Die Schmiede Des Muts . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Die Schmiede Des Muts - Морган Райс страница 4
Verwundert, rannte sie in Richtung des riesigen Wachturms, der am Rand des Meeres des Leidens stand, um so einen besseren Blick erhaschen zu können.
„Diedre!”
Sie drehte sich um und sah auch ihren Vater und seine Männer in Richtung des Wachturms laufen, auch sie waren begierig darauf einen Blick aufs offene Meer zu werfen. Alle vier Türme läuteten hektisch. Dies war noch nie passiert, es war so als ob der Tod selbst sich der Stadt annäherte.
Diedre rannte neben ihrem Vater entlang, sie bogen in verschiedenen Straßen ab und liefen einige Steintreppen hoch, bis sie endlich oben auf der Stadtmauer am Rand des Meeres ankamen. Sie blieb dort neben ihm stehen, verblüfft von dem Ausblick, der sich vor ihr ausbreitete.
Es war als ob der schlimmste Albtraum wahr geworden wäre. Es war ein Ausblick, von dem sie sich wünschte, sie hätte ihn in ihrem ganzen Leben nicht sehen müssen: Das ganze Meer bis zum Horizont war schwarz. Die schwarzen Schiffe Pandesias lagen so nah beieinander, dass sie das Wasser und – so schien es – die ganze Welt bedeckten. Am schlimmsten war, dass sie auf dem Weg in ihre Stadt waren.
Diedre stand wie erstarrt da und schaute auf den kommenden Tod. Es gab keine Möglichkeit, sich gegen eine Flotte dieser Größe zu verteidigen, nicht mit ihren kläglichen Ketten und nicht mit ihren Schwertern. Wenn die ersten Schiffe den Kanal erreichten, könnten sie sie vielleicht in einen Engpass führen und verlangsamen. Sie könnten hunderte, vielleicht sogar tausende von Soldaten umbringen.
Aber nicht die Millionen, die sie hier vor sich sah.
Diedre fühlte wie ihr Herz entzwei gerissen wurde, als sie sich zu ihrem Vater und seinen Soldaten umdrehte. Sie sah die gleiche Panik in ihren Gesichtern. Ihr Vater setzte vor seinen Männern ein mutiges Gesicht auf, aber sie kannte ihn. Sie konnte den Fatalismus in seinen Augen, das Licht aus ihnen verschwinden, sehen. Alle von ihnen schauten auf ihren Tod und auf den ihrer alten und großen Stadt.
Neben ihr blickten auch Marco und seine Freunde voller Schrecken drein. Allerdings war gleichzeitig auch Entschlossenheit auf ihren Gesichtern zu sehen, keiner von ihnen, das musste man ihnen zu Gute halten drehte sich um und rannte davon. Sie suchte das Meer nach einem Zeichen von Alec ab, aber sie war verwundert, dass sie ihn nirgendswo sah. Sie fragte sich, wohin er wohl gegangen war. Er wäre doch nicht geflohen?
Diedre blieb stehen wo sie war und umfasste den Griff ihres Schwertes fester. Sie wusste, dass der Tod für alle in Ur kam – sie hatte ihn nur nicht so früh erwartet. Sie hatte jedoch genug davon wegzulaufen. Ihr Vater drehte sich zu ihr um und umfasste drängend ihre Schultern.
„Du musst die Stadt verlassen“, forderte er.
Diedre sah die väterliche Liebe in seinen Augen und es berührte sie.
„Meine Männer werden dich begleiten“, fügte er hinzu. „Sie können dich weit weg von hier bringen. Geh nun! Und erinnere dich an mich.“
Diedre wischte sie eine Träne aus den Augen, als sie ihren Vater so voller Liebe auf sie hinabstarren sah. Sie schüttelte mit dem Kopf und wischte seine Hände von sich.
„Nein, Vater“, sagte sie. „Das ist meine Stadt und ich werde an deiner– “
Bevor sie den Satz beenden konnte, durchschnitt eine höllische Explosion die Luft. Zuerst war sie verwundert und dachte es wäre eine weitere Glocke, aber dann realisierte sie–Kanonenfeuer. Nicht nur das Feuer von einer Kanone, sondern von hunderten.
