Italienische Nächte . Sophie Love
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Читать онлайн книгу Italienische Nächte - Sophie Love страница 4
„Mit meiner Familie? Meinen Schwestern? Meinen Eltern?“, fragte Shane. „Und mit all den Schafen?“
Keira erinnerte sich, dass sie knietief in Schafmist gestanden hatte. Sie dachte an seine sechs Schwestern, die alle sehr nett waren, aber auch alle noch zu Hause lebten. Es wäre ziemlich eng. Nicht gerade das Leben, dass sie sich für sich vorgestellt hatte. Aber auf Bryns Couch zu schlafen, war auch nicht Teil ihrer Träume gewesen. Wenn sie es fertigbrachte mit ihrer eigenen Schwester zusammen zu wohnen, dann sicherlich erst recht mit Shanes sechs Schwestern. Und gehörte es nicht zum Leben dazu, dass man Hindernisse überwand? Sollte man nicht alles mal mitgemacht haben?
„Shane“, sagte Keira, bemüht, ruhig zu klingen. „Wir müssen das doch nicht hier und heute klären. Das Leben ändert sich. Wer weiß, eines Tages heiraten alle deine Schwestern und ziehen aus. Deine Eltern entscheiden sich vielleicht, die Farm zu verkaufen und mit einer Jacht um die Welt zu segeln. Du kannst die Zukunft nicht vorhersehen, also macht es auch keinen Sinn, sich heute schon darüber zu sorgen.“
„Bitte hör mir zu“, bat Shane. Er klang sehr mitgenommen. „Ich versuche es jetzt schon zu beenden, weil es später nur noch viel schmerzhafter würde.“
Das Wort 'beenden' hallte in Keiras Kopf wider, wie ein Hammer auf Stahl. Sie stöhnte auf. Der dicke Kloß im Hals wurde noch dicker.
Ihr wurde da zum ersten Mal bewusst, dass Shane sich schon entschieden hatte. Er würde nicht nachgeben. Was auch immer sie sagte, es würde nichts ändern.
„Tu das nicht“, sagte sie. Auf einmal kamen ihr die Tränen. Sie schluchzte laut und unkontrolliert, als ihr wirklich bewusst wurde, dass Shane nicht nachgeben würde. Er trennte sich gerade von ihr. Der Eine. Die Liebe ihres Lebens.
„Es tut mir leid“, sagte er und weinte ebenfalls. „Ich muss es tun. Bitte versteh das. Gäbe es diesen Ozean nicht zwischen uns, würde ich immer mit dir zusammen sein wollen, ich würde dich sogar heiraten wollen.“
„Sag das nicht!“, heulte Keira. „Du machst es doch nur noch schlimmer.“
Shane atmete laut aus. „Ich möchte aber, dass du weißt, wieviel du mir bedeutest, Keira. Du sollst nicht denken, ich hätte einfach nur kalte Füße gekriegt oder so etwas. Wären wir nicht in dieser Situation, sähe es alles ganz anders aus. Ich möchte das eigentlich nicht tun müssen. Nicht im Geringsten. Verstehst du das?“
„Ja“, antwortete Keira. Noch immer rannen ihr die Tränen über das Gesicht. Sie verstand es laut und deutlich. Der Mann ihrer Träume, der Mann, der sie liebte und sie zum Lachen brachte, gab sie einfach auf, weil die Lage etwas kompliziert war. Der Mann, in den sie sich in einem einzigen Monat unsterblich verliebt hatte, gab einfach an der ersten Hürde auf. Er würde keine Arbeit in ihre Beziehung investieren. Diese Gedanken kreisten in ihrem Kopf.
„Ich nehme an, dann heißt es jetzt lebe wohl?“, fragte sie kühl.
Shane musste ihren neuen Tonfall bemerkt haben. „Sei doch nicht so. Wir können in Kontakt bleiben. Wir können Freunde sein. Es gibt das Internet. Ich will dich nicht komplett aus meinem Leben herausschneiden.“
„Natürlich.“ Keira wurde das Herz schwer. Sie wusste, dass aus einstigen Liebesbeziehungen niemals platonische Freundschaften wurden, egal, wie sehr man sich bemühte. So lief das einfach nicht. Sobald es mit der Liebe aus war, war es vorbei, zumindest nach Keiras Erfahrung.
