Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen. Rosette

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Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen - Rosette

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verweigert wurde. Die Wahrnehmung von Farben, ihr wunderbares Zusammenspiel, ihr archaisches Geheimnis.

      Meine Stimme war so zerbrechlich wie eine Eisschicht, meine Schultern noch steifer als seine.

      Er hatte erneut eine Mauer zwischen uns errichtet, hoch und unüberwindbar. Eine uneinnehmbare Festung.

      Oder vielleicht war ich diejenige, die es dieses Mal zuerst getan hat.

      Sechstes Kapitel

      „Möchtest du mit mir Abendessen, Melisande Bruno?“

      Ich starrte ihn mit großen Augen an, weil ich davon überzeugt war, nicht richtig gehört zu haben. Er hatte mich stundenlang ignoriert, und die wenigen Male, die er sich dazu herabgelassen hatte, mit mir zu reden, war er unsympathisch und kalt.

      Anfangs wollte ich ablehnen, weil ich über sein kindisches und sprunghaftes Verhalten verärgert war, aber dann hatte doch die Neugier gesiegt. Oder vielleicht war es die Hoffnung sein schräges, freundliches und einladendes Lächeln wiedersehen zu dürfen. Ganz egal, aus welchen Gründen auch immer, meine Antwort war: Ja.

      Mrs. Mc Millian war von der Nachricht so geschockt, dass sie während der ganzen Zeit, in der sie uns das Abendessen servierte, keinen Ton von sich gab, was bei uns Beiden ein stilles Schmunzeln verursachte.

      Mc Laine hatte sich entspannt und nicht mehr diesen strengen Ausdruck im Gesicht, den ich so zu fürchten gelernt hatte.

      Unser gemeinsames Schweigen brachen wir erst als die Haushälterin aus dem Raum ging und uns alleine ließ.

      „Wir haben es tatsächlich geschafft, dass es der guten Millicent die Stimme verschlagen hat... Ich glaube, damit sind wir rekordverdächtig“, bemerkte er mit einem Lachen, das bis ins Innerste meines Herzen drang.

      „Definitiv“ stimmte ich zu. „Es ist ein wirklich ein titanisches Unterfangen. Ich dachte nicht, dass ich das je erleben würde.“

      „Da hast du Recht.“ Er zwinkerte mir zu und griff nach einem Fleischspieß.

      Das improvisierte Abendessen war informell, aber sehr lecker, und seine Gesellschaft das Einzige, das ich mir hätte wünschen können. Ich versprach mir, nicht das Geringste zu tun, um diese idyllische Atmosphäre zu ruinieren, aber dann fiel mir ein, dass das nicht nur von mir abhing. Mein Gegenüber hatte bereits mehrfach bewiesen, wie einfach es ist ihn, auch ohne ersichtlichen Grund, zu verärgern.

      In diesem Moment lächelte er, und ich verspürte einen Stich bei dem Gedanken, nicht die genaue Farbe seiner Augen und seiner Haare zu kennen.

      „Und, Melisande Bruno, gefällt Dir Midnight Rose?“

      Mir gefällst du, vor allem, wenn du so unbeschwert und in Frieden mit dir und der Welt bist.

      Laut sagte ich: „Wem würde es nicht gefallen? Es ist ein Stückchen Paradies, weit weg von Hektik, Stress, Alltagsroutine.“

      Er hörte auf zu essen, als ob er sich mit meiner Stimme als Nahrung begnügte. Und auch ich begann etwas langsamer zu kauen, um ja nicht den Zauber, der zerbrechlicher als Glas und schwereloser als ein Blatt im Herbstwind war, zu zerstören.

