Кавказ и Чечня – обзор европейских ученых. Caucasus and Chechnya – a review of European scientists. Муслим Махмедгириевич Мурдалов

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das von ihnen heute eingenommene Gebiet. Hierbei lassen sich drei Phasen unterscheiden.

      Als Ausgangspunkt melden die Überlieferungen mit großer Übereinstimmung den Ort (vielleicht ist es auch als Gauname aufzufassen) Naschach oder Naschache, also denselben Boden bezeichnet wird. Ein Dorf Naschache existiert heute noch und zwar im östlichen Teile des Gaues Galantschotsch oder Akki. Außerdem ist das Wort noch erhalten im Namen des Kalkgebirgsmassivs Naschacho-lam, der den Gau nach N gegen das niedere Waldgebirge abschließt. Zu den östlichen Siedlungen gehört auch Maisti. Beide Orte erfreuten sich noch lange großen Ansehes unter den Tschetschenen; besonders in strittigen Fragen des Adats, des Gewohnheitsrechtes, sollen die weisen Alten dieser Orte als letzte Instanz gegolten haben. Als älteste Gaue werden ferner genannt Childecheroi, Tschanti (Gegend von Itum-Kale). Recht früh scheinen auch die Gebiete von Scharoi, Schatoi und Tschaberloi eingenommen worden zu sein.

      In größerem Abstande scheint dann erst die zweite Phase der Ausbreitung eingesetzt zu haben, die nach dem niedrigen Waldgebirge gerichtet war, vor allem ostwärts nach Itschkerien und Auch. Die Gründung der Dörfer in Itschkerien, als deren älteste Ersenoi, Agaschpatoi, Zontoroi genannt werden, soll nach den Ermittlungen Popows vor 600, 800 oder gar 1000 Jahren erfolgt sein, Zeitangaben, die naturgemäß höcht unsicher sind. Es würde das ungefähr mit der Blütezeit des georgischen Reiches unter der Königin Tamara (im 12. Jahrhundert) zusammenfallen. Vielleicht ist die Machtentfaltung der Georgier nach allen Seiten mit ein Anlaß gewesen zur Wanderung der Tschetschenen nach O. Daß der georgische Eibfluß sich damals auch auf den Nordhang des Kaukasus erstreckte, ist durch die Kirchenruine Tzchaba-Erdi unweit der tschetschenischen Grenze in Inguschen erwiesen, die im georgischen Stil des. 9. Jahrhunderts gehalten ist (Genaue Beschreibung bei Vsevolod Miller, Lit. Verz. 29), u. a. auch noch durch eine Inschrift in georgischen Buchstaben an einem alten Totenhause in einem Seitentale der Assa in Inguschien, die von Prof. Jakowlew gefunden wurde. (Lit. Verz. 19, S. 20). Der Gau Auch ist dabei ausschließlich von Leuten aus Akki (Galantschotsch) besiedelt worden; die Auch-Leute nennen sich selbst auch heute noch Akki.

      Nach der Überlieferung sollen auch die Inguschen und die Karabulaken vom Zentrum Naschache aus in ihre heutigen Sitze gelangt sein.

      Damit war die Besiedlung des tschetschenischen Berggebietes vollendet. Erst in weitem Abstande folgte die dritte und letzte Phase der Ausbreitung, nämlich die Besiedelung der Ebene. Sie begann etwa um den Anfang des 18. Jahrhunderts. Zur freiwilligen Besiedlung trat nach Beendigung der kaukasischen Kriege noch die unruhigen Tschetschenen hier besser beobachten konnte, als es in den Bergen möglich war. Auch heute dauert die Auswanderung nach der Ebene noch an, auch jetzt veranlaßt und gefördert durch die Regierung. Es handelt sich um die reichen Ländereien, die den sowjetfeindlichen Kosakenstanizen längs der Ssunscha gehört hatten und nach deren Vernichtung den Gebirglern zur Verfpgung gestellt wurden. Man will damit dem empfindlichen Mangel an brauchbarem Ackerland in den höheren Bergen steuern. Ebenso verfährt man jetzt in den anderen autonomen Republilken, besonders in der daghestanischen.

      Die Ausbreitung der Tschetschenen hat die Ssunscha-Ebene schon hinter sich gelassen. Eine Reihe von Aulen befindet sich schon jenseits der niedrigen Höhenzüge längs des Terek. Ebenso gibt es einige auf daghestanischem Gebiet in der Kumüken-Ebene, deren Bewohner sich 1917/18 durch Vernichtung der dortigen blühenden deutschen Kolonistendörfer einen traurigen Ruhm erworben haben.

      Nun darf natürlich nicht angenommen werden, daß die Ausbreitung der Tschetschenen zu dem heutigen Volkskörper ganz aus einiger Kraft erfolgt wäre, sondern es steht fest, daß sie dabei im Laufe der Zeit viele fremde Bestandteile in sich aufgenommen haben. Es wird dies wiederum durch die Familienüberlieferungen bestätigt. Sehr stark sind dabei georgische Volkselemente beteiligt gewesen, d. h. solche der Berggeorgier und unter diesen werden besonders die Tuschen erwähnt. Deren Einfluß ist stark spürbar im Scharo-Argun-Gebiet, aber auch weiter abwärts, z. B. im Gebiet von Schatoi. Mir war dort ein Mann durch seine ausgeprägt georgische Physiognomie aufgefallen. Es erwies sich auch, daß seine Familie tatsächlich georgischen Ursprungs, aber längst tschetschenisiert war. Andere Familien wieder sind daghestanischen Ursprungs, auch kumükischen, persischen u. a. Eine Familie will sogar firengischer, d. h. westeuropäischer, eine andere wieder griechischer Abstammung sein.

