Wenn Sie Sähe . Блейк Пирс

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Wenn Sie Sähe  - Блейк Пирс Ein Kate Wise Mystery

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stand, aber sie konnte sich nicht rühren. So viele Sackgassen, so viele Hinweise, die zu nichts geführt hatten. Sie hatte sich im Kreis gedreht, konnte den Killer nicht aufspüren, während er weiter Leichen produzierte. Niemand konnte ahnen, was er mit dem kleinen Mädchen vorgehabt hatte.

      Aber du hast sie gerettet, sagte sie sich selbst. Am Ende hast du sie gerettet.

      Langsam ging Kate weiter. Nicht zum ersten Mal war ihr etwas in den Sinn gekommen, aus ihrem vergangenen Arbeitsleben, was sie bewog, innezuhalten. Manchmal kam die Erinnerung langsam, dann wieder schnell und mit aller Macht, wie bei einem posttraumatischen Stresssyndrom.

      Das Bild des Mädchens aus Arkansas befand sich irgendwo in der Mitte. Dafür war Kate dankbar. Es war dieser Fall gewesen, der sie damals, 2009, fast dazu bewogen hatte, ihre Karriere hinzuschmeißen. Er hatte ihre Seele gebrochen. Kate hatte sich erst einmal zwei Wochen frei nehmen müssen. Und für einen Augenblick, als sie jetzt die Straße herunter ging, mit den Geschenken für ihre Enkelin in der Hand, kam es Kate so vor, als sei sie in diese Zeit zurück versetzt worden.

      Fast zehn Jahre waren seit diesem Fall vergangen. Kate fragte sich, was wohl aus dem Mädchen geworden war. Ob sie das Trauma hinter sich gelassen hatte.

      „Alles in Ordnung bei Ihnen?“

      Kate zwinkerte, erschrocken durch die Stimme. Ein Teenager stand vor ihr, sein Gesichtsausdruck besorgt, als sei er unsicher, ob er stehenbleiben oder weglaufen sollte.

      „Sind Sie okay?“, fragte er noch einmla. „Sie sehen… ich weiß nicht… Sie sehen nicht gut aus. So als ob Sie gleich umfallen oder so.“

      „Nein, alles okay“, sagte Kate. „Mir geht es gut. Danke.“

      Der Teenager nickte und ging weiter. Auch Kate ging weiter, riss sich aus dem Loch ihrer Vergangenheit, das sich augenscheinlich noch nicht geschlossen hatte. Als sie sich ihrem Haus näherte, fragte sie sich, wie viele solcher Löcher es wohl in ihrem Leben noch geben mochte.

      Und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob die Geister ihrer Vergangenheit sie so lange heimsuchen würden, bis sie selbst zu einem Geist geworden war.

      KAPITEL ZWEI

      Die nächste Stunde verbrachte Kate mit aufräumen, obwohl sie das eigentlich schon erledigt hatte, ehe sie losgegangen war. Es machte ihr Sorgen, dass sie so ein mulmiges Gefühl hatte, weil Michelle zu ihr kommen sollte. Melissa hatte während ihrer Jahre an der High-School in diesem Haus gewohnt, und wenn sie jetzt zu Besuch kam – was in Kates Augen nicht oft genug war – hatte Kate nie das Bedürfnis verspürt, das Haus pikobello zu haben. Warum also machte sie sich jetzt Sorgen darüber, wenn ein zwei Monate altes Baby hier war?

      Vielleicht hat es mit großmütterlichem Nestbau zu tun, dachte sie, während sie das Waschbecken im Bad schrubbte… einem Raum, den ihre Enkelin nicht sehen und schon gar nicht benutzen würde.

      Sie spülte gerade das Waschbecken aus, als es an der Tür klingelte. Die Aufregung, die sie nun verspürte, überraschte sie selbst. Als sie die Tür öffnete, strahlte sie über das ganze Gesicht. Melissa stand dort mit Michelle im Kindersitz. Das Baby schlief fest, mit einer dicken Decke über den Beinen.

      „Hallo, Mama“, sagte Melissa und trat ein. Sie blickte sich um, rollte die Augen und fragte, „wie lange hast du diesmal geputzt?“

      „Ich bin unschuldig“, lachte Kate und umarmte ihre Tochter.