      „Für jemanden, der aus London kommt, muss es wohl so sein“, räumte er ein. „Bist du viel gereist?“

      Ich führte das Weinglas zum Mund, bevor ich antwortete. „Weniger als mir lieb ist. Aber ich habe eines erkannt: die Welt entdeckt man in den kleinen Ecken, Falten und Furchen, nicht in den großen Städten.“

      „Deine Weisheit steht deiner Schönheit in nichts nach“, sagte er ernst. „Und was entdeckst du in diesem sonderbaren schottischen Dorf?“

      „Das Dorf habe ich noch nicht gesehen“, erinnerte ich ihn ohne Groll. „Aber Midnight Rose ist ein interessanter Ort. Es kommt mir vor, als ob man hier die Welt anhalten kann, und die Zukunft nicht vermisst.“

      Er hörte meinen Worten kopfschüttelnd zu. „Du hast das Wesen dieses Hauses in so wenig Zeit erfasst... Ich habe es bis heute noch nicht geschafft... .“

      Ich antwortete nicht, die Furcht die soeben wiedereroberte Intimität zu zerstören, lähmte meine Zunge.

      Er schaute mich aufmerksam an, so wie er es oft tat, so als ob ich ein Forschungsobjekt auf dem Glasträger und er das Mikroskop wäre. Die nächste Frage war wohl überlegt, aber explosiv und Vorbote einer drohenden Katastrophe.

      „Hast du Familie, Melisande Bruno? Leben deine Angehörigen noch?“

      Es schien nicht eine Frage zu sein, die einfach nur so gestellt wurde. Sie beherbergte ein brennendes und echtes Interesse.

      Ich überspielte mein Zögern, indem ich noch einen Schluck Wein trank, und in der Zwischenzeit überlegte ich mir die Antwort. Wenn ich erzählen würde, dass meine Schwester und mein Vater noch am Leben sind, hätte dies eine Lawine unangenehmer Fragen losgetreten, denen ich mich im Moment nicht stellen wollte. Ich war realistisch: diese Einladung zum Abendessen hatte er nur ausgesprochen, weil er sich an diesem Abend langweilte und er etwas Abwechslung suchte. Und ich, die noch unbekannte Sekretärin, erfüllte diesen Zweck in geradezu idealer Weise. Es würde ein kein weiteres Abendessen geben. Ich entschied mich für die Unwahrheit, denn sie war leichter und nicht so kompliziert.

      „Ich bin allein auf der Welt“. Erst als meine Stimme erlosch, wurde mir klar, dass das nicht einmal gelogen war. In meiner Absicht war es eine Lüge, aber wenn man es genau betrachtete, eben doch nicht.

      Ich war allein, egal was auch passierte. Ich konnte auf niemanden zählen, außer auf mich selbst. Unter dieser Tatsache litt ich so sehr, dass ich beinahe den Verstand verloren hatte, aber dann habe ich mich daran gewöhnt. Es war absurd, traurig, schmerzhaft, aber wahr.

      Ich hatte mich daran gewöhnt, nicht geliebt zu werden. Unverstanden zu sein. Einsam.

      Absurderweise schien er über meine Antwort erfreut zu sein, so als ob es die richtige war. Die richtige für was, hätte ich nicht sagen können.

      Er hob das halbleere Weinglas und prostete mir zu.

      „Auf was?“ frage ich ihn und erwiderte seine Geste.

      „Auf dass du weiterhin träumen kannst, Melisande Bruno. Und dass deine Träume wahr werden.“

      Seine Augen lächelten mir über das Glas hinweg zu.

      Ich gab es auf, ihn verstehen zu wollen. Sebastian Mc Laine war ein lebendiges Rätsel, und sein Charisma, seine animalische Anziehungskraft reichten als Antwort aus.

      In dieser Nacht träumte ich zum zweiten Mal. Die Szene war identisch mit der vorherigen: Ich im Nachthemd, er am Fußende meines Bettes in dunkler Kleidung, vom Rollstuhl keine Spur.

      Er streckte mir seine Hand entgegen, ein Lächeln hob seine Mundwinkel. „Tanz mit mir, Melisande“.

      Sein Ton war sanft, süß, geschmeidig wie Seide. Es war eine Aufforderung, kein Befehl. Und seine Augen ... Zum ersten Mal hatten sie einen bittenden Blick.

      „Träume ich?“ Ich dachte, ich hätte das nur gedacht, stattdessen hatte ich es tatsächlich gefragt.

      „Nur,

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