Кавказ и Чечня – обзор европейских ученых. Caucasus and Chechnya – a review of European scientists. Муслим Махмедгириевич Мурдалов
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Vielleicht sind sie verhältnissmässig späte Einwanderer, und ebenfalls wie andere im nördlichen späte Einwanderer, und ebenfalls wie andere im nördlichen Kaukasus auf Wanderungen vorbeigezogen oder abgedrängt worden; oder sie sind Reste von national geschiedenen Heerhaufen der Mongolen und Tataren des dreizehnten Jahrhundert, oder früherer, das südliche Russland beherrschender asiatischer Völker.
Arabische Aufzeichnungen, die in diesen Gegenden von Chasaren, Osseten und selbst Gurdsh (Georgier) sprechen, erwähnten nichts von den Tschetschenzen unter irgend einem Namen, was vielleicht für die eben ausgesprochene Annahme spricht, dass sie erst verhältnissmässig spät in ihre gegenwärtigen Wohnsitze kamen, was ja zum Theil von ihnen selbst insofern angegeben wird, als sie sich grösstentheils als Auszügler aus eng begrenzten Stammsitzen im Gebirge ansehen.
Der Name Tschetschenzen, den sie selbst sich nicht geben, stammt von einer grossen Ortschaft ihres Gebiets, Tschetschen, die seit dem Feldzuge Peters des Grossen nach Persien bekannt ist und am untern Argun liegt; sie selbst nennen sich Nach-tschoi, wo «Nach» Volk bedeutet, aber auch Bär; im benachbarten Awarischen (Lesghischen) würde es Buttermensch bezeichnen, was wohl nur zufällig ist, da der Name Nach-tschoi bei ihnen selbst gebräuchlich ist. – Die verschiedenen früher bei den Russen üblichen Namen waren lokale und über und übertragene Bezeichnungen, die dann verschwanden, als das ganze Volk unterworfen und bekannt wurde. Die Russen unterscheiden gegenwärtig die Galgaier und Inguschen, aber die Tschetschenzen nennen sie beide mit dem gemeinsamen Namen Galgaier. Andere Stämme sind die Nasranower, Galaschewer, Karabulaken (die früher in der Schlucht Datyrchsk wohnten und grösstentheils nach der Türkei zogen; die Zurückgeblieben zogen dann nach Ssaraptscha in der kleinen Tschetschnia am Flusse Pseduch und Tschetschen); aber alle heissen mit dem Gesammtnamen Nach-tschoi. Die, welche am Zusammenflusse des Mitchik Gums (Zuflüsse, von rechts der Bjelaja, die in die Ssunsha mündet), also schon ganz in der Ebene wohnen, wo viele tatarische Namen vorherrschen, nennen sich Mitschikóer, woraus ein verstümmelter Gesammtname Misdchégi entstanden war. Die Itschkérier werden von den Darginern (Lesghiern) Mitschi-chidsch, d. h. Bewohner von Gegenden, wo viel Hirse wächst, genannt. Die Kumyken nennen die Tschetschenzen ebenfalls Mitschi-gysch; die Andier nennen die Tschetschenzen der nördlichen Ebene sind die spätesten und unfreiwilligsten Uebersiedler.
Einige Ueberlieferungen der Itschkerier mögen hier ihren Platz finden, da sie ein Streiflicht nicht allein auf die Abstammung, Verbreitung und Zusammensetzung des Volks der Tschetschenzen, sondern auch auf die Art der Besiedlung des östlichen Kaukasus überhaupt werfen, mit anderen Ueberlieferungen übereinstimmen oder ihnen nicht widersprechen und menschlich und geschichtlich verständlich sind.
Tschingis-Chan, der Herrscher und Heerführer der die ganze Mitte Asiens besiegenden Mongolen, gelangte, vornehmlich an der Spitze der Nogaier-Stämme, bei seinem Vorrücken aus Westasien nach Kaukasus zuerst nach dem Daghestan, der bis vor wenigen Jahrhunderten noch, nicht sowohl den eigentlichen heutigen gebirgigen Daghestan, Lesghistan genannt, sondern den benachbarten Küstenstrich am kaspischen Meer umfasste. Von hier drang Tschingis-Chan wohl auf naturgemässem Wege nach der angrenzenden kumykischen Ebene nördlich davon vor, dann nach Itschkerien (Bergland am Akssai-Flusse, der sich nordöstlich in der Steppe verliert), dem Gebiet des westlich benachbarten Argun und der eigentlichen mehr nördlichen Tschetschna ein (Namen, die erst in viel späterer Zeit entstanden sind). Weiter vordringend befestigte er seine Macht hier durch die Anlage von Thürmen, die meistentheils am Aus- oder Eingange von den hier allgemein und politischen Zweck hatten.
