Die Nacht der Verwegenen . Морган Райс
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Читать онлайн книгу Die Nacht der Verwegenen - Морган Райс страница 8
Die Spinne sprang in ihre Richtung und in diesem Moment wurde die Zeit langsamer. Kyra fühlte wie alles in ihren Fokus rückte. Sie fühlte tief im Inneren, dass sie sich befreien konnte und dass sie schneller als die Spinne sein konnte.
Kyra sprang nach vorne, befreite sich selbst und zog sich nach hinten ins Netz zurück; als die Spinne ihre Giftzähne ausstreckte biss sie in das Netz und nicht in Kyra.
Als Kyra sich konzentrierte spürte sie zum ersten Mal ein entferntes Summen in der Luft, sie fühlte wie etwas sie rief. Sie drehte sich um und sah, auf der entfernten anderen Seite des Netzes, den Grund warum sie nach Marda gekommen war: Den Stab der Wahrheit. Da war er, in einen Block aus schwarzem Granit eingeschlossen, ein ätherisches Leuchten unter dem Mitternachtshimmel.
Kyra fühlte eine intensive Verbindung zu ihm, sie fühlte wie ihre Handflächen kribbelten als sie mit ihrer rechten Hand danach griff. Sie ließ den lautesten Kampfschrei ihres Lebens ertönen und wusste einfach, dass der Stab auf sie hören würde.
Auf einmal merkte Kyra wie die Erde unter ihr wackelte. Sie wusste, dass sie die Waffe aus dem Kern der Erde zog und für einen herrlichen Augenblick, zweifelte sie nicht mehr an sich selbst, ihren Kräften oder am Universum.
Ein lautes Geräusch folgte, so als ob Stein gegen Stein kratzte und Kyra sah erstaunt zu, wie sich der Stab langsam erhob und aus dem Granit brach. Es flog langsam nach oben und dann durch die Luft und sein schwarzer, juwelenverzierter Stab landete in Kyras rechter Hand. Sie ergriff ihn und fühlte sich lebendig. Es war wie eine Schlange in der Hand zu halten, so als ob sie ein lebendes Ding in der Hand hielt.
Ohne zu zögern, drehte sich Kyra um und schlug damit auf die näherkommende Spinne ein. Der Stab verwandelte sich plötzlich in eine Klinge und zerschnitt das riesige Netz in zwei Hälften.
Die Spinne kreischte und fiel verwundert zu Boden.
Kyra drehte sich um und zerschnitt erneut das Netz, befreite sich vollständig und landete auf ihren Füßen. Sie hielt den Stab mit beiden Händen hoch erhoben über ihren Kopf, genau als das Biest sie angriff. Sie stellte sich ihm mutig, trat nach vorne und schlug mit dem Stab der Wahrheit mit aller Kraft nach ihr. Sie fühlte wie der Stab durch den dicken Körper der Spinne schnitt. Sie ließ einen schrecklichen Schrei ertönen, als sie in zwei Stücke geteilt wurde.
Dickes, schwarzes Blut lief von ihr herab, als die Spinne tot zu ihren Füßen fiel.
Kyra stand dort und hielt den Stab, ihre Arme zitterten und sie spürte einen Strom von Energie durch sie strömen, anders als alles, was sie je gespürt hatte. Sie fühlte, dass sie sich in diesem Moment verändert hatte. Sie fühlte, dass sie mächtiger geworden war und dass sie niemals wieder die Gleiche sein würde. Sie fühlte, dass sich alle Türen geöffnet hatten und dass alles möglich war.
Hoch oben donnerte es am Himmel und Blitze leuchteten auf. Scharlachrotes Leuchten schoss durch die Wolken, legte sich wie Streifen über die Wolken, die aussahen wie schmelzende Lava. Dann folgte ein ohrenbetäubendes Brüllen und Kyra war überglücklich als sie sah, dass Theon durch die Wolken schoss. Die Barriere war aufgehoben worden, das fühlte sie, als sie den Stab ergriffen hatte. Zum ersten Mal spürte sie, dass sie diejenige war, die dazu bestimmt war alles zu ändern.
Theon landete zu ihren Füßen und ohne innezuhalten stieg sie auf seinen Rücken. Sie flogen gemeinsam hoch in die Luft. Donner ertönte überall um sie herum als sie durch den Himmel flogen in Richtung Süden, weg von Marda und zurück nach Escalon. Kyra wusste, dass sie in ihre tiefsten Tiefen gegangen war und sich durchgesetzt hatte. Sie hatte ihren letzten Test bestanden.
