Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen. Gerstäcker Friedrich

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Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen - Gerstäcker Friedrich

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saß noch nicht und hatte ein kleines Faß mit seiner Wäsche zu der großen Luke gezogen, nahm die Hemden einzeln heraus, rang sie aus und legte sie auf das um den Vormast gehende Nagelbret.

      „Komm her, Jonas,“ rief ihn Legs an, „hat den ganzen Tag nichts gethan und jetzt, nun der Thee an Deck steht, fällt's ihm auf einmal ein, daß er Hemden in der Brüh hat. Die Bananen werden kalt und schmecken nachher schlecht.“

      „Sie werden nachher gar nicht schmecken,“ lachte Pfeife mit seiner höchsten Stimme, „denn ich glaube wir werden damit eher fertig, wie er mit seinen Hemden.“

      „Glaub's, wenn man sie euch vorstellte,“ brummte Jonas, mit einem halb verschluckten Fluch; „aber der Koch hat noch mehr.“

      „Hallo!“ rief Pfeife aufspringend, „da will ich mir gleich noch eine holen!“ und er kam mit seinem Blechteller zur Cambüse, den Versuch wenigstens zu machen.

      „Sieh einmal das Wetter, das herauf kommt,“ rief ihm hier der Koch zu, der in der niederen Thür stand und mit dem Arm nach Osten hinüber deutete; „zum Teufel das sieht schwarz aus, und sollte mich gar nicht wundern, wenn da eine tüchtige Mütze Wind drein stäke. Jedenfalls gibts Regen und wir thun besser die Luken zuzulegen; macht, daß ihr mit eurem Essen da vorn fertig werdet.“

      Der zweite Harpunier hatte indessen mit dem Fernrohr auf dem Quarterdeck gestanden, und unverwandt nach der niedrig auslaufenden Landspitze geschaut, hinter der das Boot vorher verschwunden war.

      Mac Kringo stieg in diesem Augenblick die Luke herauf und als der Koch auch gerade zusprang, nahmen sie die beiden genau passenden und schließenden Lukendeckel, an den in den gegenüberliegenden Ecken angebrachten eisernen Ringen und hoben sie in die Falze.

      „Koch!“ rief des Harpuniers Stimme in diesem Augenblicke von dem Quarterdeck aus.

      „Ay, ay, Sir!“

      „Rasch dein Essen wieder fort und in die Cambüse – all hands on deck17 – große und Vormarsraae auf – rasch mit euch, meine Jungen, werft die Falle los! – Nun, was steht ihr da, wie verhagelt? die Marsraaen auf, und schnell, oder ich mache euch Beine!“

      „Halloh, was ist nun los?“ rief aber Legs, der eben einen Teller voll glücklich erbeuteter heißer Bananen in Sicherheit bringen wollte und jetzt nicht wußte, wohin damit, „was soll das heißen?“ Es blieb ihm aber nicht lange Zeit zur Besinnung, die Befehle folgten zu rasch nacheinander, und während unter dem Singen und Schreien der Mannschaft die schweren Raaen an ihren Ketten in die Höhe klirrten, schob und schleppte der Koch rasch das Abendbrot der Leute bei Seite und jetzt vorn in das Logis hinunter, damit er die Sachen nur einmal vor der Hand aus dem Wege bekäme.

      „An die Winde mit euch, rasch da vorn und ein Bischen lebhaft!“ rief jetzt der Officier, der nach vorn und mitten zwischen die Leute gekommen war, von denen sich die meisten noch gar nicht von ihrer ersten Überraschung erholen konnten, denn es fing ihnen jetzt wirklich an klar zu werden, daß sie ohne Weiteres in See hinaus und die Insel verlassen sollten; „munter, meine Jungen, munter!“ rief der Harpunier, dabei auf die Back springend, die Leute besser übersehen zu können, „her mit eurem Pumpgeschirr, und nun laßt uns einmal sehn, wie rasch ihr den Anker herauf bekommen könnt. Wetter, Jungen, es sind nur fünfundzwanzig Faden Kette aus, mit denen müßt ihr ja nur so weglaufen können.“

      „Den Teufel, Douglas!“ flüsterte Jonas, in Todesangst an den Schotten hintretend, diesem in's Ohr, „hast du's gethan? – und jetzt sollen wir in See, das wäre eine schöne Geschichte.“

      „Hallo, da ihr Beiden!“ rief in diesem Augenblick, und ehe noch der Schotte etwas erwidern konnte, der Officier, dessen Adlerblick die beiden Müßiggänger dort schon entdeckt hatte. „Hier Douglas – herauf mit dir, mein Mann, und löse das große Marssegel, und du, Jonas, auf die Vormarsraae; marsch mit euch, und nachher die Bramsegel auch frei, und du Bill, hinaus mit dir, und mach den großen Clüver los. Auf mit dem Anker, auf meine Jungen! – Oh joli men hoy!

