Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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»Die Frau Dauphine und Jean Dubarry,« sprach der König, »das wird interressant. Lassen Sie hören, erklären Sie sich, Herr von Choiseul, verbergen Sie mir besonders nicht das Geringste, und hätte die Dauphine Dubarry den Degenstich gegeben!«
»Sire, nicht die Frau Dauphine,« erwiederte Choiseul mit gleicher Ruhe, »sondern einer von den Officieren ihrer Escorte.«
»Ah!« machte der König, der nun, wieder ernst wurde, »ein Officier, den sie kennen, nicht wahr, Herr von Choiseul?«
»Nein, Sire, ein Officier, den Eure Majestät kennen muß, wenn Eure Majestät sich aller ihrer guten Diener erinnert; ein Officier dessen Namen in der Person seine Vaters bei Philippsburg, Fontenoy, Mahon geklungen hat ein Taverney-Maison-Rouge.«
Der Dauphin schien diesen Namen mit der Luft des Saales einzuathmen, um ihn besser im Gedächtnis, zu behalten.
»Ein Maison-Rouge!« sagte Ludwig XV., »sicherlich kenne ich das. Ei! warum hat er sich gegen Jean geschlagen, den ich liebe? Vielleicht weil ich ihn liebe . . . einfältige Eifersüchteleien, Anfänge von Unzufriedenheit, partielle Meuterei?«
»Sire, wird Eure Majestät die Gnade haben, zu hören?« versetzte Herr von Choiseul.
Ludwig XV. begriff, daß er kein anderes Mittel hatte, sich ans der Sache zu ziehen, als aufgebracht zu werden.
»Ich sage Ihnen, mein Herr, daß ich hierin den Keim einer Verschwörung gegen meine Ruhe, eine gegen meine Familie organisirte Verfolgung erblicke.«
»Ah! Sire,« entgegnete Herr von Choiseul, »verdient ein junger Mann deßhalb, weil er die Frau Dauphine, die Söhnerin Eurer Majestät vertheidigt, solche Vorwürfe?«
Der Dauphin richtete sich auf, kreuzte die Anne und sprach:
»Ich gestehe, ich bin dem jungen Manne dankbar, der sein Leben für eine Prinzessin ausgesetzt hat, welche in vierzehn Tagen meine Frau sein wird.«
»Sein Leben ausgesetzt! sein Leben ausgesetzt!« stammelte der König, »aus welcher Veranlassung? darf man wohl wissen, aus welcher Veranlassung?«
»Weil es dem Herrn Vicomte Jean Dubarry, der sehr schnell reiste, in den Kopf kam, die Pferde auf der Station zu nehmen, welche die Dauphine eben erreichen sollte, und zwar ohne Zweifel, um noch schneller zu fahren.«
Der König biß sich in die Lippen und wechselte die Farbe, er erblickte im Helldunkel wie ein drohendes Gespenst die Aehnlichkeit, die ihn kurz zuvor beunruhigt hatte.
»Es ist nicht möglich!, ich kenne die Sache, Sie sind schlecht unterrichtet, Herzog,« murmelte Ludwig XV., um Zeit zu gewinnen.
»Nein, Sire, ich bin nicht schlecht unterrichtet, und was ich Eurer Majestät zu sagen die Ehre gehabt habe, ist reine Wahrheit. Ja, der Herr Vicomte Jean Dubarry hat der Frau Dauphine die Beleidigung angethan, für sich die für ihren Dienst bestimmten Pferde zu nehmen, und er führte sie, nachdem er den Postmeister mißhandelt, bereits mit Gewalt fort, als der Herr Chevalier Philipp von Taverney, von Ihrer Königlichen Hoheit abgeschickt, ankam und nach mehreren höflichen und versöhnenden Aufforderungen . . .«
»Oh! oh!« brummte der König.
»Und nach mehreren höflichen und versöhnenden Aufforderungen, ich wiederhole dies, Sire.«
»Ja, und ich verbürge mich dafür,« sprach der Dauphin.
»Sie wissen das auch?« versetzte der König von Erstaunen ergriffen.
