Für Jetzt und Für Immer . Sophie Love
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„Ich bleibe nur übers Wochenende“, gab Emily zurück.
Daniel kroch unter der Arbeitsfläche hervor und setzte sich auf seine Beine zurück, sein Haar war zerzaust und stand in alle Richtungen ab. „Du solltest mit einem alten Haus wie diesem hier nicht so herumspielen“, sagte er kopfschüttelnd.
Doch trotzdem kümmerte er sich um das Wasser.
„Wo ist denn die Heizung?“, fragte Emily, sobald er fertig war. Es war immer noch eiskalt, obwohl der Boiler lief und die Rohre nun frei waren. Sie rieb sich in einem Versuch, ihren Blutkreislauf anzuregen, über die Arme.
Daniel lachte auf, während er seine dreckigen Hände an einem Handtuch abwischte. „Sie schaltet sich nicht von alleine, weißt du? Zuerst musst du Öl bestellen. Alles, was ich tun konnte war, alles vorzubereiten.“
Emily seufzte frustriert. Dann war Daniel wohl doch nicht der strahlende Ritter, für den sie ihn gehalten hatte.
„Hier“, sagte Daniel und reichte ihr eine Visitenkarte. „Das ist Erics Nummer. Er wird dir das Öl liefern.“
„Danke“, murmelte sie. „Aber ich scheine hier draußen keinen Empfang zu haben.“
Ihre Gedanken kehrten zu ihrem Handy und den leeren Balken zurück, was sie wieder daran erinnerte, wie einsam sie wirklich war.
„Ein Stück die Straße hinauf gibt es eine Telefonzelle“, merkte Daniel an. „Aber ich würde es nicht riskieren, mitten in einem Blizzard dorthin zu gehen. Und außerdem wird der Laden jetzt sowieso geschlossen haben.“
„Natürlich“, murmelte Emily, die von der Ausweglosigkeit der Situation frustriert war.
Daniel musste erkannt haben, wie verärgert und niedergeschlagen Emily war. „Ich könnte ein Feuer für dich entzünden“, bot er mit einem Nicken in Richtung des Wohnzimmers an. Seine Augenbrauen hoben sich in Erwartung, fast schon schüchtern, was ihm plötzlich ein jungenhaftes Aussehen verlieh.
Emily wollte protestieren, ihm sagen, dass er sie in dem eiskalten Haus allein lassen sollte, weil das das Mindeste war, das sie verdiente, doch ein Teil in ihr zögerte. Vielleicht fühlte sie sich weniger einsam, wenn Daniel im Haus war, weniger von der Zivilisation abgeschnitten. Sie hatte nicht erwartet, dass sie mit dem Handy kein Empfang hatte, sie Amy nicht erreichen konnte, und dass die Realität, die erste Nacht alleine in dem kalten, dunklen Haus zu verbringen, beängstigend war.
Daniel musste den Grund ihres Zögerns erkannt haben, denn er ging aus dem Raum, noch bevor sie ihren Mund öffnen konnte, um etwas zu sagen.
Sie folgte im, insgeheim dankbar dafür, dass er die Einsamkeit in ihren Augen gesehen und ihr angeboten hatte, zu bleiben, auch wenn es unter dem Vorwand des Feuermachens war. Sie fand Daniel im Wohnzimmer, wo er im Kamin einen kleinen Haufen aus Holzstückchen, Kohle und Holzscheiten errichtete. Sofort schoss ihr eine Erinnerung an ihren Vater durch den Kopf, wie er vor dem Kamin kniete und fachmännisch ein Feuer entzündete. Er war bei dieser Aufgabe so sorgfältig vorgegangen als ob er ein großes Kunstwerk anfertigen würde. Sie hatte ihm tausende Male dabei zugesehen und es immer geliebt. Sie fand das Feuer hypnotisch und hatte Stunden damit verbracht, sich vor dem Kamin auf den Teppich zu legen und zu beobachten, wie die orangen und roten Flammen tanzten. Sie hatte so lange dort gesessen, dass die Hitze auf ihrer Haut stach.
Gefühle wallten in Emily auf und drohten, sie zu ersticken. Bei dem Gedanken an ihren Vater, die Erinnerung war noch so klar in ihrem Geist, sammelten sich die lange Zeit unterdrückten Tränen in ihren Augen. Sie wollte nicht vor Daniel weinen, sie wollte nicht wie eine erbärmliche, hilflose Frau aussehen. Deshalb drängte sie alle Gefühle zurück und schritt zielstrebig in den Raum.
