Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма страница 75
»Er weiß es!« versetzte mit bitterem Tone der Musketier; »bei meiner Treue, ich glaubte das nicht und suchte es sogar in diesem Augenblick zu vergessen.«
»Aber er, mein Freund, er wird es nicht vergessen, dafür stehe ich Euch.«
»Ihr sagt mir das, um mich ein wenig zu trösten, Athos.«
»Und worüber?«
»Mordioux! über alle die Ausgaben, die ich gemacht habe. Ich habe mich zu Grunde gerichtet, mein Freund, zu Grunde gerichtet für die Wiedereinsetzung dieses jungen Fürsten, der so eben sein isabellfarbiges Pferd hier vorübertänzeln ließ.«
»Der König weiß nicht, daß Ihr Euch zu Grunde gerichtet habt, mein Freund, aber er weiß, daß er Euch, viel schuldig ist.«
»Hilft mich das irgend Etwas, Athos? Ich lasse Euch Gerechtigkeit widerfahren, Ihr habt edel gearbeitet. Doch ich, der ich scheinbar Schuld gewesen bin, daß Eure Combination scheiterte, ich habe hier in Wirklichkeit den Sieg verschafft. Folgt meiner Berechnung: Ihr hättet vielleicht durch die Ueberredung, durch ein sanftes Wesen den General Monk nicht gewonnen, während ich diesen theuren General auf eine so rauhe Weise behandelte, daß sich dem Prinzen die Gelegenheit bot, sich edelmüthig zu zeigen; dieser Edelmuth, der ihm durch die Thatsache meines glücklichen Mißgriffes eingegeben worden ist, wird Karl durch die Wiedereinsetzung bezahlt, welche Monk bereitet hat.«
»Dies Alles ist eine unleugbare Wahrheit, lieber Freund.«
»So unleugbar diese Wahrheit sein mag, so ist es darum doch nicht minder wahr, theurer Freund, daß ich sehr geliebt von Herrn Monk, der mich den ganzen Tag my dear captain nennt, obgleich ich weder sein Lieber, noch sein Kapitän bin, und sehr geschätzt vom König, der meinen Namen schon vergessen hat, zurückkehren werde; es ist nicht minder wahr, sage ich, daß ich in mein schönes Vaterland zurückkehre, verflucht von den Soldaten, die ich in der Hoffnung auf einen großen Sold angeworben, verflucht vom braven Planchet, von dem ich einen Theil seines Vermögens entlehnt habe.«
»Wie so? Was Teufels hat bei dem Allem Planchet zu thun?«
»Ja wohl, mein Theurer, diesen so zierlichen, so lächelnden, so angebeteten König glaubt Herr Monk zurückgerufen zu haben, Ihr bildet Euch ein ihn unterstützt zu haben, ich glaube ihn zurückgeführt zu haben, das Volk wähnt ihn wiedererlangt zu haben, er denkt, er sei so zu Werke gegangen, daß er seinen Thron wiedergewonnen, und dennoch ist nichts von dem Allem wahr: Karl II., König von, England, Schottland und Irland, ist auf seinen Thron durch einen Spezereihändler von Frankreich gebracht worden, der in der Rue des Lombards wohnt und Planchet heißt. So steht es um die Größe! Eitelkeit, sagt die Schrift, Eitelkeit, Alles ist eitel.«
Athos konnte sich eines Lachens über die wunderliche Laune seines Freundes nicht enthalten.
