Land Des Feuers . Морган Райс
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Thor runzelte die Stirn, während er versuchte, ihre Worte zu verstehen. Es war alles zu viel auf einmal.
„Ich habe immer gedacht, dass meine große Suche vorüber ist, wenn ich dich erst einmal gefunden habe.“
Sie lächelte ihn an.
„So ist das Leben“, antwortete sie. „Uns werden große Aufgaben gegeben, oder wir entscheiden uns bewusst für sie – dann machen wir uns auf, sie zu erfüllen. Wir können uns niemals vorstellen, sie wirklich erfüllen zu können – und doch gelingt es uns irgendwie. Sobald es uns gelungen ist, erwarten wir, dass unser Leben zu Ende ist. Doch unser Leben steht gerade erst am Anfang. Einen Gipfel zu erklimmen, ist eine große Leistung – doch dieser Gipfel führt auch zu einem weiteren, noch größeren Gipfel. „
Thor sah sie überrascht an.
„So ist es“, sagte sie, als sie seine Gedanken las. „Dass du mich gefunden hast, führt dich zu deiner nächsten, noch größeren Aufgabe.“
„Welche andere Aufgabe kann es für mich geben, die grösser ist, als dich zu finden?“, wollte er wissen.
Sie lächelte ihn mit weisen Augen an.
„Du kannst dir nicht einmal ansatzweise vorstellen, welche Aufgaben noch vor dir liegen“, sagte sie.
„Manche Menschen werden für eine einzige Aufgabe geboren. Manche gar ohne. Doch du – Thorgrin – du bist mit einem Schicksal von zwölf Aufgaben geboren worden.“
„Zwölf?“, fragte er verblüfft.
„Das Schwert des Schicksals zu finden war eine davon. Du hast sie ausgezeichnet gelöst. Mich zu finden, war die Nächste. Damit hast du zwei der Aufgaben erfüllt, die dir zugedacht sind. Zehn weitere werden folgen. Zehn Aufgaben, die weit grösser sind, als die ersten zwei.“
„Zehn weitere?“, fragte er. „Noch grösser? Wie ist das möglich?“
„Lass es mich dir zeigen“, sagte sie, legte ihm den Arm auf die Schulter, und führte ihn sanft den Flur hinunter. Sie führte ihn durch eine blau schimmernde Tür aus Saphir in einem Raum, der ganz mit Saphiren ausgekleidet war schimmernd grün.
Thors Mutter führte ihn zu einem großen Kristallfenster. Thor stand neben ihr. Er hob seine Hand und legte sie auf die kristallene Scheibe. Er verspürte einen Drang, das zu tun, und als seine Fingerspitzen die Scheibe berührten, öffneten sich die Fensterflügel langsam.
Thor blickte aufs Meer hinaus, über dem einblendend weißer Nebel lag, der das Licht reflektierte, und ihm das Gefühl gab, über den Wolken zu schweben.
„Sieh hinaus und sag mir, was du siehst.“
Thor ließ den Blick schweifen, und zunächst sah er nichts außer dem Meer und den weißen Dunst. Doch bald wurde der Dunst heller, das Meer begann zu verschwinden, und Bilder begannen, vor ihm aufzublitzen.
Das erste, was Thor sah, war sein Sohn, Guwayne, der auf hoher See in einem kleinen Boot trieb. Thors Herz begann zu rasen.
„Guwayne!“, rief er aus. „Ist das wahr?“
„Ja, in diesem Augenblick ist er auf dem offenen Meer“, sagte sie. „Er braucht dich. Ihn zu finden, ist eine der großen Aufgaben deines Lebens.“
Als Thor zusah, wie Guwayne von den Wellen davongetragen wurde, spürte er einen unglaublichen Drang, diesen Ort zu verlassen, und zum Meer zu laufen.
„Ich muss sofort zu ihm!“
Doch seine Mutter legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
„Schau weiter. Es gibt noch mehr zu sehen“, sagte sie.
Thor blickte wieder in den weißen Dunst, und sah Gwendolyn und ihr Volk; sie saßen zusammengekauert auf einer felsigen Insel und wappneten sich, als eine riesige Schar von Drachen den Himmel verdunkelte. Er sah eine Wand aus Feuer, brennende Körper, Menschen, die unter unglaublichen Qualen schrien.
Thors Herz pochte wild.
„Gwendolyn!“, rief er. „Ich muss zu ihr.“
Seine Mutter nickte.
„Sie braucht dich, Thorgrin. Sie alle brauchen dich – und sie brauchen eine neue Heimat.“
Als Thor weiter durch das Fenster blickte, sah er, wie sich die Landschaft veränderte. Er sah, dass der gesamte Ring zerstört war, eine schwarze, verkohlte Ebene, und er sah Romulus Armee, die wie Heuschrecken über alles, was übrig geblieben war, herfiel.
„Der Ring“, flüsterte er geschockt. „Er ist zerstört.“
Thor spürte ein brennendes Bedürfnis, sofort aufzubrechen und alle sofort zu retten.
Seine Mutter schloss das Fenster, und er drehte sich um und sah sie an.
„Das sind nur einige der Aufgaben, die vor dir liegen“, sagte sie. „Dein Kind braucht dich; Gwendolyn braucht dich; dein Volk braucht dich – und darüber hinaus musst du dich auf den Tag vorbereiten, an dem du König werden wirst.“
Thor riss seine Augen auf.
„Ich? König?“
Seine Mutter nickte.
„Das ist dein Schicksal, Thorgrin. Du bist die letzte Hoffnung. Du musst der König der Druiden werden.“
„Der König der Druiden?“, fragte er, und versuchte die Worte seiner Mutter zu verstehen. „Aber… Ich verstehe es nicht. Ich dachte, ich wäre im Land der Druiden?“
„Die Druiden leben hier nicht mehr“, erklärte sie. „Wir befinden uns im Exil. Sie leben nun in einem weit entfernten Königreich in den Weiten des Empire, und sie sind in großer Gefahr. Es ist dir bestimmt, ihr König zu werden. Sie brauchen dich, und du brauchst sie. Ihre und deine Kräfte müssen vereint werden für die Schlacht gegen die größte Macht, die sich uns je entgegengestellt hat. Eine Gefahr, die noch viel grösser ist als die Drachen.“
Thor starrte sie an.
„Mutter, ich bin verwirrt“, gab er zu.
„Das kommt daher, weil deine Ausbildung noch nicht abgeschlossen ist. Du hast große Fortschritte gemacht, doch du bist noch nicht einmal annähernd auf der Stufe angekommen, die du erreichen musst, um ein großer Krieger zu werden. Du wirst mächtige neue Lehrer treffen, die dich auf Ebenen führen werden, die sich deiner Vorstellungskraft entziehen. Du hast noch nicht einmal begonnen, dein Potential als Krieger auszuloten. Du wirst all ihr Training brauchen“, fuhr sie fort. „Du wirst dich gigantischen Reichen gegenübersehen, Königreichen, die großartiger sind, als alles, was du bisher gesehen hast. Du wirst wilden Tyrannen begegnen, gegen die Andronicus gar nichts ist.“