Die Völker- und Heeres-Bewegungen Tschingis-Chańs und seiner Nachfolger (wie schon zu den Zeiten Attilás und wohl mehr oder weniger ähnlich und häufig immer von Seiten asiatischer Stämme und Horden) lösten in einem und demselben Gebiete die Bewohner ab, sie verdrängend oder sich mit ihnen mischend und wiederum Anderen Platz machend. So war es auch hier und unter ähnlichen Bedingumgen. Anschauungen verschiedenster Art und Einfluss verschiedener Sprachen waren die unmittelbarsten damaligen Folgen solcher Wandlungen und Wanderungen. Etwa Anderthalb Jahrhunderte nach Tschingis-Chan trat ein ähnlicher Führer und Herrscher auf, der, von unersättlichem Ehrgeiz und Eroberungstrieb geleitet, seine meist an der Wolga nomadisierenden Völker so viel als möglich durch Zuzüge anderer, geworbener, zu verstärken suchte, ehe er 1380 zu dem Riesenkampf mit den Russen auf dem Kulikower Felde im Quellgebiet des Don schritt, der dem siegreichen Grossfürsten Demetrius (Dimitri) den Beinamen des Donischen (Donskoi) eintrug. Mamai hatte lange Zeit seine Residenz östlich von Stawropol an der Kuma unweit des Ortes Burgon-Madjari, wo er die Fürsten der unterworfenen oder Nachsicht erflehenden Völker stolz empfing und Tribut und Geschenke entgegennahm. Hier wurde Michael, Fürst von Twer, zu Tode gemartert, weil er sich vor Mamai nicht erniedrigen wollte; in Erinnerung hieran wurde später hier ein Kloster errichtet. Von alten Fundamenten aus Ziegeln und selbst vom Münzhof von Mamai werden noch Reste gezeigt. Ob der Name der Ortschaft Madjari eine historische Bedeutung hat oder ein tatarisches Wort ist, muss dahingestellt bleiben. Der Zusatz Burgon kommt daher, dass zu Zeiten Katharinás II hier ein reicher Gutsbesitzer polnischer Nationalität sass, der ausgezeichnete Burgunder-Trauben zog und den Wein in Petersburg der Kaiserin vorsetzte.
Die in den Haufen Mamaís kämpfenden Hilfsvölker aus Polowzen, charischen Türken, Tscherkessen, Jassen (Ossen, Osseten, Asen), Juden (am Kuban wohnend, vielleicht Chasaren, die jüdischer Religion waren), Armeniern und krimschen Genuesen bestehend und unter seiner Herrschaft zu einem gemeinschaftlichen Zweck ein äusserlich Ganzes bildeten, das aber des nationalen und moralischen Bandes entbehrte, da nur egoistische oder aufgedrungene Interessen es belebte, fielen von selbst nach der Niederlage Mamaís grossentheils auseinander und zogen, des Kampfes müde, geschwächt und gedrängt nach verschiedenen Richtungen in grösseren oder geringeren Gemeinschaften und Haufen fort, in sichere oder ferne Gegenden.
In Itschkerien waren die Trümmer der von Tschingis-Chan früher besiegten Einwohner, deren Grabstätten bei Gersel-A-ul (Chassaw-Jurt, Jachssai-Jurt) und Major-tug (westlich davon und Major-Lager bedeutend) liegen und von denen ein Theil am Argun und im Daghestan in wenig wirthlichen Gebieten lebte, leicht von Mamai unterworfen und beherrscht worden, so dass der herrschende Stamm der Nogaier es vorzog, aus alter Gewohnheit nach der Steppe und Ebene zu ziehen, die gegenwärtig die kumykische genannt wird. Für diese Kumyken gewann das von ihnen verlassene, nun Itschkerien genannte Gebiet die Bedeutung von Itschi-Geri (Itschkerien), d. h. der Mitte einer von Erhebungen eingeschlossenen Ebene, oder der Mitte eines früher mächtigen und herabgekommenen, armen, schwachen Volkes; daher auch der Name. Mamai hatte als Statthalter hier den Beg Jachssai zurückgelassen, der dem Volke die nationalen Sitten und Einrichtungen liess; in Folge dessen nannte dasselbe aus Dankbarkeit den Hauptfluss des Gebietes Jachssai-Ssu (Jachssai-Fluss), woraus Akssai entstand. Andere Haufen Mamaís, des Krieges müde, zogen nach noch mehr abgelegen und von der Natur geschützten Gegenden weiter ińs Gebirge; so die Andier (Lesghier) als armenischer die Zudacharer (Lesghier) als grusinischer u. s. w.
In verhältnissmässig später Zeit wurden alle diese und andere Stämme zum Muhamedanismus bekehrt, der hier dauernd Wurzeln fasste, zumal die christliche Religion nur ganz äusserlich und daher nie tief gehend gewirkt hatte.
Nach übereinstimmenden Ueberlieferungen scheint festzustehen, dass die Gegend am Argun, die Mitte des Gebiets der Tschetschenzen (jetzt ziemlich nach Westen verschoben), und Naschaché (am oberen Tschanty-Argun) deuten, zumal natürlicher Weise die besten, waldlosen Stellen besetzten, in denen sie erst später durch Vermehrung und Zuzüge eingeengt und bedrängt wurden.
Solches musste zu Reibungen und Feindseligkeiten führen, zu diesen kamen noch fremd gewordene Begriffe, Gewohnheiten und religiöse Anschauungen, die im Verein mit der wilden Natur und ihren nützlich und schädlich wirkenden, vielfach unerklärlichen Erscheinungen Aberglauben und allerhand Vorstellungen erzeugten, so dass je das Individuum oder die Familie, seltener eine grössere Gemeinschaft an besondere Naturkräfte glaubte und sich eigene Götter oder richtiger Götzen schuf. Ohne Schriftsprache, ohne Lehrer und ohne