Wenn es Doch Nur Für Immer Wäre . Sophie Love

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Wenn es Doch Nur Für Immer Wäre  - Sophie Love Die Pension in Sunset Harbor

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rannten sie im Schnee davon und überließen es ihrem abgelenkten Vater, dessen Gesicht ein Stirnrunzeln zierte, ihnen hinterherzueilen.

      In diesem Moment kehrte Emily in die Gegenwart zurück. Der Schnee der Vergangenheit fiel nicht mehr in der Gegenwart, die Christbäume, die vor Jahrzehnten hier gestanden hatten, waren gefällt und mit diesen neuen, jungen Bäumen ersetzt worden. Sie befand sich wieder im Hier und Jetzt, doch sie brauchte einen Augenblick, um sich mit ihrer Umgebung vertraut zu machen und zu realisieren, dass Chantelle und nicht Charlotte vor ihr stand.

      Während Emilys Blackouts waren sie noch tiefer in das Feld hineingelaufen. Hier waren die Bäume so groß, dass sie alles überschatteten und das Tageslicht aussperrten. Emily schauderte. Nun, da sich die Wintersonne versteckte, war es auf einmal viel kälter.

      Vor ihr sah Chantelle zu dem größten Baum der ganzen Baumschule auf. Er maß mindestens viereinhalb Meter.

      „Das ist er!“, rief sie und grinste dabei von Ohr zu Ohr.

      Emily lächelte. Sie würde nicht wie ihr Vater die Laune des Mädchens verderben. Wenn Chantelle den größten Baum, den es hier gab, wollte, dann würde sie ihn auch bekommen.

      Sie trat neben sie und legte ihren Kopf in den Nacken, um die Baumspitze sehen zu können. Genau wie damals als Kind erschien ihr der Baum majestätisch.

      „Das ist er“, stimmte Emily zu.

      Chantelle klatschte vor Freude in die Hände. Obwohl Daniel Emilys Meinung nach nicht sonderlich begeistert von ihrer Wahl zu sein schien, wandte er nichts dagegen ein. Er beugte sich vor und half Chantelle, den ersten Axtschlag auszuführen. Während Emily Vater und Tochter zusammen lachen sah, breitete sich ein warmes Gefühl in ihr aus.

      Daniel reichte die Axt an Emily weiter, damit sie auch mitmachen konnte, und so wechselten sie sich immer nach jedem Schlag ab und fällten den Baum gemeinsam. Als er schließlich umfiel, jubelten sie alle.

      Schon kam Graces Vater mit dem Wagen an.

      „Wow, da hast du dir aber ein ordentliches Gerät ausgesucht“, scherzte er mit Chantelle, als sie versuchte, ihm dabei zu helfen, den riesigen Baum auf den Wagen zu heben.

      „Das ist der größte, den ich finden konnte!“, erwiderte Chantelle mit einem Grinsen.

      Zusammen kletterte die Familie auf den Wagen und kuschelte sich zusammen. Dann begannen die Räder sich zu drehen und fuhren langsam zum Eingang der Baumschule.

      „Du warst einen Moment lang komplett abwesend“, meinte Daniel während der Fahrt zu Emily. „Hattest du einen weiteren Flashback?“

      Emily nickte. Die Erinnerung an Charlottes am Boden zerstörte Miene und die Schärfe in der Stimme ihres Vaters hatte sie erschüttert. Selbst in der Erinnerung war er ein Mann, den vieles beschäftigte. Sie fragte sich, ob das wohl etwas mit Antonia zu tun hatte, der Frau, mit der er eine Affäre gehabt hatte, oder mit ihrer Mutter, die zuhause in New York saß, oder vielleicht mit etwas ganz Anderem. Obwohl Emily davon überzeugt war, dass sich ihr Vater irgendwo da draußen befand, war ihr Roy immer noch ein Mysterium.

      „Immer mehr Erinnerungen an meinen Vater kehren zurück“, gab Emily zu, „seit ich diese Briefe gefunden habe. Ich würde zu gern wissen, weshalb er damals abgehauen ist. Ich dachte immer, dass plötzlich etwas geschehen sein musste, als ich eine Jugendliche war, doch nun denke ich, dass ihn etwas schon vorher beschäftigte. Um ehrlich zu sein, schon so lange, wie ich mich an ihn erinnern kann. Bei jedem Flashback sehe ich die Sorgen in seinen Augen.“

      Daniel drückte sie fest an sich. Es fühlte sich gut an, ihm wieder nah zu sein. Vorhin in Joe’s Diner hatte er so distanziert gewirkt.

