede vom Frieden«, bemerkte Kulghor mit leicht vorwurfsvollem Unterton.

      Sein Vater reagierte mit einem lässig klingenden Verneinungswürgen. Daraufhin schmunzelte er, denn das Gerede der gewöhnlichen Orks war ihm längst gleich – das galt auch für das Geschwätz seines Freundes Zugrakk, der seit dem Ende des Manchinkrieges unter chronischer Langeweile und einem übergroßen Hang zum Pilzbiertrinken litt.

      »Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass sich die anderen Völker um uns herum so ruhig verhalten. Deshalb bin ich heute auch umso glücklicher«, sagte der König.

      »Ich habe in Trongburz nicht nur das Schmiedehandwerk gelernt, sondern auch, wie man mit einer Waffe umgeht. Aber vermutlich werde ich niemals herausfinden, ob ich gut kämpfen kann«, maulte Kulghor.

      »Zugrakk ist doch immer für ein Kämpfchen zu haben«, kam zurück.

      »Der ist doch ständig angetrunken. Aber trotzdem ist er ganz in Ordnung, auch wenn er kein Tiefdenker ist«, meinte der Königssohn, der am liebsten an der Seite seines Erzeugers in die Schlacht geritten wäre. Dieser jedoch hatte ganz andere Dinge im Kopf; fast so, als wäre er gar nicht der mächtige Eroberer, der einst ganz Antariksa in Angst und Schrecken versetzt hatte.

      »Ich muss noch einmal mit Zugrakk sprechen. Er säuft tatsächlich viel zu viel Pilzbier. Ich sollte mir eine Aufgabe für ihn überlegen, die er nur nüchtern ausführen kann. Saufen verätzt die Organe eines Orks«, dozierte Grimzhag.

      »Jetzt fängst du auch noch mit diesem Gesundheitsgequatsche an!« Kulghor verdrehte seine hellgrauen Augen.

      »Nicht so vorlaut! Ich habe mich neulich mit mehreren Denkern über diverse Heilmethoden unterhalten. Zu viel Pilzbier hat schädliche Auswirkungen, das weiß doch eigentlich jeder.«

      »Zugrakk meint, dass der besoffene Ork stets neben den Göttern steht«, sagte Kulghor lachend.

      Grimzhag würgte mit ernster Miene. »Diese Reden schwingt er immer, wenn er angetrunken genug ist und kurz davor steht, Ärger anzufangen. Ich werde mich demnächst noch einmal mit ihm unterhalten müssen. Er sollte seine Gesundheit nicht aus den Augen verlieren. Aber ich vergesse diese Kleinigkeiten immer, da ich ja so viel zu tun habe. Wie auch immer, bald werde ich wieder an meinem Buch schreiben. Darauf freue ich mich.«

      Der Krieg gegen die Manchinen war seit zehn Sonnenzyklen zu Ende und aus Grimzhag war ein anderer Ork geworden. Der Herrscher über das größte Reich Antariksas war inzwischen 57 Sonnenzyklen alt. Und er hatte sich, seit die letzte rebellische Stadt der östlichen Menschen in Flammen aufgegangen und der Feldzug siegreich beendet worden war, sehr verändert. Der gefürchtete Eroberer, welcher die Welt in Atem gehalten hatte, war zu einem friedlichen und weisen König geworden, der in sich ruhte und sein Lebenswerk – zumindest was die Errichtung eines Orkreiches anging – für vollendet hielt.

      Grimzhag interessierten nur noch drei Dinge: Aufbau, Aufbau und Aufbau. So jedenfalls formulierte es der junge Brüller.

      Von Kaifeng bis Chaar-Ziggrath wurde gebaut. Tausende von Orks und Goblins stampften in ununterbrochener Schwerstarbeit ganze Städte aus dem Boden; überall wurden Gebäude errichtet, Straßen gepflastert und Brücken gebaut. Mit atemberaubender Geschwindigkeit schuf Grimzhag eine Zivilisation aus dem Nichts. Gigantische Baustellen, bedeckt mit unzähligen Steinen und bevölkert von riesigen Schwärmen arbeitswütiger Grünhäute, übersäten die Weiten der Steppe und die Dunklen Lande.

      Zur ersten Stadt, die der Orkkönig gegründet hatte, seiner Hauptstadt Karokum, waren mehrere neue hinzugekommen. Ebenso wurden auch die im Manchinkrieg eroberten und teilweise zerstörten Städte der Menschen wieder neu aufgebaut und mit Orks bevölkert.

      Grimzhag hatte auf dem Höhepunkt seiner Macht, als ihm so gut wie jeder Ork- und Goblinstamm in einen neuen Krieg gefolgt wäre, auf weitere Feldzüge und Eroberungen verzichtet, um sich ganz dem Aufbau seines Weltreiches zu widmen. Die grünhäutige Art würde genug Land besitzen und ihre Zukunft wäre gesichert, meinte er. Die ständigen Kämpfe sind vorbei, proklamierte der Häuptling der Mazauk, der sich nun ganz der Errichtung einer neuen Orkzivilisation hingab.

      Wenn sich Grimzhag nicht gerade mit diversen Bauprojekten oder der Neuordnung

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