„Bist du sauer auf mich?“, fragte Shane. Er klang klein und zerbrechlich.
„Nein“, sagte Keira und es stimmte sogar. Shanes Gründe, es zu beenden, waren anständig. Er stellte seine Familie an die erste Stelle. Das war genau die Art von Partner, die sie sich wünschte, es wäre also ziemlich unfair, ihm das jetzt vorzuwerfen. „Ich denke, du solltest zu deiner Familie zurückkehren. Nimm sie einmal für mich in den Arm, okay?“
„Mache ich“, versprach Shane.
Keira war sich nicht ganz sicher, aber er schien zu ahnen, dass er nie wieder mit ihr reden würde. Er war sehr niedergeschlagen.
Es entstand eine lange Pause.
„Leb wohl, Keira“, sagte Shane schließlich.
Bevor sie antworten konnte, hatte er aufgelegt. Sie nahm das Handy vom Ohr und starrte darauf. Wie konnte so ein kleines Stück Technik ihre ganze Welt zum Einstürzen bringen? Wie konnte ein einziges Gespräche alles auf den Kopf stellen? Sie hatte das Gefühl, jedes Fünkchen Glück, das sie je empfunden hatte, sei vom Handy eingesaugt und in eine schwarze Leere gespuckt worden, auf Nimmerwiedersehen.
Und sie konnte nicht einmal richtig wütend sein. Shane war kein Widerling, wie all die anderen Typen, mit denen sie Schluss gemacht hatte. Er hatte sie nicht betrogen, nicht belogen, es gab kein Geschrei, kein absichtliches Wehtun. Vielleicht tat es deshalb nur noch mehr weh. Vielleicht, weil sie sich von dem Gedanken hatte einlullen lassen, dass Shane der Eine war, dass es überhaupt den Einen geben könnte.
Noch immer weinte sie, verließ aber das Bad und warf ihr Handy auf die Couch. Bryn stand an der Küchentheke und machte Kaffee. Sie sah überrascht auf.
„Was ist los? Weinst du etwa?“
Keira ignorierte die Fragen und nahm ihren Terminkalender zur Hand. All die eingetragenen Termine mit Shane, die unauslöschliche Erinnerungen hätten werden sollen - sie riss die Seiten einfach heraus.
KAPITEL ZWEI
Bryn legte tröstend den Arm um Keira, während diese bitterlich weinte.
„Du hast das ganz richtig gemacht“, sagte sie beruhigend. „Ich weiß, das kommt dir im Augenblick nicht so vor, aber glaube mir. Du hast dich viel zu sehr da reinziehen lassen. Du bist achtundzwanzig, Keira. Da setzt man sich noch nicht zur Ruhe.“
Ihre Worte trösteten Keira nur wenig. Bryn musste gerade reden. Ihr Leben war nichts als eine Reihe von desaströsen Beziehungen. Sie hatte keine Ahnung, welch tiefe Liebe Keira und Shane gefunden und wieder verloren hatten. Keiras ganzer Körper wurde von heftigen Heulkrämpfen erschüttert.
„Komm schon“, fügte Bryn hinzu. „Lass uns einen Kaffee trinken gehen. Ich rufe Mom an. Du weißt, dass sie mit so etwas richtig gut umgehen kann.“
Keira wusste es besser. Im Gegensatz zu Bryn hatte ihre Mutter es sehr eilig gehabt, Keira unter die Haube zu bringen und möglichst schnell Kinder zu kriegen. Sie hatte sogar behauptet, es mache für Keira keinen Sinn, sich um ihre Karriere zu kümmern, weil sie die in ein paar Jahren sowieso aufgeben würde, um Kinder in die Welt zu setzen.
Sie schüttelte daher den Kopf. „Ich kann nicht. Ich muss zur Arbeit.“
Bryn verzog das Gesicht. „Schätzchen, du bist ein Wrack. In diesem Zustand wollen die dich da sicher nicht haben. So bist du niemandem eine Hilfe.“
„Besten Dank auch“, murmelte Keira. „Aber