      „Es tut mir leid, wenn ich vorhin so still war“, sagte Daniel, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. „In der Weihnachtszeit werden auch meine Erinnerungen geweckt.“

      „Wirklich?“, fragte Emily nach. „Was für Erinnerungen?“

      Daniel öffnete sich ihr so selten, dann sie jede Chance nutzte, um ihm mehr zu entlocken.

      „Das mag dich vielleicht überraschen, aber ich bin eigentlich Jude“, erklärte er. „Mein Vater jedoch nicht. Er war Christ. Als er noch zuhause lebte, feierten wir Weihnachten und Hanukkah, doch als er fortging, verschwand Weihnachten mit ihm. Meine Mutter feierte nur Hanukkah. Als ich wieder Kontakt mit meinem Vater hatte, feierte er wiederum nur Weihnachten in seinem Haus. Das war seltsam. Eine komische Art aufzuwachsen, wie du dir sicher vorstellen kannst.“

      „Das hört sich schwierig an“, stimmte Emily zu, während sie gleichzeitig versuchte, ihre Überraschung darüber, dass Daniel in Wirklichkeit Jude war, zu verstecken. Sie fragte sich, was sie sonst alles nicht über ihn wusste und wurde plötzlich von einer Angst ergriffen, wie sie ihre Kinder erziehen würden, wenn es denn überhaupt Kinder gab. Sie würde natürlich beide Feste gerne feiern, doch Daniel schien traumatische Erinnerungen an die Feiertage zu haben, weshalb das Thema womöglich nicht so einfach anzugehen sein würde.

      Nachdem sie wieder am Eingang der Baumschule angekommen waren, bezahlten sie bei der mutigen und fröhlichen Grace und warteten darauf, dass der Baum verpackt wurde.

      Emily war froh, neue und glückliche Erinnerungen mit ihrer Familie zu schaffen. Doch trotzdem musste sie an ihren Vater denken, an das, was wohl mit ihm geschehen war, und welche Geheimnisse er wohl gehabt hatte. Doch am meisten fragte sie sich, wo er jetzt war und ob sie ihn jemals würde ausfindig machen können.

      *

      Zurück in der Pension schafften Emily und Daniel den Baum an eine passende Stelle im Eingangsbereich. Schon kamen einige Gäste, die sich im Wohnzimmer aufhielten, heraus und sahen begeistert dabei zu, wie der Baum aufgestellt wurde.

      Emily erinnerte sich an den Stapel Kartons auf dem Dachboden, in denen die alte Dekoration ihres Vaters verstaut war, weshalb sie davoneilte, um sie zu holen. Anschließend saßen sie und Chantelle zusammen am Küchentisch, wo sie die Dekoration durchsahen.

      „Das ist wunderschön“, sagte Chantelle, während sie ein gläsernes Rentier hochhielt.

      Bei dem Anblick lächelte Emily in sich hinein, denn sie musste daran denken, wie sie und Charlotte ihr Taschengeld zusammengelegt hatten, um es zu kaufen. Jedes Jahr sparten sie ihr Geld, um sich noch weitere davon zu kaufen, bis in ihrer Kollektion jedes von Santas Rentieren vertreten war. Dann hatte Charlotte jedes von ihnen markiert, damit man sie auseinanderhalten konnte.

      Emily nahm das gläserne Rentier aus Chantelles Hand und sah auf dem Huf nach. Dort befand sich ein kleines eingeritztes Zeichen in Form eines Ds für Donner, doch es konnte genauso gut auch ein B für Blitz sein. Sie lächelt in sich hinein.

      „In den Kisten ist ein ganzes Set davon“, meinte Emily, als ihr Blick auf eine verknotete Lichterkette fiel. „Irgendwo da drinnen.“

      Sie wühlten so lange herum, bis sie jedes einzelne von Santas Rentieren gefunden hatten, inklusive Rudolph, dessen Nase Charlotte mit rotem Nagellack angemalt hatte. Emily verspürte einen Stich, als ihr wieder einfiel, dass sie nie dazu gekommen waren, Santa und Schlittendekorationen zu kaufen, welche als einzige noch fehlten und am teuersten waren, da Charlotte gestorben war, bevor sie genug Geld gespart hatten.

      „Schau dir das mal an!“, rief Chantelle, womit sie Emily aus ihren Gedanken riss. Sie hielt

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