      Vorsichtig stellte Melissa den Kindersitz auf den Boden und löste die Gurte. Sie hob Michelle heraus und reichte sie Kate. Es war fast eine ganze Woche her, seit Kate Melissa und Terry besucht hatte, aber als sie Michelle nun im Arm hielt, kam es ihr viel länger vor.

      „Was habt ihr beiden für heute Abend geplant?“, fragte Kate Melissa.

      „Nichts besonders“, meinte Melissa. „Aber genau das ist ja das schöne. Wir gehen irgendwo essen und etwas trinken, vielleicht auch tanzen. Außerdem haben wir uns das nochmal überlegt, dass du die Kleine über Nacht hast. Terry und ich sind noch nicht soweit, sie über Nacht abzugeben. Mal durchzuschlafen wäre natürlich wichtig, aber ich kann noch nicht so lange von ihr getrennt sein.“

      „Oh, das verstehe ich“, meinte Kate. „Geht ihr beiden mal aus und habt Spaß.

      Melissa entledigte sich der Wickeltasche und stellte sie neben den Kindersitz auf den Boden. „Alles, was du brauchst, ist hier drin. In einer Stunde wird sie wieder Hunger haben, und sie wird sich gegen den Schlaf wehren. Terry findet das süß, aber ich weniger. Und hier sind die Tropfen gegen Bauchweh, und…“

      „Lissa, wir werden schon klarkommen. Ich habe schon ein Kind großgezogen, weißt du? Und das hat sich übrigens ganz prächtig entwickelt.“

      Melissa lächelte und überraschte ihre Mutter mit einem Küsschen auf die Wange, das ihr Herz mit Liebe erfüllte. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, als sie selbst eine junge Mutter gewesen war, so von Liebe erfüllt – eine Liebe, die so stark war, dass eine Mutter absolut alles tat, um sicherzustellen, dass das Wesen, das sie erschaffen hatte, sicher und geborgen war.

      „Wenn etwas ist, ruf mich an“, sagte Melissa, wobei sie immer noch Michelle anschaute und nicht Kate.

      „Wird gemacht. Aber jetzt geh. Viel Spaß.“

      Melissa wandte sich um und verließ das Haus. Als Kate die Haustür schloss, wachte die kleine Michelle in Kates Armen auf. Sie lächelte ihre Großmutter verschlafen und gähnte herzhaft.

      „Na, und was machen wir beiden jetzt?“

      Die Frage war spielerisch an Michelle gerichtet, aber Kate fragte sich insgeheim, ob dahinter nicht doch mehr steckte; ob sie sich nicht vielleicht selbst das gleiche fragte. Ihre Tochter war nun erwachsen, sie hatte jetzt eine eigene Tochter. Und da stand nun Kate, sechsundfünfzig Jahre alt, mit ihrer Enkelin im Arm … und fragte sich Und was machen wir jetzt?

      Sie dachte an ihren Drang, wieder beim FBI anzufangen, egal in welcher Rolle, und zum ersten Mal kam ihr dieser Drang unbedeutend vor. Kleiner vielleicht als das kleine Mädchen, das sie in den Armen hielt.

      ***

      Gegen acht Uhr abends fragte sich Kate ernsthaft, ob Terry und Melissa das nicht einfach das entspannteste Baby war, das es gab. Nicht einziges Mal schrie sie oder war knatschig. Sie war einfach zufrieden damit, von Kate im Arm gehalten zu werden.

      Nach zwei Stunden auf Kates Arm schlief sie ein. Vorsichtig legte Kate sie in die Mitte ihres großen Bettes und hielt an der Tür inne, um ihre Enkelin beim schlafen zu beobachten.

      Sie war nicht sicher, wie lange sie so verharrt hatte, als ihr Handy auf dem Küchentisch surrte. Sie riss den Blick von Michelle los und schnappte sich das Handy. Das Surren bedeutete kein Anruf, sondern dass sie eine SMS erhalten hatte, und sie wunderte sich nicht, dass sie von Melissa kam.

      Wie geht es ihr? fragte Melissa.

      Kate konnte nicht anders, als zu lächeln und zu antworten: Nicht mehr als 3 Bier, hab ich ihr gesagt. Sie ist vor einer Stunde los, mit einen Kerl auf einem Motorrad. Bis 11 soll sie wieder hier sein.

      Melissas Antwort kam schnell: Oh, sehr witzig.

      Das

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