»Vollkommen, Sire.«
Herr von Choiseul verbeugte sich strahlend und sprach: »Will Seine Hoheit fortfahren? Seine Majestät wird ohne Zweifel mehr Zutrauen zu dem Worte ihres erhabenen Sohnes haben, als zu dem meinigen.«
»Ja, Sire,« fuhr der Dauphin fort, ohne jedoch für die Wärme, mit der Herr von Choiseul die Erzherzogin vertheidigt hatte, alle Dankbarkeit an den Tag zu legen, welche der Minister zu erwarten berechtigt war. »Ja, Sire, ich wußte dies und war gekommen, um Euere Majestät davon in Kenntniß zu setzen, daß nicht allein Herr Dubarry die Frau Dauphine dadurch beleidigte, daß er ihrem Dienst in den Weg trat, sondern auch, daß er sich gewaltsam einem Officier meines Regiments wider setzte, der seine Pflicht that, indem er ihn wegen dieses Mangels an Schicklichkeit zurechtwies.«
Der König schüttelte den Kopf und erwiederte:
»Das müßte man wissen, das müßte man wissen.«
»Ich weiß es, Sire,« sprach mit sanftem Tone der Dauphin. »für mich gibt es keinen Zweifel mehr, Herr Dubarry hat den Degen in die Hand genommen.«
»Zuerst?« fragte Ludwig XV., glücklich, daß man ihm diese Chance geöffnet hatte, um den Streit auszugleichen.
Der Dauphin erröthete und schaute Herrn von Choiseul au, der dem Prinzen, als er ihn in Verlegenheit sah, schleunigst zu Hülfe kam.
»Kurz, Sire,« sagte er, »der Degen wurde von zwei Männern gekreuzt, von denen der eine die Dauphine verletzte , während der andere sie vertheidigte.«
»Ja, aber wer war der Angreifer?« fragte der König. »Ich kenne Jean, er ist sanft wie ein Lamm.«
»Der Angreifer ist, wenigstens wie ich glaube, derjenige, welcher Unrecht gehabt hat, Sire, sprach der Dauphin mit seiner gewöhnlichen Mäßigung.
»Das ist eine delikate Sache,« sagte Ludwig XV., »der Angreifer derjenige, welcher Unrecht gehabt hat . . . derjenige, welcher Unrecht gehabt hat . . . und wenn der Officier unverschämt war?«
»Unverschämt!« rief Herr von Choiseul, »unverschämt gegen einen Menschen, der mit Gewalt die für die Dauphine bestimmten Pferde wegführen wollte! Ist das möglich, Sire?«
Der Dauphin sagte nichts, aber er erbleichte.
Ludwig XV. sah diese zwei feindseligen Stellungen.
»Lebhaft, wollte ich sagen,« fügte er sich verbessernd bei.
»Und überdies,« versetzte Herr von Choiseul, der diesen Schritt rückwärts benützen wollte, um einen Schritt vorwärts zu machen, »und überdies weiß Seine Majestät wohl, daß ein eifriger Diener nicht Unrecht haben kann.«
»Ah ja! doch wie haben Sie dieses Ereigniß erfahren, mein Herr?« fragte der König den Dauphin, ohne Herrn von Choiseul aus dem Gesicht zu verlieren, dem diese ungestüme Aufforderung dergestalt in die Quere kam, daß man seine Verlegenheit leicht bemerken konnte, trotz der Mühe, die er sich gab, um sie zu verbergen.
»Durch einen Brief, Sire,« antwortete der Dauphin.
»Ein Brief, von wem?«
»Von irgend Jemand, der sich für die Frau Dauphine interessirt und es wahrscheinlich seltsam findet, daß man sie beleidigt.«
»Sieh da, abermals Mysterien, geheime Korrespondenzen, Commplotte,« rief der König, »Man fängt wieder an, sich zu verständigen, um mich zu plagen, wie zur Zeit von Frau von Pompadour.«
»Nein, nein, Sire,« versetzte Herr von Choiseul, »es ist eine ganz einfache Sache, ein Verbrechen beleidigter Majestät. Eine gute Bestrafung wird über den Schuldigen verhängt werden, und Alles ist vorbei.«
Bei dem