Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1. Александр Дюма
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»Nicht einmal die Trennung von mir, meine Tochter?«
»Oh! sie würde mir Kummer machen, wenn ich Sie nicht mehr sehen sollte; doch Sie werden zuweilen nach Saint-Denis kommen; Sie werden mich nicht gänzlich vergessen.«
»Oh! nie! nie!«
»Lassen Sie sich nicht erschüttern, Sire, Man soll nicht denken, diese Trennung sei von Dauer. Meine Schwestern wissen, wenigstens wie ich glaube, noch nichts; meine Frauen allein sind in das Vertrauen gezogen. Seil acht Tagen treffe ich alle Anstalten und es ist mein innigster Wunsch, daß der Lärm meiner Abreise erst nach dem der schweren Pforten von Saint-Denis ertöne. Dieser letztere Lärm wird mich verhindern, den andern zu hören.«
Der König las in den Augen seiner Tochter, daß ihr Vorhaben unerschütterlich war. Es war ihm ohnedies lieber, daß sie ohne Geräusch abreiste. Wenn Madame Louise den Ausbruch des Schluchzens für ihren Entschluß befürchtete, so befürchtete ihn der König noch viel mehr für seine Nerven.
Dann wollte er nach Marly gehen, und zu viel Schmerz in Versailles hätte nothwendig die Reise verzögert.
Endlich bedachte er, daß er, eine zugleich des Königs und des Vaters unwürdige Orgie verlassend, nicht mehr dem ernsten, traurigen Gesichte begegnen würde, welches ihm wie ein Vorwurf über das sorglose, träge Leben, das er führte, erschien.
»Es geschehe nach Deinem Willen, mein Kind,« sagte er; »empfange den Segen Deines Vaters, den Du stets vollkommen glücklich gemacht hast.«
»Nur Ihre Hand, daß ich sie küsse, Sire, und geben Sie mir im Geiste diesen kostbaren Segen.«
Für diejenigen, welche von ihrem Entschluß unterrichtet waren, bot sie ein großartiges, feierliches Schauspiel, diese Prinzessin, welche mit jedem Schritte, den sie that, ihren Ahnen näher rückte, die aus der Tiefe ihrer goldenen Särge ihr zu danken schienen, daß sie lebendig kam, um sie in ihren Gräbern aufzusuchen.
An der Thüre grüßte der König seine Tochter, und wandte sich dann um, ohne ein Wort zu sagen.
Der Hof folgte ihm, der Etiquette gemäß.
XXVIII.
Loque, Chiffe und Graille
Der König wandte sich nach dem Cabinet der Equipagen, wo er vor der Jagd oder der Spazierfahrt einige Augenblicke zuzubringen pflegte, um besondere Befehle den Leuten vom Dienst zu geben, deren er für den Rest des Tages bedurfte.
Am Ende der Gallerie grüßte er die Höflinge und bedeutete ihnen durch ein Zeichen, daß er allein sein wolle.
Als Ludwig XV. allein war, setzte er seinen Weg durch einen Corridor fort, auf welchen die Gemächer der Prinzessinnen gingen. Vor der durch eine Tapete verschlossenen Thüre, angelangt, blieb er einen Augenblick stehen, schüttelte den Kopf und brummte durch die Zähne:
»Es war nur Eine von ihnen gut, und diese ist abgereist.«
Ein Ausbruch von Stimmen antwortete auf dieses für die Uebrigen ziemlich unhöfliche Axiom. Die Tapete wurde aufgehoben und Ludwig XV. mit den Worten:
»Ich danke, mein Vater!« begrüßt, die im Chor ein wüthendes Trio an ihn richtete.
Der König befand sich mitten unter seinen drei andern Töchtern.
»Ah! Du bist es, Loque,« sagte er, sich an die älteste von den dreien, nämlich an Madame Adelaide wendend. »Ah, meiner Treue! desto schlimmer, ärgere Dich, oder ärgere Dich nicht, ich habe die Wahrheit gesprochen.«
»Oh!« versetzte Madame Victoire, »Sie haben uns nichts Neues gelehrt, Sire, wir wissen, daß Sie Louise stets vorgezogen«
»Meiner Treue! Du hast eine große Wahrheit gesagt, Chiffe.«
»Und warum uns Louise vorziehen?« fragte mit einem spitzigen Tone Madame Sophie.
