Die Zauberfabrik . Морган Райс
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KAPITEL EINS
Oliver Blue blickte sich in dem düsteren, schmuddeligen Raum um. Er seufzte. Dieses neue Haus war etwa so schäbig wie das letzte. Er drückte seinen Koffer fester an sich.
„Mom?“, sagte er. „Dad?“
Beide drehten sich um und sahen ihn mit ihren stets finsteren Blicken an.
„Was, Oliver?“, sagte seine Mutter. Sie klang genervt. „Wenn du sagen wolltest, dass dir das Haus nicht gefällt, dann lass es. Etwas Besseres können wir uns nicht leisten.“
Sie schien noch angespannter als sonst. Oliver presste die Lippen aufeinander.
„Nicht so wichtig“, murmelte er.
Er drehte sich um und ging auf die Treppe zu. Oben hörte er seinen älteren Bruder Chris, der bereits durch das Haus donnerte. Er stürmte immer sofort durch alle Zimmer eines neuen Hauses, um das Beste für sich zu beanspruchen, bevor Oliver die Gelegenheit dazu hatte.
Langsam schleppte er seinen Koffer hinauf. Oben gab es drei Zimmer: ein Badezimmer, ein großes Schlafzimmer mit Doppelbett und ein Zimmer, in dem sich Chris wie ein Seestern auf das Bett geworfen hatte.
„Wo ist mein Zimmer?“, fragte Oliver laut.
„Es gibt nur ein Zimmer, ihr müsst es euch teilen“, schallte die Stimme seiner Mutter die Treppe hinauf.
Panik machte sich in Olivers Magen breit. Teilen? Das Wort würde Chris überhaupt nicht gefallen.
In der Tat schoss dieser wie eine Rakete in die Luft. Er schnappte Oliver und drückte ihn schwungvoll gegen die Wand. Oliver gab ein lautes Uff von sich.
„Ich teile überhaupt nichts“, zischte er zwischen den Zähnen hindurch. „Ich bin dreizehn Jahre alt, ich teile mein Zimmer nicht mit einem BABY!“
„Ich bin kein Baby“, protestierte Oliver. „Ich bin elf Jahre alt.“
„Ganz genau“, spottete Chris. „Ein Winzling. Du geht’s jetzt zu Mom und Dad und sagst ihnen, dass du nicht mit mir teilen willst.“
„Sag es ihnen doch selbst“, knurrte Oliver, „schließlich hast du ein Problem damit.“
Chris funkelte ihn finster an. „…und meinen Ruf als Lieblingssohn beflecken? Auf keinen Fall. Du gehst!“
Oliver wusste, dass er seinen Bruder nicht provozieren durfte. Manchmal bekam er schon wegen Kleinigkeiten richtige Wutanfälle. Er hatte bereits lange genug das Pech, Chris‘ jüngerer Bruder zu sein, und so hatte er gelernt, seinen Launen besser aus dem Weg zu gehen. Er versuchte es mit Logik.
„Aber es gibt keinen anderen Platz zum Schlafen. Wo soll ich denn hin?“
„Das ist nicht mein Problem“, erwiderte Chris und schubste Oliver noch einmal. „Von mir aus kannst du unter dem Spülbecken in der Küche schlafen, bei den Mäusen. Aber in mein Zimmer kommst du nicht.“
Dann hob Chris seine geballte Faust drohend in die Luft, eine Geste, die keine weitere Erklärung brauchte. Es gab nichts mehr zu sagen. Mit einem resignierten Seufzen sammelte Oliver sich, strich seine Kleidung glatt und trottete wieder die Treppe hinab.
Sein riesiger Bruder rauschte an ihm vorbei und stieß ihm den Ellbogen in die Seite.
„Oliver sagt, dass er nicht teilen will“, bellte er und grinste seinen Bruder dabei breit an.
Oliver hörte zu, wie seine Eltern und sein Bruder begannen, über die Zimmerverteilung zu diskutieren. Wenig begeistert, in diesen Streit hineingezogen zu werden, verlangsamte er seine Schritte.
Vor kurzem hatte er sich eine neue Strategie ausgedacht. Wenn es zu größeren Diskussionen in der Familie kam, schickte er seinen Geist einfach an einen anderen Ort, eine Art Traumwelt, in der alles still und friedlich war, und in der seine Vorstellungskraft die einzige Grenze war. Dort wünschte er sich jetzt auch hin. Er schloss die Augen und stellte sich eine große Fabrik vor. Sie war aus Backstein und dort gab es unglaubliche Erfindungen. Fliegende Drachen aus Messing und Kupfer, riesige Maschinen mit Zahnrädern, die sich leise bewegten und dampfenden Motoren. Oliver liebte Erfindungen, weswegen eine große Fabrik voller magisch wirkender Maschinen für ihn genau der richtige Rückzugsort war. Viel besser als die Realität, dieses schreckliche Haus mit dieser schrecklichen Familie.
Doch die schrille Stimme seiner Mutter holte ihn schnell zurück.
„Oliver, was soll das Tamtam?“
Oliver schluckte schwer und ging die letzten Schritte ins Wohnzimmer. Dort standen alle drei mit verschränkten Armen und sahen ihn düster an.
„Du weißt, dass es nur zwei Zimmer gibt“, begann sein Vater.
„Warum kannst du nicht einmal nett sein und mit deinem Bruder teilen?“, fügte Mom hinzu.
„Was erwartest du denn von uns? Wir haben einfach nicht genug Geld für ein größeres Haus“, fuhr Dad fort.
Oliver wollte ihnen am liebsten entgegenschreien, dass es Chris war, der nicht teilen wollte, aber er wusste, was sein Bruder dann mit ihm machen würde. Chris stand nur da und starrte ihn bedrohlich an. Also blieb Oliver nichts anderes übrig, als die Schimpftirade seiner Eltern über sich ergehen zu lassen.
„Also?“, fragte Mom herausfordernd. „Wo genau gedenkt eure Hoheit dann zu nächtigen?“
Oliver sah seinen Bruder fragend an, aber der grinste nur fiese zurück. Soweit er gesehen hatte, war das Erdgeschoss L-förmig angelegt. Das Wohnzimmer mündete in eine Art Esszimmer – im Prinzip eine kleine Ecke mit einem klapprigen Esstisch – und von dort aus ging es in die Küche. Ansonsten gab es unten keine Räume. Alle waren miteinander verbunden.
Oliver konnte es nicht glauben. Alle Häuser, in denen sie gewohnt hatten, waren heruntergekommen und schäbig, aber wenigstens hatte er bisher immer seine eigene kleine Kammer gehabt.
Oliver sah sich um und bemerkte eine Nische, vielleicht eine ehemalige Feuerstelle, die vor Jahren entfernt worden war. Ein Bett würde wohl kaum hineinpassen, aber hatte er eine Alternative? Er musste in einer Ecke im Wohnzimmer schlafen! Ohne jegliche Privatsphäre!
Was sollte jetzt aus seinen geheimen Erfindungen werden, an denen er Nacht für Nacht arbeitete, wenn alles endlich ruhig wurde und niemand ihn störte. Wenn Chris davon erfuhr, würde er sie sofort kaputt machen. Er würde so lange auf ihnen herumtrampeln, bis sie vollkommen unbrauchbar waren. Ohne eigenes Zimmer konnte