Und nun mit dem Stab der Wahrheit in ihrer Hand, hatte sie einen Krieg zu führen.
KAPITEL SECHS
Als sie die Segel setzten beobachtete Lorna wie die immer noch brennende Insel Knossos am Horizont verblasste und der Anblick brach ihr das Herz. Sie stand am Bug des Schiffes und umklammerte die Reling. Merk befand sich an ihrer Seite und die Flotte der verlorenen Inseln hinter ihr und sie konnte spüren wie alle Blicke auf ihr lagen. Diese geliebte Insel, das Zuhause der Wächter, der mutigen Krieger von Knossos, gab es nicht mehr. Es stand in Flammen, seine herrliche Festung zerstört, die geliebten Krieger, die dort für tausende von Jahren gewacht hatten waren nun alle tot. Sie waren entweder von der Welle von Trollen oder von der Horde Drachen umgebracht worden.
Lorna spürte eine Bewegung, drehte sich um und bemerkte, dass Alec, der Junge der die Drachen getötet und die Todesbucht endlich zum Verstummen gebracht hatte, neben sie trat. Er stand dort und sah genauso betroffen aus wie sie. Er hielt sein Schwert in der Hand und sie spürte wie sie eine Welle der Dankbarkeit für Alec und für sein Schwert überkam. Sie blickte zum unfertigen Schwert hinab, es war wunderschön und sie konnte die intensive Energie spüren, die von ihm ausging. Sie rief sich den Tod des Drachens in Erinnerung und sie wusste, dass er das Schicksal Escalons in der Hand hielt.
Lorna war dankbar am Leben zu sein. Sie wusste, dass sie und Merk ein schicksalhaftes Ende genommen hätten, wären die Männer der verlorenen Inseln nicht aufgetaucht. Dennoch fühlte sie auch eine Welle der Schuld für diejenigen, die nicht überlebt hatten. Was sie am meisten schmerzte war, dass sie es nicht hatte kommen sehen. Ihr ganzes Leben hatte sie alles vorhersehen können, die ganzen Windungen und Biegungen ihres einsamen Lebens als sie den Turm von Kos bewacht hatte. Sie hatte die Ankunft der Trolle vorhergesehen, hatte Merks Ankunft vorhergesehen und hatte die Zerstörung des Flammenschwerts gesehen. Sie hatte den großen Kampf auf der Insel Knossos vorhergesehen – aber nicht seinen Ausgang. Sie hatte nicht gesehen, wie die Insel in Flammen stand und auch nicht diese Drachen. Sie zweifelte an ihren eigenen Kräften und das ärgerte sie mehr als alles andere.
Wie konnte das passieren? wunderte sie sich. Die einzige Antwort, die es darauf gab war, dass sich das Schicksal Escalons von Moment zu Moment änderte. Was seit tausenden von Jahren geschrieben worden war, wurde nun ungeschrieben. Das Schicksal Escalons fühlte sie, war nun ausgeglichen, war nun formlos.
Lorna spürte alle Blicke des Schiffes auf sich gerichtet, alle wollten wissen, wo es als Nächstes hinging, was das Schicksal nun für sie bereit hielt; als sie sich von der brennenden Insel entfernten. Die ganze Welt brannte im Chaos und sie suchten alle bei ihr nach einer Antwort.
Während Lorna so da stand, schloss sie ihre Augen und langsam konnte sie spüren wie eine Antwort in ihr aufstieg und ihr mitteilte wo sie am meisten gebraucht wurden. Irgendetwas verdunkelte ihre Vision dennoch. Erschrocken erinnerte sie sich. Thurn.
Lorna öffnete die Augen und suchte das Wasser unter sich und jeden vorbeitreibenden Körper ab. Es war ein Meer aus Körpern, welches gegen den Rumpf schlug. Auch die anderen Seemänner hatten bereits seit Stunden die Gesichter mit ihr abgesucht und dennoch waren sie nicht erfolgreich gewesen.
„Meine Herrin, das Schiff wartet auf Euer Kommando“, stupste Merk sie sanft an.
„Wir haben die Gewässer seit Stunden durchsucht“, fügte Sovos hinzu. „Thurn ist tot. Wir müssen ihn gehen lassen.“
Lorna schüttelte mit dem Kopf.
„Ich fühle, dass er es nicht ist“, konterte sie.
„Ich wünsche mir mehr als jeder andere, dass es so wäre“, antwortete Merk. „Ich verdanke ihm mein Leben. Er hat uns vom Atem der Drachen gerettet. Dennoch sahen wir wie er Feuer fing und ins Meer fiel.“
„Dennoch