»Guter d’Artagnan,« sagte er, indem er ihm liebevoll die Hand drückte, »solltet Ihr mehr Philosoph mehr sein? Gereicht es Euch nicht zur Befriedigung, daß Ihr mir das Leben gerettet, wie Ihr dies durch Eure glückliche Ankunft mit Monk in der Stunde gethan habt, wo mich die verfluchten Anhänger des Parlaments lebendig verbrennen wollten?«
»Ah! ah!« sagte d’Artagnan, »Ihr hattet es ein wenig verdient, dieses Brennen, mein lieber Graf.«
»Wie! weil ich die Million von König Karl gerettet habe?«
»Welche Million?«
»Ah! es ist wahr. Ihr habt das nie erfahren, mein Freund; doch Ihr dürft mir deshalb nickt grollen, es war nicht mein Geheimniß. Das Wort Remember, das König Karl auf dem Schaffot aussprach . . . «
»Und das Erinnere Dich heißt.«
»Ganz richtig. Dieses Wort bedeutete: Erinnere Dich, daß eine Million in den Gewölben von Newcastle vergraben ist, und daß diese Million meinem Sohn gehört.«
»Ah! sehr gut, ich begreife. Doch was ich auch begreife, und was mir furchtbar vorkommt, ist, daß Seine Majestät König Karl II., so oft er an mich denkt, sich sagen wird: »»Das ist ein Mensch, durch dessen Schuld ich beinahe meine Krone verloren hatte. Zum Glück bin ich edelmüthig, groß, voll Geistesgegenwart gewesen.«« Dies wird von mir und von sich dieser junge Herr sagen, der in einem sehr abgetragenen Wamms in das Schloß von Blois kam und mich, seinen Hut in der Hand, fragte, ob ich ihm nicht Eintritt beim König von Frankreich verschaffen wolle.«
»D’Artagnan, d’Artagnan,« sprach Athos, seine Hand auf die Schulter des Musketiers legend, »Ihr seid nicht billig.«
»Ich habe das Recht dazu.«
»Nein, denn Ihr kennt die Zukunft nicht.«
D’Artagnan schaute seinem Freund in die Augen und lachte.
»In der That, mein lieber Athos,« sagte er, »Ihr habt herrliche Worte, die ich nur bei Euch und bei dem Herrn Cardinal Mazarin kennen lernte.«
Athos machte eine Bewegung.
»Verzeiht,« fuhr d’Artagnan lachend fort, »verzeiht, wenn ich Euch beleidige. Die Zukunft! hu! wie schön sind doch die Worte, welche versprechen, und wie füllen sie den Mund so gut in Ermanglung von etwas Anderem! Mordioux! wann werde ich, nachdem ich so Viele gefunden, welche versprachen, Einen finden, der gibt!
»Doch lassen wir das,« fuhr d’Artagnan fort. »Was macht Ihr hier, mein lieber Athos, seid Ihr Schatzmeister des Königs?«
»Wie! Schatzmeister des Königs?«
»Ja, da der König eine Million besitzt, so braucht er einen Schatzmeister. Der König von Frankreich, der ohne einen Sou ist, hat wohl seinen Oberintendanten der Finanzen, Herrn Fouquet. Es ist wahr, dagegen besitzt Herr Fouquet eine schöne Anzahl von Millionen.«
»Oh! unsere Million ist schon lange ausgegeben,« sagte Athos lachend.
»Ich begreife, sie ist in Seide, in Sammet, in Edelsteinen und in Federn aller Art und von allen Farben aufgegangen. Alle diese Prinzen und Prinzessinnen bedurften gar sehr der Schneider und der Näherinnen. Ei! Athos, erinnert Ihr Euch, was wir ausgegeben haben, um uns zu equipiren, als wir bei La Rochelle im Felde lagen, und um unsern Einzug zu Pferde zu halten? Zwei bis dreitausend Livres, bei meiner Treue; doch der Leib eines Königs ist weiter und man braucht eine Million, um den Stoff zu kaufen. Sagt, Athos, seid Ihr nicht Schatzmeister, so seid Ihr wenigstens wohl gelitten bei Hofe?«
»So wahr ich ein Edelmann bin, ich weiß es nicht,« erwiederte Athos ganz einfach.
»Ei! geht doch, Ihr solltet es nicht wissen!«
»Ich habe den König seit Dover nicht wiedergesehen.«
»Mordioux, dann hat er Euch vergessen, das ist königlich!«
»Seine Majestät hat so viel zu thun gehabt.«
»Oh!« rief d’Artagnan mit einer von jenen witzigen Grimassen, wie nur er allein sie zu machen wußte, »bei meiner Ehre, ich fange wieder an, mich in Monsignor Giulio Mazarin zu verlieben. Wie! mein lieber Athos, der König hat Euch nicht wiedergesehen?«
»Nein.«
»Und Ihr seid nicht wüthend?«
»Ich? warum? Bildet Ihr Euch etwa ein, mein lieber d’Artagnan, ich habe für den König auf diese Art gehandelt? Ich kenne ihn gar