Herr und Knecht: Novelle. Tolstoy Leo

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Herr und Knecht: Novelle - Tolstoy Leo

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welchen Schlitten ich anspannen soll, den großen, breiten oder den kleinen.“

      Der Mann der Köchin ging ins Haus und kehrte bald mit der Nachricht zurück, der Herr habe befohlen, den kleinen Schlitten anzuspannen. Nikita hatte unterdessen dem Pferde schon das Kumt angelegt, das mit kleinen Nägeln beschlagene Rückenpolster festgebunden und ging nun, in der einen Hand das leichte, mit Ölfarbe gestrichene Krummholz tragend, mit der andern das Pferd führend, zu den beiden Schlitten, die unter dem Schuppen standen. „Wenn er den kleinen will, mir ist es recht,“ sagte er, führte das kluge Pferd in die Gabeldeichsel, das die ganze Zeit über tat, als ob es ihn beißen wolle, und begann mit Hilfe des Mannes der Köchin anzuspannen.

      Als schon alles beinah fertig war und nur noch übrig blieb die Leinen an den Zügeln zu befestigen, schickte Nikita den Mann der Köchin in den Schuppen hinein, um Stroh, und nach dem Speicher, um einen leeren groben Sack zu holen.

      „So! Alles richtig! Na na, tu nur nicht so üppig!“ sagte Nikita und stopfte das frisch ausgedroschene Haferstroh, das der Mann der Köchin gebracht hatte, in den Schlitten hinein. „Und nun gib mir da die Packleinwand her, so als Überzug, und obendrauf kommt der Sack. Siehst du wohl: so, und so; nun wird es sich gut darauf sitzen,“ sagte er und führte dabei das aus, was er sagte, und stopfte den Sack über dem Stroh auf allen Seiten um den Sitz herum fest.

      „So, nun danke ich dir auch schön, lieber Freund,“ sagte Nikita zu dem Manne der Köchin. „Zu zweien fleckt es doch mit aller Arbeit besser.“ Und nachdem er die ledernen, am verbundenen Ende mit einem Ringe versehenen Lenkriemen in Ordnung gebracht hatte, setzte sich Nikita auf den Schlittenrand und lenkte das nach Bewegung verlangende brave Pferd über den mit gefrorenem Miste bedeckten Hof zum Tore.

      „Onkel Nikita, Onkelchen, ach Onkelchen!“ rief ihm ein siebenjähriger Knabe nach, der geräuschvoll die Tür aufklinkte und eilig aus dem Hausflur auf den Hof herausgelaufen kam; er trug ein schwarzes Pelzröckchen, neue weiße Filzstiefel und eine warme Mütze. „Setz mich hinein!“ bat er mit seinem hohen Stimmchen und knöpfte sich im Gehen sein Pelzröckchen zu.

      „Na, dann komm flink her, mein Täubchen,“ sagte Nikita, hielt an, setzte das freudestrahlende Söhnchen seines Herrn in den Schlitten und fuhr auf die Straße hinaus.

      Es war zwischen zwei und drei Uhr nachmittags, kalt (zehn Grad), trübe und windig. Auf dem Hofe kam einem die Luft ruhig vor; aber auf der Straße blies ein scharfer Wind: von dem Dache des danebenstehenden Schuppens stiebte der Schnee herunter, und an der Ecke beim Badehause wirbelte er nur so. Kaum war Nikita herausgefahren und hatte das Pferd zur Haustür herumgewendet, als auch schon Wasili Andrejitsch, eine Zigarette im Munde, den mit Tuch überzogenen Schafpelz tief unten mit einem breiten Gurte fest zusammengeschnallt, aus dem Flur auf die Stufen heraustrat, wo der festgetretene Schnee unter seinen Filzstiefeln laut knirschte. Dort blieb er stehen und bog zu beiden Seiten seines rotwangigen, mit Ausnahme des Schnurrbartes rasierten Gesichtes die Ecken des Kragens seines Schafpelzes mit der Pelzseite nach innen, damit das Pelzwerk nicht vom Atem feucht werde.

      „Sieh mal an; so ein Racker; sitzt schon drin!“ sagte er, als er sein Söhnchen im Schlitten erblickte, und zeigte beim Lächeln seine weißen Zähne. Wasili Andrejitsch war durch den Branntwein, den er mit seinen Gästen getrunken hatte, in angeregte Stimmung geraten und daher in noch höherem Grade als sonst mit allem, was ihm gehörte, und mit allem, was er tat, zufrieden. Wasili Andrejitschs blasse, magere, schwangere Frau, den Kopf und die Schultern mit einem wollenen Tuche umwickelt, so daß nur ihre Augen zu sehen waren, gab ihm zu seiner Abfahrt das Geleite und stand hinter ihm im Hausflur.

