Ein Kampf um Rom. Felix Dahn

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Ein Kampf um Rom - Felix  Dahn

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Ton.

      Der Sklave trat wieder ein.

      »Laß den Boten in meinen Thermen baden, gib ihm Speise und Wein, einen Goldsolidus und diesen Brief. Morgen mit Sonnenaufgang geht er damit zurück nach Neapolis.«

      SIEBENTES KAPITEL

      Mehrere Wochen darauf finden wir den ernsten Präfekten in einem Kreis, der sehr wenig zu seinem hohen Trachten, ja zu seinem Alter zu passen schien.

      In dem seltsamen Nebeneinander von Heidentum und Christentum, das in den ersten Jahrhunderten nach der Konstantiner Bekehrung das Leben und die Sitten der Römerwelt mit grellen Widersprüchen erfüllte, spielte besonders die friedliche Mischung von Festen der alten und der neuen Religion eine auffallende Rolle. Neben den großen Feiertagen des christlichen Kirchenjahres bestanden auch noch größtenteils die fröhlichen Feste der alten Götter fort, wenn auch meist ihrer ursprünglichen Bedeutung, ihres religiösen Kernes beraubt.

      Das Volk ließ sich etwa den Glauben an Jupiter und Juno nehmen und die Kultushandlungen und die Opfer, aber nicht die Spiele, die Feste, die Tänze und Schmäuse, die mit jenen Handlungen verbunden waren; und die Kirche war von jeher klug genug, zu dulden, was sie nicht ändern konnte.

      So wurden ja sogar die echt heidnischen Lupercalien, mit welchen sich derber Aberglaube und wüster Unfug aller Art verband, erst im Jahre vierhundertsechsundneunzig — und nur mit Mühe — abgeschafft.

      Viel länger natürlich behaupteten sich harmlose Feste wie die Floralien, die Palilien, und zum Teil haben sich ja manche von ihnen in den Städten und Dörfern Italiens mit unveränderter Bedeutung bis auf diese Stunde erhalten. So waren denn die Tage der Floralien gekommen, die, früher auf der ganzen Halbinsel, als ein Fest besonders der fröhlichen Jugend, mit lauten Spielen und Tänzen gefeiert, auch in jenen Tagen noch wenigstens mit Schmaus und Gelage begangen wurden.

      Und so hatten sich denn die beiden Licinier und ihr Kreis von jungen Rittern und Patriziern an den Hauptfesttag der Floralien zu einem Symposion zusammenbestellt, für welches jeder der Gäste, wie bei unsern »Picknicks«, seinen Beitrag in Speisen oder Wein zu liefern hatte. Die Fröhlichen versammelten sich bei dem jungen Kallistratos, einem liebenswürdigen und reichen Griechen aus Korinth, der sich im Genuß künstlerischer Muse zu Rom niedergelassen und nahe bei den Gärten des Sallust ein geschmackvolles Haus gebaut hatte, das als der Mittelpunkt heitern Lebensgenusses und feiner Bildung. galt. Außer dem reichen Adel Roms verkehrten dort vornehmlich die Künstler und Gelehrten, und dann auch jene Schichten von römischer Jugend, denen über ihren Rossen und Wagen und Hunden wenige Zeit und Gedanken für den Staat übrigblieb, und die daher bis jetzt dem Einfluß des Präfekten unzugänglich gewesen waren.

      Deshalb war es diesem sehr erwünscht, als ihm der junge Lucius Licinius, jetzt sein glühendster Anhänger, die Einladung des Korinthers überbrachte. »Ich weiß wohl«, sagte er schüchtern, »wir können deinem Geist nicht ebenbürtige Unterhaltung bieten, und wenn dich nicht die alten Kyprier und Falerner locken, die Kallistratos spenden wird, lehnst du ab.«

      »Nein, mein Sohn, ich komme«, sagte Cethegus, »und mich locken nicht die alten Kyprier, sondern die jungen Römer.«

      Kallistratos, der sein Hellenentum mit Stolz zur Schau trug, hatte sein Haus mitten in Rom in griechischem Stil gebaut. Und zwar nicht in dem des damaligen, sondern des freien, des perikleischen Griechenlands, und dies machte im Gegensatz zu der geschmacklosen Überladung jener Tage den Eindruck edler Einfachheit. Durch einen schmalen Gang gelangte man in das Peristyl, den offenen, von Säulengängen umschlossenen Hof, dessen Mittelpunkt ein plätschernder Springbrunnen in braunem Marmorbecken bildete. Die nach Norden offene Säulenhalle enthielt außer andern Gelassen auch den Speisesaal, der heute die kleine Gesellschaft versammelt hielt. Cethegus hatte sich vorbehalten, nicht schon zu der »Coena«, dem eigentlichen Schmause, sondern erst zu der »Commissatio«, dem darauf folgenden nächtlichen Trinkgelage, zu kommen. Und so fand er denn die Freunde in der vornehmen Trinkstube, wo längst schon die zierlichen Bronzelampen an den schildpattgetäfelten Wänden brannten und die Gäste, mit Rosen und Eppich bekränzt, auf den Polstern des hufeisenförmigen Triklinums lagerten. Eine betäubende Mischung von Weinduft und Blumenduft, von Fackelglanz und Farbenglanz drang ihm an der Schwelle entgegen.