Allein nur die Schockwellen ließen Diedre taumeln und stießen mit solcher Kraft durch die Substanz der Atmosphäre, dass es sich anfühlte, als ob ihre Ohren entzwei gerissen wurden. Dann ertönte das hohe Pfeifen der Kanonenkugeln. Während sie aufs Meer schaute, fühlte sie, wie sie eine Welle von Panik durchströmte, als sie hunderte von riesigen Kanonenkugeln, wie Eisenkessel am Himmel, in hohem Bogen in Richtung ihrer geliebten Stadt fliegen sah.
Dann folgte ein weiteres Geräusch, noch schlimmer als das davor: Das Geräusch von Eisen, welches in Stein einschlug. Die ganze Luft polterte von einer Explosion nach der anderen. Diedre taumelte und fiel zu Boden. Um sie herum wurden die großartigen Gebäude Urs, architektonische Meisterstücke, Monumente, die seit tausenden von Jahren existierten zerstört. Diese Steingebäude, drei Meter dick: Kirchen, Wachtürme, Befestigungsanlagen und Zinnen – all das, wurde zu ihrem Schrecken zerbombt. Sie zerbröckelten vor ihren Augen.
Eine Lawine aus Schutt türmte sich auf, als ein Gebäude nach dem anderen zu Boden fiel.
Es machte sie krank zuzusehen. Als Diedre auf den Boden fiel, sah sie einen dreißig Meter hohen Turm auf die Seite fallen. Sie konnte nichts anderes tun, als zu beobachten, wie hunderte Menschen nach oben schauten und vor Angst schrien, als die Steinwände über ihnen zusammenbrachen.
Dann erfolgte eine weitere Explosion.
Und noch eine.
Und noch eine.
Um sie herum explodierten immer mehr Gebäude und fielen zusammen. Tausende von Menschen wurden unter massiven Wolken aus Staub und Schutt begraben. Felsbrocken rollten wie Kieselsteine durch die Stadt während Gebäude ineinander und bröckelnd zu Boden fielen. Und es kamen immer noch mehr Kanonenkugeln nach, die ein schönes Gebäude nach dem anderen zerstörten und die einst so majestätische Stadt in einen Berg aus Schutt verwandelten.
Diedre kam schließlich auf die Füße. Sie sah benommen nach oben, es klingelte in ihren Ohren und zwischen den Staubwolken konnte sie Straßen voller toter Körper und Ströme aus Blut erkennen. Es war, als ob die gesamte Stadt auf einmal ausgelöscht worden war. Sie sah zum Meer und bemerkte die weiteren tausend Schiffe, die darauf warteten anzugreifen und sie realisierte, dass ihre gesamte Planung ein Witz gewesen war.
Ur war bereits zerstört und die Schiffe hatten noch nicht mal die Küste erreicht. Was sollten all diese Waffen, all diese Ketten und Spitzen jetzt bringen?
Diedre hörte ein Stöhnen und sah einen von den mutigen Männern ihres Vaters, einen Mann, den sie einst sehr geliebt hatte, tot auf dem Boden, dreißig Zentimeter von ihr entfernt, liegen. Er war von einem Brocken, der sonst auf ihr gelandet wäre, wäre sie nicht gestolpert und gefallen, erschlagen worden. Sie ging zu ihm hinüber, um ihm zu helfen – als die Luft plötzlich von der nächsten Runde Kanonenkugeln erschüttert wurde.
Und noch einer.
Das Pfeifen ertönte, dann folgten weitere Explosionen und weitere Gebäude stürzten zusammen. Der Schutt wuchs höher und mehr Menschen starben. Sie wurde wieder von ihren Füßen gerissen und eine Steinwand brach neben ihr zusammen, die sie nur knapp verpasste.
Dann gab es auf einmal eine Pause des Feuerns und Diedre richtete sich auf. Eine Wand aus Schutt blockierte nun ihre Sicht aufs Meer, dennoch hatte sie bereits gespürt, dass die Pandesier nah waren und an den Strand kamen. Deswegen hatte das Befeuern aufgehört. Riesige Staubwolken hingen in der Luft und in der seltsamen Stille hörte man nichts außer dem Stöhnen der Verletzten. Sie schaute nach hinten und hörte Marco neben ihr aufschreien. Mit Not versuchte er den Körper einer seiner Freunde aus dem Schutt zu ziehen. Diedre sah nach unten und bemerkte, dass der Junge bereits tot war, erschlagen von einer Wand, die einst zu einem Tempel gehörte.
Sie drehte sich um, als sie sich an ihre Mädchen