      Widerspruch gegen die gegebenen Befehle war nicht möglich, obgleich fast alle Matrosen erstaunt mit den Köpfen schüttelten und sich diese bald abdrehten, um zu sehen, ob ihr Capitain noch nicht bald an Bord käme, ohne den sie doch unmöglich in See gehen konnten. Einmal war es fast, als ob Mac Kringo zögere, und er machte sogar eine Bewegung nach dem Harpunier zu, aber er besann sich in demselben Momente, als dieser ihm ein paar Kernflüche über seine Säumigkeit entgegendonnerte, und lief jetzt rasch die Wanten hinauf nach oben, den gegebenen Befehl zu erfüllen und die Segel zu lösen, die sie vielleicht bald Alle dem Verderben entgegenführen würden. Gestehen durfte er ja nicht was er gethan, er wäre gebrandmarkt gewesen auf Lebenszeit, wenn man ihm wirklich das Leben geschenkt hätte, und die Kameraden –

      „Ei, zum Teufel!“ zischte er dabei zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch; „kröche ich jetzt zu Kreuz, die Schufte ließen keinen guten Faden an mir, so lang sie mich hätten. Ich hab's nicht meinethalben allein gethan, so mögen's die Anderen auch mit ausbaden.“

      Die Ankerkette rasselte indessen, mit den raschen Schlägen des eisernen Pumpgeschirrs, schnell an Deck, der Anker hing schon und das Schiff trieb mit der ausgehenden Ebbe der Mündung der Bai zu.

      „Boot ahoy!“ rief da Einer der Leute an der Winde aus, der eben über die Monkeyrailing das rasch anrudernde Boot erkennen konnte, und der Harpunier drehte sich, das Teleskop, das er noch in der Hand hielt, darauf richtend, schnell danach um.

      „Flink, meine Jungen, flink!“ rief er dabei; „hier hat's Eile – Larbord Seite da, Einer von euch, werft die Brassen los – Koch! rasch dahinten, die Brassen von den Nägeln – Starbordseite große und Fockbrassen – belay that anchor18 – so, genug! – Marsbrassen – so, genug! und nun die Bramsegelschoten aus – so, genug! So, nun auf mit dem Anker, unter die Klüsen mit ihm, so rasch ihr laufen könnt. – Oh, joly men hoy!

      Der Schotte, der die Bramsegel gelöst hatte, kam jetzt rasch an den Wanten herunter, als ihn der Harpunier sah.

      „Hallo, da oben, Sir – da du einmal gerade unterwegs bist, wirf den Royal19 los – heda – hast du's gehört, Bursche? hinauf mit dir, oder ich werde dir Beine machen. Wenn ich keinen von den Jungen gleich bei der Hand habe, wird es deinen faulen Knochen wohl auch nichts schaden, einmal nach oben zu gehen. – Alle Wetter, da sind sie – das war Zeit, daß wir fortkommen,“ unterbrach er sich rasch, als plötzlich eine förmliche kleine Flotte von Canoes um die Landspitze bog. Die Aufmerksamkeit der Leute wurde aber rasch von dieser ab an Bord ihres eigenen Schiffes gelenkt, wo jetzt das vom Land zurückkehrende Boot, um das sie sich bis daher gar nicht hatten kümmern können, langseit legte, und im nächsten Augenblick, seinen Leuten voran, Capitain Silwitch an Bord sprang.

      4

      Toanonga hatte an dem Nachmittag noch recht herzlich über den wilden, tollköpfigen Papalangi gelacht, der da, aus irgend einem Land hergeregnet, gleich geglaubt, er könne so ohne weiteres die Tochter eines ersten Häuptlings, aus dem Blut der Hau's oder ersten Könige auf seine Arme packen und in die weite See damit hinein fahren, wohin es ihm gerade beliebe.

      „Guter Bursch,“ sagt er dabei auf seine gemüthliche Weise hin, „sehr guter Bursch; hat mir die ganze Tasche voll Sachen gebracht, und blieb' er hier bei uns, und Tai manavachi wäre nicht da, und Hua wollte ihn – und er hätte noch mehr solche Sachen, und brächte alles Das, was er versprochen, wer weiß, ob nicht dann der Pagalangi und Hua doch Mann und Frau geworden wären.“

      Der alte Häuptling, still vor sich hinschmunzelnd,

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<p>17</p>

Die ganze Mannschaft an Deck.

<p>18</p>

Haltet mit dem Anker.

<p>19</p>

Royal oder Oberbramsegel, das oberste leichte Segel.