      „Wirklich, du solltest Nikita mitnehmen,“ sagte sie und trat schüchtern aus der Tür heraus. Wasili Andrejitsch antwortete nichts und spuckte nur aus. „Du hast eine große Geldsumme bei dir,“ fuhr die Frau in demselben kläglichen Tone fort. „Und wenn nur nicht auch noch ein Unwetter kommt. Wirklich, du solltest es tun.“

      „Ach was, kenne ich etwa den Weg nicht, so daß ich durchaus einen Begleiter nötig hätte?“ erwiderte Wasili Andrejitsch; er sprach mit jener besonderen, gekünstelten Anstrengung der Lippen, mit der er gewöhnlich mit Verkäufern und Käufern redete; augenscheinlich fand er an seiner eigenen Redeweise großes Gefallen.

      „Aber wirklich, du solltest ihn mitnehmen. Ich bitte dich um Gottes willen!“ sagte die Frau noch einmal und mummte sich auf der einen Seite noch dichter in ihr Tuch ein.

      „Sie läßt doch nicht locker. Na, wo soll ich ihn denn im Schlitten lassen?“

      „Das wird schon gehn, Wasili Andrejitsch; ich bin bereit,“ sagte Nikita fröhlich. „Nur müßten, wenn ich weg bin, die Pferde gefüttert werden,“ fügte er, zu der Hausfrau gewendet, hinzu.

      „Ich werde dafür sorgen, lieber Nikita; ich will Semjon damit beauftragen,“ antwortete die Hausfrau.

      „Also wie ists? Soll ich mitfahren, Wasili Andrejitsch?“ fragte Nikita, auf die Entscheidung seines Herrn wartend.

      „Ja, ich werde der Alten schon den Gefallen tun müssen. Aber wenn du mitfährst, mußt du dir vorher ein wärmeres Staatskleid anziehen,“ erwiderte Wasili Andrejitsch, wieder lächelnd, und blinzelte dabei mit dem einen Auge nach Nikitas Halbpelz hin, der schmierig und verfilzt und unter den Achseln und am Rücken zerrissen und am Saume ausgefranst war; er hatte offenbar schon viel durchmachen müssen.

      „He, lieber Freund, komm doch mal heraus und halte das Pferd!“ rief Nikita nach dem Hofe hinein dem Manne der Köchin zu.

      „Ich werde es tun, ich werde es halten!“ sagte der Knabe, nahm seine frierenden, roten Händchen aus den Taschen und ergriff mit ihnen die kalten ledernen Lenkriemen.

      „Verbrauche nur nicht zu viel Zeit dabei, dein Galakostüm anzulegen; beeile dich!“ rief Wasili Andrejitsch seinem Knechte spöttisch zu.

      „In einem Augenblicke bin ich wieder da, Väterchen Wasili Andrejitsch,“ antwortete Nikita, und mit einwärts gesetzten Fußspitzen in seinen geflickten, schmierigen Filzstiefeln hurtig dahinhuschend, rannte er auf den Hof und in die Gesindestube.

      „Flink, liebe Arina, gib mir meinen Mantel vom Ofen herunter; ich muß mit dem Herrn wegfahren!“ rief Nikita, während er ins Zimmer hineingelaufen kam, und nahm seinen Gurt vom Nagel.

      Die Köchin, die nach dem Mittagessen geschlafen hatte und jetzt gerade dabei war, den Samowar für ihren Mann zurechtzumachen, begrüßte den guten Nikita freundlich, und von seiner Eilfertigkeit angesteckt, rührte sie sich ebenso schnell wie er, langte vom Ofen seinen dort trocknenden, schlechten, abgetragenen Tuchmantel herunter, schüttelte ihn und machte ihn biegsam.

      „Nun wirst du hier Raum genug haben, um den Feiertag mit deinem Manne vergnüglich zu verleben,“ sagte Nikita zu der Köchin; denn aus gutmütiger Höflichkeit redete er immer ein bißchen mit jedem Menschen, mit dem er allein zusammen war. Dann legte er sich den schmalen, zusammengefilzten Gurt um, zog seinen an sich schon dünnen Bauch ganz in sich hinein und schnallte den Gurt über dem Halbpelz aus Leibeskräften zusammen.

      „Siehst du, so!“ sagte er hierauf, nicht mehr zu der Köchin, sondern zu dem Gurte gewendet, und steckte dessen Enden unter. „Nun wirst du nicht aufgehen!“ Er hob und senkte die Schultern, damit die Arme sich bequem bewegen könnten, zog hierauf den Mantel darüber an, reckte wieder den Rücken, um den Armen Freiheit zu verschaffen, schlug sich unter die Achseln und langte sich seine Handschuhe von dem Wandbrette. „Na, nun ist alles in Ordnung.“

      „Du solltest dir etwas anderes auf die Füße ziehen, Nikita Stepanütsch,“ sagte die Köchin. „Deine Stiefel sind recht schlecht.“

      Nikita blieb stehen und schien zu überlegen.

      „Das

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