„Ich weiß sogar, wie man ein Feuer entfacht“, sagte sie zu Daniel.
„Oh, tust du das wirklich?“, erwiderte Daniel, der sie mit hochgezogener Augenbraue anschaute. „Dann nur zu.“ Er hielt ihr die Streichhölzer entgegen.
Emily nahm sie ihm aus der Hand und zündete eines von ihnen an, die kleine orange Flamme zuckte zwischen ihren Fingern. In Wirklichkeit hatte sie ihrem Vater lediglich beim Feuermachen zugesehen, sie selbst hatte eigentlich noch nie eines entfacht. Innerhalb von Sekunden entzündete sich das Feuer, das altbekannte Geräusch tröstete sie und ließ sie in Nostalgie schwelgen, genau wie alles andere in diesem Haus auch. Als die Flammen begannen anzusteigen, war sie sehr stolz auf sich selbst. Doch anstatt den Kamin hinaufzuziehen, breitete sich schwarzer Rauch in dem Raum aus.
„Verdammt!“, schrie Emily, als Rauchwolken sie umhüllten.
Daniel fing an zu lachen. „Hattest du nicht gesagt, du wüsstest, wie man ein Feuer macht?“, fragte er, während er den Kaminschacht öffnete. Sofort wurde die Rauchwolke in den Kamin gezogen. „Tada!“, fügte er grinsend hinzu.
Als der Rauch um sie herum immer dünner wurde, warf Emily ihm einen verärgerten Blick zu, sie war zu stolz, um ihm für seine Hilfe, die sie so offensichtlich gebraucht hatte, zu danken. Trotzdem war sie erleichtert, dass es endlich warm wurde. Sie spürte, wie ihr Kreislauf wieder in Schwung kam und die Wärme in ihre Zehen und ihre Nase zurückkehrte. Ihre steifen Finger lösten sich langsam.
Das Licht des Feuers erhellte das Wohnzimmer und tauchte es in ein sanftes, oranges Licht. Endlich konnte Emily all die antiken Möbel sehen, mit denen ihr Vater das Haus gefüllt hatte. Sie schaute sich um und warf einen Blick auf die schäbigen, vernachlässigten Gegenstände. Das große Bücherregal stand in einer Ecke, einst war es mit Büchern vollgestopft gewesen, die sie endlose Sommertage lang gelesen hatte, doch jetzt waren nur noch ein paar wenige übriggeblieben. Dann gab es noch den alten Flügel neben dem Fenster. Mit Sicherheit war er jetzt komplett verstimmt, doch vor all den Jahren hatte ihr Vater Lieder für sie gespielt, zu denen sie gesungen hatte. Ihr Vater war so stolz auf das Haus gewesen und es jetzt in dem strahlenden Licht zu sehen, das seinen ungepflegten Zustand enthüllte, machte sie traurig.
Über den zwei Sofas lagen weiße Tücher. Emily überlegte, ob sie sie entfernen sollte, doch das würde nur eine Staubwolke aufwirbeln. Nach dem Rauch, der aus dem Kamin gequollen war, glaubte sie nicht, dass ihre Lunge das aushalten würde. Und außerdem sah es ziemlich gemütlich aus, wie Daniel neben dem Kamin auf dem Boden saß, weshalb sie sich neben ihm niederließ.
„Also“, meinte Daniel, während er seine Hände am Feuer wärmte. „Wir haben es immerhin geschafft, dich aufzuwärmen. Aber im Haus gibt es keinen Strom und ich nehme nicht an, dass sich in deinem Koffer Laternen oder Kerzen befinden.“
Emily schüttelte den Kopf. Ihre Koffer waren voller unwichtiger Dinge, nichts, was man gebrauchen konnte, nichts, was sie hier wirklich weiterbrachte.
„Mein Vater hatte früher immer Kerzen und Streichhölzer“, sagte sie. „Er war immer vorbereitet. Ich nehme an, ich hatte erwartet, dass es immer noch einen Schrank mit diesen Dingen gäbe, aber nach zwanzig Jahren…“
Sie schloss ihren Mund, plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie eine Erinnerung an ihren Vater laut ausgesprochen hatte. Das tat sie nicht oft, normalerweise behielt sie ihre Gefühle für ihn tief in sich verborgen. Die Leichtigkeit, mit der sie gerade eben von ihm gesprochen hatte, überraschte sie.
„Dann können wir ja einfach hier drinnen bleiben“, erwiderte Daniel mit sanfter Stimme, als ob er erkannt