Жизнь взаймы / Der Himmel kennt keine Günstlinge. Эрих Мария Ремарк

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Жизнь взаймы / Der Himmel kennt keine Günstlinge - Эрих Мария Ремарк Эксклюзивное чтение на немецком языке

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wie ich.«

      Clerfayt sah auf. »Du bist nicht im Ruhestand. Du bist auf Urlaub.«

      »Ein Jahr! Das ist kein Urlaub mehr. Aber komm herein! Wir müssen das Wiedersehn feiern! Was trinkst du jetzt? Immer noch Wodka?«

      Clerfayt nickte. »Gibt es bei euch denn Wodka?«

      »Für Gäste gibt es hier alles. Dies ist ein modernes Sanatorium.«

      »Das scheint so. Es sieht aus wie ein Hotel.«

      »Das gehört zur Behandlung. Moderne Therapie. Wir sind Kurgäste; nicht mehr Patienten. Die Worte Krankheit und Tod sind tabu. Man ignoriert sie. Aber man stirbt trotzdem. Was hast du in Monte Carlo gemacht? Das Rallye mitgefahren? Mit wem hast du das Rallye gefahren?«

      »Mit Torriani.«

      Sie gingen dem Eingang zu. »Schön hier«, sagte Clerfayt.

      »Ja, ein schönes Gefängnis.«

      Clerfayt erwiderte nichts. Er kannte andere Gefängnisse. »Fährst du jetzt immer mit Torriani?« fragte Hollmann.

      »Nein. Mal mit dem einen, mal mit dem anderen. Ich warte auf dich.«

      Es war nicht wahr. Clerfayt fuhr seit einem halben Jahr die Sportwagen-Rennen mit Torriani.

      »Hast du etwas im Rallye gemacht?« fragte er.

      »Nichts. Wir waren zu spät.«

      Clerfayt hob die Hand. »Lass uns etwas trinken. Und tu mir einen Gefallen: Lass uns über alles reden, nur nicht über Rennen und Automobile!«

      »Aber warum? Ist etwas passiert?«

      »Nichts. Ich bin müde. Möchte mich ausruhen. Das verstehst du doch.«

      »Natürlich«, sagte Hollmann. »Aber was ist los?«

      »Nichts«, erwiderte Clerfayt ungeduldig. »Ich bin nur abergläubisch[9], wie jeder andere. Mein Kontrakt läuft ab und ist noch nicht erneuert. Das ist alles.«

      »Clerfayt«, sagte Hollmann, »wer ist gestürzt?«

      »Ferrer.«

      »Tot?«

      »Noch nicht. Aber man hat ihm ein Bein amputiert. Komm jetzt und gib mir einen Schnaps.«

      Sie saßen in der Halle an einem kleinen Tisch neben dem Fenster. Clerfayt sah sich um. »Sind das alles Kranke?«

      »Nein. Auch Gesunde, die die Kranken besuchen.«

      »Natürlich! Und die mit den blassen Gesichtern sind die Kranken?«

      Hollmann lachte. »Das sind die Gesunden. Sie sind blaß, weil sie erst vor kurzem heraufgekommen sind. Die andern, die braun wie sind, sind die Kranken, die schon lange hier sind.«

      Ein Mädchen brachte ein Glas Orangensaft für Hollmann und eine kleine Karaffe Wodka für Clerfayt.

      »Wie lange willst du bleiben?« fragte Hollmann.

      »Ein paar Tage.«

      Hollmann holte eine flache Flasche aus der Brusttasche und goß einen Schluck in sein Glas.

      »Gin«, sagte er. »Hilft auch.«

      »Dürft ihr nicht trinken?« fragte Clerfayt.

      »Es ist nicht ganz verboten; aber so ist es einfacher.« Hollmann schob die Flasche zurück in die Tasche.

      Ein Schlitten hielt vor dem Eingang. Clerfayt sah, daß es derselbe war, dem er auf der Straße begegnet war. Der Mann mit der schwarzen Pelzkappe stieg aus.

      »Weißt du, wer das ist?« fragte Clerfayt.

      »Ein Russe. Er heißt Boris Wolkow. Hier weiß man bald alles über einander«, sagte Hollmann.

      Eine Gruppe schwarzgekleideter kleiner Leute drängte sich hinter ihnen vorbei. Sie unterhielten sich lebhaft auf spanisch. »Für ein kleines Dorf scheint ihr ziemlich international zu sein«, sagte Clerfayt. »Das sind wir. Der Tod ist immer noch nicht chauvinistisch.«

      »Dessen bin ich nicht mehr so ganz sicher.« Clerfayt blickte zur Tür. »Ist das da die Frau des Russen?« Hollmann sah sich um. »Nein.«

      Der Russe und die Frau kamen herein. »Sind die beiden auch krank?« fragte Clerfayt.

      »Ja.«

      Der Russe und die Frau blieben neben der Tür stehen.

      »Sie scheinen Streit zu haben«, sagte Clerfayt, nicht ohne Genugtuung[10].

      »So etwas passiert hier. Jeder wird nach einiger Zeit etwas verrückt. Gefangenenlager-Psychose.«

      Clerfayt sah Hollmann aufmerksam an. »Bei dir auch?«

      »Bei mir auch.«

      »Wohnen die beiden auch hier?«

      »Die Frau; der Mann wohnt außerhalb.«

      Clerfayt stand auf. »Ich fahre jetzt ins Hotel. Wo können wir zusammen zu Abend essen?«

      »Hier. Wir haben ein Esszimmer, in dem Gäste erlaubt sind.« »Gut. Wann?«

      »Um sieben. Ich muß um neun zu Bett. Wie in der Schule.«

      »Wie beim Militär«, sagte Clerfayt.

      Die Frau, die mit dem Russen hereingekommen war, kam zurück.

      »Dies ist Clerfayt, Lillian«, sagte Hollmann. »Ich habe Ihnen von ihm erzählt. Er ist überraschend gekommen.«

      Die Frau nickte. Sie schien Clerfayt nicht wieder zu erkennen.

      Sie nickte Clerfayt und Hollmann zu und ging zurück.

      »Und die Frau?«

      »Sie heißt Lillian Dunkerque, Belgierin mit einer russischen Mutter.

      Die Eltern sind tot.«

      »Warum ist sie so aufgeregt?«

      Hollmann hob die Schultern. Er wirkte plötzlich müde. »Ich habe dir schon gesagt, daß alle hier etwas verrückt werden. Besonders, wenn jemand gestorben ist.«

      »Ist jemand gestorben?«

      »Ja, eine Freundin von ihr. Gestern, hier im Sanatorium.

      Sie fangen hier an zu sterben, wenn es Frühling wird. Mehr als im Winter. Merkwürdig, was?«

      2

      Die oberen Stockwerke des Sanatoriums sahen nicht mehr aus wie ein Hotel; sie waren ein Krankenhaus. Lillian Dunkerque blieb vor dem Zimmer stehen, in dem Agnes Somerville gestorben war. Sie hörte Stimmen und Lärm und öffnete die Tür.

      Der Sarg war

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<p>9</p>

Суеверный

<p>10</p>

Удовлетворение