»Weil mich Louise nicht quält,« antwortete er mit jener Zutraulichkeit, von der Ludwig XV. in seinen selbstsüchtigen Augenblicken einen so vollkommenen Typus bot.
»Oh! sie wird Sie quälen, seien Sie unbesorgt, mein Vater,« sprach Madame Sophie mit einem scharfen Tone, der die Aufmerksamkeit des Königs besonders auf sie lenkte.
»Was weißt Du davon, Graille?« entgegnete er. »Hat Dich Louise bei ihrer Abreise in’s Vertrauen gezogen? Das sollte mich wundern-, denn sie liebte Dich nicht besonders.«
»Ah! meiner Treue! jedenfalls gebe ich es ihr zurück.« antwortete Madame Sophie.
»Sehr gut!’ sagte Ludwig XV., »haßt Euch, verabscheut Euch, zerreißt Euch, das ist Eure Sache; wenn Ihr nur mich nicht in Anspruch nehmt, daß ich die Ordnung im Reiche der Amazonen wiederherstelle, ist es mir gleichgültig. Doch ich wünsche zu wissen, in welcher Hinsicht die arme Louise mich quälen soll?«
»Die arme Louise!« erwiederten gleichzeitig Madame Victoire und Madame Adelaide, indem sie ihre Lippen auf zwei verschiedenen Arten verlängerten.
»In welcher Hinsicht Louise Sie quälen soll? Nun, Ich will es Ihnen sagen, mein Vater.«
Ludwig streckte sich in einem großen Lehmstuhle aus, der neben der Thüre stand, so daß der Rückzug immer etwas Leichtes für ihn blieb.
»Weil Madame Louise ein wenig von dem Dämon geplagt wird, der die Aebtissin von Chelles in Bewegung setzte,« antwortete Sophie, »und weil sie sich in das Kloster zurückzieht, um Experimente zu machen.«
»Stille, stille,« sagte Ludwig XV., »ich bitte, keine Zweideutigkeiten über die Tugend Ihrer Schwester; man bat außen, wo man doch sehr viel sagt, nie etwas über sie gesagt. Fangen Sie nicht an.«
»Ich?«
»Ja Sie.«
»Oh! ich sage nichts von ihrer Tugend,« entgegnete Madame Sophie, verletzt durch die besondere Betonung, mit der ihr Vater das Wort Sie aussprach, und durch seine absichtliche Wiederholung; »ich sage nur, sie werde Experimente machen, und weiter nichts.«
»Nun! wenn sie Chemie treiben, wenn sie sich im Fechten üben und Röllchen für Lehnstühle machen, wenn sie Flöte blasen, wenn sie Tambourin schlagen. wenn sie Claviere zertrümmern, oder auf der Violine kratzen würde, welches Unglück könnten Sie darin sehen?«
»Ich sage, sie wird Politik treiben.«
Ludwig XV. bebte.
»Die Philosophie, die Theologie studiren, und die Commentare über die Bulle Unigenitus fortsetzen, so daß wir, zwischen ihre Regierungstheorien, ihre metaphyschen Systeme und ihre Theologie genommen, als die Unnützen der Familie erscheinen werden . . . wir . . .«
»Welches Uebel seht Ihr hierin, wenn das Eure Schwester in das Paradies führt?« versetzte Ludwig XV., ziemlich betroffen über den Zusammenhang zwischen der Anklage von Graille und der politischen Diatribe, durch die ihn Madame Louise bei ihrem Abgang erwärmt hatte. »Beneidet Ihr ihre Gottseligkeit? Das wäre die Sache von sehr schlechten Christinnen.«
»Ah! Meiner Treue, nein,« sagte Madame Victoire, »ich lasse sie gehen, wohin sie geben will, nur folge ich ihr nicht.«
»Ich auch nicht,« fügte