      Als Grund für das häufige Einströmen fremder Elemente in den tschetschenischen Volksköper wird gewöhnlich angegeben, daß dieselben bei den Tschetschenen, die stets ein demokratisches Volk ohne ständische Gliederung gewesen seien – sie unterscheiden sich noch heute, d. h. bis zur Revolution, darin von den anderen kaukasischen Bergvölkern —, vor der Bedrückng durch eigene oder fremde Gewalthaber Zuflucht gesucht hätten. Es werden vermutlich auch solche darunter gewesen sein, die sich der Strafe für irgend welche Vergehen entziehen wollten.

      Man wird vor allem auch annehmen müssen, daß die Tschetschenen bei ihrem Vordringen nach O in ein z. T. wenigstens schon besiedeltes Gebiet kamen. Vielleicht wohnten schon daghestanische Stämme dort. Laudajew erwähnt jedenfalls ausdrücklich (S. 11 u. 12), daß das Land awarischen Chanen gehört hätte, von deren Zinsherrschaft die Tschetschenen sich erst im Laufe der Zeit freigemacht hätten, zumal die Aucher. Auch heute noch wohnt der awarische Stamm der Salauter am Nordlang der Andischen Kette; jedoch nur in einem etwa 30 km breiten Streifen westlich des Ssulak; westlich des Aktasch wohnen nur Tschetschenen.

      Die Volkszahl der Tschetschenen dürfte also früher viel geringer gewesen sein als heute, und damit auch ihre politische Bedeutung.

      In der Ssunscha-Ebene wohnten vor den Tschetschenen auch schon Russen. Semenow schreibt ausdrücklich S. 206: «Aus vielen Anzeichen geht zweifelsfrei hervor, daß seit der Mitte des 16. Jahrhunderts auf tschetschenischem Gebiete auch orthodoxe Russen siedelten». Als dieselben, wohl aus Sicherheitsgründen, sich hinter den Terek zurückzogen, folgten die Tschetschenen nach. Eine Vermischung mit ihnen erfolgte jedenfalls nicht.

      Beim Vordringen in die Ebene hatten die Tschetschenen Reibereien mit den Kalmüken, teilweise auch – im W – mit den Kabardinern. Von einer Verschmelzung mit jenen istnichts verlautet. Rein mongolische Merkmale habe ich z. B. unter den Tschetschenen nicht beobachtet.

      Die Kurgane schreiben sie einem Volke Ani zu, das einst in der Ebene gewohnt haben soll. Der Name des Feldes Ani-irsau südwestlich Urus-Martan erinnert daran. (G. A. Wertepow, Lit. Verz. 41, S. 11—21).

      Während bischer nur die Rede von der Aufnahme fremder Volksbestandteiledurch die Tschetschenen war, so sei hier auch ein Fall erwähnt, in dem sie ihrerseits in Nachbarvölkern aufgegangen sind. So wurde mir die interessante Tatsache erzählt, daß ein beträchtlicher Teil der Bewohner der Stanize Tscherwljonaja am Terek von Tschetschenen des Itschkerischen Dorfes Guni abstamme, die jetzt aber vollkommen russifiziert und echte Kosaken geworden wären. Diese Tatsache beweist aufs neue, wie nachhaltig der Einfluß der Kaukasusvölker auf die Kosaken gewesen ist, nicht nur in Lebensweise, Kleidung und allgemeiner Geistesrichtung, sondern auch durch Blutmischung. Die erwähnten Tschetschenen sollen einst zu den Kosaken geflüchtet sein, um der Bekehrung zum Islam zu entgehen.

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      Hierzu sei noch bemerkt, daß die Einteilung der Ausbreitungsgeschichte der Tschetschennen in drei Perioden von mir stammt. In den erwähnten Veröffentlichungen ist sie aber ohne weiteres gegeben und auch in Anbetracht der vorhandenen Zeitngaben erscheint sie mir berechtigt und vor allem geeignet, einen besseren Überblick über die Entwicklung zu bieten.

      Entscheidend für die Geschicke des tschetschenischen Volkes wird dann die Bekehrung zum Islam, die im 18. Jahrhundert vom Daghestan aus begann, wo er schon im 8. Jahrhundert durch die Araber hingebracht worden war, wenn auch die völlige Islamisierung, besonders des Nordwestens, sicher erst viel später abgeschlossen war. Die Tschetschenen gerieten dadurch auch unter den Einfluß des Müridismus, im besonderen Schamils, der ihre völlige Bekehrung dann durchführte. Teils freiwillig, teils gezwungen durch die Despotie Schamils, nahmen sie an den erbitterten Kämpfen gegen die Russen teil,

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