      »Salve, Cethege!« rief der Wirt dem Eintretenden entgegen. »Du findest nur kleine Gesellschaft.«

      Cethegus befahl dem Sklaven, der ihm folgte, einem herrlich gewachsenen jungen Mauren, dessen schlanke Glieder durch den Scharlachflor seiner leichten Tunika mehr gezeigt als verhüllt wurden, ihm die Sandalen abzubinden. Er zählte indessen: »Nicht unter den Grazien«, lächelte er, »nicht über die Musen.«

      »Geschwind, wähle den Kranz«, mahnte Kallistratos, »und nimm deinen Platz da oben auf dem Ehrensitz der mittleren Kline. Wir haben dich im voraus zum Symposiarchen, zum Festkönig gewählt.«

      Der Präfekt hatte sich vorgesetzt, diese jungen Leute zu bezaubern. Er wußte, wie gut er das konnte: und er wollte es heute. Er wählte einen Rosenkranz und ergriff das elfenbeinerne Zepter, das ihm ein syrischer Sklave kniend reichte. Das Rosendiadem zurechtrückend schwang er mit Würde den Stab: »So mach’ ich eurer Freiheit ein Ende!«

      »Ein geborner Herrscher«, rief Kallistratos, halb im Scherz, halb im Ernst. — »Aber ich will ein sanfter Tyrann sein! Mein erst Gesetz: ein Drittel Wasser — zwei Drittel Wein.« — »Oho«, rief Lucius Licinius und trank ihm zu, »bene te! Du führst üppig Regiment. Gleiche Mischung ist sonst unser Höchstes.«

      »Ja, Freund«, lächelte Cethegus, sich auf dem Ecksitz der mittleren Kline, dem »Konsulplatz«, niederlassend, »ich habe meine Trinkstudien unter den Ägyptern gemacht, die trinken nur lautern. He, Mundschenk wie heißt er?«

      »Ganymedes — er ist aus Phrygien. Hübscher Wuchs, eh?« — »Also, Ganymed, gehorche deinem Jupiter und stelle neben jeden eine Patera Mamertiner Weines — doch neben Balbus zwei, weil er sein Landsmann ist.« Die jungen Leute lachten.

      Balbus war ein reicher Gutsbesitzer auf Sizilien, noch sehr jung und schon sehr dick.

      »Pah«, lachte der Trinker, »Efeu ums Haupt und Amethyst am Finger — so trotz’ ich den Mächten des Bacchus.« — »Nun, wo steht ihr im Wein?« fragte Cethegus, dem jetzt hinter ihm stehenden Mauren winkend, der ihm einen zweiten Kranz von Rosen, diesmal um den Nacken schlang.

      »Settiner Most mit hymettischem Honig war das letzte. Da, versuch’!« so sprach Piso, der schelmische Poet, dessen Epigramme und Anakreontika die Buchhändler nicht rasch genug konnten abschreiben lassen, und dessen Finanzen sich doch stets in poetischer Unordnung befanden. Und er reichte dem Präfekten, was wir einen »Vexierbecher« nennen würden, einen bronzenen Schlangenkopf, der, unvorsichtig an den Mund gebracht, einen Strahl Weines heftig in die Kehle schoß. Aber Cethegus kannte das Spiel, behutsam trank er und gab den Becher zurück. »Deine trocknen Witze sind mir lieber, Piso«, lachte er und haschte ihm aus der Brustfalte ein beschriebenes Täfelchen.

      »O gib«, sagte Piso, »es sind keine Verse — sondern — ganz im Gegenteil! — eine Zusammenstellung meiner Schulden für Wein und Pferde.«

      »Je nun«, meinte Cethegus, »ich hab’ sie an mich genommen — sie sind also mein. Du magst morgen die Quittung bei mir einlösen: aber nicht umsonst mit einem deiner boshaften Epigramme auf meinen frommen Freund Silverius!« — »O Cethegus«, rief der Poet erfreut und geschmeichelt, »wie boshaft kann man sein für vierzigtausend Solidi! Wehe dem heiligen Mann Gottes.«

      ACHTES KAPITEL

      »Und

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